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Erwiederung.

1) Die Methode; 2) der Supranaturalismus.

Von

Prof. D. J. Kaftan.

In meiner Erörterung über die Selbständigkeit des Christenthums in dieser Zeitschrift hatte ich Professor Troeltsch gegenüber die methodische Frage aufgeworfen und aus den vorge= tragenen Erwägungen allerlei Bedenken gegen die von ihm befolgte Methode abgeleitet. Auf diesen „Angriff“, wie er es nennt, antwortet er in dem voranstehenden Aufsatz über Metaphysik und Geschichte. Und zwar ist der Grundgedanke seiner Erwiederung, der immer wiederkehrt, die Behauptung, daß für mich und meine methodischen Grundsähe der Hintergedanke maßgebend ist, den Supranaturalismus zu vertheidigen. Dieser sei thatsächlich hoffnungslos verloren und dahin, und so laufe es denn auch mit meinem Rettungsversuch auf gewagte Künsteleien hinaus. Die von ihm befolgte Methode sei dagegen die eine, nothwendige, für die Religionsphilosophie gebotene. Damit meint er dann die von mir vorgetragenen Einwände entkräftet zu haben. Denn wer wird ernst nehmen, was aus einer so trüben Quelle geflossen ist, aus einem durch den Willen verbogenen und verdorbenen Denken stammt?

In Wahrheit nun haben die beiden Fragen, die er verquickt,

gar nichts mit einander zu schaffen. Es ist sehr wohl denkbar, ja wahrscheinlich, daß einer oder der andere unserer theologischen Freunde in der zwischen uns strittigen methodischen Frage mehr. auf meiner Seite steht, während er Troeltsch darin zustimmt, daß der Supranaturalismus nicht wesentlich zum Christenthum ge= hört. Umgekehrt würde ich, wenn ich eine andere philosophische Ansicht hätte, mittelst dieser den Supranaturalismus zu rechtfer tigen suchen, der für mich integrirender Bestandtheil meiner christlichen Glaubensüberzeugung ist. Was vorliegt, ist nur das Allgemeine und Nothwendige, daß ich, was ich für wahr halte, Wissenschaft und Glauben, in einer einheitlichen Gesammtanschauung zu vereinigen suche. Auch Troeltsch wird ja nicht behaupten, daß er seine christliche Ueberzeugung aus wissenschaftlichen, philosophischen Betrachtungen geschöpft habe. Auch ihm ist die Aufgabe also dadurch gestellt, daß er einerseits den christlichen Glauben theilt und andererseits eine wissenschaftliche Anschauung hat, und daß er beide zu vereinigen sucht.

Aber woher stammt denn seine Behauptung, daß ich von dem Gedanken des Supranaturalismus in dem Urtheil über Wissenschaft und Philosophie geleitet werde? Es fehlt an jedem Versuch einer Begründung. Denn die willkürlichen Kombinationen, die er in meine Gedankenreihen hineinzeichnet, wird er hoffentlich selber für eine Begründung auszugeben nicht kühn genug sein. Woher denn aber dieses Fündlein, auf das er immer wieder zurückkommt?

Wie mir scheint, liegt dabei eine Verwechslung zu Grunde. Es ist ja ganz richtig, daß wir uns ein Ganzes von Gedanken. aus seinen inneren „Motiven" verständlich machen und es danach. beurtheilen sollen. In einer derartigen Erklärung meiner Gedanken glaubt Troeltsch sich offenbar zu bewegen und wird nicht ge= wahr, daß er aus sachlichen Grundgedanken, die wir mit jenen inneren Motiven einer Gedankenreihe meinen, Wünsche, d. h. Willensmotive macht, die das Denken verbiegen und verderben; dergleichen darf man aber nicht voraussetzen, sondern muß es wirklich zu begründen versuchen, indem man die sachlichen Argumente des Gegners widerlegt.

Dazu kommt noch etwas Anderes hinzu. Wer den Aufsatz

von Troeltsch liest, wird mit mir den Eindruck haben, daß er in jeder Weise bemüht ist, mich als den Vertreter einer rückständigen, nur noch bei Theologen und auch unter diesen fast nur noch bei Dogmatikern vorkommenden Anschauung hinzustellen, dem gegenüber er die Wissenschaft und Aufklärung vertritt. Vermuthlich hat daher dieses Streben ihn veranlaßt, jene seine Voraussetzung zum Grundgedanken der kritischen Abwehr meines „Angriffs" zu machen.

Gefördert wird die Sache dadurch nicht, sondern er hat durch die Heranziehung dieser andern Differenz (über den Supranaturalismus) die zwischen uns obschwebende, die Methode betreffende Kontroverse vollständig verschoben.

So behauptet er gleich auf S. 2, es handle sich darum, daß ich eine spezifisch christlich-theologische Methode befürworte, er dagegen sich den allgemeinen wissenschaftlichen Methoden anvertraue. Thatsächlich ist das jedoch vollständig aus der Luft gegriffen. Ich weiß nichts von einer spezifisch christlich-theologischen Methode, sondern habe die Annahme einer solchen, wo sie wie etwa bei Frank vorkommt, stets bekämpft. Es dürfte Troeltsch schwer werden, auch nur eine Sylbe ausfindig zu machen, mit der ich etwas dergleichen befürworte. Mein Einwand ihm gegenüber lautete dahin, daß die von ihm befolgte allgemeine Methode widerspruchsvoll sei. Hic Rhodus, hic salta! Es hilft nichts, bei den Altären der Aufklärung Schutz suchen.

Weiter zeigt er im ersten Abschnitt, daß meine Gründe für die Selbständigkeit des Christenthums und die im Zusammenhang damit erhobene Forderung, es allererst ohne Einmischung von Religionsphilosophie verständlich zu machen, keine Gründe für den von mir behaupteten Supranaturalismus sind. Worauf ich nur erwiedern kann: gewiß nicht! aber wer hat denn das behauptet? Lediglich die von ihm selbst vollzogene Verquickung zweier Fragen, die nichts mit einander zu thun haben, hat ihn zu dieser Annahme verführt.

Im zweiten Abschnitt ist er auf dem besten Wege, mich in die Reihe positivistischer Geschichtsforscher einzureihen, die alles aus dem Milieu und kleinen allmählichen Veränderungen erklären.

Denn die ganze Erörterung hat im Zusammenhang nur Sinn, wenn es darauf abgesehn ist. Aber er besinnt sich und sagt, es scheine nur so, als gehöre ich dahin (bitte, warum und wo scheint es so?) In Wahrheit führe ich selbst einen geschichtsphilosophischen Beweis für das Christenthum. Und nun wird mir der entgegengesezte Vorwurf gemacht, daß ich die Beweiskraft der dabei möglichen Argumente überschätze. Aber doch nur, weil Troeltsch nicht berücksichtigt, was ich im Eingang meiner betreffenden Erörterungen über die Schranken eines möglichen Beweises ausgeführt habe. Ich dächte, das wäre so nachdrücklich wie möglich und müßte mich vor solchem Einwand schüßen. Ich komme daher über den Eindruck nicht hinweg, daß dieser zweite Abschnitt weniger aus sachlicher Erwägung als aus der Absicht der Polemik hervorgegangen ist.

Jedenfalls muß ich darauf verzichten, die Einwände von Troeltsch zu beantworten, die er aus der Verquickung der methodischen Frage mit der den Supranaturalismus betreffenden herleitet. Ich werde statt dessen jede der beiden Fragen für sich besprechen. Auf die Verquickung soll nur so weit Rücksicht genommen werden, als die einzelne Frage es etwa fordert.

1.

Um die methodische Frage soll es sich zuerst handeln. Einzig mit ihr beschäftigt sich mein Auffah, gegen den Troeltsch sich wendet. Und zwar hatte ich die Frage aufgeworfen, worauf denn die Religionsphilosophie, so weit sie Auskunft über das Ideal zu geben sucht, die Wahrheit ihrer Säße gründet. Mir schien nur ein Doppeltes möglich zu sein. Entweder bleibt der Religionsphilosoph sich bewußt, daß er in der Verkündigung des Ideals die Grenze der Wissenschaft überschreitet und sich von persönlicher Ueberzeugung leiten läßt, wie sie ihm aus dem großen Zusammenhang des geistigen Lebens der Gegenwart erwächst, so daß er darauf hin allen die gleiche Ueberzeugung zumuthet, ohne jedoch die Autorität der Wissenschaft für diesen Theil seiner Arbeit in Anspruch zu nehmen. Oder er geht von einer metaphysischen Anschauung aus, bestimmt und deutet aus ihr auch Wesen und Wahrheit

ber Religion, in welkem Fall er foniequenter Beije auch für diese feine Auskunft über das Ideal die Autorität der Biñenschaft in Anipruch nimmt. Mein Einwand gegen die von Troeltsch befolate Methode war dann der, daß er verfährt, wie wenn er eine auf Metarbait gegründete Theorie entwidelte, daneben aber doch die Metapbait, nämlich als wiñenichaftliche Lehre von den lezten Gründen, verwirit. Und was antwortet er nun auf diesen Einwand?

Zunächt bestätigt er, daß er eine Metarbnik in dem von mir supponirten Sinn - er iaat: Metarbait des Absoluten als Vorausietung der Religionsphilosophie und Theologie nicht hat und nicht will. Er scheint zu meinen, daß ich das behauptet hätte. Tas ist aber nicht der Fall. Ich bezichtigte ihn vielmehr des Widerspruchs, weil er diese Metavbyük ablehnte und dann doch über Religionspiychologie und Religionsgeschichte in einer Art redete, die nur unter der Vorausseßung einer solchen Metaphysik berechtigt wäre. Und ich finde in seinen neuen direkt hierauf bezüglichen Bemerkungen nichts, wodurch der Einwand entkräftet würde.

Noch weniger geschieht das, wenn er erklärt, natürlich habe er gewußt, daß die empirische Religionspsychologie es lediglich mit Bewußtseinsvorgängen zu thun habe. Denn darauf läßt sich nur mit der Frage antworten: warum verfährt er denn wie einer, der das nicht weiß oder nicht zugiebt? Der Angelpunkt seiner Erörterung über die Selbständigkeit der Religion war doch die Zurückführung derselben auf die Gotteserfahrung. Das finde ich ganz in der Ordnung bei einem Metaphysiker, der als solcher Religionsphilosophie treibt. Wenn aber einer empirische Religionspsychologie vorzutragen vorgiebt und auf einen solchen Sah als lette Erklärung hinauskommt, so springt er aus der Bahn, die ihm vorgeschrieben ist. Und wenn er nachher emphatisch erklärt: natürlich weiß ich das: ohne Miene zu machen, seine Säze demgemäß zu revidiren so erhöht er dadurch nur den Eindruck, daß seine methodischen Grundsätze nicht in Ordnung sind.

Aber weiter. Auch das erklärt Troeltsch für selbstverständlich, worauf ich Werth gelegt hatte, daß zum Ideal Glauben ge

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