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mit Gras bewachsen, dass man Ziegen und wilde Schweine, welche die Aecker durchwühlten, nicht darauf sehen konnte. Fast kein Bauer war in den Amtsdörfern zu finden, und keiner hatte ein Pferd. Die Bauern mussten sich selbst und ihre Weiber an Pflug und Egge, manchmal zu vieren, spannen, um den Acker zu bebauen. Die Erndte auf den wenigen angebauten Amtsfeldern wurde mit der Schubkarre in die Scheunen gefahren. Die Güter waren deshalb so im Preise gesunken, dass man ein Gut von 2-3 Hufen Acker und hübschem Wiesenwachs für 50 100 fl., den Acker zu 4 fl. kaufen konnte. Die Hintersättler-Häuser wurden umsonst weggegeben. Länger als 16 Jahre habe es gewährt, bevor das Gut wieder in vollkommenen Zustand kam.

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Nachdem die Schweden abgezogen waren, begnügte man sich, vor der Hand eine Wohnung für den Verwalter und die nothwendigsten Ställe herzustellen und erst später ging man daran, die übrigen erforderlichen Wirthschaftsgebäude mit Benutzung der vorhandenen Mauerreste wieder aufzurichten.

Die ohne jeden Schönheitssinn, ja man möchte sagen mit Verletzung des Anstandes, ausgeführte Restauration, bei welcher nur in Betracht gezogen wurde, so wenig Geld wie möglich darauf zu verwenden, ist dadurch erklärbar, dass die Bauten zu einer Zeit entstanden, in welcher der Besitz von Wendelstein für den Bauherrn ein zweifelhafter war, und in welcher überhaupt die geschmack- und schmucklosesten Bauten ausgeführt wurden. Die Neubauten bestanden aus einfachem Fachwerk ohne jede Ausschmückung, und nur in dem als Jagdschloss benutzten Gebäude*) wurden die Decken des sogenannten Bankettsaales (jetzt Betsaal) und einiger Zimmer mit Stuck verziert.

Nach dem am 8. October 1656 erfolgten Tode des Kurfürsten Johann Georg I. fiel Wendelstein mit dem Fürstenthum Querfurt an dessen zweiten Sohn, den Herzog August zu Sachsen, Stifter der Sachsen-Weissenfels'schen. Linie. Dem Kurfürsten (und König in Polen) Friedrich August I. († 1733) mochte aber nach Wiedererlangung der stattlichen Domaine gelüsten, und als er erfahren hatte, dass der Herzog Johann Georg von Sachsen-Weissenfels, Enkel des Herzogs August, schwer erkrankt sei, entsandte er am 10. März 1712 den Legationsassessor Moritz Heydenreich in's Geheim nach Weissenfels, mit dem Auftrage, sich, wenn der Herzog stürbe, sofort nach

*) Auf dem Plane m, spätere Forstmeisterwohnung.

Wendelstein zu begeben und denselben im Namen des Kurfürsten in Besitz zu nehmen. Als Heydenreich jedoch nach dem am 16. März erfolgten Ableben Johann Georg's auf der Burg anlangte, widersetzte sich der Weissenfels'sche Amtsverwalter Katsch der Besitzergreifung, und erst, als am 25. März 1712 1 Sergeant und 16 Mann Kurfürstlicher Truppen das Schlossthor mit Gewalt besetzten, gab er nach, öffnete die Gerichtsstube und versprach, kein Geld nach Weissenfels zu schicken, sondern alle Einnahmen in Verwahrsam halten zu wollen.

In Folge fernerer Verhandlungen trat jedoch der Kurfürst den Wendelstein wieder an den Bruder und Nachfolger Johann Georg's, den Herzog Christian, ab.

Dieser verkaufte Haus und Amt Wendelstein am 7. Mai 1722 wiederkäuflich auf 7 Jahre, jedoch ohne Forstnutzungen und ohne die hohe Jagd, für 100,000 Thaler an den General - Feldmarschall Reichsgrafen Jacob Heinrich von Flemming*). In den darob geführten Verhandlungen wurden die Erträge ohne Forst auf 6,460 Thlr. berechnet.

Mit dem am 16. Mai 1746 erfolgten Tode des Herzogs Johann Adolph erlosch die Herzoglich Sachsen-Weissenfels'sche Linie und das Amt Wendelstein fiel an Kursachsen zurück.

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Vom siebenjährigen Kriege wurde die goldene Aue nicht berührt und auch die späteren Kriege von 1806 und 1813 fanden hier kein Schlachtfeld. Das auf dem Wendelstein befindliche Gestüt, in welchem Pferde polnischer, türkischer und tartarischer Race gezüchtet wurden, ward jedoch 1813 eine Beute des Lützower Freicorps.

Als sich Sachsen beim Friedensschlusse am 18. Mai 1815 gezwungen sah, 367 Meilen seines Gebietes und darunter auch den Thüringer Kreis abzutreten, fiel der Wendelstein, unstreitig eines der herrlichsten Sächsischen Kammergüter, an Preussen und keine der Partheien, die Jahrhunderte lang darum gestritten hatten, blieb in dem Genuss desselben. Ein trauriger Trost für die rechtmässigen Besitzer.

Jetzt ist Wendelstein eine der besten Preussischen Domänen, die mit ihren 2700 Morgen Acker und Wiesen, den Gebäuden und dem StammInventar (ohne Forst) auf eine Million Thaler geschätzt wird.

*) Nachrichten aus d. Archive zu Dresden.

b. Beschreibung des Hauses Wendelstein.

Die Burg liegt auf dem Plateau eines Kalkfelsens, welcher, 160 Fuss hoch, gegen Süden schroff zur Unstrut abfällt, im Osten und Westen durch 2 tiefe und steile Schluchten begrenzt wird, nach Norden zu sich jedoch allmählig verflacht und von dieser Seite völlig zugänglich ist.

Es lag daher in der Natur dieser Felsformation, dass die Befestigungskunst vor allem die Nordseite in's Auge fasste und diese durch tiefe Gräben und hohe Mauern und Thürme zu sichern suchte.

Die eigentliche Burg bildet ein Oblongum von etwa 175 Schritten Länge von Ost nach West und 60 Schritten Breite von Süd nach Nord. Ein auf der Ost- und Nordseite in den Felsen gehauener 20 Fuss tiefer und 25-35 Fuss breiter Graben, welcher sich auf der Westseite bis auf 75 Fuss erweitert, umschliesst die Burg von den genannten drei Seiten. In dem westlichen breiten Theile des Burggrabens, in welchem früher Dammwild stand, sind jetzt Fabrik- und Wirthschafts-Gebäude aufgeführt, welche einen schroffen und störenden Gegensatz zu den Trümmern der alten Ritterburg bilden.

Von dem eben besprochenen Burggraben 25-30 Schritt, nach aussen zu, entfernt, wurde ein zweiter Graben in den Felsen gearbeitet, welcher 20 Fuss tief und an der Nordseite 25 Schritte breit sich an der südöstlichen Spitze bis auf 8-9 Schritt verengt, während auf der Westseite ein schmaler, grabenähnlicher Felseinschnitt mit Aufmauerungen an beiden Seiten und Resten von Durchlässen die Stelle dieses zweiten Grabens vertritt. Dieser Vorgraben und zum Theil die auf der Contreescarpe des Hauptgrabens befindlichen Befestigungswerke, Thürme und Kasematten verdanken wahrscheinlich ihre Entstehung einer Zeit, in welcher die Burg im Pfandbesitz Knrsachens war. Dasselbe gilt wohl vor Allem von dem Querfurter und dem Nebraer Thore, welche als Ausfallthore dienen sollten, wenn das unmittelbar vor dem Haupteingang gelegene Vorwerk vom Feinde besetzt und dadurch ein Ausfall aus dem Burgthore unmöglich gemacht war. Die beiden genannten Thore führen jedoch nur bis zur Contreescarpe des Hauptgrabens. Die eigentliche Burg behielt nur einen Eingang, zu welchem man über eine Zugbrücke gelangte. Ein thurmartig gebautes mit 9-12 Fuss dicken Mauern versehenes Rondel (f) diente zur Vertheidigung des Zuganges und schloss sich an die Ringmauern und gleichzeitig

an das südlich nach dem Burghofe zu liegende, ebenfalls aus kolossalen Mauern bestehende Thorgebäude an, durch welches die 25-28 Schritt lange Thoreinfahrt läuft. Diese wurde durch zwei starke Thorflügel verschlossen und konnte ausserdem noch durch ein Fallgatter gesperrt werden. Das Rondel hat von allen Befestigungswerken der Zeit den grössten Widerstand geleistet und ist noch ziemlich erhalten.

Ein flacher, neu eingemauerter Stein über dem Thore bezeichnet die Stelle, auf welcher das Witzleben'sche Wappen stand, bis dasselbe vor wenigen Jahren, um es vor völliger Verwitterung zu schützen, herausgenommen und nach dem Kloster Rossleben gebracht wurde.

Fünf und fünfzig Schritte westlich des Hauptthores befindet sich ein in den Graben vorspringender Thurm (g), und jedenfalls hat an der nordöstlichen Ecke der Burg, östlich des Haupteinganges, ein zweiter Thurm gestanden, von welchem aher jetzt eher Spuren eines eckigen Gebäudes als eines runden Thurmes aufzufinden sind. Ein ebensolcher Thurm schloss sehr wahrscheinlich an der Südostecke, ungefähr da, wo jetzt auf dem Plane eine Kasematte (r) gezeichnet ist, die Befestigungswerke auf der Ostfront.

Jedenfalls waren zur Vertheidigung des Haupteinganges am Vorgraben und an der Contreescarpe des Hauptgrabens Vertheidigungswerke errichtet, von denen jetzt aber jede sichtbare Spur verschwunden ist. Die Südseite der Burg war, so weit sie nicht von Gebäuden eingenommen wurde, durch Mauern geschlossen, welche westlich in einem Thurm (g') endeten, dessen Grundmauern auf der Westseite bis zur Höhe von 12 Fuss, an den andern Seiten geringer, noch sichtbar sind.

Von diesem Thurm gelangt man zu der sehr unregelmässigen, der Felsbildung folgenden Westfront und tritt aus ihm zuförderst auf ein kleines, jetzt zum Garten umgewandeltes Felsplateau (die sogenannte Reitbahn) (i), welches von aussen durch eine halbkreisförmige, nördlich in dem ,,Treppenthurm" (h) endigende Mauer umschlossen wird.

Von diesem Plateau aus hat das Auge eine entzückende Aussicht auf das Unstrutthal mit seinen grünen Auen, auf das neu restaurirte Schloss Wiehe und das Städtchen gleichen Namens, auf die bewaldeten Höhen der Finne, welche südlich das Unstrutthal begrenzen, auf die Klöster Memleben, Rossleben und Donndorf, auf Wolmirstedt, dem Schlussstein der goldenen Aue, und auf viele andere Ortschaften, welche durch Grabmäler

oder Wappen bezeugen, dass sie einst im Besitz der Witzleben'schen Familie waren.

Durch den obenerwähnten Treppenthurm steigt man vermittelst einer Wendeltreppe von dem Plateau hinab und gelangt zu dem mit ihm durch Mauern verbundenen und weit in den Graben vorspringenden nordwestlichen Eckthurm (auf dem Plan g), dem Anschein nach mit einer inneren Weite von 20-25 Fuss Durchmesser, während die äussere Weite vielleicht 40-44, wo er auseinander getrieben ist sogar wohl 48 Fuss beträgt. Er hat seinen Anschluss an der nördlichen Burgmauer. Nicht weit von diesem gewaltigen Eckthurm, welcher in seinen Ueberresten noch mit Stolz seine Geschützschiessscharten zeigt, liegt nach dem Innern der Burg zu die Kapelle (k). Dieselbe hatte zwei Eingänge. Der südliche führte in das Schiff der Kapelle und war für die Gemeinde bestimmt. Durch den nördlichen Eingang, welcher aus der ,,alten Burg“ führte, gelangte man zu dem der Kanzel gegenüber befindlichen Stuhl der Burgherrschaft, welcher auf 3 kurzen, reich verzierten romanischen Säulen ruht. Dieser Baustyl, in welchem sichtlich die ganze Kapelle gehalten war, und auch der Umstand, dass man auf einzelnen Steinen der Kapelle dasselbe Steinhauerzeichen, welches man in den Memlebener Ruinen findet, hier wieder sieht, giebt zu der Vermuthung Anlass *), dass die Wendelsteiner Burgkapelle zu gleicher Zeit mit jenem berühmten Kloster erbaut ist, und jedenfalls die Gewissheit, dass sie eines der ältesten, wenn nicht das älteste Mauerwerk des Wendelsteins enthält. Ueber den Säulen, welche den Burgherrschaftlichen Stuhl tragen, befinden sich zwei SteinMedaillons, vielleicht Portraits ehemaliger Besitzer, und über einem derselben ein Einhorn in hautrelief. Die Sakristei lag in einem südlichen Anbau und war von geringem Umfange.

Die Kapelle, in welcher noch der Rektor der Klosterschule Rossleben, Benedict Wilhelm **), gepredigt haben soll und welche einst die jetzt im Kloster Rossleben eingemauerten Grabsteine der Familie von Witzleben enthielt, liegt vollständig in Trümmern und nur ein Nothdach schützt die Säulen vor gänzlicher Vernichtung.

Der Burghof ist geräumig und im Gegensatz zu anderen Burghöfen hell

*) Diese Steinhauerzeichen wurden nicht nur von ein und demselben Meister, sondern auch Generationen hindurch von den sogenanntnn Bauhütten geführt und gewähren deshalb keine genaue Zeitbestimmung.

**) Geb. 1763, Lehrer zu Rossleben 1786, gestorben 1847.

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