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Eben diese Jahre, das VI. und VII. Jahr des Dareios, sind es, in denen die Kontrakttäfelchen zwar nicht ganz versagen, aber grosse Lücken und Unregelmässigkeiten an den Tag legen, die auf Unruhen in Babylon schliessen lassen. Es seien hier die Lücken zwischen dem Sivan - die Tageszahl ist in dem betreffenden Täfelchen ausgefallen und dem 16. Ab des VI. Jahres (STRASSMAIER, Dareios-Inschriften Nr. 201 u. 202), zwischen dem 19. Tišri und 3. Kislev desselben Jahres (Nr. 208 u. 209), zwischen dem 11. Tammuz und 5. Elul des VII. Jahres (Nr. 223 u. 224), zwischen dem 13. Tišri und 6. Šebat desselben Jahres (Nr. 228 u. 229), zwischen dem 11. Nisan und 28. Ab des VIII. Jahres (Nr. 234 u. 235) hervorzuheben, die die Annahme von grossen während des VI. bis VIII. Jahres des Dareios in Babylon eingerissenen Unruhen rechtfertigen. Noch bedeutsamer ist die Sprache der Egibitäfelchen. BOSCAWEN1) und OPPERT 2) haben mit richtigem Blicke auf die grosse Lücke zwischen dem 25. Adar des VI. und 28. Ab des VIII. Dareiosjahres in den besagten Täfelchen hingewiesen, die es klar ersichtlich macht, dass mehr als zwei Jahre lang in dem grossen babylonischen Bankhause kein Geschäft abgeschlossen wurde oder vielmehr abgeschlossen werden konnte. Man kann deshalb annehmen, dass damals in der Stadt Babylon, dem Sitze des Bankhauses Egibi Söhne, die Geschäfte überhaupt in Stocken geraten sind und dass es damals grössere, monatelange Zeiträume gegeben hat, in denen auch auf dem Lande aller Handel und Wandel aufhören musste. Ausserdem muss man mit WEISSBACH erwägen, dass STRASSMAIER in seine Sammlung der Dareiosinschriften überhaupt alle Kontrakttäfelchen aufgenommen hat, die nach Dareios als „König von Babylon, König der Länder“, šar Bâbili šar mâtûti, datiert sind, abgesehen von der Möglichkeit, dass man einige von ihnen auf Grund spezieller Untersuchung auch Dareios II. zueignen könnte. Ich schlage deswegen vor, die Einnahme von Babylon durch Viñdafrâ im 2. Markazana, Oktober, des VIII. Dareiosjahres 514 v. Chr. anzusetzen, vorausgesetzt, dass sich Markazana nicht als Schaltmonat herausstellt. Fassen wir die Ergebnisse der vorstehenden Untersuchung zusammen, so gelangen wir zu folgenden Resultaten:

1. Dareios bestieg den Thron des persischen Weltreichs im Tišri (Sept.-Okt.) 522 v. Chr. Die Zeit von Tišri bis zum 1. Nisan des nach

der auf mündliche legendarische Tradition zurückgehenden Mär vom Falle Babels" Ereignisse aus Xerxes Zeit auf Dareios überträgt und dass Herodots Berichte III, 153 sich auf den von LEHMANN erkannten und gewürdigten zweiten babylonischen Aufstand unter Tar(Haz)-zi-ia (479/8 v. Chr.) beziehen. Auf die Möglichkeit, dass hierbei auch Züge, die für die Aufstände unter Dareios zutreffen, sich erhalten haben, so dass nicht eine einfache Übertragung sondern eine, in der Legende ja ganz gewöhnliche Vermischung von Nachrichten aus verschiedener Zeit vorläge, wird aber auch von LEHMANN hingewiesen (a. a. O. Sp. 964 Anm. 2).

1) TSBA. VI, 32.

2) Ebenda VI, 27.

Beiträge z. alten Geschichte I.

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J. V. Prášek, Die ersten Jahre Dareios des Hystaspiden. folgenden Jahres bildet sein durch die Kontrakttäfelchen Dareios 1-10 Strassm. bezeugtes, von seinem I. Jahre zu unterscheidendes „Antrittsjahr“.

2. Des Kambyses Tod, die Königserklärung und der Sturz des Bardes gehören in das Jahr 522 v. Chr.

3. Für die Aufstände einzelner Provinzen gegen Dareios sind, allerdings mit friedlichen Unterbrechungen, die Jahre 522-514 v. Chr. in Anspruch zu nehmen.

4. Der altpersische Kalender ist in folgender Weise zu restituieren:

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Zur Geschichte der antiken Herrscherkulte.
Von Ernst Kornemann.

Die folgenden Blätter sind der Betrachtung der antiken Herrscherkulte, soweit sie von den Regierenden selbst geschaffen wurden, in erster Linie gewidmet, während auf die aus der freien Initiative der Regierten hervorgegangenen Schöpfungen nur zu dem Zweck eingegangen wird, um den Hintergrund zu zeichnen, auf dem sich jene Staatskulte abheben.') Die Untersuchung des Verfassers hat den umgekehrten Weg durchlaufen, wie diese Darstellung. Sie ist ausgegangen von der letzten Form, in der die antiken Staatsherrscherkulte auftreten, den Provinzialkulten der römischen Kaiserzeit. Die Spuren der Institution aber führen in den verschiedensten Phasen der letzten Epoche immer wieder nach dem hellenistischen Orient. Wenn irgend eine, so ist diese Institution imstande, uns die Continuität der Entwicklung von Alexander dem Grossen bis zum Ende der antiken Welt, d. h. dem vollen Siege des Christentums im Staate, vor Augen zu führen.2) Es geht daher heute nicht mehr an,

1) In den meisten modernen Darstellungen wird diese Scheidung, die für die römische Zeit gleichbedeutend ist mit dem Gegensatz provinzialer und municipaler Kulte, immer noch nicht genügend berücksichtigt. Vor allem für die Alexander- und Diadochen-Zeit liegt in der scharfen Betonung dieser Scheidung der Schlüssel für das richtige Verständnis der Entwickelung auf diesem Gebiete. Es ist ein grosser Unterschied, ob devote Unterthanen Kulte für die Regierenden ersinnen und der Herrscher sie nur duldet, oder ob er sie selber ins Leben ruft. Das erstere geht dem letzteren regelmässig voraus. Von unten, nicht von oben hat die Herrscher-Vergötterung ihren Anfang genommen. Es handelt sich darum, möglichst genau festzustellen, wann und wie die Entwicklung von oben neben der älteren eingesetzt hat.

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2) O. HIRSCHFELD sagt, die in der nächsten Anm. genannte Arbeit einleitend (S. 833): Unter den Institutionen des römischen Kaiserreichs, die weder als originale Schöpfungen dieser neuen und in vieler Hinsicht modernen Welt, noch als Fortbildung römischer Sitten und Satzungen ins Leben getreten sind, sondern auf das deutlichste ihre orientalische Herkunft und die Anlehnung an hellenische Muster verraten, nimmt der Kultus der römischen Kaiser und des Kaiserhauses eine hervorragende Stelle ein: eine durchaus unrömische, auf griechisch-orientalischem Boden gewachsene Pflanze, die aber gleichzeitig mit der neuen Monarchie nach dem Westen übertragen, dort auffallend rasch sich akklimatisiert, tiefe Wurzeln geschlagen und eigenartige Blüten getrieben hat".

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dass der Forscher über römische Kaisergeschichte sich um die Entwicklung der hellenistischen Reiche gar nicht kümmert, vielmehr ist zu verlangen, dass diese, wie jede andere Neuschöpfung der römischen Imperatoren auf ihr Verhältnis zu den Einrichtungen der Diadochenstaaten geprüft werde 1). So liegt der Schwerpunkt der nachfolgenden Darstellung auf der Vorführung des römischen Kaiserkults und zwar seiner Ausbreitung in den Provinzen des Westens,) während die orientalischen Staatskulte der römischen wie der hellenistischen Zeit ) nur zur Einführung in das Verständnis und als Analogie für die Entwicklung und Ausbreitung des Kaiserkultes im Westen herangezogen werden. Von dem mächtigen Baum, dessen Krone schliesslich eingehend gezeichnet werden soll, müssen auch Wurzeln, Stamm und Untergeäst bekannt sein.“)

1. Zum Ursprung der Herrscherkulte.

Das Gottkönigtum ist im Orient uralt. In Griechenland dagegen war die Vergötterung lebender Menschen unbekannt, wohl aber war in einzelnen Teilen des Landes die Erhebung hervorragender Toten, wenn auch nicht zu Göttern, so doch zu Heroen oder Halbgöttern in Anlehnung an die Vergöttlichung der grossen Helden der Vergangenheit noch in geschichtlicher Zeit im Schwunge. Heroisierungen verdienter Männer, vor allem der Stadt- und Staatsgründer, lernen wir zuerst in Nordgriechenland kennen.") Der Begründer von Abdera, Timesios von Klazomenai, wurde von den Teiern, welche im siebenten Jahrhundert die

1) Die Berechtigung dieser Forderung wird immer allgemeiner anerkannt; jüngere Forscher wie ROSTOWZEW, P. M. MEYER haben dadurch bei andern Stoffen schöne Resultate erzielt.

2) Nach der grundlegenden Arbeit von OTTO HIRSCHFELD, Zur Geschichte des römischen Kaisercultus, SBer. der Berl. Akad. 1888, S. 833-862 hat vor allem KRASCHENINNIKOFF in seiner feinsinnigen Studie „Über die Einführung des provinzialen Kaisercultus im römischen Westen" im Philologus LIII. N. F. VII (1894) S. 147–189 das meiste zum Verständnis der Materie beigetragen. Beiden Arbeiten verdanke ich mannigfache Anregung.

3) Für die hellenistischen Herrscherkulte besitzen wir bis jetzt noch keine grössere, zusammenfassende Darstellung. Die Dissertation von AEMILIUS BEURLIER, De divinis honoribus quos acceperunt Alexander et successores eius, Paris 1890, giebt eine brauchbare Zusammenstellung des Materials, aber oft ohne die nötige Kritik.

4) Für die hellenistische Zeit erhebe ich nicht den Anspruch, das Material vollständig gegeben zu haben. Es kam mir hier nur darauf an, zunächst einmal die grossen Richtlinien zu gewinnen. Ein grösseres Werk über die antiken Herrscherkulte soll später einmal folgen. Was vorliegt, ist ein erster Wurf, eine Vorarbeit. Den Specialforschern auf dem Gebiet der hellenistischen Geschichte bin ich für Winke und Verbesserungen meiner Aufstellungen besonders dankbar.

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5) Das folgende entnehme ich dem sehr umsichtig und mit guter Kenntnis des gewaltigen in Betracht kommenden Materials gearbeiteten Artikel Heros von DENEKEN bei ROSCHER, Lexikon der gr. u. röm. Mythologie I 2 Sp. 2517 ff., vgl. auch ROHDE Psyche IIo S. 348 ff.

Stadt aufs neue besiedelten, wie ein Heros verehrt;1) Miltiades, dem Sohn des Kypselos, wurden auf der thrakischen Chersones nach seinem Tode Opfer dargebracht und ein hippischer und gymnischer Agon gestiftet.") Dem Artachaies, einem vornehmen Perser aus der Familie der Achaimeniden, welcher die Durchstechung der Athoshalbinsel geleitet hatte und in Akanthos gestorben war, opferten die Akanthier gleich einem Heros, wobei sie ihn mit Namen anriefen.) Brasidas wurde, als er 422 bei Amphipolis gefallen war, von Staatswegen mit militärischen Ehren an dem Marktplatz der Stadt begraben. Die Grabstätte wurde eingefriedigt; die Einwohner erteilten ihm die Würde eines oiziot's und setzten ihm jährliche Heroenopfer mit Wettspielen ein.) Der bis dahin gepflegte Kult des einstigen athenischen Stadtgründers Hagnon wurde eingestellt und die Gebäude, welche seinen Namen trugen, wurden niedergerissen, vor allen ohne Zweifel das Heroon des Hagnon. Mit Recht erkennt man in diesen häufigen Heroisierungen in Nordgriechenland eine Anlehnung an die in Thrakien altheimische Sitte, die Gestorbenen als selige Bewohner des Lichtlandes, als himmlische Jäger und als segnende Hausgeister zu verehren".5) Neben Thrakien ist Sizilien ein Gebiet, in dem frühzeitig Heroisierungen geschichtlich bekannter Männer vorkommen, so des Philippos von Kroton (von Seiten der Egestaier"), des Gelon von Syrakus), Theron von Akragas), Hieron I."), Diokles 10), Timoleon 1). DENEKEN denkt hier mit Unrecht an phoenikischen Einfluss 12); vielmehr sind neben den Thrakern gerade die dorischen Stämme als Träger des Heroenkultes in Griechenland anzusehen: darauf deuten die heroischen Ehren, die den spartanischen Königen nach ihrem Tode zu teil wurden13), die heroische Verehrung der Oresthasier in Phigaleia14), des Aristomenes durch die Messenier15), die Heroisierung des Euphron von Sikyon, letztere

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2) Derselbe VI 38 καί οἱ τελευτήσαντι Χερσονησῖται θύουσι ὡς νόμος οἰκιστῇ, καὶ ἀγῶνα ἱππικόν τε καὶ γυμνικὸν ἐπιστᾶσι.

3 Derselbe VII 117 θύουσι ... ὡς ἥρωϊ.

4) THUKYDIDES V 11. Scholion veröffentllicht von USENER, Jahrbb. für class. Phil. CIII, 1871, S. 311 ff.

5) USENER a. a. O. S. 316, Götternamen S. 251, DENEKEN a. a. O. Sp. 2518.

6) HERODOT V 47.

7) DIODOR XI 38.

8) Ebenda XI 53.

9) Ebenda XI 66.

10) Ebenda XIII 35.

11) PLUTARCH, Timoleon 39

12) a. a. O. Sp. 2520.

13) HERODOT VI 58, XENOPHON, Resp. Lac Ende, dazu DENEKEN Sp. 2521 f.; vgl. USENER, Götternamen S. 249 f.

14) PAUSANIAS VIII 41. 1.

15) Ebenda IV 14. 5.

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