Ich halte dich an meine Brust gepresst, Es saugt mein Mund sich an dem deinen fest. Fürwahr, das ist der Leib, das ist das Blut, Fahr Zweifel hin, hier ist Erfahrung, *) Dieses und das folgende Gedicht beziehen sich auf die Chicagoer Haymarket-Tragödie. Am 11. November 1887 wurden in Chicago vier Anarchisten gehängt. Dass dieser gesetzlichen Ermordung keine entsprechenden Taten von Seiten des Volkes folgten, erfüllte Reitzel mit bitterem Schmerz. Zum neuen Jahr 1888. Es war wie immer, Wir hatten Mut Im Wirtshaus-Orden; Wir schauten zu, Wie Andere morden. Wir sagten uns selber : Wir haben dem Volk Wir trösten uns, 's ist nur noch ein Jahr, Bis dann erlaubt uns die Polizei, Den Bastillensturm zu feiern, Mit Schlüsselbüchsen zu schiessen dabei Und die Marseillaise zu leiern. Wie werden sie klingen, die Friedensschalmein! Wir schlucken die Tränen mit hinein, Ja wohl, wir warten noch einmal ein Jahr, Dann gehts noch e Bissel so weiter. An das Proletariat. Als Gott sich auf sich selber besann, Der zweite Gedanke ist allemal Der bessre, so sagt das Sprichwort, Und in der Menschheit heiligem Gral Wird er zuletzt noch zum Stichwort. Es war die Schöpfung des Nobilitats Er fand sich wieder im Bilde des Staats, Da wurd es ihm weh, da wurd es ihm bang: Es muss die Menschheit den eigenen Gang Ich war ja selber durch Macht und List So hör ich den uralten Heidensang Ich weiss, Du Proletarierpack! Du fröhntest, dich selber zu binden, Du liessest die Götter aus dem Sack So lass sie auch wieder verschwinden! Du schufest selber das Nobilitat Ist noch ein göttlicher Funke Dein, So schätze den zweiten Gedanken Wir schenken Euch Gold und der Weihe Rauch, Wir sehen vor unsres Atems Hauch Kein Recht, das mir nicht selber gehört! Für Alle die Welt, für Alle den Wein! * Erst mit dem zweiten Gedanken beginnt Zum Gedächtnisse Feuerbachs. Wenn sich im jungen Frühlingssonnenstrahle Der Erde Busen sanft erhöht, Wenn von den Höhen bis zum tiefsten Tale Ein feuchtes Windeswehen geht Dann rauschen die Bäche, vom Eise befreit, Dann jubelt das Herz: o du selige Zeit! So tratst auch du, wie Frühlingssonnenleuchten, Ins Leben ein, o Feuerbach! Aufschraken sie, die sich unfehlbar däuchten, Wie schmolz vor dem Feuer, das du uns gebracht, Du hast die Unterdrückten, edler Retter, Mit neuem Selbstvertraun erfüllt. Nun ehrt man nicht Tyrannen mehr, nicht Götter, Man ehrt des Menschen edles Bild. Der Himmel ist leer, doch es jauchzt das Gemüt, Ihm ist auf Erden der Frühling erblüht. Moralische Anwandlungen. I. Langes Leben, kurze Liebe, Mehr als sechsunddreissig Stunden Kurzer Rausch und kurze Liebe, |