Herzen hielte und auf den von hinnen scheiden wollte, sollte er mir ein Zeichen geben, hat er solches mit Regung des Mundes scheinbarlich gethan, und da es nach ein Viertel auf 12 Uhr im Mittag gewesen, ist er sänftiglichen entschlafen und hat Christo seinen Geist aufgeopfert, seines Alters im 52. Jahr." Dass diess das Ende des seligen Mannes gewesen sey, zeuge ich Gott, mein Gewissen, und Alle, die es gesehen und gehört haben, rühmen dieses auch nicht unbillig!" Einen Anhang zu dieser Leichenpredigt bildet folgendes Epitaphium von M. Johannes Pollicarius, Superintendent zu Weissenfels und Freiburg, Verfasser eines lateinischen Gedichts auf die Wohlthaten der Reformation: Epitaphium des Edlen und Ehrenvehsten Heinrichen von Witzleben zum Stein. Hier schlefft der Edle fromme man, Und Georg Fabricius sang: Hunc circa tumulum pietas quid tetrica luget? Quid facit angelicus surda prope ossa chorus? Henrici tumba est Vicelebi, quam sacra turba Formarent mores qui pietate rudes. Addidit et pueris lectos, alimenta domumque, Quorum viginti bis pater almus erat. Conditur hic corpus, super aethera mens bona gaudet, Et laus exempli non moritura viget.*) Der spätere Rector der Klosterschule, Christian Bodenstein, sagt 1613 in dem Ehrentempel des Witzlebenschen Geschlechts von Heinrich: Sieh, da wird Heinrich geboren, der Langersehnte, die Hoffnung Seiner Eltern und auch Hoffnung dem ganzen Geschlecht. Pallas lächelte ihm, dem Knaben, die heilige Jungfrau, Und die Grazie zog sanft an dem Busen ihn auf. Als er zum Manne gereift, und gescheucht war die Nacht der Verirrung, Und die Frömmigkeit sprach: „Fahr' fort, so führet der Weg Dich, Ja mit herrlichem Lohn wird Dir's der Himmel vergelten, *) Zu deutsch: Warum trauert die Liebe so düster an diesem Gedenkstein? Schützet der Himmlischen Schaar, ehret der Sterblichen Dank. In Thüringens Geländ', weihte er Christo, dem Herrn. Lehrer erzog hier, sehr wack're, mit seltener Tugend, Welche durch christliche Zucht pflegten das rauhe Gemüth; Hier ruht jetzo sein Leib, dieweil die Seele sich droben Wenn dann die Knaben erklettern die waldigen Höh'n der Gebirge, Wenn die gestiftete Schul' einst Veilchen und duftende Rosen Wenn einst Knaben, beschenkt durch die Hand Castalischer**) Jungfrau'n, Wenn sie freudig Dich dann mit dem Vaternamen begrüssen, Und wenn jeglicher Mund duftenden Weihrauch Dir streut. Und wenn sie Dir doch ich schweige. Vollende, was Du begonnen, Dieser heilige Sinn belebe die spätesten Enkel, Dass sie die Schule dereinst mehren durch Rath und durch That. Und wenn die Schule blüht, blüht auch die Hoffnung dem Staat. Plündern der Grazien Haus und des Pierischen*) Chors. So befleckest Du nimmer die Hand. Es blühe die Schule, Den, der sie frevelnd zerstört, treffe der schreckliche Fluch! *) Aganippe, eine den Musen heilige Quelle am Helikon in Böotien, welcher die Eigenschaft zugeschrieben wurde, dass sie den, welcher aus ihr trank, zur Dichtkunst begeisterte. **) Castalia, eine den Musen und dem Apollo geweihte Quelle am Parnass, daher Castalische Jungfrauen soviel als die Musen. ***) Pieria, Landschaft in Macedonien am Olymp, Sitz der Musen; Pierischer Chor ist Chor der Musen. W II. Abschnitt. Wolf Dietrich von Witzleben. 1561-1596. olf Dietrich von Witzleben ward am 28. August 1561, vier Wochen nach dem Tode seines Vaters Heinrich, auf dem Wendelstein geboren, und so der Wunsch der Mutter erfüllt, welche in ihrer Trauer um den Gatten, die Hände zum Himmel erhoben, zu Gott betete, ihr einen Sohn zu schenken, damit der Stamm nicht verdorre. Jason Witzleben, welcher das ganze Vertrauen Heinrich's besessen hatte, übernahm in Gemeinschaft mit Hans Friedrich von Witzleben zu Wolmirstedt die Vormundschaft, die er jedoch nur kurze Zeit führte, da er bereits am 31. Mai 1562 starb. Die Vormundschaft ging nun auf Hans Friedrich von Witzleben zu Wolmirstedt, Albrecht Hacke zu Gutenberg, den Schwager Heinrich's, und Nicolaus von Ebeleben zu Ebeleben über. Letzterer legte dieselbe 1568 anderer Geschäfte halber nieder, Albrecht Hacke scheint gestorben zu sein, und so finden wir 1569 als Vormünder Hans Friedrich von Witzleben, Diez Marschall zu Herrengosserstedt und Dietrich Gans zu Dennstedt. Heinrich von Witzleben hatte, wie wir schon angedeutet haben, die von ihm gestiftete Klosterschule in vollem Flor, seine eigenen Vermögensverhältnisse aber in ungeordnetem Zustande hinterlassen, so dass die Vormünder seines Sohnes, welche wahrscheinlich auch keine Geschäftsleute waren, sich ausser Stande sahen, die vom Kloster Rossleben und vom Wendelstein im Gemenge herrührenden Schulden zu ordnen. Hieraus entstanden zwischen den Vormündern und der Wittwe Zwistigkeiten,, welche jedoch durch einen vom Kurfürsten August am 24. September 1563 sanctionirten Vertrag zwischen den Vormündern Wolf Dietrich's und dem Geschlechtsvormund der Mutter, Nicolaus von Lichtenhayn zur Vitzenburg, sowie dem Mitvormund Ernst von Bewissen, Amtmann zu Freiburg, ausgeglichen wurden. Danach sollten die Vormünder Wolf Dietrich's ein vollständiges Inventarium von den Vorräthen, beweglichen Gütern und der fahrenden Habe aufnehmen, dann solches alles nebst dem Verzeichniss der Wittwe überantworten und derselben die ganze Haushaltung des Gutes Wendelstein vorläufig auf ein Jahr einräumen. In dieser Zeit sollte sich die Wittwe mit dem nöthigen Gesinde versorgen und bestellen und die alten Diener, so viel sie deren bedurfte, sonderlich Hans Vorkauf, dem die Gelegenheit der Hölzer bewusst, und einen Schösser, der von den Vormündern in Eid zu nehmen sei, beibehalten. Der Gehölze sollte sie sich nur in soweit anmassen dürfen, als sie Holz zum Feuerwerk und, mit Vorbewusst der Vormünder des Unmündigen, als Baumaterial gebrauchte. Nach Ablauf immer eines Jahres hatte sie Rechnung abzulegen, inzwischen aber sollte sie Alles, was ihr an dem Ertrage der Güter bis zur Höhe von 6000 Fl. in einem früheren Vertrage zugesichert war, behalten, den Ueberschuss aber dem Gute verbleiben lassen. Ein oder zwei Jahre darauf wurde dieser Vertrag auf drei Jahre verlängert. So war Veronica sehr selbstständig gestellt, und von ihr hing es ab, die in Unordnung gerathenen Vermögensverhältnisse ihres Sohnes zu ordnen. Dass ihr diese schwere, aber immerhin erreichbare Aufgabe nicht geglückt, wissen wir leider nur zu gewiss und vermögen sie von aller Schuld dabei nicht frei sprechen. Veronica blieb noch mehrere Jahre auf dem Wendelstein und wird in dem Taufbuche zu Rossleben als ,, die gestrenge Frau zum Stein, Heinrich Voigts (d. h. des Klostervoigts) Wittwe" vielfach unter den Taufzeugen genannt*). Im Jahre 1566 verlobte sie sich mit dem bisherigen Stallmeister und Kammerjunker des Herzogs Johann Wilhelm zu Sachsen, Philipp Münch auf Würchhausen (unter Dornburg an der Saale). Weil dieser aber in Kursachsen nicht angesessen war, und der Kurfürst das Haus Wendelstein,,, welches für eine Vhestung zu halten," nicht einem fremden Unterthan anvertrauen wollte, so wurde Veronica von Witzleben durch den kurfürstlichen Rath Hans von Germar als dazu verordnetem *) Wilhelm, Gesch. d. KI.-Sch. Rossleben, 1826, p. 35. |