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mit tüchtigen Männern zu besetzen.

Am 20. März 1618 war die Schule, repräsentirt durch alle Lehrer und je einen Schüler aus jeder Klasse, als Zeuge bei der Taufe seines am 15. März geborenen Sohnes Georg Heinrich nach dem Wendelstein gebeten worden.

Dem Zwillingsbruder des Täuflings, welcher gleich nach der Geburt gestorben war, widmete der Vater eine, von ihm selbst verfasste lateinische Grabschrift:

,,Sum Witzlebiades, nec sum sub limine vitae.

Hora eadem vidit vivere meque mori
Dum fratrem sequor in partu, me vita reliquit.
Mors fecit similes funere dissimiles.

Hei! ita tam infelix, sed ego felicior illo,

In coelo vitae damna rependo meae"*)!

Als im nächsten Jahre am 17. April auch der oben erwähnte Georg Heinrich und zwei Tage später dessen Schwester Catharina Elisabeth (n. 1617, 28. Febr.) starb, liessen die Eltern den Kindern ein Epithaphium errichten, in dessen Inschrift sich gleichfalls der fromme Sinn derselben kundgiebt. Sie lautete:

,,Reddimus Tibi, Domine, quod accepimus; reddimus quod recepisti. Ita recipiemus illos, quos parentes moesti credimus Tibi "**).

War schon das bisherige Leben Philipp Heinrich's ein kummer- und sorgenvolles gewesen, so hatte er jetzt im härtesten Sinne des Wortes mit Nahrungssorgen zu kämpfen; das sich immer tiefer in ihn einfressende Unglück wusste auch noch die letzten unberührten Fasern seines Herzens zu erreichen.

Am 5. September 1634 beschloss seine Gattin, welche ohne Murren und Klage all' das schwere Ungemach in christlicher Demuth mit ihrem ehelichen Junker ertragen hatte, zehn Tage nach ihrer Entbindung von

*) Ein Witzleben bin ich und auch nicht. An der Schwelle des Lebens
Hat mich dieselbige Stund' leben und sterben gesehn.

Folgend in der Geburt dem Bruder, verliess mich das Leben.

Ungleich machte der Tod, machte das Grab, was sich glich.
Weh! Unglücklichem mir, und doch glücklicher bin ich als jener,
Da mir des Lebens Verlust reichlich der Himmel ersetzt.

**) Wir geben dir wieder, o Herr, was wir empfangen haben, wir geben dir wieder, was du uns genommen hast. So werden wir jene wieder zurücknehmen, die wir, trauernde Eltern, dir anvertrauen.

einem todten Zwillingspaare, ihr thränenreiches Leben *). Neun unerzogene Kinder verlangten von dem des Trostes selbst so bedürftigen Vater Nahrung und Erziehung, und dieser war von Allem völlig entblösst. Das Wenige, was ihm noch übrig geblieben sein mochte, wurde eine Beute des rohen Kriegsvolkes.

Bis zum Jahre 1630 war Thüringen von den Verwüstungen des seit 1618 begonnenen deutschen Krieges verschont geblieben, aber von dieser Zeit an wurde es der Tummelplatz der Kriegsschaaren aller Parteien. Bald waren es die wilden Kriegsvölker, welche Pappenheim durch Thüringen auf das Schlachtfeld von Lützen führte, bald waren es die jeder Zucht entwöhnten Schweden unter Baner, welche nach der Schlacht von Nördlingen und auch später Thüringen durchzogen. Jedem solchen Durchzug der einen Partei folgte die andere auf dem Fusse. Zweimal wurde Rossleben und das Kloster ausgeplündert. Bald standen die Hörsäle leer, Schüler und Lehrer waren vor dem Kriegsvolk geflüchtet thöricht! denn es gab in dieser unglücklichen Zeit keinen Ort in Deutschland, der Sicherheit gewährte. Auch der Wendelstein, zu schwach um ernsten Widerstand auf längere Zeit zu leisten, aber doch verlockend als der einzige feste Punkt in dieser Gegend, war bald im Besitz der Kaiserlichen, bald der Schweden und alle hausten gleich in ihrer ungezügelten Raubsucht.

Ward auch das Witzleben'sche Stammhaus seit vielen Jahren widerrechtlich von fremder Hand genutzt, immerhin musste die Verwüstung desselben durch die hin- und herwogenden Kriegsschaaren dem Herzen Philipp Heinrich's, welcher nie an der endlichen Wiederbesitznahme seines Erbes verzweifelte, neue Wunden schlagen, und noch mehr als dies musste ihn die Verwüstung und Verödung des Klosters, der von ihm treu gepflegten Stiftung seines Grossvaters, betrüben.

Neben all' diesem Unglücke hatte 1625 die Pest in Rossleben gewüthet und 1631 eine Feuersbrunst den grössten Theil des Dorfes in Asche gelegt.

Einem weniger rechtschaffenen Manne und weniger zärtlichen Gatten und Vater als Philipp Heinrich wäre es ein Leichtes gewesen, all' diese Sorgen, all' dieses Elend von sich abzuschütteln, indem er zum Schwerte

*) Auf ihrem Grabsteine zu Rossleben war zu lesen:

,.Eine grosse Gönnerin dieser Klosterschule und Wohlthäterin der Armen, sonderlich der armen Jugend."

S. Wilhelm, 1. c. p. 28.

griff und mit in den Krieg zog. Noch waren seine Verbindungen und sein Ansehen immerhin so gross, um ihm im sächsischen Heere einen angemessenen Platz zu sichern.

Philipp Heinrich aber hätte durch einen solchen Schritt Frau und Kind dem Hungertode Preis gegeben, denn er allein war nur fähig, durch Fortführung des Processes den Glauben auf Wiedererstattung des Wendelsteins wach zu erhalten und dadurch die nothwendigsten Mittel zum dürf- tigen Unterhalt seiner Familie herbei zu schaffen. Wie oft mag unser unglücklicher Ahnherr nach Helm und Schwert geblickt haben. Nach beiden zu greifen hielt er unter den obwaltenden Umständen für feig und ehrlos.

Vier Jahre lebte Philipp Heinrich als Wittwer. Zehn Tage später, als er in Frankenhausen mit Georg Rudolph von Hessler eine Zusammenkunft in Leipzig verabredet hatte, wurde er, am 12. November 1638, in der Nähe von Beichlingen, wohin er von Rossleben frisch uud gesund geritten war, plötzlich vom Nervenschlage getroffen, sank vom Pferde und verschied unter freiem Himmel.

Um die Ungerechtigkeit und Härte, welche Witzleben während seines Lebens verfolgt hatten, zu sühnen, gewährte der Kurfürst 300 Fl. zu seiner Bestattung nach adelichem Gebrauche. In Rossleben, an der Seite seiner Gemahlin, wurde er am 20. December feierlich beigesetzt.

Seit vielen Jahren mögen die neun unmündigen Kinder, welche ihren zärtlichen Vater mit heissen Thränen beweinten, bei dieser Gelegenbeit zum erstenmal wieder neu bekleidet worden sein und bei dem Leichenschmauss eine volle Mahlzeit erhalten haben.

Wir können nicht schliessen, ohne noch zu erwähnen, dass Philipp Heinrich, trotz seines tiefen Elends, von seinen alten Freunden hoch in Ehren gehalten wurde, wie die gastliche Aufnahme, welche er stets in Beichlingen fand, und das Tauffest in Gehofen bezeugt, wo er am 4. Octbr. 1636 bei der Taufe Albert Hartmann's von Eberstein zu Gevatter gebeten wurde.

Noch ergreifender als dieses ist seine Pietät, die er für die Klosterschule Rossleben, die Stiftung seines Grossvaters, kund gab. Inmitten seiner Nahrungssorgen hörte er nicht auf, beim Kurfürsten um Holz für das Kloster zu bitten, da man sich die Waldungen desselben mit dem Wendelstein ungerechter Weise angeeignet hatte und nun das Holz für

das Kloster nur gegen Zahlung verabfolgen lassen wollte*), und wenn auch all seine Kleinodien veräussert werden mussten, um den Hunger der Seinen zu stillen, der von der Klosterschule ihm zum Hochzeitsgeschenk geweihte Pokal wurde nicht berührt und als ein Heiligthum bewahrt.

*) Philipp Heinrich schrieb deshalb d. d. Rossleben, den 25. Novbr. 1625 an den Kurfürsten: „Ich habe unterthänigst Bericht empfangen, wie E. Ch. Durchl. auf meine jüngste unterthänigste nothdrängliche Supplication dem Oberforstmeister in Thüringen, Georg Ernst von Weissbach, gnädigst demandiret, wie für meine Schule Rossleben zwar nothwendig Gehölz, aber doch gegen Bezahlung, aus meinem von E. Ch D. zu Lehn tragendem Wendelsteinischen Forst folgen zu lassen.

Darauf muss E. Ch. D. ich nochmals für mich und meine gemeldete Schule Rossleben ferner mit unterthänigstem Flehen berichten, dass je und allewege, so lange das Kloster Rossleben fundiret und hernach zur Schule verordnet, aus dem Wendelstein'schen Forst für die Küche, zum Brauen, Backen, Erheizung der Schul-Collegenund Knaben-Losamenter, item zu Erhaltung der Schulen- und Mühlen-Gebäude, wie auch dem Pfarrer und andern Dienern ganz freie Holzung ohne einige Zahlung von meinen lieben Eltern und Vorfahren, denen von Witzleben, weit über die dreihundert Jahre an Klaftern und Waasen ist gefolget, inmassen es auch so wohl bei Hans Heinrich's von Hessler als E. Ch. D. Innehabnng bishero, aber nicht aller Dinge nothdürftig, sondern ziemlichen Mangels, worüber ich mich jederzeit beschwert, also ist continuiret worden.

Da nun solches von E. Ch. D. ganz und gar sollte abgeschnitten und die Holzung für die Schule und nothwendigen Gebäude mit Geld und so hohem Kauf, wie es von dem gewesenen Inspectore Scheplitz, als er sich tituliret und geschrieben, angesetzt, gezahlet werden, so haben E. Ch. D. gnädigst zu bedenken, dass dahero nicht allein der Schule Ruin, so zu Gottes Ehren und löblicher Auferziehung der lieben und meistentheils armen Jugend von meinen lieben alten Vorfahren aus Mildigkeit angesehen und verordnet, sondern auch gänzlicher Untergang erfolgen wolle, welches aber E. Ch. D. nimmer werden geschehen lassen So langet darum an E. Ch. D. mein und meiner Schule Rossleben unterthänigstes Bitten, Sie geruhen gnädigst Dero mehrgedachtem Oberforstmeister anderweit zu befehlen, die nothwendige Bau- und Feuerholzung aus meinem von E. Ch D. zu Lehn tragendem Wendelsteinischen Forst ohne Entgeld folgen zu lassen etc.*

IV. Abschnitt.

Die Kinder Philipp Heinrich's von Witzleben.

Wir

ir haben in dem vorigen Abschnitt das tragische Schicksal Philipp Heinrich's gelesen. Wir sind in unserer den Urkunden entnommenen Schilderung den verworrenen Familien-Traditionen entgegentreten, nach welchen Philipp Heinrich berauscht in einer Nacht den Wendelstein bald an Hessler, bald direkt an den Kurfürsten im Spiel verloren haben sollte, und hoffen unsern unglücklichen Ahnherrn soweit gerechtfertigt zu haben, als er gerechtfertigt werden musste.

Die Ehe Philipp Heinrich's mit Sabine Elisabeth von Wangenheim war mit 18 Kindern (darunter drei Zwillingspaare), gesegnet. Neun Kinder wurden von den Eltern begraben, neun überlebten dieselben *). Die Nachrichten, welche wir über die Ueberlebenden zusammenstellen, entnehmen wir aus vereinzelten, in den Archiven aufgefundenen Notizen, zum grössten Theil aber den um das Jahr 1678 entstandenen eigenhändigen Aufzeichnungen Wolf Dietrich Arnold's, eines der hinterlassenen Söhne Philipp Heinrich's. Diese Blätter befinden sich in den Wendelsteiner Processacten in dem Staatsarchiv zu Wetzlar, führen die Ueberschrift: ,,Weniger Bericht von der Procedur mit und bei dem Amte. Wendelstein von Anno 1616 bis 1678" und sind nach Wolf Dietrich Arnold's Tode unter dessen Briefschaften gefunden worden.

Wir haben schon die Stelle angeführt, wo Wolf Dietrich Arnold den traurigen Zustand der Kinder bei Lebzeiten ihres Vaters schildert (s. S. 237).

*) Siehe die Stammtafel II. 6.

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