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INHALT.

BELOCH, J., Zur Geschichte des pyrrhischen Krieges

Die Schlacht bei Kos

Die attischen Archonten im III. Jahrhundert.

GINZEL, F. K., Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier und ihre

Seite

282-288

289-294

401-423

MÜNZER, F., Die Entstehung der Historien des Tacitus

300-330

PRÁŠEK, J. V., Die ersten Jahre Dareios' des Hystaspiden und der alt-
persische Kalender

26-50

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Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier und ihre kulturhistorische Bedeutung.

(Mit einer Karte.)

Von F. K. Ginzel.

Über die astronomischen Kenntnisse der Babylonier war in älterer Zeit nur das Wenige bekannt, was sich auf die ziemlich dürftigen Nachrichten der griechischen und lateinischen Schriftsteller stützte. IDELER hat das Verdienst, diese Nachrichten in seiner, in mancher Hinsicht auch. heute noch lesenswerten Abhandlung „Über die Sternkunde der Chaldäer"1) zusammengefasst zu haben. Namentlich sind seine über die Methoden der Zeitbestimmung der babylonischen Astronomen gegebenen Notizen bemerkenswert; der Hauptzweck seiner Abhandlung war aber die Vergleichung der ersten 7 von den 19 Mondfinsternissen des Almagest mit der Rechnung auf Grund der ZACH'schen Sonnen- und MAYER'schen Mondtafeln. Die Ideler'sche Arbeit blieb bis nach 1870 die Quelle für das Kapitel der babylonischen Astronomie in den Werken über die Geschichte der Astronomie. Bei MÄDLER (1873) 2) ist das astronomische Wissen der Babylonier wenigstens noch in einem besonderen Kapitel untergebracht, und in den folgenden Worten dieses Autors liegt eine Vorahnung von der Möglichkeit einer Unterschätzung der babylonischen Astronomie : „Wenn wir gewahren, dass Griechenlands Philosophen, um sich zu unterrichten, sich fast immer nach Ägypten, nie nach Babylon wandten, so ist daraus allein noch kein Schluss auf die Inferiorität der chaldäischen Himmelsforschung gegenüber der ägyptischen zu ziehen. Das ferne dem Weltverkehr entrückte Babylon aufzusuchen, war mit Mühen und Gefahren verbunden." Bei WOLF (1877)) dagegen werden die Babylonier nicht einmal eines besonderen Kapitels gewürdigt, obwohl damals schon einige bedeutsame Forschungsergebnisse von OPPERT und SAYCE Vorlagen, sondern mit einigen wenigen in das erste Buch eingestreuten Bemerkungen

1) Abhandl. d. Berlin. Akad. d. W. Hist. phil. Klasse 1814—15.

2) Geschichte d. Himmelskunde. I. Bd. 20-26.

3) Geschichte der Astronomie.

Beiträge z. alten Geschichte I.

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abgefunden. Wenn wir dort den Satz lesen1), dass die Babylonier, Chinesen und Ägypter sich damit begnügt hätten „einzelne Erfahrungen zu sammeln, gewisse Perioden festzustellen", sich bei ihnen aber kaum Spuren von irgend welchem wissenschaftlichen Systeme fänden (WOLF meint Ansichten über das Weltsystem), so sind wir heute den Babyloniern sehr dankbar, dass sie uns keine Schriften über das Weltsystem wie die Griechen, wohl aber ein durchdachtes System astronomischer Berechnung und wertvolle Beobachtungen hinterlassen haben. Von den Mathematikern hat namentlich M. CANTOR das hohe Alter der babylonischen Astronomie klar erkannt, da er schon aus den bis 1880 bekannt gewordenen Forschungen auf die Thatsache schloss, dass wahrscheinlich mehrere Tausend Jahre vor Alexander eine babylonische Astronomie bestand, und dass es unter allen Umständen schon zur Zeit des König Sargon (1700 v. Chr.) eine beobachtende Sternkunde der Babylonier gab." 2) Die ersten Übersetzungen von Keilschrifttafeln astronomischen Inhalts gaben 1874 BOSANQUET und A. H. SAYCE. 3) Von denselben wurde der keilschriftlich auf sehr alten Tafeln vermerkte Stern Ashkar (auch Dilgan [sumer.] Iku [assyr.]) 1879 mit Capella (a Aurigae), 1880 der auf einer babylonischen Planisphäre (welche mehrere Sternbilder zeigt) aus der Bibliothek Sardanapals vermerkte Stern Sibziana mit Arktur identifiziert1); ausserdem wiesen sie das Vorhandensein von Venusbeobachtungen (Auftauchen und Verschwinden in den Sonnenstrahlen) in sehr alter Zeit, vor Sargon zurückreichend, nach. 5) 1886 erregte die Frage der Identifizierung des Sternes Kakkab mišri lebhafte Diskussion (hierüber später), und seither war die Litteratur über die Astronomie der Babylonier im steten Wachsen begriffen. Besonders haben sich JENSEN, EPPING, HOMMEL, letzterer namentlich durch die Untersuchung der sogenannten „Grenzsteine", mit der babylonischen Kenntnis des Sternhimmels und des Tierkreises beschäftigt; 1889 hat EPPING mittelst seines Buches „Astronomisches aus Babylon" der Aufklärung der babylonischen Rechnungsschemata über den Mondlauf die Bahn gebrochen, und KUGLER hat neuestens diese Forschungen ganz wesentlich erweitert.

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Die gewonnenen Ergebnisse haben bisher nur teilweise eine zusammenfassende Darstellung erfahren. Wenn ich an eine solche astronomisch-historische Arbeit herangetreten bin, so hat mich dazu besonders die Erwägung geleitet, dass der grössere Teil der hier zu behandelnden Forschungsergebnisse sowohl den Historikern wie meinen astronomischen

1) S. 23.

2) Vorlesungen über Geschichte d. Mathem. I. Bd. (1880) S. 81.

3) The Astron. and Astrology of the Babylonians. (Transact. of the Society of Biblic. Archaeology vol. III part. 1.)

4) Monthly Notices of the Roy. Astr. Soc. XXXIX 454, XL 119.

5) A. a. O. XL 565-578.

Fachgenossen weniger bekannt sein wird, und also diese Abhandlung dazu beitragen kann, der babylonischen Astronomie zu dem Platze zu verhelfen, welcher ihr jetzt in der Geschichte der Astronomie gebührt. Ich habe mich ausserdem nicht blos auf die Darstellung des rein Astronomischen beschränkt, sondern auch die historischen Beziehungen berührt, welche zwischen der Astronomie der Babylonier und jener der Griechen, Araber und Inder sichtbar sind; freilich sind die Thatsachen, welche hier den Boden bilden, gegenwärtig erst lückenhaft bekannt, aber ein Versuch, den Gegenstand zu skizzieren und aus dem Ganzen den vermutlichen Entwickelungsgang der babylonischen Astronomie abzuleiten, wird den Historikern wie Astronomen vielleicht nicht unwillkommen sein. Den verschiedenen Streitfragen, die dabei auftauchen, namentlich den sprachlichen Erörterungen über die Deutung der Namen der Sterne und Tierkreiszeichen u. dgl. stehe ich als Astronom selbstverständlich vollkommen unparteiisch gegenüber, ich habe deshalb an einzelnen Stellen verschiedenerlei Meinungen angeführt. Die Abhandlung, welche also wie gesagt, die Forschungsergebnisse möglichst kurz zusammenfassen soll, zerfällt den gemachten Bemerkungen zufolge in 3 Teile:

I. Der gestirnte Himmel bei den Babyloniern und der babylonische Ursprung der Mondstationen.

II. Sonnen- und Mondlauf und Gang der Gestirne nach babylonischer Kenntnis und deren Einfluss auf die griechische Astronomie.

III. Der mutmassliche Entwickelungsgang der babylonischen Astronomie.

I.

Der gestirnte Himmel bei den Babyloniern und der babylonische Ursprung der Mondstationen.

Nach JENSEN, HOMMEL U. A. hat man folgende, aus astrologischen und religiösen Argumenten entsprungene Teilung des Himmels bei den Babyloniern anzunehmen: Musir-sadda (Musir-kišda) ist der Nordpol (Joch des Himmels) der Ekliptik (geweiht dem Gotte Anu = Himmel); als Gegenpunkt, Südpol, ist nach JENSEN der Ea-Stern (=ŋ Argus) zu betrachten1), womit sich HOMMEL 2) nicht einverstanden erklärt. Die drei Regionen des Himmels, welche vom Nordpol ausgehen, sind nach HOMMELS Darstellung: die Region des Anu (Beherrscher des Himmels), etwa den Stier, die Zwillinge, Krebs und Löwe umfassend, und beginnend mit Aldebaran ; die Region des Bel (Sohn des Anu) [vielleicht auch im gr. und kl. Bären lokalisiert?], begreifend Löwe, Jungfrau, Wage und Skorpion; die Region

1) Die Kosmologie der Babylonier. 1890. 25-28.

2), Ausland" Jahrg. 1892 (Die Astron. der alten Chaldäer.) Der Stern n Argus stand 2000 v. Chr. um fast 20o nördlicher als gegenwärtig und konnte für die Breite von Babylon eine Maximalhöhe über dem Horizonte von etwa 18o erreichen.

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