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gefaßt. Aber Kugler hat in seiner neuerdings erschienenen bedeutsamen Untersuchung über Die Sternenfahrt des Gilgamisch1) gezeigt, daß der Milchstraße ein anderer bisher unerklärter Ausdruck šupuk šamê „die Aufschüttung des Himmels" gilt. Inzwischen hatten Meißner und Rost sowie Zimmern die Bedeutung,Himmelsgewölbe" als die wahrscheinlichere vorgeschlagen.

AN. TIR. AN. NA ist in zusammenhängenden Texten nur wenige Male belegt, und zwar jedesmal als Vergleichsobjekt, durch kîma „wie“ eingeführt; Meißner und Rost2) betrachten als tertium comparationis das „Halbkreisförmige". Ein eigener Unstern aber will es, daß in den beiden anderen Hauptbelegstellen der Text einmal verstümmelt, im anderen Falle lexikalisch und sachlich nicht geklärt ist, und so kann ich einen sicheren Anhalt für das Vorwalten dieses Vergleichspunktes weder in der Bauinschrift Assarhaddons aus Niniveh (Nebî Yunus) Col. VI Z. 6 noch in der Beschwörungsformel der Serie Maqlù (VII 3) erblicken. Für unsere Stelle aber, die einzige im Zusammenhang erhaltene, versagt doch gerade dieser Vergleichspunkt des „Halbkreisförmigen" oder Kreisförmigen völlig. Selbst wenn wir annehmen, daß auf dem Rundschiff oder dem Kellek, das den Gott trug, die musizierende Truppe Tänze oder Reigen — dem türkischen iôplama vergleichbar aufgeführt hätten oder wenn wir, den Andeutungen des Textes zuwider und gegen alle Wahrscheinlichkeit, uns vorstellen, der Transport sei ganz zu Lande erfolgt, immer bleibt der Vergleich der Sache nach ganz unzutreffend. Doch damit würde man sich schließlich abzufinden haben, auf ein sonderlich glückliches Bild kommt der Gedanke, wie wir ihn verstehen, schließlich auch nicht gerade heraus. Er ist aber außerdem und das ist entscheidend - völlig nichtssagend. Ein Bauwerk, ein gewölbtes Dach, einen Torbogen, kann man wohl mit dem Himmelsgewölbe vergleichen. Aber daß sich Krieger um die Götterstatue halbkreisförmig oder kreisförmig wie das Himmelsgewölbe" geschart hätten (was nicht einmal dasteht), eine solche banale Wendung wird so leicht nicht als Zierde poetisch gehobener Rede verwendet werden!

Bleibt nur noch eine Zuflucht. Die Stadt Uruk-Erech wird als AN. TIR. AN.NA.KI (ki sumerisch,,Stätte, Land, Stadt") bezeichnet. Erech aber war, wie Jensen eingehend und einleuchtend dargetan hat,3) das irdische Abbild kosmischer Vorstellungen, es hatte 7 Mauern, die 7 Stadtzonen umschlossen und die der 7 durch die Siebenzahl der Planeten bedingten Weltzonen entsprachen. Und so

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Wald des Himmels“ (Jensen), „Sitz des Himmels" (Meißner-Rost) resp. des „Anu“ (Zimmern).

1) Die Sternenfahrt des Gilgamisch. Kosmologische Würdigung des babylonischen Nationalepos. Stimmen aus Maria-Laach. Freiburg i. B. 1904, 4. Heft. Kugler sucht darzutun, und mir scheint der Nachweis schlagend, daß das Gilgamisch-Epos sich nicht auf der Erde, sondern am gestirnten Himmel zugetragen hat. „Die gemeinsamen Züge des Gilgameš und Eabani sowohl wie die Reise des Ersteren zu den Inseln der Seligen sind nicht, wie Jensen annimmt, nach Westen, sondern nach Osten gerichtet und schließen sich vorzugsweise an den Jahreslauf der Sonne und den dadurch bedingten Wechsel der Jahreszeiten an" Damit ist zweifellos zum Verständnis des Epos und seiner Entstehung die erste und wichtigste Grundlage gewonnen, und es wird gewiß vielfach als eine Erlösung begrüßt werden, daß wir für die ursprüngliche ältestbabylonische Konzeption nicht mit Vorstellungen, die Gilgameš zur Straße von Gibraltar führen, zu rechnen haben. Andererseits scheint mir schon rein theoretisch eine sekundäre Übertragung auf irdische Verhältnisse ev. selbst unter Bevorzugung der durch den Tageslauf der Sonne gegebenen Richtung von Osten nach Westen dabei an sich nicht ausgeschlossen. Wenn übrigens, wie nicht mehr zu bezweifeln, das Hürden-Erech, d. h. das siebenfach abgestufte Erech des Gilgameš Epos ursprünglich am Himmel zu suchen ist, so erwächst unserer Deutung von AN. TIR. AN. NA dadurch eine weitere Bestätigung. 2) Bauinschriften Asarhaddons. Beitr. z. Assyriol. III S. 214 und Anm. 3) Die Kosmologie der Babylonier 170 ff.

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wird man nicht fehl gehen, wenn man AN. TIR. AN. NA in erster Linie auf den himmlischen Stufenbau der Planetensphäre deutet; auch Zimmern hält dies, wie er mir schreibt, jetzt für das Wahrscheinlichste. Zu erinnern ist auch daran, daß man für das Verbum salâru und seine Form III, šutashuru ohnehin eine technisch-astronomische Verwendung beobachtet hat.') Bedenkt man nun, daß Bêl-Marduk, um dessen Rückführung es sich hier handelt, seit Hammurabi als der Herr der Welt, der oberste Gott des babylonischen Pantheons gilt, durch den wie sein Vater Ea so auch Anu, ursprünglich der oberste Himmelsgott, sowohl aus den populären Vorstellungen wie für die Staatsreligion im engeren Sinne verdrängt worden ist, so wird man es dem Verfasser des hymnenartigen Textes zugute halten, wenn er die musizierenden Heerscharen, die den Gott begleiteten, umgaben und ev. umtanzten, mit den himmlischen Sphären und ihrer Harmonie verglich. Der Vergleich hinkt zwar sehr, aber er ist wenigstens nicht unpoetisch und inhaltslos. Daß das Musizieren ausdrücklich als „Tag und Nacht geschehen bezeichnet wird, scheint mir in diesem Sinne besonders bedeutsam. Die Unaufhörlichkeit bildet ja ein entscheidendes Merkmal für die Musik der niemals stillstehenden Sphären: „Die Sonne tönt nach alter Weise

In Brudersphären Wettgesang."

Von den Soldaten ohne diesen Bezug ausgesagt, wäre es eine leere, eitle und unwahre Phrase. Und so werden wir das Richtige treffen, wenn wir übersetzen: alle meine Truppen wie die himmlischen Sphären drehten sie sich, oder umkreisten sie (ihn), Tag und Nacht machten sie Musik.

Übrigens erscheint wohl auch für den sillu die „Archivolte“) madgigu (?)2) kîma AN. TIR. AN. NA bei Assarhaddon die Deutung auf eine Abstufung nicht ganz ausgeschlossen. Nischen und Torbogen mit abgestufter Umrahmung sind ja der alten wie der neueren Baukunst in Ost und West bekannt.

Es werden dieser ersten Beobachtung nun, wo sie einmal gemacht ist, aus neuem, vielleicht selbst aus älterem Material gewiß weitere folgen, und der Wahrscheinlichkeitsschluß wird zum Vollbeweise reifen. Schon jetzt scheint mir die Anspielung bei Assurbanabal hinter den beiden alttestamentlichen Stellen, in denen man neuerdings Hinweise auf die Sphärenharmonie erblickt, Ezechiel 1, 24, wo von dem Rauschen der Kerubenflügel gesprochen wird und dem Anfang von Psalm 193), der, wie Gunkel richtig erkannt hat, den „Saug der Himmel“4) schildert, an Deutlichkeit mindestens nicht zurückzustehen.

Daß die Pythagoräer, die wir als Vertreter der Lehre von der Sphärenharmonie kennen, für den, ihnen selbst halbwegs bewußten, Bezug babylonischer Anschauungen, auf welchem Gebiete es immer sei, nicht auf indische Vermittlung angewiesen waren, hat wie ich. zuerst in diesen Beiträgen,3) in Anknüpfung an den pythagoräischen Lehrsatz so neuerdings Cantor hervorgehoben.",

1) Delitzsch, Assyrisches Handwörterbuch, s. v. S. 495.

2) Etwa mit dem leider auch unverstandenen mad(?)-dag-giš zusammengehörend? 3) Gunkel, Zum religionsgeschichtlichen Verständnis des Neuen Testaments S. 47 und, worauf mich Zimmern hinweist, Jeremias, Das alte Testament im Lichte des alten Orients (1904) S. 334, anscheinend unabhängig von Gunkel.

4) S. Gunkel, Ausgewählte Psalmen, 122 ff.

5) Pythagoraer, Indier und Babylonier, Beitr. II 166, vgl. Babyloniens Kulturmission, S. 4 (Beides Cantor entgangen).

6) Über die älteste indische Mathematik. Archiv d. Mathem. u. Physik III. Reihe Bd. VIII 63–72. (Wenn Cantor äußert: Die Frage, zu welchem praktischen Zweck die Tabellen der Quadratzahlen und Kubikzahlen auf den Tafeln von Senkereh gehabt hätten, sei seines Wissens noch niemals gestellt. jedenfalls noch niemals beantwortet worden", so hat er meine Fragstellung und meinen Versuch zur Beantwortung in diesen Beitr. I S. 397 mit Anm. 1 übersehen.)

Weiteres zur altassyrischen Chronologie.

Von C. F. Lehmann.

Nach dem Wortlaut der neugefundenen Steinta felinschrift Salmanassars I. sollten, seitdem der Priesterfürst Erišu den von Ušpia gegründeten Tempel des Gottes Assur erbaut hatte, bis auf den Priesterfürsten Samsi-Adad 159 Jahre vergangen sein, und weitere 580 Jahre von der Restauration des Samsi-Adad bis zu einer großen Feuersbrunst unter Salmanassar I. (um 1300 v. Chr.), so daß also jener Erisu dem Salmanassar I. um 739 Jahre vorangegangen wäre.

Oben S. 113 f. habe ich erklärt, daß das nicht richtig sein könne, daß vielmehr in dem Wortlaut des Textes ein Fehler liegen müsse: die 580 Jahre müßten eine Gesamtsumme darstellen, in der die 159 Jahre mitenthalten seien, so daß der Zwischenraum zwischen Šamsi-Adad und Salmanassar I. auf 580 ÷ 159 = 421 Jahre herauskäme.

Unerwartet schnell hat sich das bestätigt: in Assur ist ein Text Assarhaddons gefunden worden, der genau dieselben Stadien der Baugeschichte nennt, die Erbauung durch Ušpia, die Restauration durch Erišu, die zweite Erneuerung durch Šamsi-Adad und die Feuersbrunst (unter Salmanassar I.).

Von Erisus Restauration bis auf die des Šamši-Adad seien 126, von diesen bis auf die Feuersbrunst 434 Jahre verflossen. 1)

Man sieht, bei Assarhaddon, der ca. 700 Jahre später regierte als Salmanassar I., werden nicht dieselben Zahlen gegeben, wie die nach meiner Auffassung aus dem Salmanassar-Text zu erschließenden. Aber sie kommen jenen so nahe (126 gegenüber 139, 434 gegenüber 421), daß die durch den Wortlaut des älteren Textes gegebene Auffassung, nach welcher zwischen Erisum und Salmanassar I. in Summa nicht 580 (resp. nach dem neuen Text 560 Jahre), sondern 580 + 159 739 Jahre vergangen sein sollten, völlig ausgeschlossen und meine Auffassung als die richtige bestätigt ist.

Aber die Voraussetzung, auf Grund deren ich dieses richtige Ergebnis erzielte, war irrig. Ich nahm an, daß der von Salmanassar I. genannte ŠamsiAdad derjenige sei, der unter den bekannten Trägern dieses Namens allein in Betracht kommen konnte, nämlich der Sohn Ismî-Dagans. Der neue Text nennt aber als Vater Samši-Adads den Bêlkabi2), so daß zu den bisher bekannten 2 Priesterfürsten und 2 Königen des Namens Samsi-Adad ein dritter Priesterfürst hinzutritt. Ist hier nun etwa durch einen Zufall von einem gänzlich falschen Ausgangspunkt aus ein richtiges Ergebnis erzielt worden? Derartiges kommt ja vor. Aber wo es sich wie hier um eine Rechnung handelt, wird man an ein solch merkwürdiges Spiel des Zufalls nur im äußersten Notfall glauben wollen. Viel wahrscheinlicher ist es, daß Ausgangspunkt und Voraussetzung des richtigen Ergebnisses im wesentlichen doch richtig waren, daß also die beiden Šamši-Adad ungefähr in die gleiche Zeit gehörten, z. B. Šamši-Adad der Sohn des Bêlkabi und Samsi-Adad der Sohn des Ismi-Dagan im Verhältnis von Großvater und Enkel zueinander standen. Und zwar würde ich unter dieser Voraussetzung den altbekannten Sohn des Išmi-Dagan für den Jüngeren halten, weil er an dem unbedeutenderen Tempel des Anu und Adad baut resp. diesen erbaut, woran nicht gedacht werden konnte, solange der Tempel des Hauptgottes baufällig war. Den Tempel des Anu und des Adad hat dann Assur-daian niederreißen lassen, um ihn wieder zu bauen, was

1) Mitteil. d. Deutschen Orient-Gesellschaft Nr. 22 S. 74 f. Anm.

2) Dieses ist vielleicht, worauf Delitzsch a. a. O. hinweist, in dem verstüm melten Texte IR 6 Nr. I bereits genannt. Der Name des Vaters erinnert im übrigen an Bêlkapkapi.

auszuführen jedoch erst seinem Urenkel Tiglatpileser I. vergönnt war. Hier liegt der Fall ganz ähnlich: als man an die Restauration dieses unwichtigeren Heiligtums dachte, muß der Tempel des Assur intakt gewesen sein. Entweder der Neubau Salmanassars I., zu dessen Festigung und Ausschmückung sein mächtiger Sohn Tuklat-Ninib I. das Seine beigetragen hahen wird, hatte den 21 Jahrhunderten getrotzt oder es war kurz vor Assurdaian eine Erneuerung erfolgt.

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Šamsi-Adad, Išmi-Dagans Sohn, herrschte nach Tiglatpilesers I. Augabe, bei Zugrundelegung des korrigierten Bavian - Datums, um 1720 v. Chr. (o. S. 114 f.`. Haben wir nun Šamsi-Adad, Belkabis Sohn, zwei Herrschergenerationen (30 bis 40 Jahre) früher zu setzen, also um 1760-1750, so kommen wir für Salmanassar I. (421 resp. 434 Jahre später) in die Zeit um 1340-1330 resp. 1325-1315, beides Daten, die für Salmanassar I., der Vater des um 1300 in Babylon während der 7 letzten Jahre seiner Regierung bezeugtermaßen ca. 1297-1290 herrschende Tuklat-Ninib I. noch besser paßt, als der unter der früheren irrigen Voraussetzung gewonnene Ansatz 1299 v. Chr., also „um 1300“ (oben S. 114).

Aber diese Verknüpfung der beiden Šamši-Adad ist nur wahrscheinlich, nicht gesichert. Wir müssen weitere Funde abwarten. Namentlich ist die Auffindung des Tempels des Anu und Adad dringend zu wünschen. Dann erst wird es auch an der Zeit sein, die relativ geringfügigen Abweichungen der beiden Texte in den die beiden Zeitintervalle betreffenden Angaben erklärend zu erörtern.

Einstweilen kann, wer die mir geglückte Korrektur des Wortlauts der Salmanassar-Inschrift für einen Zufall erklären und Šamsi-Adad, Bélkabis Sohn, in eine beliebige, von der des Išmî-Dagan-Sohnes ganz getrennte Zeit setzen will. nicht strikt widerlegt werden. Für ihn entfällt dann auch jeder Rückschluß auf die Zeit Tiglatpilesers I., der eben nur über den Sohn Ismî-Dagans Angaben macht und damit auch auf das Datum von Bavian, das Tiglatpilesers I. Zeit bestimmt. Von einer bestimmten Bestätigung, die von dieser Seite her meiner anderweitig ohnehin gesicherten und mehrfach bestätigten Korrektur des Datums von Bavian her erwachse, kann also zurzeit nicht gesprochen werden.

Dies diem docet ac docebit.

Die neue Livius-Epitome.

Am 15. Juni ist Band IV der Oxyrhynchus Papyri von Grenfell und Hunt erschienen, für den Theologen wie den Philologen und Historiker gleich interessant. Mit neuen Sprüchen Jesu wird die Reihe der theologischen, mit einem Parthenion Pindars die der klassischen Fragmente eröffnet. Den Historiker aber interessieren in erster Linie zwei Auszüge aus größeren geschichtlichen Werken der Vergangenheit: Nr. 665 der kleine Rest eines Auszugs aus einer griechischen Geschichte Siziliens, vielleicht aus dem Werke des Timaios, vor allem aber Nr. 668, die umfangreiche lateinische Epitome aus Livius, und zwar aus den erhaltenen Büchern 37-40 für die Jahre 190-179 und aus den verlorenen Büchern 48-55 für die Jahre 150–137 v. Chr. Auf diesem zweiten Teil beruht der Hauptwert des neuen Fundes des ersten größeren literarischen in lateinischer Sprache aus Ägypten -, zumal der Epitomator nicht nur die äußere, sondern auch die innere Geschichte Roms ins Auge gefaßt und auf die chronologische Fixierung der Ereignisse besonderen Wert gelegt hat. Im übrigen ist das Ganze äußerst lehrreich für das in letzter Zeit viel behandelte Problem der allmählichen Verdünnung des Livius in der Kaiserzeit. Durch Herrn Grenfells Liebenswürdigkeit bin ich in die glückliche Lage versetzt, schon in allerkürzester Zeit im zweiten Beiheft der Beiträge den Text nebst Kommentar zu veröffentlichen und den Papyrus nach Form und Inhalt eingehend zu würdigen. E. K.

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Die diesjährige akademische Leibniz-Sitzung.

Selten wohl ist eine akademische Sitzung von so großer Bedeutung und von solcher Reichhaltigkeit an Beiträgen und Anregungen für die historische Wissenschaft und speziell für die alte Geschichte gewesen, wie die diesjährige LeibnizSitzung (30. Juni) der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften.1) Der Geschichte des „chaldäischen Irrwahns“ der Astrologie, dem auch als „astrometrologisches Institut" bei seiner Begründung das später der Hochschule für Musik bestimmte Gebäude gedient hatte, das jetzt provisorisch der Akademie der Wissenschaften Aufnahme gewährt, galt Diels' Festrede, während O. Hirschfeld in seiner Gedächtnisrede auf Theodor Mommsen, 2) dessen Verhältnis zur Berliner Akademie und damit speziell, aber keineswegs ausschliesslich, die Entstehungsgeschichte des Corpus Inscriptionum Latinarum unter Verwertung bisher unbenutzter „kostbarer Materialien" (Briefwechsel Mommsens mit Gerhard und mit Henzen, Tagebuch Mommsens aus den Jahren 1844 und 1845) eingehend und fesselnd behandelte. Zwischen diesen beiden Hauptreden erfolgte die Aufnahme der neuen Mitglieder der Akademie. Eduard Meyer betonte in seiner Antrittsrede mit erfreulichem Nachdruck die Schattenseiten der an sich notwendigen und gewinnbringenden Spezialisierung historischer Forschung: „die Isolierung, die Auflösung des in seinem innersten Wesen doch einheitlichen Arbeitsgebietes in zusammenhangslose Teile, die Unterdrückung der lebenskräftigen Individualität des Forschers, die Gefahr, daß die Detailarbeit den Compaß verliert, den ihr allein der Zusammenhang mit dem großen Ganzen gewähren kann, aus dem sie erwachsen ist, und die noch viel größere Gefahr, daß die Wissenschaft, die der Culturwelt die Ergebnisse ihrer Forschung erschließen will und soll, die Fühlung mit dieser verliert und die Wirkung nicht mehr ausüben kann, die zu üben sie berufen ist“. Aus Dietrich Schäfers ausführlichen Worten heben wir zwei wichtige Hauptsätze hervor: „Das, worin Ranke uns Meister ist und worin wir ihm nachstreben, die Achtung vor den Tatsachen, die Wahrheitsliebe und Gewissenhaftigkeit der Forschung, das ernste Bemühen, die Zeiten zu verstehen aus sich selbst, fremde Impulse nicht unterzuschieben, das alles kann bestehen neben dem berechtigten Anspruch der eigenen Zeit und der eigenen Persönlichkeit, in Darstellung und Auffassung zur Geltung zu kommen." Und indem er seiner Beobachtung gedenkt, ,,daß unter dem Losungsruf Kulturgeschichte Anforderungen an unsere Wissenschaft gestellt wurden, die geeignet waren, sie ihres Inhaltes zu entkleiden und von ihrer Grundlage abzudrängen, nicht so ganz selten, um Trivialitäten in den Vordergrund zu schieben“ faßt Schäfer seine Ansicht dahin zusammen, „daß es eine Kulturgeschichte, die an die Stelle der Geschichte treten könnte, nicht gibt und nicht geben kann“... „Ziel und Mittelpunkt historischer Arbeit wird sein und bleiben müssen die tiefere Einsicht in den Werdegang von Staat und Kirche, in Grundlagen und Bedingungen ihrer gedeihlicher Existenz und Entwickelung“. Von Zimmer wurde darauf hingewiesen, wie „die Kelten schon früh in Massalia mit der höheren Kultur der Mittelmeerländer in Berührung" kamen und ihre Vermittler an die Germanen“ wurden. Zahlreiche gemeingermanische sprachliche Entlehnungen, die zum Teil über die Zeit der ersten Lautverschiebung hinaufgehen, legen Zeugnis dafür ab, wie tief vom 6. bis 1. Jahrhundert v. Chr. der Einfluß der Kelten auf die Germanen gewesen ist." Ferner wurde daran erinnert, wie, nachdem ,,Germanen die alte

1) Vgl. Nr. XXXIV der Sitzungsberichte.

2) Erschienen in den Abhandlungen d. Kgl. Preuss. Akad. d. W. vom Jahre 1904. 38 S. in 4o.

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