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2 Dienern

etc. Hiernechst ist besagter Personen Baggage und an die 50 Pferde verbrennet, auch unterschiedliche Personen sehr beschädiget worden und des Herrn Oberhoff-Marschalls Excell. haben ihre völlige Equippage eingebüsset."*) Fliegende Blätter verkündeten das Unglück in der Heimath. Eins derselben, 8 Octavseiten stark, beginnt: Man höret eine klägliche Stimme und

bitteres Weinen auf der Höhe:

Rahel weinet über ihre Kinder, und will sich
nicht trösten lassen über ihre Kinder, denn
es ist aus mit ihnen, Jer. 31,15.

Trauer-volle

Thränen,

Welche die Sachsen-Mutter über ihre
so viel tausend edele tapffere Kinder, die
sie in das verwirrte Königreich Polen,
nach schuldigster Pflicht hat schicken
müssen, als selbige theils durch den
Brand, den 10. April 1704, in denen
Petrowienischen Scheunen an der
Weichsel in Mitternacht daselbst ent-
standener Feuers-Brunst, theils zuvor
durchs Schwerd und andere Krieges-
Occasiones umkommen seyn,
bitterlich vergossen.

In Klagliedern Jer. am I. Cap. v. 12.
Euch sage ich, allen, die ihr fürüber ge-
het, schauet doch, und sehet, ob irgend
ein Schmertzen sey, wie mein Schmer-
zen, der mich troffen hat, denn der
HERR hat mich voll Jam-
mers gemacht, etc.

Gedruckt in diesem 1704 ten Jahr.

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Die zweite und halbe dritte Seite bringen das Verzeichniss derer jenigen Personen, welche den 10. April Nachts nach 11 Uhren in Feuer umkommen zu Pietrowein, in Pohln 1704." unter ihnen an zweiter Stelle

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Herr Cammer-Herr und Cammer-Rath Witzleben, und dessen 2. Laqueyen“, wonach im Ganzen 33 Personen und etliche 90 Pferde verbrannt und

*) H. St. Arch. zu Dresden, Act. Tod des Hofmarschalls von Bomsdorf nebst 35 andern Personen bei einer Feuersbrunst zu Pietrowin (a. d. Weichsel) 1704.

6 Personen beschädigt waren, von denen nach einigen Tagen noch 3 Personen mit Tode abgingen. Und nun folgen 3 schöne neue Lieder in dieser Manier:

Das Erste.

1. Ach Schmertz, ach Schmertz, ach Schmertz, ich arme Mutter schrey: mein Hertze schwimt in Blut, und ist in Stücken entzwey, für lauter Schmertz und Leid, dass ich erfahren muss in solcher kurtzen Zeit.

2. Wie hast du Polen mich, betrübet jämmerlich, da ich die Post bekam, und solch Elend vernam, must ich mit solchen Schmertz meine Hände ringen sehr, betrüben so mein Hertz.

3. Die tapffern edlen Zweig, die ich getragen hab, hastu verwirtes Pohlen mir sehr genommen ab, wie wein ich über dir, wie seuffz ich doch mit Schmertz, ach meine Kinder die.

6. Theils seyn wohl durch das Schwerd und BüchsenSchuss getödt, theils aber durch den Brand jämmerlich so entseelt, ach Jammer, ach! ach Noth, ach! meine lieben Kinder, in Pohlen seyn sie todt.

7. Die Waysen die ihr habt, gelassen hinter euch, die schreyen jämmerlich über das Polische Reich. Eure Witben seuffzen Noth: ach GOtt, ach GOtt, mein Mann, in Polen ist er todt.

u. s. W.

Wolf Friedrich von Witzleben hätte an Gehalt vom 1. Jan. 1699 ab bis Ende Febr. 1704 im Ganzen 15,500 Thaler erhalten müssen; 1699 und 1700 war ihm aber nichts gezahlt und später in einzelnen unregelmässigen Posten nur die Summe von 6700 Thalern, so dass er genöthigt gewesen, Gelder aufzunehmen. Nach seinem Tode drängten die Gläubiger seine Brüder um Bezahlung und diese wandten sich endlich d. d. Lobzow den 31. Mai 1706 an August den Starken mit der Bitte, die rückständige Besoldung ihres Bruders mit 8800 Rthlrn. auszahlen zu lassen, worauf die Regierung unterm 16. Juni 1706 angewiesen wurde, dafür zu sorgen, dass, da dermahlen die Conjuncturen nicht also beschaffen, dass, wie gerne wir es auch geschehen liessen, gedachte Supplicanten für iezo ermeldten Rückstandes halber befriediget werden können, die Creditoren auf eine zulängliche Zeit zur Geduld verwiesen würden.

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2) Die blauenhöfer Wolmirstedter Linie.

a) Hartmann Ludwig d. J. von Witzleben.

1676-1735.

Das 10. Kind Wolf Dietrich Arnolds d. Ä. von Witzleben zu Wolmirstedt, Hartmann Ludwig, zum Unterschiede von seines Vaters Bruder, dem Stifter der Wartenburger Linie, der Jüngere genannt, erblickte am 25. Jan. 1676 zu Wolmirstedt das Licht der Welt. Kaum herangewachsen nahm er Kriegsdienste und wird schon am 5. Apr. 1698, als er die Lehen über Wolmirstedt und Kloster Rossleben empfing, Römisch Kaiserlicher Majestät Lieutenant genannt; doch zog er sich bald nach Wolmirstedt zurück, dessen Bewirthschaftung er übernahm. Am 11. Febr. 1710 vermählte er sich mit Florentine Katharine von Geusau aus Heygendorf, geb. den 4. Oct. 1689, des Justus von Geusau auf Heygendorf und Schafsdorf (n. 1662. 14. März, † 1701. 17. Jan.) und der Anna Sophia von Burgsdorff aus Vockstedt (n. 1659, verm. 1685. 30. Aug., † 1697. 24. März *)) Tochter, welche ihm 3 Söhne und 3 Töchter gebar. s. Tab. II. 7.

Durch Kurf. Sächs. Rescript vom 22. Nov. 1728 wurde Hartmann Ludwig von Witzleben, um endlich die Misshelligkeiten, welche unter den nach 1720 noch lebenden 4 Söhnen Wolf Dietrich Arnolds d. Ä. in Bezug auf Rossleben bestanden, beizulegen, die Administration der Klosterschule übertragen, der er sich ebenso wie dem in Wetzlar spielenden Wendelsteiner Process mit voller Hingabe widmete. Daneben führte er für sich und seine Brüder noch kleinere Rechtshändel, von denen wir folgenden anführen. Am 14. Dec. 1714 hatten Adolf Heinrichs von Werthern zu Lossa Jäger in dem sogenannten Witzlebenschen Eichberge und den. dabei gelegenen, der verstorbenen Frau Kreishauptmännin von Werthern wie auch nach Zeisdorf und Allerstedt gehörenden Bauernhölzern gejagt und den dazu kommenden Witzlebenschen Jäger, Jakob Hecht, mit

*) Am 16. März 1698 heirathete Justus von Geusau zum zweiten Male und zwar Maria Sabine von Witzleben, die Schwester Hartmann Ludwigs. Eine andere Schwester, Eleonore Katharina, heirathete am 27. Nov. 1714 Friedrich von Geusau auf Heygendorf, Schafsdorf und Ziegenhain, einen Sohn erster Ehe des Justus von Geusau,

Gewalt aus den Allerstedtschen Commungerichten hinweg und nach Lossa geführt, wo ihm der Herr von Werthern die Flinte abpfändete. Sowohl die von Witzleben zu Wolmirstedt als der von Werthern nahmen, jeder Theil für sich allein, die Jagdgerechtigkeit an dem betreffenden Orte in Anspruch. In der Güte war nichts auszurichten, und erstere reichten. d. d. Wollmerstedt den 16. Febr. 1715 beim Kurf. Sächs. Oberhofgericht die Klage gegen Adolf Heinrich von Werthern ein. Die Herren Advokaten verstanden es nun, die Sache so zu führen, dass volle 20 Jahre vergingen, bis, am 15. Dec. 1734, die Sentenz publicirt wurde, dass Kläger (Hartmann Ludwig von Witzleben) „wegen der ihm zustehenden Jagd in der Creyss-Hauptmann von Werther auch Allerstädter und Zeissdorffer Bauer-Höltzer billig zu schützen, Beklagter die Klägers Jäger anno 1714 in Thiemens Holtzfleck abgenommene Flinte hinwiederum zu restituiren, sich aller fernern Beeinträchtigung diessfalls gegen Klägern, bey 30 Goldfl. Rheinisch Straffe, zu enthalten, auch alle verursachte Schäden zu erstatten schuldig" sei. Nun erfolgten natürlich die üblichen Leuterungs-Schriften und Appellationen, worauf dann d. d. Dresden den 12. Jan. 1737 die Sentenz erging, dass es bei dem obigen Urtheil zu verbleiben habe, und endlich am 18. März 1739 der Spruch erfolgte, dass Beklagter den Werth von der des Klägers Jägern Anno 1714 abgenommenen Flinte mit 3 Rthlr. zu vergüthen schuldig. V. R. W.“

Anfangs hatten Hartmann Ludwig und seine 5 Brüder die väterlichen Güter auf gemeinschaftliche Rechnung bewirthschaften lassen. Nach dem Tode Wolf Friedrichs aber übernahmen Hartmann Ludwig und Wolf Dietrich Arnold die Güter selbst und fanden die andern Brüder mit Geld ab. Beide geriethen aber schliesslich in Streit, der lange Zeit währte, bis sie sich 1727 dahin einigten, Wolmirstedt (mit Tauhard und Kahlwinkel) zu theilen, derart, dass Hartmann Ludwig den sogenannten blauen, Wolf Dietrich Arnold den rothen Hof erhielt. Die Bezeichnung der Höfe rührte von den Farben der Dächer her: Die Haupt-Gebäude des blauen Hofes waren mit Schiefer, die des rothen mit Ziegeln gedeckt. Die Nachkommen Hartmann Ludwigs bilden die blauenhöfer, die Wolf Dietrichs Arnolds die rothenhöfer Wolmirstedter Linie.

Sonnabend den 23. Juli 1735 war Hartmann Ludwig von Witzleben von einer Reise nach Wetzlar, wohin er sich begeben hatte, um in dem Wendelsteiner Process eine für die Familie günstige Entscheidung herbeizuführen, unverrichteter Sache (es war das Urtheil vom 6. Juli ergangen,

s. S. 282) nach Hause zurückgekehrt. Den Sonntag über befand er sich vollkommen wohl, beim Schlafengehen aber ward er mit einem plötzlichen Schlagfluss überfallen", so dass er am Montag, den 25., früh gegen 1 Uhr verschied.*) Der entseelte Körper wurde am 27. Juli abends mit adlichen Ceremonien in der Kirche zu Wolmirstedt zur Ruhe gebracht. Seine Wittwe überlebte ihn beinahe 27 Jahre und starb am 22. Januar 1762 vormittags um 10 Uhr zu Wolmirstedt.

b. Friedrich Wilhelm von Witzleben,
1714-1791.

Hartmann Ludwigs von Witzleben Sohn und Nachfolger im Besitz des blauen Hofes zu Wolmirstedt war Friedrich Wilhelm von Witzleben, am 25. Nov. 1714 abends gegen 5 Uhr zu Wolmirstedt geboren und den 27. dess. M. des Nachts um 12 Uhr „in der Noth getauft." Nach Absolvirung der Studien auf dem Pädagogium zu Halle (wo er noch 1731 war) und der Universität Leipzig ging er, nachdem er am 22. Febr. 1736 auf wirklich geleistete Erbhuldigung und Lehnspflicht mit den väterlichen Gütern belehnt war, im Mai desselben Jahres als Kammerjunker in Würtembergische Dienste. Schon am 4. Juni schrieb er an seinen Vetter Karl Ludwig von Meusebach auf Vockstedt, der ihn in den Rossleben'schen Angelegenheiten vertrat, von Ludwigsburg aus: „Alhir glaube nicht dass meines Bleibens lange seyn wird, denn ich möchte Ihnen nur 8 Tage hir wünschen so würden Sie es schon satt haben." Etwas länger als zwei Jahre blieb er aber doch in Würtemberg, dann aber, mit dem Jahre 1739, kehrte er nach Wolmirstedt zurück und widmete sich der Verwaltung seiner Güter. d. d. Dresden den 29. Juni 1746 bat er zwar den König und Kurfürsten Friedrich August als dessen getreuer Vasall um eine Landkammer rathsstelle, indem er bemerkte, er habe neben denen Studiis sich auch ad cameralia mit appliciret, erhielt dieselbe aber nicht und nahm nun nur als Landtagsund Kreis-Deputirter des Thüringischen Kreises von Zeit zu Zeit an öffentlichen Geschäften theil, bis der Ausbruch des siebenjährigen Krieges

*) Kirchenbuch zu Wolmirstedt. Sein Enkel Friedrich Ludwig von Witzleben sagt in seiner Selbstbiographie, dass ihn beim Erzählen des ihn tief bekümmernden Missgeschicks von dem ungünstigen Ausfall des Wetzlarer Urtheils in einer Gartenlaube, an der Seite seiner Gattin, den Schlag gerührt habe. Das Kirchenbuch sagt nur beim Schlafengehen.“

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