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Raum gegeben, daß Herodot zu Sardes von dortigen vornehmen und geschichtskundigen Persern Erkundigungen über die Geschichte Mediens und Persiens eingezogen hat. Matzat gebührt deshalb das Verdienst in dieser komplizierten Quellenfrage die Bahn gebrochen zu haben. Ist doch seine Vermutung ein willkommener Fingerzeig, der auf den richtigen Pfad führt. Der uns durch Herodot überlieferte Bericht birgt tatsächlich zweierlei Momente in sich, die nach Kleinasien und speziell an die Peripherie von Ionien als seinen Ursprungsort hinweisen. Ich denke in erster Linie an den Vergleich zwischen Athen und Agbatana I, 98, woraus sich herausstellt, daß der Verfasser dieses Berichtes in der Lage war, sich über Athen eine eigene Vorstellung zu bilden, die eine nähere Bekanntschaft mit griechischen Verhältnissen voraussetzt. Die in den Bericht aufgenommenen delphischen Weissagungen über Kyros und Kroisos treten hinzu. Man könnte demnach annehmen, daß der Bericht in seiner ursprünglichen Redaktion auf einen mit griechischen Verhältnissen wohl betrauten Perser zurückzuführen sei. Im Grunde rührt aber diese Erzählung von keinem Perser her, wie ich bereits bei der Prüfung ihres Inhalts dargetan habe. Es heißt also, den Weg, auf welchem Herodot die Harpagidentradition zugekommen ist, untersuchen.

Auch ich war anfangs der Meinung, daß Herodot selbst auf seinen Reisen in der Umgegend von Halikarnassos diese Tradition kennen gelernt und in sein Geschichtswerk aufgenommen hat. E. Meyer') dagegen nahm für die bei Trogus vorliegende und nach meiner Ermittelung auch Herodot bekannte und teilweise überlieferte ältere Version den Dionysios von Milet als Quelle und Deinon als Vermittler in Anspruch. In seinen Forschungen zur alten Geschichte I. 1892 und in dem im J. 1901 publizierten III. Teil seiner Geschichte des Altertums2) denkt Meyer an Charon von Lampsakos als Quelle Deinons, aber für den historischen Teil des Herodoteischen Kyrosberichtes an Dionysios von Milet. Ebenso ist C. F. Lehmann seit längerer Zeit bestrebt, nachzuweisen, daß Herodot an manchen Stellen, insbesondere in seiner Beschreibung von Babylon, außer von Hekataios) auch von Dionysios), und in der Schilderung des ionischen Aufstandes, für den Hekataios nicht in Betracht kommt, speziell von Dionysios1), abhängig ist. Als Resultat dieser Erörterungen sehe ich die Tatsache an, daß Herodot mehr, als bisher angenommen wurde, aus der logographischen Literatur der lonier, obzwar er außer Hekataios keinen

1) Artikel „Kyros", in Ersch und Grubers Ally. Encyklopädie II, XLI., 57. 2) Geschichte des Altertums III, 6.

3) Berliner Philol. Wochenschr. 1894 Sp. 272, 1898 Sp. 458.

Berl. archäolog. Ges. 1896 S. 25; vgl. die folgende Anmerkung.

Sitzungsberichte d.

4) S. dessen Xerxes und die Babylonier, Wochenschr. f. klass. Philol. 1900,

S. 964, Aum. 1 u. 6. Beiträge zur alten Geschichte 1, 271 Anm. 2; II, 334-40, Anm. 344/45; III, 330-32.

anderen Vertreter der Logographie namentlich anführt, für die vorderasiatische Geschichte geschöpft hat.

Nun hat sich während der eben verflossenen Jahre unsere Kenntnis über Hekataios den Milesier überhaupt und über dessen Verhältnis zu Herodot speziell derart vertieft, daß es mir nötig erschien, die Untersuchung auch auf eventuelle Abhängigkeit Herodots von Hekataios, soweit es auf den undixos Lóyos ankommt, auszudehnen.

Fassen wir die Harpagidentradition in ihrer äußeren Beschaffenheit ins Auge, so werden wir bald Spuren von persischer Vermittelung gewahr werden, die sie hat durchmachen müssen, bevor sie zur Kenntnis der Griechen gelangt war. Dieser persische Rahmen kommt bereits in I, 99 und 100 zum Vorschein. Das nach I, 95 durch Deiokes eingeführte Hofzeremoniell ist bloß ein auf medische Verhältnisse übertragenes Abbild der persischen Hofsitten der Achaemenidenzeit, ebenso die in I, 117 geschilderte Gerichtsverfassung. Wenn Harpagos in I, 117 die Folgen der Lüge befürchtet, so ist darin die Einwirkung des „arischen Gesetzes", d. h. des Avestismus, der in seiner ursprünglichen Form aller Wahrscheinlichkeit nach Dareios dem Hystaspiden seine Kodifikation und Verbreitung außer Persien verdankt. 1) zu erkennen. Die ursprüngliche medische Tradition hat sich also im Verlaufe der Zeit ein persisches Gewand angetan, ebensogut wie die medischen Harpagiden in Lykien während der Zeit Perser wurden und die auf solche Art akkomodierte Überlieferung hat ein der persischen Sprache kundiger Grieche kennen gelernt. Der Beweis für diese Argumentation wird meines Erachtens 1. durch die Übersetzung des medischen Wortes onαxo durch das griechische Begriffswort zuvo, 2. durch den Vergleich von Agbatana mit Athen, 3. durch die griechische. die Stadt" Agbatana von dem medischen Lande" unterscheidende Ansicht, die in der Herodoteischen Version zur Geltung kommt, und 4. durch die delphischen Sprüche, die die Grundlage zur Erzählung von der Ursache und dem Verlauf der Katastrophe des Astyages geboten haben, erbracht. Dem auf diese Weise ermittelten Griechen war aber noch eine andere und zwar ältere Version der Sage von der Aussetzung des Kyros und von der wunderbaren Errettung desselben bekannt und diese ältere Version hat der griechische Geschichtsammler dem philosophierenden Standpunkte der Zeit gemäß rationalistisch aufgefaßt. Dieser Grieche hat auch die ihm bekannt gewordene Überlieferung schriftlich verzeichnet und durch einige ältere, nach seinem Standpunkt rationalisierte Bestandteile erweitert. Die auf diese Art zurechtgemachte und schriftlich verzeichnete Überlieferung nahm Herodot und zwar größtenteils unverändert, insoweit es sein Entwurf zuließ, in sein Werk auf. Die Worte I. 103 ovтos & roĩa Avdoïóív éơn

1) Vgl. hierüber meine Ausführungen in den Sitzungsberichten der kön, böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 1889. 209 fgd.

μαχεσάμενος ὅτε νὺς ἡ ἡμέρη ἐγένετό σφι μαχομένοισι sind als Herodoteische Erweiterung seiner Quelle anzusehen, um die Verknüpfung seines medischen 2óyos mit dem lydischen Berichte in I, 74 herzustellen. Auch in dem Schlußsatz I, 119 kommt Herodots persönliche Ansicht (yo) Soxém) zum Vorschein.

Auf Grund dieser Erörterung wird es meines Dafürhaltens nicht schwer fallen, die schriftliche Vorlage, der Herodot die durch persische Vermittelung überbrachte und vom griechischen Gesichtspunkt ergänzte Überlieferung entnahm, zu ermitteln. Diese schriftliche Quelle kann nur Hekataios der Milesier gewesen sein, dessen zahlreiche Spuren besonders in dem ägyptischen λóyos des Herodot wahrzunehmen sind. In einem anderen Zusammenhange1) habe ich die Ansicht vertreten, daß Herodot seine Nachrichten über die ersten Psammetichiden Hekataios verdankt und daß auch die Nachrichten über die in Ägypten durch Kambyses angeblich verübten Greueltaten Hekataios zuzuweisen sind. Die moderne Forschung hebt bei Hekataios zweierlei Vorzüge hervor, die Herodots geschichtsschildernde Kunst bedenklich in Schatten stellen, in erster Reihe eine klare, vorurteilslose Weltanschauung und einen weiten geographischen Gesichtskreis. Den Beweis der hekatäischen Weltanschauung ersehe ich in der Rationalisierung der ursprünglichen persischen Sage von der Aussetzung des Kyros und über die Rettung desselben durch eine Hündin. Ein beredtes Zeugnis von den geographischen Kenntnissen des milesischen Logographen hat sich in Herodot I, 110 und zwar in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Fragmente der Sage von der Rettung des Kyros durch die Hündin erhalten. Dieses Fragment soll die Gestalt und Beschaffenheit des Gebietes. wo Kyros aufgewachsen war. dem griechischen Leser anschaulich machen.") Man erkennt darin einen. sich von dem pontischen Gestade aus orientierenden richtigen geographischen geographischen Begriff über Medien, und es liegt demnach nahe, anzunehmen, daß er auf Erfahrungen griechischer und speziell ionischer Handelsleute fußt, die von Trapezus oder vom Phasis aus mit den Medern Handelsbeziehungen angeknüpft haben. Herodot kann man solch eine Anschauung nicht zutrauen, da er über Medien, und dessen Hauptstadt Agbatana, insonderheit aber über die Lage des letzteren, recht fragmentarische und im großen ganzen unrichtige Erkundigungen eingezogen hat. Die einzige Stelle, worin Herodot über das Land Medien und das Volk der Meder nach deren eigener Aussage und unter Hinweis auf die geographischen Verhältnisse Aufschluß gibt, ist die Ergänzung der einschlägigen Angabe in dem Verzeichnis des Heeres des

1) Forschungen zur Geschichte des Altertums II, 6 fgd.

2) αἱ δὲ ὑπώρεαί εἰσὶ τῶν ὀρέων, ἔνθα τὰς νομὰς τῶν βοῶν εἶχε οὗτος δὴ ὁ βούκολος, πρὸς βορέω τε ἀνέμου τῶν ̓Αγβατάνων καὶ πρὸς τοῦ πόντου τοῦ Εὐξείνου ταύτῃ μὲν γὰρ ἡ Μηδική χώρη [1] πρὸς Σασπείρων ὀρεινὴ ἐστι κάρτα καὶ υψηλή τε και ἴδησι συνηρεφής, ἡ δὲ ἄλλη Μηδικὴ χώρη ἐστὶ πᾶσα ἄπεδος.

Beiträge z. alten Geschichte. IV 2.

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Xerxes, VII, 162. Aus medischem Munde soll Herodot erfahren haben, daß sich die Meder selbst früher "Ago nannten und erst nachher den Namen Mido angenommen haben, aber er verknüpft in seiner naiven Weise diese auf bestimmte geschichtliche Vorgänge sich stützende Namensänderung mit der Ankunft der kolchischen Medeia von Athen zu diesen Ariern, dem Hekataios Frg. 171 folgend, wo der Name Mido nò мýðоν υἱοῦ Μηδείας abgeleitet wird.

Im Vergleich mit seiner genauen Kenntnis der westlich vom Euphrat belegenen Länder zeigt Herodot eine verblüffend unzureichende Kenntnis der innerirânischen Ländergebiete und der denselben benachbarten Gebirgslandschaften im Nordwesten. Als Beispiel sind die Matiener anzuführen, die es bisher nicht gelungen ist, auf Grund seinen verworrenen Nachrichten auf der historischen Karte Vorderasiens zu lokalisieren: mutmaßlich sind in dem Namen der Matiener verblaßte Erinnerungen an das einstige Mitannireich und dessen Bevölkerung erhalten, für die allerdings Herodot das nötige Verständnis abging.') Die Bemerkung, mit der Herodot die einschlägige Angabe des Xerxeskatalogs begleitet, zeugt dagegen von einer richtigen Auffassung der natürlichen Verhältnisse des gebirgigen, waldreichen und damals dünn bevölkerten nördlich von Agbatana belegenen medischen Landstrichs, mit welcher seine Beschreibung der medischen Hauptstadt scharf kontrastiert. Die erhaltenen Fragmente des zweiten Teiles der hekatäischen Periegese zeugen aber von genauen geographischen Kenntnissen des milesischen Logographen, soweit es auf Armenien, Irân, ja sogar Indien ankommt, mit denen Herodots Kenntnisse keinen Vergleich ertragen. Wenn wir diese Fragmente einer eingehenden Prüfung unterziehen, so gelangen wir zur Überzeugung, daß Hekataios dabei den Ausgangspunkt die ostpontische Uferlandschaft bei der Phasismündung geboten hat. Von dem Phasis aus sollen die Argonauten in den Okeanos gelangt sein (Frg. 187), in der im Phasisgebiete gelegenen Landschaft Kolchis nennt Hekataios zwei Stämme, die Koraxer und die Moscher, 2) wobei die Sitze der ersteren in der Nachbarschaft der bereits kaukasischen Koler angesetzt werden.3) Herodot kennt aber weder die Koraxer noch die Koler, die Moscher führt er bloß in dem Satrapienverzeichnis (III, 94) und dem xerxischen Heereskatalog (VII, 78) an, ohne eine genauere Kenntnis derselben an den Tag zu legen. In schroffem Gegensatz zu Herodots verworrenen Angaben grenzt Hekataios die Sitze der Matiener genau ab, indem er hervorhebt (Frg. 188), daß sie den Moschern und

1) Th. Reinach, Un peuple oublié: Les Matiènes in den Akten des Genfer Orientalistenkongresses 1894 IV, VI, 25 und in der Revue des études grecques VII 1894), 313-318.

2) Frg. 185 Müller: Κόραξοι, ἔθνος Κόλχων, πλησίον Κώλων, Frg. 188: Μόσχοι Κόλχων ἔθνος προσεχὲς τοῖς Ματιηνοῖς. (Vgl. dazu diese Beitr. II 342, nach Sieglin.) 3) Frg. 186 Müller: Koot, 9roç noòç to Karzάoy.

Gordiern oder Gordiäern, in deren Gebiet er die Stadt Hyope namhaft macht und sie selbst in bezug auf die Tracht mit den Paphlagoniern in Vergleich zieht,') benachbart sind. In betreff der Matiener ist außer dem Namen, der im Satrapienverzeichnis und dem xerxischen Heereskatalog wiederkehrt, bloß bekannt, daß der Fluß Gyndes in dem „matienischen Gebirge" entspringt und durch das Gebiet der Dardaner dem Tigris zueilt.2) Auch in bezug auf den Kaspisee gehen die Nachrichten beider Griechen weit auseinander und es zeigt sich, daß die Angaben des Hekataios als genauer anzusehen sind. Im Osten von Kolchis nennt Hekataios das Volk der Katanner und setzt seine Sitze πρὸς τῇ Κασπία θαλάσσῃ (Frg. 169) an. Diese Katanner sind Herodot unbekannt, ἡ Κασπία θαλάσση wird aber von ihm, allerdings in anderem Zusammenhange, zweimal genannt, in den geographischen Texteinlagen I, 202 und IV, 40. Über denselben. See hat Herodot wertvolle Nachrichten aus persischer Quelle eingezogen, die sich leider auf das Südufer nicht beziehen. Bei Hekataios Frg. 171 wird aber Medien als χώρα ταῖς Κασπίαις παρακειμένη πύλαις bezeichnet und Frg. 172, dessen Erhaltung wir Athenaios verdanken, wird die Bodenbeschaffenheit von Medien in einer Weise geschildert, die für die aufgeworfene Frage von größtem Belang ist. Zum Zwecke einer eingehenden Untersuchung wird hier das in Rede stehende Hekatäische Fragment der Herodoteischen Beschreibung in I, 110 gegenübergestellt:

Hekataios Frg. 172. Εκαταῖος δ' ὁ Μιλήσιος ἐν Ἀσίας περιηγήσει, εἰ γνήσιον τοῦ συγγραφέως τὸ βίβλιον (Καλλίμαχος γὰρ αὐτὸ ἀναγράφει Νησιώτου) ὅστις οὖν ἐστὶν ὁ ποιήσας λέγει οὕτω „περὶ τὴν Ὑρκανίην θάλασσαν καλεομένην οὔρεα ὑψηλὰ καὶ δάσει ὕλῃσι, ἐπὶ δὲ τοῖσιν οὔρεσιν ἀκανθα κύναρα.“

Herodot I, 110.

ταύτῃ μὲν γὰρ ἡ Μηδικὶ πρὸς Σασπείρων ὀρεινή ἐστι κάρτα καὶ ὑψηλή τε καὶ ἴδῃσι συνηρεφής, ἡ δὲ ἄλλη Μηδικὴ χώρη ἐστὶ πᾶσα ἀπεδος.

Eine wie richtige Anschauung über die Bodenbeschaffenheit Westund Nordirâns Hekataios hatte, ist auch aus Frg. 173 ersichtlich, wo

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1) Frg. 189 Müller: Υώπη, πόλις Ματιηνῶν, προσεχής τοῖς Γορδίοις. Εκαταίος Ασίᾳ ἐν δὲ πόλις Υώπη, οἱ δ ̓ ἄνθρωποι ἐσθῆτα φορέουσιν, οἵρπερ Παφλαγόνες". 2) 1, 189: ἐπὶ Γύνδη ποταμῷ, τοῦ αἱ μὲν πηγαὶ ἐν Ματιηνοῖσιν ὄρεσι, ρεῖ δὲ διὰ Δαρδανέων, ἐκδιδοῖ δὲ ἐς ἕτερον ποταμὸν Τίγρην. Τη Λαρδανέων teilt mir C. F. Lehmann einen Passus aus einem Briefe d. d. 30. I. 1898 von F. C. Andreas an ihn mit:,,διὰ Παρδανέων habe ich schon seit langem verbessert in διὰ Ῥαδανίων. Radan war nicht nur Flußnahme, sondern auch, wohl ursprünglich, Landschaftsname, s. Delitzsch, Parad. 186. Noch die arabischen Geographen unterscheiden 2 Distrikte Ober- und Unter-Radhan". - C. F. Lehmann fügt hinzu: „Andreas hat sicher in der Sache Recht, nur wird man ev. den Text des Herodot nicht zu verändern brauchen. Herodot hat wohl schon selbst 1egderfor geschrieben. Solche Angleichung neuer unbekannter an bekannte Namen ist ja typisch für ihn”.

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