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gab den Anlass zur Bildung von Legenden.1) In weiterer Steigerung an das Gedächtnis Einzelner gelangte man bis zur göttlichen Verehrung der Legendenhelden; hinzu trat die Verehrung von der lebhaften orientalischen Phantasie selbst geschaffener, erdachter, den Besitz übernatürlicher Kräfte repräsentierender mächtiger Wesen. Eine reich verzweigte Mythologie entstand, deren Gestalten in die persischen, ägyptischen, selbst in die germanischen Vorstellungen übergingen. Der nächtliche reine Himmel Arabiens und Mesopotamiens mit seinen glänzenden Sternbildern bot von Natur aus das geeignetste Feld, die Erinnerung an die Mythengestalten im Volke für ewig festzuhalten. Man verkörperte schliesslich die höchsten der als Symbole der Kraft und Macht geschaffenen Götter mit den leuchtendsten der am Himmel kreisenden Sterne: der Gestirndienst begann. Der Himmel bildete fortan das Gebiet für alle Geschehnisse, den fruchtbaren Boden für die Astralmythen und die auf halb historischer Grundlage ruhenden Legenden. „Die Projektion der Mythen auf die Himmelskarte," das sich bei den einzelnen Völkern immer wiederholende Spiel der mythischen Ereignisse erklärt das Auftreten derselben Stoffe in Babylonien wie in Kanaan, in Persien und Indien. Am deutlichsten hat sich uns die nach babylonischen Vorbildern gehandhabte Übertragung der Legenden auf den Himmel in der Bibel erhalten.") Ähnlich steht es mit der Schaffung der Planetengottheiten seitens der Babylonier. Wenn der Planet Jupiter als Attribut des Gottes Merodach, als Sinnbild der Kraft, der Herrschaft, des Lichtes, gewählt wird, wenn man als Symbol des mit dem Bogen die Ungeheuer bekämpfenden Marduk den „Bogenstern" aussucht (Sirius, Orion?) u. s. w., so liegt darin ein tieferes Prinzip, und die seltsamen Namen, die wir im I. Aufsatze (S. 4-6) für die Sterne und Zodiakalzeichen und im II. (S. 189, 190) für die Planeten anführen mussten, gewinnen erst den richtigen Sinn, wenn wir bedenken, dass es sich hier überall um den Ausdruck gewisser Eigenschaften und gegenseitiger Beziehungen handelt, welche Sagen und Legenden zum Ausgangspunkte haben.") Schliesslich wurde

1) Wir folgen hier den Anschauungen WINCKLERS, obgleich vielleicht gegen dieselben Manches einzuwenden ist.

2) Nach H. WINCKLER (Geschichte Israels II), welcher versucht hat, die biblischen Legenden auf ihre Entstehung zurück zu verfolgen. Das Sternbild des Orion ist von den Hebräern in ähnlichem Sinne mit Legenden in Verbindung gebracht wie der kämpfende Marduk der Babylonier. Entweder deutet hierauf der Goliatmythus (WINCKLER II 177) oder das Bild vom Josef mit dem siegreichen Bogen in der Hand, während Pfeilschützen ihn verfolgen (ZIMMERN, Der Jakobssegen u. der Tierkreis. Zeitschr. f. Assyr. VII 161, 167).

3) Irgend welche Ähnlichkeit zwischen Göttern, Planeten und Fixsternen führte zur Vergleichung. Sonne und Mond als die grossen Zwillinge unter den Himmelskörpern verglich man mit den Zwillingen Kastor und Pollux, die Venus wegen ihres starken Glanzes mit dem Sirius und den rötlichen Mars und den trüben Saturn mit Beiträge z. alten Geschichte I 3.

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der Himmel den Babyloniern ein Spiegelbild ihres eigenen Landes: dort gab es einen Euphrat und Tigris und babylonische Städte; dort beherrschten die Planetengötter dies Land und damit auch zugleich das irdische Babylonien. Da aber die Planeten ihren Ort am Himmel fortwährend verändern, so verstärken sich bisweilen ihre Einwirkungen, oder sie widerstreiten einander: die kommenden, von den Göttern befohlenen Geschicke der Erdenwelt wie auch die geschehenen, ergeben sich also aus den gesetzmässigen Bewegungen der Götter d. h. der Planeten: damit war man bei der Astrologie angelangt. Allein die Gesetzmässigkeit zeigte sich nicht blos am Himmel, sondern auch auf der Erde wiederholten sich eine Reihe von Erscheinungen in zahlenmässiger Wiederkehr, und überhaupt bemerkte man im ganzen Kosmos eine Harmonie, welche sich durch Zahlen ausdrücken liess; durch Zahlen konnte man also auch Zukünftiges, Werdendes, vermuten, und das Ineinandergreifen der Dinge erklären.') Sterndeuterei und Zahlenmystik bildeten auf diese Weise den Grund und Boden der vorderasiatischen Weltanschauung. Diese Lehre verbreitete sich in ganz Vorderasien; im Laufe der Jahrtausende aber geriet ihr Grundgedanke mehr und mehr in Vergessenheit; durch die politischen Umwälzungen der vorderasiatischen Staaten schliesslich einer bleibenden Stätte und eines geistigen Bandes beraubt, zerfiel sie ganz, und es blieb von ihr nur Mantik und Prophetentum übrig.

Die Pflege der Astrologie in Babylon reicht überaus weit ins Altertum zurück. Gewisse Anzeichen sprechen dafür, dass ihr Beginn schon vor die Zeit fällt, wo die Sonne noch mit dem Sternbilde der Zwillinge aufging) dies würde dem 3. oder 4. Jahrtausend v. Chr. entsprechen.

dem Antares wegen seines trübroten Lichtes. Die Zwillinge wurden mit zwei Erscheinungsformen des Nergal verknüpft, weil Nergal die Mittags- und Sommersonne ist und die Sonne in der heissen Jahreszeit in den Zwillingen stand (JENSEN, Kosmol. d. Babyl. 151). Über die Entwickelung der Tierkreisbilder s. besonders HoMMEL („Ausland 1891 u. HOMMELS Aufsätze u. Abhandl. III 1, 1901, S. 350—474).

1) Das Vorhandensein einer Zahlensymbolik bei den Babyloniern ist über allen Zweifel gesichert... Es ist keineswegs unmöglich, dass aus den magischen Anfängen sich die Beachtung merkwürdiger Eigenschaften der Zahlen entwickelte, dass eine Vorbedeutungsarithmetik sich bei ihnen bis zur Kenntnis zahlentheoretischer Gesetze erhob... Sicher ist, dass es eine Vorbedeutungsgeometrie in Babylon gab. (CANTOR, Vorl. Gesch. d. Math. 86-89). Es ist unschwer, in diesen Zahlenspielereien die Anfänge der später von PYTHAGORAS aufgenommenen Lehre von der Harmonie des Weltalls zu erkennen. Die Zweizahl im Weltall drückt sich aus im Verhältnis von Sonne und Mond und in der Teilung eines „oberen“ und „unteren Weltalls; die Dreizahl in den 3 Reichen, des Anu, Bel und Ea, am Himmel; die Vierzahl in den 4 Jahreszeiten und den 4 Phasen des Mondes; die Fünfzahl in den 5 Planeten und deren 5 Farben (Venus = weiss, Mars-Ninib = rot, Merkur-Nebo blau, Jupiter-Marduk = gelb, Saturn-Nergal = schwarz`, u. s. w.

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2) Dies geht nach WINCKLER Altorient. Forschungen, 2. Reihe, 1900, S. 363) aus

Das astrologische Werk Enuma Bel stammt aus der Zeit vor 2000 v. Chr. Es ist sehr bezeichnend für die Entwickelung der Astronomie aus der Astrologie, dass in den Hunderten der nachweislich einer weit zurückliegenden Zeit angehörenden astrologischen Berichte der Babylonier (Britt. Mus.), welche zumeist an den König gerichtet sind, von Astronomie noch sehr wenig vorkommt. Es handelt sich dort um Glück- und Unglücksprophezeiungen auf Grund der jeweiligen Stellung der Gestirne (z. B. Glück für das Land Akkad, Unglück für das Westland), um Angabe glücklicher Tage u. dgl. Erst in dem viel späteren, von EPPING untersuchten Tafelmaterial, also des 3. und 2. Jahrh. v. Chr., bemerkt man (bis jetzt wenigstens) deutlich das Auftauchen rein astronomischer Beobachtungen neben astrologischen Berichten; vielfach erscheinen sie noch mit einander vermischt (auch mit Berichten über Wasserstand, Wetter u. dgl.). Dies ist auffällig für ein Zeitalter, in welchem, wie wir (Aufsatz II) gesehen haben, die astronomischen Kenntnisse der Babylonier schon sehr beträchtlich entwickelt sein mussten und bereits nach verschiedenen Systemen an babylonischen Observatorien gelehrt wurden. Wenn wir trotz besserer Erkenntnis die Wahrsagerei aus dem Stande der Gestirne weiter betrieben finden, so hatte dies vermutlich in der Priesterschaft seinen Grund. Das Volk war unwissend, selbst die Könige voller Aberglauben; die Priester aber waren die Begründer und Stützen des ganzen philosophischen Systems, in ihren Händen lag die Ordnung des Kalenders, des Mond- und Gestirnkultus, und mancherlei Einfluss stand ihnen zu; wenn sie die Astrologie vollständig aufgegeben haben würden, hätten sie mit einem grossen Teile des be

einer Planetenliste (IV R. 33) hervor, in welcher für die einzelnen Monate die entsprechenden Monatsgötter angegeben werden:

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Die 7 Monate Sivan bis Kislev sind durch die 7 daneben gestellten Planeten charakterisiert. Aber die Götter für die anderen 5 Monate sind nur untergeordnete Gottheiten, bilden daher eine zweite, untergeordnete Reihe; also hat die Götterreihe mit dem Gotte Sin angefangen d. h. mit dem Monat Sivan; dies war aber nur möglich, da die Sonne in den Zwillingen stand, etwa 3000 v. Chr.; die Monate Nisan und Airu sind erst an die Spitze gesetzt worden, als man im Laufe der Zeiten das Vorrücken der Sonne (bis in den Widder) erkannte.

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stehenden Systems brechen müssen, und ihr Einfluss, vielleicht auch ihre Existenz, wäre, da sie bei der Menge für rein astronomische Thätigkeit kaum ein Verständnis gefunden hätten, in Frage gekommen. So bestand deshalb die Astrologie weiter, die Priester pflegten zwar daneben und zuletzt vielleicht ausschliesslich die rein astronomische Beobachtung (STRABO weis zu berichten, dass sich manche Priestersekten von der Astrologie frei gehalten haben sollen), aber sie fanden es für gut, von den gewonnenen Kenntnissen, wie von mancher anderen besseren Einsicht, nur so viel an den Tag zu geben, als ihnen für zweckmässig dünkte. Vom heutigen Standpunkte aus ist zwar das ganze astrologische System ein Konglomerat von Unsinn, in der Entwickelungsgeschichte des menschlichen Geistes aber repräsentiert es eine bemerkenswerte Etappe. Aus diesem Grunde und um die Entwickelung der astronomischen Definitionen aus den ursprünglich astrologischen Anschauungen klar zu legen, wäre es an der Zeit, wenn kundige Hände auch an die Untersuchung jenes astrologischen Unsinns" auf Grund der in neuerer Zeit dem Verständnis weit näher gerückten babylonischen astrologischen Berichte gehen würden.

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In Übereinstimmung mit unserer Darstellung sehen wir also mehrere astronomische Begriffe aus ursprünglich astrologischen Abstraktionen entspringen. Daneben leiteten aber auch unmittelbar praktische Interessen, wie die Vorausbestimmung des Beginns der Jahreszeiten für die Landwirtschaft,1) die Ermittelung der Zeit für die Bedürfnisse des Volkslebens, die Bestimmung der Zeit der Feste für den Kultus u. s. w., von der Astrologie zur Astronomie hinüber. Die astrologische Dreiteilung des Himmels, innerhalb welcher die Planeten verschiedene „Wege in Beziehung auf Anu und Bel" längs „der Furche des Himmels" ausführten, gab wahrscheinlich die Grundidee zu geometrischen Betrachtungen des Himmelsgewölbes. Die drei Reiche stiessen im „Pol" des Himmels zusammen, aus ihren Gebieten bildete man die Sternbilder und den anfänglich vielleicht regellosen „Zodiakus“, indem man die 12 mythischen Ungeheuer des babylonischen Weltschöpfungsepos dahin verpflanzte.2) Die „Furche" d. h. die Sonnenbahn (Ekliptik) durchschnitt das himmlische Land.

Den eigentlichen astrologischen Grund der Teilung der Ekliptik gab

1) Namentlich forderte wohl, wie mir LEHMANN bemerkt, die regelmässig eintretende Schwelle der Ströme, welche sorgsam vorzubereitende Massregeln zur Regulierung der Überschwemmung und zur Entwässerung bedingte, naturgemäss zur Beobachtung der Zeiten und Gestirne auf.

2) Das Gilgamiš-Epos besteht aus 12 Tafeln, deren eine den babylonischen Sintflutbericht enthält. Wie RAWLINSON vermutet, entsprechen dieser Zwölfzahl der Tafeln die 12 Zeichen des Zodiakus. Über die Tiâmat und ihre elf Helfer im babylonischen Schöpfungsepos S. DELITSCH, Das Babylonische Weltschöpfungsepos S. 127 Aum. 1.

wahrscheinlich die jährliche Bewegung des Mondes, des „Vaters der Götter". Der durch den Mond symbolisierte Gott genoss, wie bekannt, eine ausserordentliche Verehrung; es bestand in Mesopotamien ein besonderer Mondkultus, dessen Spuren wir noch bis Indien, Arabien und selbst in Israel verfolgen können. Der Mond war für den gemeinen Mann nächst der Sonne das auffälligste und am leichtesten verfolgbare Himmelsobjekt. An seine regelmässig wechselnden Lichtgestalten knüpfte sich daher bald das Mondjahr, eine Zeitrechnungsform, die nicht blos Babylonien, sondern fast den ganzen Orient bis in unsere Zeiten herauf beherrscht hat. Man bemerkte leicht, dass die Zeit, die der Mond braucht, um von einem für kurze Zeit in seiner Nähe befindlichen Sterne nach einem Monate wieder zu demselben Sterne zurückzukommen, ungefähr 27 Tage betrug. Wie aus der unserer I. Abhdlg. beigegebenen Karte ersichtlich ist, liegt der jeweilige monatliche Weg des Mondes immer in der Nähe der Ekliptik. Da bei den astrologischen Aufgaben die Schätzung des Mondeinflusses von grosser Wichtigkeit war, also die Orte des Mondes nächst der Ekliptik hiezu bekannt sein mussten, so schuf die Astrologie schon in ihren allerersten Anfängen eine Teilung der Ekliptik in 27 Häuser" oder „,Stationen", in denen der Mond etwa je einen Tag verblieb. Dies sind die manzil der Araber, die naxatra der Inder, die siu der Chinesen, die in Abhdlg. I (S. 20-23) mit einander verglichen wurden. Jede Station fasste, nach vielen alten Zeugnissen,1) etwa 13 Grad, da 131,0 X 27 360°. Neben dieser Teilung des Zodiakus in 27 oder 28 Mondstationen (sie findet sich selbst in Siam,) s. CASSINI, Mém. de l'acad. d. sc. T. VIII 300) ist aber auf verschiedenen uns noch erhalten gebliebenen Tierkreisabbildungen auch noch die Zwölfteilung ersichtlich. Auf ägyptischen Tierkreisen) erscheinen 12 Hauptgötter und unter jedem dieser 3 weitere Gottheiten, welche zusammen also den 36 Dekanen der Ägypter entsprechen; jedem Dekan sind ausserdem noch 3 Helfer" beigegeben, so dass der ganze Tierkreis 108 Konstellationen

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1) So heisst es in einer alten hebräischen Handschrift (STEINSCHNEIDER, üb. die Mondstationen u. das Buch Arcandam, Zeitschr. d. Deutsch. Morgenl. Ges. XVIII 118): Die Sphäre wird in 360 Teile geteilt, und der Mond schneidet diese Sphäre in seiner Erneuerung, welche Monat genannt wird, dessen Tage 27 (28) ..... Er hat ein Lager, in welchem er eine Nacht wohnt. Die Sphäre wird in 360 Teile geteilt und je 30 heissen ein Sternbild [Zodiakalbild] und jedes hat 2 Lager" [also hat jedes Lager beim Vorhandensein von 28 Stationen 12o 51', bei 27 Stationen (der älteren Teilung) 13o 20'].

2) Das siamesische System der Maasse der Zeit und des Raumes lässt, wie mir Herr LEHMANN mitteilt, noch heute, sowohl in der strikt sexagesimalen Einteilung wie in den Beträgen die (mittelbare) Herkunft aus Babylonien erkennen.

3) BAILLY, Hist. de l'Astron. ancienne. Éclaire. livre IX p. 496. Desgleichen zeigen die von BIANCHINI und PоcoкE beschriebenen Tierkreise (BAILLY a. a. O. 504, 5) die 36 Dekane in anderer Anordnung.

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