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und zumal die bei der Flucht der Franzosen nach der Schlacht bei Rossbach erlittenen Unannehmlichkeiten ihn veranlassten, als Oberhofmeister bei der seit 1746 verwittweten Herzogin Friederike zu Sachsen-Weissenfels, welche zu Langensalza ihren Wittwensitz hatte, in Dienst zu treten. Kaum aber neigte sich der Krieg und mit ihm das Ungemach auf dem Lande zum Ende, so kehrte er aus dem Hof- und Stadtleben, das weder seiner Geistesthätigkeit noch seiner Gesundheit zusagte, nach Wolmirstedt zurück. Nicht lange vorher, am 11. Febr. 1762, war dem 47jährigen Kammerjunker die grosse Ehre zu theil geworden, vom Herzog Karl Eugen von Würtemberg bei Gelegenheit von dessen Geburtstagsfeier zum Kammerherrn ernannt zu werden, doch hat er diesen Titel nie geführt.

1762 verkaufte Friedrich Wilhelm von Witzleben seine Hälfte von Tauhard an den Königl. Grossbritannischen und Kurf. BraunschweigLüneburgschen Minister Philipp Adolf von Münchhausen auf Steinburg. Leitzkau etc., der auch den rothenhöfer Theil an sich brachte, und am 1. Febr. 1766 ward er mit den ihm gerichtlich zugesprochenen Gütern St. Ulrich und Stöbnitz (im Kreise Querfurt, dicht bei Mücheln, welche 1764 von Georg Christoph von Breitenbauch an die Helldorff"sche Familie verkauft worden waren, in deren Händen sie sich noch befinden) belehnt. Näheres über diese Belehnung haben wir bis jetzt nicht ergründen können*). Einen nicht unbedeutenden Zuwachs an Vermögen erhielt er nach dem Jahre 1780. Ein Bruder seiner Mutter, Hartmann von Geusau, hatte zur Gemahlin Anna Hedwig von Hahn, einzige Tochter Levin Ludwigs von Hahn auf Seeburg (am salzigen See) sowie Torgelow, Beseritz, Neddemin und Salow in Mecklenburg, welche diese Güter erbte, als ihre beiden Brüder um 1765 ohne Nachkommen gestorben waren. Als sie selbst am 30. Apr. 1780 starb, beerbte sie ihr einziger noch lebender aber blödsinniger Sohn, Wilhelm von Geusau, der jedoch kurz darauf ebenfalls mit Tode abging, so dass nun dessen nächste Verwandte, nämlich die Nachkommen von Hartmanns von Geusau Bruder und Schwestern, diese sogenannte Hahn'sche Erbschaft antraten. Die Regulirung derselben zog sich, zumal ausser Friedrich Wilhelm von Witzleben noch

*) Im Kirchenbuche zur Wolmirstedt wird Friedrich Wilhelm von Witzleben schon am 9. Oct. 1765 Erb-, Lehn- und Gerichtsherr und Kirchenpatron zu Wollmerstedt, St. Ulrich, Stebnitz und Zorbe“ (Zorbau) genannt, am 23. Sept 1766 und . 11. Aug. 1768 „zu Wollmerstedt, St. Ulrich und Stemnitz" und zuletzt am 20. Jan. 1770 zu Wollmerstedt, St. Ulrich und Smirna" (Schmirma bei Mücheln).

24 Personen betheiligt waren, in die Länge, und erst am 25. Febr. 1783 wurde Seeburg den Erben eingeräumt. Die Mecklenburgischen Güter waren 1784 bereits veräussert und zwar zum Theil an die Familie von Hahn, in deren Besitz sich Torgelow noch heute befindet. Ausser einigen werthvollen Stücken an Meubeln, Silber und Leinenzeug erhielt Friedrich Wilhelm 6007 Thlr. 1 Gr. 9 Pf. aus Mecklenburg. Das Amt Seeburg, welches aus dem Schloss und Dorf Seeburg nebst mehreren dazugehörenden Vorwerken, dem Dorfe Lüttchendorf, Beesenstedt, der Mühle zu Rollsdorf, 150 Ackern Holz bei Helfta und 150 Ackern Holz auf dem Harze bei Annarode bestand, wurde auf gemeinschaftliche Rechnung verwaltet, bis es um 1790 für ungefähr 250,000 Thaler verkauft wurde. Heut zu Tage gehört die Herrschaft Seeburg den Grafen von Ingenheim.

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Auf einem Spazierritte ward Friedrich Wilhelm von Witzleben am 7. April 1791 im sogenannten Steinthale vom Schlage gerührt; man fand ihn im Walde an der Erde liegend vor, das treue Ross neben ihm stehend. Er ward nach Hause gefahren und verschied nach zwei Stunden sehr sanft im 77. Lebensjahre. Sein Sohn Friedrich Ludwig sagt in seiner Selbstbiographie von ihm: Mein Vater war einer der edelsten Männer, wär' er auch kein Edelmann gewesen. Dies bezeugt nicht das auf jenem Platz im Walde, wo ihn ein Schlagfluss im Jahre 1791 traf, errichtete Monument, sondern die allgemeine Achtung und das noch immer frische Andenken an ihn, das unter seinen Kindern wie bei Geringen. und Hohen in der ganzen Umgegend in vollem Segen blühet" Und Georg Hartmann schildert ihn 1835 also:*) Mein Vater war ein äusserst wohlgebildeter und kräftiger Mann, einfach, bieder, rechtschaffen, fromm, der, ohne gelehrt und wissenschaftlich gebildet zu sein,**) mit seinem natürlichen Verstande stets richtig urtheilte, von Vorurtheilen frei zu den Aufgeklärten seines Standes und seiner Zeit gehörte, seine Nebenmenschen auf jeder Stufe achtete und liebte und durch sein anständiges, wohlwollendes, liebevolles Benehmen gegen Jedermann sich allgemeine Verehrung und Liebe erwarb."

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Am Sonntag den 14.***) Juni 1739 war Friedrich Wilhelm von Witz

*) Intelligenzblatt der Allgem. Literatur-Zeitung, No. 56, Dec. 1841.

Sollte Georg Hartmann nicht gewusst haben, dass sein Vater auf dem Pädagogium zu Halle erzogen war und zu Leipzig jura und cameralia studirt hatte?

***) Fr. W. v. W. sagt zwar in seiner Familienbibel, er sei am 9. Juni 1739 getraut worden. Dies widerspricht aber allen sonstigen Nachrichten, z. B. auch dem

leben, noch nicht 25 Jahre alt, mit Charlotte Dorothee von Pfuhl a. d. H. Stedten, der am 14. Nov. 1721 geborenen lieblichen Tochter des Fürstl. Sachsen-Gothaschen Oberstlieutenants Adam Heinrich Christoph von Pfuhl auf Stedten und Polleben und der Auguste Charlotte von Bülow aus Helmsdorf, zu Stedten getraut worden, welche ihm 3 Söhne und 3 Töchter gebar und am 28. Juli 1749 abends gegen 10 Uhr, in dem blühenden Alter von 27/2 Jahren, 6 Wochen und 1 Tage, zu Wolmirstedt sanft und selig verschied. Nicht ganz vier Jahre darauf, am 13. März 1753, trat er zu Wolfsburg abermals in den Stand der heiligen Ehe und zwar mit Christine Amalie Reichsgräfin von der Schulenburg a. d. H. Beetzendorf, des Königl. Preuss. GeneralLieutenants und Ritters des Schwarzen Adler-Ordens Adolf Friedrich Reichsgrafen von der Schulenburg, Erbherrn auf Beetzendorf, Osterwohla, Detzel, Ramstedt, Kloster-Roda etc. etc., (n. 1685. 8. Dec., † 1741. 10. Apr. in der Schlacht bei Mollwitz) und der Erbin von Wolfsburg, Anna Adelheid Katharina yon Bartensleben (n. 1699. 20. Oct., verm. 1718. 15. Apr., † 1756. 18. Apr.), Tochter, welche am 6. Nov. 1732 geboren war, eine Mutter von 4 Söhnen und 3 Töchtern wurde und am 10. Apr. 1781 gegen 9 Uhr morgens zu Wolmirstedt verstarb. Die aus beiden Ehen entsprossenen 13 Kinder s. Tab. II. 7, der wir an dieser Stelle über die ohne Nachkommen gestorbenen Söhne noch einiges hinzufügen, während von Friedrich Ludwig, Georg Hartmann und Christian Dietrich August unter c, d und e die Rede sein wird.

Adam Karl Friedrich von Witzleben, am 11. Oct. 1742 früh 1/29 Uhr zu Wolmirstedt geboren, trat in Kurf. Sächs. Militärdienste als Fahnenjunker beim Prinz Karl'schen Regimente zu Fuss, wurde am 29. Mai 1760 zum Fähnrich, am 26. Juli 1767 zum Premier-Lieutenant befördert, erhielt am 5. Mai 1768 den Abschied mit Capitains-Charakter bewilligt und wohnte seitdem in Wolmirstedt. Den ihm an diesem Gute zustehenden Antheil cedirte er 1792 seinen drei Brüdern gegen Zahlung einer Leibrente und zog dann zu seinem Neffen Philipp Adolf Friedrich von Münchhausen nach Steinburg, wo er am 25. Jan. 1820 unvermählt von hinnen fuhr.

Kirchenbuch zu Wolmirstedt, welches den ausdrücklichen Zusatz macht, „Domin. III. p. Trinitatis", und der 3. Sonntag nach Trinitatis fiel 1739 auf den 14. Juni. Fr. W. v. W. ist auch sonst sehr ungenau in seinen Daten; als Todestag seiner Mutter nennt er bald den 20., bald den 21., während es der 22. Jan. 1762 war.

Adolf Wilhelm Heinrich von Witzleben war am 30. Sept. 1763 nachmittags 2 Uhr zu Wolmirstedt geboren und Kurf. Sächs. Jagdjunker geworden. Bei einer am 28. Sept. 1784 in der Umgegend der Moritzburg zu Ehren des Fürstbischofs von Osnabrück*) gerittenen Jagd ging einem Herrn von Trützschler das Pferd durch. Wilhelm von Witzleben ritt diesem, seinem Freunde, nach, um ein Unglück zu verhüten, stürzte aber in der Gegend des wilden Mannes bei Kaditz mit dem Pferde und blieb auf der Stelle todt. In der Kirche zu Kaditz, 1 St. von Dresden, wurde er am 2. Oct. beerdigt. Ein Stein bezeichnet die Stelle, wo das Unglück geschah. Das Pferd kam nach Wolmirstedt; von ihm sank Wilhelms Vater am 7. Apr. 1791 vom Schlage getroffen zur Erde.

c) Friedrich Ludwig von Witzleben,

1755-1830.

Friedrich Ludwig von Witzleben schrieb für den 17. Band der Striederschen Hessischen Gelehrten Geschichte eine Selbstbiographie (besonders abgedruckt Marburg 1818, S, 48 Seiten), welche wir unter Fortlassung einiger Langen und mit Hinzufügung einiger Anmerkungen hier folgen lassen. Er sagt:

„Nur schüchtern und auf ausdrückliches Verlangen reihet der Verfasser, ein geborener Sachse, seine Lebensbeschreibung an die Zeitgeschichte so mancher trefflichen Männer von gründlicher Gelehrsamkeit und ausgebreitetem Rufe, die Hessen seit geraumen Jahren in seinem Schosse erzeugte. Wenn jedoch zweiundzwanzigjährige treu und redlich geleistete Dienste, wenn wahre und unverbrüchliche Anhänglichkeit an Fürst und Land, wenn zwei dem Dienste ihres jetzigen Vaterlandes gewidmete und bereits seit einigen Jahren wirklich treu ihm dienende Söhne und der Erwerb eines kleinen Grundeigenthums **) gegründete Ansprüche auf Bürgerrecht und gleiches Verhältniss mit Eingeborenen geben, so nenne ich mich nun mit Recht und Stolz einen Hessen.

*) Friedrich, Königl. Prinz von Grossbritannien, Herzog zu BraunschweigLüneburg, geb. 1763. 16. Aug., postulirt 1764. 27. Febr.

**) Er hatte um das Jahr 1808 das Gut Weidelshof bei Hessisch Naumburg (Reg.-Bez. Kassel) gekauft, um zur hessischen Ritterschaft gezählt werden zu können. Gegen Nachweis von 128 ebenbürtigen Ahnen (im Stifts-Archiv zu Kaufungen auf

Wessen jugendliches Herz durch ein günstiges Geschick, durch gute Erziehung und eigenes Beispiel trefflicher liebevoller Eltern frühzeitig zur Tugend und Rechtlichkeit gebildet und für jedes edle und erhabene Gefühl empfänglich wurde, dem lächelt, wenn er dieses Kleinod im Leben stets bewahrte, noch am Abend seiner Tage, beim Rückblick aufs Vergangene, ein überall heiterer Himmel bis hin zum fernen östlichen Horizont, wo seines Lebens Morgenröthe begann und eine unbewölkte Sonne über ihm aufging. Erscheinen auch in der Erinnerung hier und da einzelne Flecken des Leichtsinns, jugendlicher Uebereilung und allzufeurigen Gemüths, so trübt doch nirgends Reue, Scham und Vorwurf jenen frohen Rückblick aufs Verflossene; er braucht vor keiner Stunde des langen oft schwülen Tages, die wider ihn zeugen möchte, zu erröthen. So beschien zwar kein glänzender Glückstern mein erstes Dasein, aber gewiss war ein heiterer schöner Frühlingsmorgen der Vorbote eines frohen glücklichen Lebens, als ich den 9. Mai des Jahres 1755 in Thüringens güldener Aue zu Wolmirstedt das Licht der Welt erblickte. *) Meine erste Erziehung, von dem Zeitpunkte an, wo sie, als ich der weiblichen Pflege entwachsen war, Einfluss auf meine Bildung, Charakter und künftige Bestimmung haben konnte, wurde im väterlichen Haus erwählten Hauslehrern übertragen, bis ich dem aus eigner Erfahrung entworfenen Plane meines Vaters gemäss, nach abgelegtem Glaubensbekenntnisse und erfolgter Konfirmation eine öffentliche Schule beziehen sollte. In jenem ersten Zeitpunkte und während des Aufenthalts meines Vaters als Oberhofmeister in Langensalza war ich der Unruhen des Krieges und Streifereien der feindlichen Freikorps wegen, die jene Stadt fortwährend beunruhigten, und bei der täglichen Abwesenheit meines Vaters an Hof und auf Missionen in den Hauptquartieren der Armeen ganz und anhaltend in die Schulstube gebannt und ein kränkelnder, eigensinniger, von meiner guten Mutter verzogener Knabe. Wenn bis dahin die Erziehung nichts weiter hezweckte, als die nur nothdürftige Ausbildung der ersten Begriffe und ein mit Verdruss und ewigem Missmuth verbundenes Erlernen der allerersten Kenntniss Elemente und Sprach

bewahrt) und Erlegung von 1000 Thalern wurde er darauf für sich und seine Descendenz am 14. Aug. 1808 zur Corporation der althessischen Ritterschaft aufgenommen. Seine Nachkommen verkauften Weidelshof 1858 für 21,210 Thaler.

*) Nach dem Kirchenbuche von Wolmirstedt ward er 1/29 Uhr Abends geboren.

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