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und die in mancher Hinsicht beneidenswerthe Lage, in einer solchen Verfassung zu dienen, bereits durch meinen Aufenthalt kennen gelernt. Feurig und leidenschaftlich ergriff ich diesen neuen Beruf, dessen Anforderungen an mich und meine ganze Thätigkeit bereits anschaulich und übersichtlich vor meinen Augen standen. Durch das Rescript vom 5. Dec. 1779 mit dem Charakter eines Oranien-Nassauschen Jagdjunkers versehen. eilte ich mit dem Ende desselben Jahres nach Karlsruhe, um die Jägerei beim Hofjäger Küssberg zu erlernen, das Forstwesen aber als Hauptsache, unter Leitung meines dasigen Verwandten, des Oberjägermeisters von Geusau, gründlich und umfassend zu betreiben. Sowohl bei Hofe von dem durchlauchtigsten Fürstenpaar, dem Markgrafen Karl Friedrich und der Frau Markgräfin, wurde ich ausgezeichnet und mit vieler Gnade, wie von einer Menge Verwandter aus der Geusauschen Familie liebreich und freundlich aufgenommen. Bald zeigte es sich, dass die Rolle eines bereits angestellten Lehrlings leichter und angenehmer ist, als die des vagirenden Reisenden, der sich um Versorgung bewirbt. Sehr oft als meine Lebensgeschichte bekannt und meine von der des gewöhnlichen Jägers sehr verschiedene Bildung anerkannt war, scherzte der erhabene Fürst mit edler Theilnahme über das Schicksal des Apostaten. Stets erkundigte er sich nach meinen Fortschritten und nach allem, was ich als in mein Fach einschlagend beobachtet und in den Waldungen Lehrreiches bemerkt hatte. Jeder Zutritt zu allem, was mir nützen konnte, stand offen. So verlebte ich hier ein fast ganzes frohes glückliches Jahr. Minder bemerkenswerth ist der auf eine forstmännische Durchflucht durch Franken und einen Theil des Thüringer Waldes folgende Aufenthalt von einigen Monaten auf dem Harz, und er wurde nur in Hinsicht auf einzelne nähere Bekanntschaft mit der Bergbaukunde für mich lehrreich.

Die erste Lehrzeit des Jägers und Forstmanns war verstrichen, und ich ging mit dem Schluss des Jahres 1780 nach Dillenburg zurück, um die Reise an das Hoflager meines künftigen Landesfürsten nach dem Haag anzutreten. Für mich, ob ich gleich die äussere nöthige Bildung und Haltung mir erworben und bereits, mir selbst überlassen, mehrere Höfe und Orte besucht hatte, war dennoch der Eintritt in diese grosse mir ganz unbekannte Welt in einem Lande, wo mir alles bis auf die Sprache und nur mit Ausnahme der französischen, die mir ziemlich geläufig geworden, ganz fremd war und wo der erste Eindruck, den ich

machen würde, entscheidend für mein Schicksal sein konnte, keineswegs gleichgültig. War ich mir gleich bewusst, hinter der Erwartung von meinen Forstkenntnissen nicht zurück zu bleiben, war ich gleich der regierenden Prinzessin von Oranien und ihrer Oberhofmeisterin durch meine Tante, die Gräfin von der Schulenburg, empfohlen und dem Geheimen Rath von Larrey durch meine (aus Karlsruhe) erstatteten Berichte bekannt geworden, so fühlte ich doch, dass auch sehr vieles von meinem Benehmen, dem äussern Anstande und der Art mich darzustellen abhangen würde. Vielleicht war es eine anspruchslose Bescheidenheit, gleich entfernt von Blödigkeit und Verlegenheit wie von prunkender Anmassung und eitlem Bemerktsein wollen, die mir besonders die Zuneigung aller dort angestellten Deutschen in vorzüglichem Grade, die Aufnahme in den Häusern der mehresten Gesandten und das sehr bemerkbare Wohlwollen meiner neuen Landesherrschaft erwarb. Ich hatte freien Zutritt am Hofe und öfter bei den Lehrstunden Sr. Majestät des jetzigen Königs der Niederlande wie des verewigten jüngern Prinzen von Oranien; in der Familie des würdigen Veterans von Larrey und des Geheimen Regierungsraths von Passavant wurde ich wie ein Sohn vom Hause behandelt; für fast alle meine Bedürfnisse war gesorgt; und so genoss ich sechs Wochen lang in fremden Landen schon reichlichen Ersatz für mein früheres langes vergebliches Harren und bekümmernde Verlegenheit um eine angemessene Unterkunft.

Die Proberelation über mehrere Gegenstände des Nassau'schen Forstwesens war bald gefertigt. Mit einem sehr ansehnlichen Geschenk zum Ersatz der Reisekosten erhielt ich den Zutritt zur Kammer- und BergKommission in Dillenburg, jedoch zur Zeit ohne Votum und Gehalt. und kehrte dankbar und innigst zufrieden im Februar des Jahres 1781 in die Erbstaaten des Prinzen von Oranien, das Nassausche, zurück. Ich fing damit an, die Forste einzeln zu beschreiben, ihren Betrieb, so weit er von mir abhing, zu reguliren und alles zur künftigen Vermessung und Eintheilung näher vorzubereiten. Als Belohnuug für diese gelungene Arbeit erhielt ich nicht nur ein ermunterndes Belobungs-Rescript, sondern wurde auch den 11. Sept. 1782 zum wirklichen Forstmeister mit Sitz und Stimme in der Kammer und in der Berg-Kommission ernannt, so wie mir bald darauf ausser dem allgemeinen Antheil an der Verwaltung das mir so hochwerthe Fürstenthum Siegen zum Special-Departement übertragen wurde.

Mit dem Ende des Jahres 1782 verheirathete ich mich mit Sophie von Preuschen, der Tochter des dasigen Geheimen Raths und Präsidenten Georg Ludwig von Preuschen.*) Welche Wahl ich in ihr getroffen, davon zu reden überheben mich jene fünf Zeugen meines innern, häuslichen, nie unterbrochenen Glücks, die, unter ihrer mütterlichen Pflege, Sorge und Erziehung erwachsen, ihr gemeinschaftlich mit mir ewig Liebe und Dankbarkeit zollen.

So wurde ein erwünschter, überall von dem besten Erfolg begleiteter und mit dem immer wachsenden Vertrauen der Regierung und der Unterthanen belohnter Beruf zum frohen glücklichen Wirkungskreis des mit Kraft und Thätigkeit voranstrebenden jungen Mannes. Das Nachholen des noch Mangelnden, das Ausfüllen mancher in den Kenntnissen gebliebenen Lücke wurde durch eigenes Studium in der nun unter Burgsdorf und mehreren anderen aufblühenden Forstliteratur nicht versäumt, vielmehr der Geist in steter Uebung und durch Weiterdringen in der Wissenschaft thätig erhalten, um nicht unter dem blossen Mechanischen des Geschäftslebens einseitig zu werden und zu erschlaffen. Dieses, nicht literarische Eitelkeit, veranlasste mich in der Folge, als Schriftsteller im Forstfache aufzutreten.**) Den 11. Aug. 1785 wurde ich mit bedeutender Zulage und Fourage für ein drittes Dienstpferd, die einige Jahre später noch um 300 fl. vermehrt ward, zum Oberfostmeister ernannt. Auch wurden mir in diesen und andern auswärtigen Angelegenheiten öfter die ehrenvollsten Versendungen und Aufträge anvertraut, so wie ich denn auch in der Folge zum Ehrenmitgliede der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin und ebenso späterhin und im Jahre 1796 von der Societät der Forst- und Jagdkunde zu Waltershausen in gleicher Qualität erwählt wurde.

*) Sophie Margarethe Luise Freiin von Preuschen von und zu Liebenstein, des Fürstl. Oranien-Nassauschen und Nassau-Saarbrückenschen Gesammt-Geheimen-Raths und Regierungs-Präsidenten der oranischen Lande zu Dillenburg, Georg Ernst Ludwig des H. R. R. Panner- und Freiherrn von Preuschen von und zu Liebenstein, n. 1727. 26. Febr., † 1794. 1. Sept., und der Margarethe Büttner aus Frankfurt a. M., n. 1731. 20. Oct., † 1799. 3. Mai. Tochter, welche am 8. Sept. 1761 zu Karlsruhe geboren war, sich am 31. Dec. 1782 zu Dillenburg vermählte und am 18. Apr. 1823 zu Kassel starb.

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**) Unter den Schriftstellern ersten Ranges der Forstwissenschaft glänzen die Namen eines Witzleben" u. s. w., heisst es im Neuen rhein. Conversations-Lex. Bd. 5. S. 131.

So lange noch Friede und Ruhe auch selbst zu der Zeit, da bereits in Holland entsprungene Unruhen und Parteigeist ihr Wesen trieben - in den Nassauschen Fluren herrschten, machte das Forstwesen, besonders der Anbau der Waldungen, täglich bessere und bedeutendere Fortschritte, da die Folgsamkeit der Unterthanen mit dem Vertrauen, das ihnen die Regierung und fast jeder von ihr beauftragte Diener einzuflössen wusste, gleichen Schritt hielt, wodurch die Ausführung jedes guten und nützlichen Unternehmens so ungemein befördert wurde. Sobald aber die eigene Lage des Prinzen von Oranien im Haag gefährdet war und als derselbe beim Einrücken der Franzosen in Holland nach England zu fliehen genöthigt wurde, änderte sich vieles. Die allgemeine Bekümmerniss und Trauer über dies Ereigniss in einem Lande, das treue Anhänglichkeit an sein angestammtes Fürstenhaus zu den ersten seiner vaterländischen Tugenden zählte, brachte Stockung in diesem Theile der Landesverwaltung wie überhaupt in dem freudigen Gange der ganzen Staatsmaschine hervor. Sorge und Bangigkeit über die weiteren Fortschritte der Franzosen und gehemmte Verbindung mit dem Aufenthalt des Landesherrn lähmte die Verwaltung und liess manches ungepflegt, das vorhin im schönsten Einklang des ganzen Staatenlebens rasch empor geblüht war. Zwar erhielt ich im Jahr 1795, nach dem Tode des Oberjägermeisters von Röder, dessen Posten und zugleich das Präsidium der Berg-Kommission, aber welche Freude und Zufriedenheit konnte es gewähren, an der Spitze des Forst- und Bergwesens zu stehen zu einer Zeit, wo der Landesherr noch weiter entfernt, in ein fremdes Land über das Meer verbannt, der Kriegsschauplatz aber beim Uebergang der Franzosen über den Rhein, beim steten Vor- und Zurückgehen der Armeen und bei den vielfältigen Gefechten und Scharmützeln, verbunden mit allen ihren Folgen und Schrecknissen, ins Nassausche verlegt wurde? Selbst persönliche Sicherheit war nicht mehr vorhanden. Meine Familie wie mehrere andere waren nach Marburg geflüchtet. Jeder Staatsdiener so gut wie ich hätte es sich zur Schande gerechnet, das Land und seinen Posten zur Zeit der Noth und Gefahr zu verlassen, als mir plötzlich, mehrmalen in persönliche Gefährlichkeiten verwickelt namentlich vom General Lefebre, nachdem die Oesterreicher unter Kray aus dem Verhau der Kalteiche zurückgeschlagen, bei deren Verfolgung zum Wegzeiger gezwungen und von mehreren französischen Generals requirirt die Regierung nicht die Weisung, sondern den ausdrücklichen

Befehl gab, mich zur Vermeidung aller Verlegenheiten auf einige Zeit zu entfernen und zu meiner Familie zu begeben, bis der Sturm vorüber sein würde.

Um diese nämliche Zeit, im Sommer 1796, erhielt ich von des jetzigen Kurfürsten K. H. als damaligem Landgrafen zu Hessen, *) den ehrenvollen Ruf zum zweiten Oberjägermeister an die Spitze des Forstwesens in Dero Staaten. Ein grösserer Wirkungskreis in einem Lande, das damals noch des Friedens und der Ruhe genoss, die persönliche Verehrung eines Fürsten, dessen hoher Einsicht und Kenntniss des Landes auch das Wohl der Forste so sehr am Herzen lag, und endlich auf geschehene Anfrage in Hamtoncourt die Versicherung, dass dieser Schritt von Seiten des Erbstatthalters, Fürsten zu Nassau, nicht als Undankbarkeit angesehen, vielmehr bei der Ungewissheit künftiger Existenz und der Landesverhältnisse als vollkommen gerechtfertigt anerkannt und genehmigt werde, liessen meinen Entschluss nicht unentschieden. Mit einem schmeichelhaften äusserst ehrenvollen Abschied, zum Denkmal voller Zufriedenheit mit meinen geleisteten Diensten, wurde ich von des Prinzen von Oranien Hoheit entlassen. Begleitet von so vielen Segenswünschen meiner Freunde und mit gerechtem Stolz darf ich es sagen

von so vielen Beweisen der treuesten Liebe und Anhänglichkeit jedes Einwohners auch der untersten Klasse trat ich nach dem Rescript vom 4. Sept. 1796 im November meinen neuen Dienst an. War ich die erste Zeit, ohne Plan und Entwurf zu nützlichen Neuerungen und Abänderungen zu übereilen, nur bemüht, das Land, die Verfassung, die Waldungen und deren bisherige Betriebsmethode kennen zu lernen, so lieh der erhabene Fürst jedem meiner Vorschläge, jeder Andeutung nützlicher Verbesserungen ein willfähriges und geneigtes Ohr. Auch hier wie dort fand ich nicht nur Zuneigung und Unbefangenheit meiner Mitarbeiter, sondern auch bei näherer Bekanntschaft die Liebe, Achtung und das Vertrauen meiner Untergebenen. Bei der sehr guten und zweckmässigen Grundverfassung des Hessischen Forstadministrations-Systems wurde auch ausserhalb des fleissig revidirten technischen Betriebs in den Waldungen selbst manche durch die Zeit und mehrere Aufklärung nöthig gewordene Verbesserung und Erweiterung ausgeführt, die ihre Entstehung

*) Landgraf Wilhelm IX, geb. 3. Juni 1743, folgte 31. Oct. 1785 dem Vater Friedrich II., erhielt die Kurwürde 1803 und nannte sich Wilhelm I., starb in Wilhelmshöhe am 27. Febr. 1821.

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