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208 J.V. Prášek, Hekataios als Herodots Quelle zur Geschichte Vorderasiens. Chorasmien eingehend geschildert wird.1) Angesichts dieser Tatsachen und des bei Herodot I, 110 auf der Hand liegenden wörtlichen Einklangs mit Hekataios Frg. 172 stehe ich nicht an, die Herodoteische Charakteristik von Medien in I, 110 für hekatäisches Eigentum zu erklären und durch diese Annahme wird meines Erachtens das Rätsel des Ursprunges der Harpagiden tradition Herodots seiner Lösung zugeführt. Die besagte Tradition ist an dem lykischen Fürstenhof der Harpagiden entstanden, wurde teilweise vom persischen Standpunkt aus modifiziert, nachher den Ioniern bekannt und der bedeutendste unter den Gebildeten des damaligen Ioniens, der milesische Logograph Hekataios, hat sie niedergeschrieben, wobei er aber in deren Textlaut auch Bestandteile einer anderen echt persischen, allerdings von seinem Gesichtspunkt aus rationalisierten Version aufgenommen hat. Diese hekatäische Umarbeitung der Erzählung hat Herodot vorgezogen, indem er sie fast wörtlich zur Grundlage seines undixos λóyos gemacht hatte, ohne aber, der wohlbekannten Art des Altertums entsprechend, Hekataios als Quelle zu bezeichnen. Er begnügte sich vielmehr mit der ihm eigenen unbestimmten Angabe Περσέων μετεξέτεροι, wie wir auch in anderen Fällen, wo des Hekataios Eigentum zweifellos ist, als Herodots angebliche Gewährsmänner τοὺς Ἴωνας, τοὺς Αἰγυπτίους, oder, wo er einer schriftlichen Quelle folgt, Redewendungen wie żóyos, éyovov, yaoi u. d. antreffen. 2) Dies geschah absichtlich, um der Erzählung den Charakter einer persönlich gewonnenen Information aufzuprägen. 3) Dadurch soll allerdings kein Schatten auf den schriftstellerischen Charakter Herodots geworfen werden. man hat sich vielmehr die Richtung seines Zeitalters und den wohl wichtigen Umstand, daß er, die engen Bahnen der Logographie verlassend, den historiographischen Weg betrat, vor Augen zu halten. Den Standpunkt, von welchem aus unsere Zeit Herodots Methode zu beurteilen hat, hat Ed. Meyer, nachdem er festgestellt hatte, daß Herodot auch das chronologische System des Hekataios zur Grundlage seines Schema in sein Werk aufgenommen hat, am besten charakterisiert. 4)

1) Πάρθων πρὸς ἥλιον ἀνίσχοντα Χοράσμιοι οἰκοῦσι γῆν ἔχοντες καὶ πεδία καὶ οὔρες ἐν δὲ τοῖσιν οὔρεσιν δένδρεα ἔνι ἄγρια, ακανθα.

2) Vgl. Diels, Hermes XXII, 425 fgd.

3) Macan, Herodotus. The fourth, fifth and sixth books I, S. LXXVII.
4) Forschungen zur alten Geschichte I, 182 fgd.

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Die antike Überlieferung über den Vesuv-Ausbruch im Jahre 79.

Von S. Herrlich.

Das Unglück, von welchem im Mai 1902 die beiden Antillen-Inseln Martinique und St. Vincent heimgesucht worden sind, vor allem die Vernichtung der blühenden Stadt St. Pierre durch den Ausbruch des Mont Pelé hat vielfach zu Vergleichen mit der Katastrophe des Jahres 79 Anlaß gegeben. In der Tat bietet das Schicksal der kampanischen Städte mancherlei Parallelen zu den Ereignissen in Westindien. So ist die Vernichtung von St. Pierre ebensowenig wie die von Pompeji und Herkulaneum durch Lavaströme erfolgt. an welche man doch sonst bei VulkanAusbrüchen in erster Linie denkt. Auch wird die ungewöhnliche Heftigkeit beider Eruptionen, sowohl der von 79 als der von 1902, von berufener Seite1) mit auf den Umstand zurückgeführt, daß sie nach einem Zustande längerer Ruhe der Vulkane erfolgt sind, wenn auch diese Ruhepausen bei dem Mont Pelé und der Soufrière bei weitem nicht so lange gedauert haben, wie bei dem Vesuv, der ja im Jahre 79 überhaupt den ersten historisch bezeugten Ausbruch gehabt hat.) Ein Unterschied jedoch tritt dem, welcher sich mit der Vesuv-Katastrophe beschäftigt, sofort entgegen wir besitzen über den Ausbruch von 1902 schon gegenwärtig (November 1902) weit genauere und für eine wissenschaftliche Darstellung des Hergangs weit brauchbarere Berichte, als für die Eruption von 79 vorhanden sind, und dies wird in noch weit höherem Grade der Fall sein, wenn erst die von mehreren Staaten nach den Antillen abgesendeten wissenschaftlichen Kommissionen ihre Berichte erstattet haben werden. Während nämlich die vulkanischen Erscheinungen beim Ätna schon frühzeitig die Wißbegierde der antiken Beobachter gereizt haben

1) Vgl. Alfred Bergeat in Globus 1902 Nr. 8, wo auch weitere Literatur über die Eruptionen in Westindien angegeben wird, und über Eruptionen nach langen Ruhepausen, Credner, Elemente der Geologie, S. 155, und Sudhaus, Aetna, S. 160. Nie sind die Ausbrüche heftiger als nach langen Ruhepausen, wie z. B. der Vesuvausbruch von 79.

2) Für die Geschichte des Vesuvs vor dem J. 79 verweise ich auf meine Darstellung in der Festschrift „Aus der Humboldt-Akademie“ Berlin 1902 S. 57-67.

und in dem merkwürdigen Lehrgedichte Ätna, das nach der Ansicht des neuesten Herausgebers, Sudhaus, aus Augusteischer Zeit stammt, eine eingehende, ja man darf wohl sagen, wissenschaftliche Darstellung gefunden haben, scheint der Vesuvausbruch des Jahres 79 auf die unproduktive Zeit keinerlei wissenschaftliche Befruchtung geübt zu haben.') Freilich zwei Männer dieser Epoche, welche gewiß auch den Phänomenen des Vesuvausbruches wissenschaftliches Interesse entgegengebracht haben würden, waren außerstande darüber zu berichten. Der ältere Plinius ist bekanntlich ein Opfer der Katastrophe des Jahres 79 geworden, und Seneca war schon im J. 65 aus dem Leben geschieden. Ein wie lebhaftes Interesse der letztere der Beobachtung und Erklärung der vulkanischen Erscheinungen und der Erdbeben entgegenbrachte, geht einmal aus seinen auf den Ätna bezüglichen Brief an Lucilius hervor, besonders aber aus dem 6. Buche der quaestiones naturales. 2) In diesem wird das starke Erdbeben, welches im J. 63 v. Chr. Kampanien verheert hat, zum Ausgangspunkt einer eingehenden Erörterung der Erdbeben und ihrer Ursachen. genommen. Dieses Erdbeben, das 16 Jahre vor der völligen Zerstörung gerade Pompeji in so furchtbarer Weise heimgesucht hatte, daß man heute in der wieder ausgegrabenen Stadt auf Schritt und Tritt auf die im J. 79 noch keineswegs verschwundenen Spuren desselben stößt, muß uns als das erste Anzeichen für das Wiedererwachen der so lange Zeit scheinbar erloschenen vulkanischen Kräfte des Vesuvs erscheinen: freilich die Bewohner der dem Verderben geweihten Vesuvstädte ahnten diesen Zusammenhang wohl ganz und gar nicht.3) Auch der größte unter den der Vesuvkatastrophe gleichzeitigen Schriftstellern, Tacitus, gedenkt des Erdbebens vom J. 63; auch den Vesuvausbruch des J. 79 hat er sicherlich behandelt: in dem Prooemium der Historien führt er die Vernichtung der kampanischen Städte unter den Schrecknissen des von ihm zu behandelnden Zeitraums mit auf; schon hieraus ergibt sich, daß er das schreckliche Ereignis, das er übrigens auch an einer Stelle der Annalen erwähnt, eingehend dargestellt hat; 4) leider reicht aber der uns erhaltene Teil der Historien nur

1) Vgl. Aetna, erkl. von S. Sudhaus, S. 51. Die Stellen über den Vesuvausbruch werden zusammengestellt besonders in Carlo Rosini's Dissert. Isagog. Neapel 1797 S. 67 ff., im CIL X, 1 S. 90 ff. und S. 157 ff.; ferner in Nissen's Ital. Landesk. II. 2 S. 760 Anm. 5 und S. 766 Anm. 3. Vollständigkeit ist allerdings weder erzielt noch beabsichtigt.

2) Seneca epp. moral. X, 3 (cf. auch XIV, 3, 11); Quaest. nat. VI bes. I. 1-4 und II, 30, 1 und III, 24.

3) Über dies Erdbeben vgl. die Festschrift „Aus der Humboldt-Akad.“ S. 66 f., wo auch die wichtigsten Quellenstellen angegeben sind.

4) Hist. I, 2 haustae aut obrutae urbes fecundissima Campaniae ora; Annal. IV, 67 prospectabatque pulcherrimum sinum, antequam Vesuvius mons ardescens faciem loci verteret. Auffallend erscheint es, daß T. an den beiden Stellen, wo er Pompeji erwähnt (Annal. XIV, 17 und XV, 22), nicht auf die Zerstörung im J. 79 hinweist.

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bis zum Jahre 70. Daß Tacitus aber darauf bedacht gewesen ist, sich möglichst genau über den Vorgang zu unterrichten, beweisen die beiden bekannten Briefe des jüngeren Plinius. Denn dieser hat seine Briefe auf die Aufforderung seines Freundes Tacitus ausdrücklich zu dem Zwecke, um demselben Material für seine geschichtliche Darstellung zu liefern, geschrieben.) In diesen Briefen, die unendlich oft in die verschiedensten Sprachen übersetzt und eingehend behandelt worden sind, besitzen wir nun zweifellos den wichtigsten und ausführlichsten antiken Bericht über die Katastrophe. Doch ist bei der Würdigung dieser Briefe als einer gleichzeitigen Geschichtsquelle, wie es mir scheint, nicht immer hinreichend Rücksicht genommen worden, einmal darauf, daß sie nicht unmittelbar unter dem noch frischen Eindruck der Ereignisse, sondern erst 27 oder 28 Jahre später (106 oder 107) geschrieben sind:2) ferner darauf, daß Plinius aus eigener Anschauung nur über die Vorgänge in und bei Misenum, das in der Luftlinie über 29 Kilometer vom Vesuv entfernt liegt, berichten kann. Endlich scheint der junge Plinius er hatte im Jahre 79 noch nicht das 18. Lebensjahr vollendet kein besonderes Interesse für die Beobachtung der Naturerscheinungen gehabt zu haben: als ihn sein Oheim auffordert, ihn auf der Fahrt nach der Stätte des Ausbruchs zu begleiten, zieht es der Neffe vor, sich litterarisch zu beschäftigen, und noch am frühen Morgen des nächsten Tages findet ihn ein Freund des Oheims eifrig mit der Lektüre des Livius beschäftigt. 3) Trotzdem ist das Tatsächliche, das wir aus den beiden Briefen über den Hergang des Ausbruchs. erfahren, von der größten Bedeutung. Am wichtigsten erscheinen mir folgende Punkte: Der Ausbruch war mit einem heftigen Erdbeben verbunden, das nicht bloß in der Gegend von Stabiae, wo der ältere Plinius. seinen Tod fand, sondern auch in Misenum in so gefahrdrohender Weise auftrat, daß die Einwohner ihre Häuser verließen. Am stärksten scheinen die Stöße, die bereits vor dem 24. August, dem Beginne der Eruption, beobachtet worden waren, in der folgenden Nacht und am 25. Angust gewesen zu sein. 4) Nach der Ansicht Mau's sind die heftigsten Erdstöße, durch welche in Pompeji vielfach Mauern und Säulen eingestürzt sind, die dann unter ihren Trümmern anch Menschen begraben haben, erst nach dem Ende des Bimsteinregens, gleichzeitig mit dem Fall der Asche erfolgt:

1) Vgl. Anfang und Schluß der beiden Briefe (VI, 16 und VI, 20).
2) Vgl. Mommsen, Hermes III S. 49f.

3) Plin. epp. VI, 16, 7 mihi, si venire una vellem, facit copiam: respondi studere me malle, VI, 20, 5 posco librum Titi Livi et quasi per otium lego atque etiam, ut coeperam, excerpo. ut me et matrem sedentes, me vero etiam securitatem corripit: nihilo segnius ego intentus in librum.

legentem videt

amicus avunculi

4) VI, 16, 15 nam crebris vastisque tremoribus tecta nutabant VI, 20, 3 illa vero nocte ita invaluit (tremor terrae) ut non moveri omnia sed verti crederentur und 6 iam hora diei prima iam quassatis circumiacentibus tectis magnus et certus

ruinae metus.

denn die Trümmer finden sich in der Regel oberhalb der Lapilli, innerhalb der Aschenschicht.) Ein Fund des Jahres 1900 scheint nun mit dieser Annahme nicht übereinzustimmen: in dem Hause des M. Lucretius Fronto (Reg. V, 4, No. 11) fanden sich unter einer durch das Erdbeben eingestürzten Mauer 8 Skelette, aber diese sowohl wie die Mauertrümmer lagen innerhalb der Lapillimassen: Mau nimmt daher an, daß in dem dem Vesuv näher gelegenen Teil Pompejis schon vor dem Beginn des Aschenregens Erdstöße stattfanden. 2) Jedenfalls müssen die Erscheinungen des Erdbebens schon beim Beginn des Vulkanausbruches eingetreten sein, denn nach der Ansicht der Geologen werden vulkanische Erdbeben durch die Stöße erzeugt, welche durch die aus Vulkanen entweichenden Gase und Dämpfe in dem Eruptionskanale hervorgebracht werden, und finden ihr Ende, sobald die den Kraterschlund verstopfenden Massen herausgeschleudert sind.3) Die Stärke und die für ein vulkanisches Erdbeben weite Verbreitung des mit dem Ausbruche von 79 verbundenen Erdbebens wird übrigens ganz in Übereinstimmung mit dem Berichte des Plinius auch durch Inschriften bezeugt: Im Jahre 81 läßt Kaiser Titus in Neapel die durch Erdbeben eingestürzten Gebäude wieder herstellen) und ebenso berichtet eine erst 1901 in Sorrent gefundene Inschrift, daß Titus hier ein horologium cum suis ornamentis terrae motibus collapsum im J. 80 wiederherstellen ließ.5) Ebenso also wie sich nach Plinius das Erdbeben nach Westen über 29 Kilometer weit bis nach Misenum, hat es sich nach Süden über 22 Kilometer weit bis nach Surrentum von seinem Zentrum, dem Vesuvkrater, aus verbreitet. Denn daß in beiden Inschriften nur das Erdbeben des Jahres 79 gemeint ist, bedarf wohl keines weiteren Beweises. Ferner erfahren wir aus dem ersten der beiden Briefe den Tag, an welchem der Ausbruch begann oder wenigstens in Misenum zuerst beobachtet wurde, es ist der 24. August des Jahres 79.6) Während das Jahr besonders auf Grund der Angabe des Cassius Dio7) und des Eusebius allseitig unbestritten

1) Mau, Pompeji, S. 18. Über d. Erdbeben im J. 79 vgl. auch Ruggiero in der Centenarschrift von 1879 S. 29 und Rosini a. a. O. S. 68.

2) Vgl. Mau in den röm. Mitteil. XVI (1901) Heft 4 S. 283-365 und Notizie degli scavi, November 1900.

3) Vgl. Credner a. a. O. S. 198 und das was Gerland in seinem Aufsatze über den Ausbruch des Mont Pelé (Deutsche Rundschau, Septbr. 1902 S. 425 ff.) über die bei dem Ausbruche in Westindien beobachteten Erdbeben-Erscheinungen mitteilt. 4) CIL X, 1481 Inser. Gr. Sic. et It. 729.

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5) Not. degli scavi 1901, S. 363f.

6) XVI, 6, 4 Nonum Kal. Septembres hora fere septima.

7) Cass. Dio 66, 201. καὶ ὁ μὲν Τίτος αὐτοκράτωρ τὸ πεντεκαιδέκατον ἐπεκλήθη ἐν δὲ τῇ Καμπανία φοβερά τινα καὶ θαυμαστὰ συνηνέχθη. Daß die 15. Akklamation des Titus als Imperator in das Jahr 79, das erste Regierungsjahr des T., fällt, ergiebt beispielsweise die bekannte Inschr. der Porta Tiburtina (S. Lorenzo) in Rom CIL VI, 1246. cf. auch Zonaras in der Dio-Ausgabe von Boissevain III p. 156 ἐν δὲ τῷ πρώτῳ τῆς ἡγεμονίας αὐτοῦ (scil. Τίτου) ἔτει περ ἐν Καμπανίᾳ πολύ

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