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Erstes Buch.

Vom weftfälischen Frieden bis zur Thronbesteigung Friedrich's des Großen.

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Erster Abschnitt. 1648 1720.

Erstes Kapitel.

Der Kampf gegen die Engherzigkeit des lutherischen Kirchenthums.

1. Die Einwirkungen der fremden Philosophie.

Schon um die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts entsprang aus dem ersten Unwillen über die pfäffischen Umtriebe der verfallenden Reformation das berüchtigte Buch „De tribus impostoribus". Seitdem hatte sich die Ursache zu solchem Unwillen unter dem fortdauernden kirchlichen Druck und unter der Noth des dreißigjährigen Krieges täglich gesteigert. Der denkende Betrachter ist daher nicht überrascht, wenn er zu derselben Zeit, da Pfaffenthum und Glaubenshaß ihre wüstesten Orgien feierten, in den sehr fühlbaren Nachwirkungen Jacob Böhme's und Weigel's, in den zahlreichen Belehrungen hochgestellter und bedeutender Persönlichkeiten zur katholischen Kirche, in dem Geltendmachen einer gewissen allgemeinen religiösen Gesinnung, die über den einzelnen kirchlichen Bekenntnissen stehe, den lautredenden Beweis findet, wie tief in freieren. Geistern der Widerstand gegen diese verfolgungssüchtige Engherzigteit grollte.

Hettner, Literaturgeschichte. III. 1.

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Darum war gerade in den ersten Jahrzehnten nach dem dreißig= jährigen Kriege eine so willfährig entgegenkommende Empfänglichkeit für die Einwirkung der französischen, niederländischen und englischen Philosophen, welche von einer weiterblickenden und milderen Denkart getragen waren. Jede neue Lehre hinterläßt in Deutschland ihre scharf eingegrabenen Spuren. Und in überraschend schneller Frist bringt Deutschland selbst bereits in Leibniz einen Philosophen hervor, welcher seinerseits wieder auf das Ausland die mächtigste Rückwirkung übte.

Zuerst kamen die Anregungen der cartesischen Philosophie. Namentlich die Universitäten wurden von dieser Bewegung aufs lebhafteste ergriffen. Die unmittelbare Anwendung auf die Theologie lag um so näher, nachdem schon der reformirte Theologe Johann Cock oder, wie er gewöhnlich mit seinem Gelehrtennamen genannt wird, Coccejus, 1603 zu Bremen geboren und 1669 als Professor in Leyden gestorben, aus derselben Grundlage die wirksam= sten Folgerungen für freiere Schriftforschung und rein eregetische Begründung der Glaubenslehre gezogen hatte. Tholuck hat in seinem vortrefflichen Buch über „das akademische Leben des siebzehnten Jahrhunderts" die bezüglichen Universitätsnachrichten sehr dankenswerth zusammengestellt. Im Jahre 1653 ermahnen die Statuten der philosophischen Fakultät zu Marburg, daß die Professoren „jene Philosophie, welche von Des Cartes den Namen habe und welche an Allem zu zweifeln befiehlt, weder selbst billigen noch der Jugend lehren“ sollen, „denn die jugendlichen Gemüther können sich jenes Zweifeln leicht dergestalt angewöhnen, daß sie dasselbe wider den Willen der Lehrer auch auf die Theologie übertragen". Der Befehl scheint aber nicht viel gefruchtet zu haben; denn der Cartesianismus wurde in Marburg nicht nur von dem Theologen Reinhold Pauli und von dem Mediciner Waldschmied eifrig gepflegt, sondern der Magister Horch hielt sogar besondere Vorlesungen über Cartesius und sezte dieselben, als sie ihm verboten wurden, nichtsdestoweniger, nur unter verändertem Titel, fort. Als im Jahre 1651 in Herborn die Cartesianer Clauberg und Wittich durch die Einwirkung des

Professors der Philosophie Lentulus, welcher 1653 eine widerliche Streitschrift: „Cartesius triumphatus" schrieb, verjagt wurden, fanden sie in Duisburg, der Gründung des Großen Kurfürsten, eine sichere Freistätte und entfalteten dort offen das neue Banner. In Gießen schrieb 1673 der Professor der Philosophie Kahler in seinem Buch „De paradoxa Cartesii philosophia" eine verdeckte Vertheidigung. Die Visitationsakten von Jena aus dem Jahre 1697 besagen, daß zwar der Philosoph Posner als Aristoteliker seine Schuldigkeit thue, es aber dulden müsse, wie Andere ihn verlachten nnd cartesische Neuerungen vortrügen. Auch in Altorf flagt 1677 der Curator über das Ueberhandnehmen der cartesischen Lehre; hier lehrte der Physiker Sturm in diesem Sinne. In Tübingen schreibt T. Wagner 1677 ein Examen atheismi speculativi und macht in diesem die bemerkenswerthe Aussage, daß keine Universität Europas von der cartesischen Philosophie, welche er die regia atheorum via nennt, so gefährdet sei als die feinige. In Leipzig veröffentlicht Alberti 1678 die Streitschrift „Aлiovν xáллα, Cartesianismus. et Coccejianismus, Belgis hodie molesti, nobis suspecti", aber auch hier lehrte trohalledem seit 1688 Michael Rhegenius die cartesische Philosophie sehr erfolgreich. Selbst Jacob Thomasius, der ihr fern stand, ließ in seinen Erotemata metaphysica den alten Aristotelismus nur noch als ein Wörterbuch der althergebrachten philo= sophischen Schulausdrücke gelten. Und die Acta Eruditorum von 1692 (S. 281) bezeichnen Cartesius bereits als „philosophorum nostri seculi facile princeps".

Gar bald aber drang dieser cartesische Einfluß auch in die weitesten Kreise. Es geschah dies vornehmlich durch Balthasar Better's berühmtes Buch von der bezauberten Welt.

Balthasar Better, ein begeisterter Cartesianer, war am 30. März 1634 zu Retslowier, einem Dorfe in Friesland, geboren; ursprünglich stammte seine Familie aus Bielefeld. Er war reformirter Prediger in Amsterdam und hatte bereits eine freisinnige Auslegung des Heidelberger Katechismus und eine Schrift über den Kometen von 1680-81 geschrieben, als er 1691 mit den beiden ersten Bänden

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