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verheirathet hatte, durch den Verlust des ältesten Töchterchens getrübt worden. Zwei Söhne starben ihm in Dresden unmittelbar nach der Geburt. Ein neuer und härterer Schlag traf ihn in Weissenfels im Jahre 1805. Zwei Kinder, darunter der Liebling seines Herzens, ein Knabe von 3 Jahren, wurden ihm innerhalb weniger Tage durch das Scharlachfieber entrissen. Am 9. Dec. dess. J. ward ihm wieder ein Sohn geboren, - das einzige von acht Kindern, das ihn überlebte,

aber die

Die

Wunde, welche jene Verluste ihm geschlagen, heilte nie wieder. Erinnerung an den letzterwähnten Trauerfall erleichterte ihm den Abschied von Weissenfels und von der schönen ländlichen Besitzung, die er dort erworben hatte, als er 1808 seinen Wohnsitz nach der Saline Dürrenberg, deren alleiniger Director er später wurde, verlegen musste. In Dürrenberg fand er eine bequeme Dienstwohnung mit schöner Aussicht und herrlichen Gärten. Seine Dienstgeschäfte gewährten ihm Musse, sich mit der Verschönerung der Umgebungen und der Anlage von Gärten für die Beamten der Saline zu beschäftigen. Sein Glück blieb jedoch nicht lange ungetrübt; es folgten traurige und stürmische Tage. Nach 15jähriger glücklicher Ehe starb ihm die Gattin am 29. October 1812 und auch das kaum geborene jüngste Kind schied dahin. Kurz darauf brachen die Stürme des Krieges herein, dessen erster Schauplatz die Gegend war, wo er lebte, und vielfach wurde da seine Thätigkeit in Anspruch genommen. Während zunächst Dürrenberg selbst, wo die Kasse zwei Mal von Kosacken genommen und beide Male durch ihn gerettet wurde, das Aufbieten aller Kraft erforderte, hatte er auch für Rossleben und Langendorf zu sorgen und wurde überdies zum dirigirenden Während Mitglied der Kriegshülfskommission des Amtes Lützen ernannt. des Preussisch-Russischen Gouvernements in Sachsen ward er zum alleinigen Salinendirector ernannt und ihm zugleich die Localkommission über das Alaunwerk Schwemsal übertragen.

Der Frieden brachte Georg Hartmann von Witzleben neue Sorgen, da in Folge desselben der Theil Sachsens, worin der Kreis seiner Wirksamkeit lag, an Preussen abgetreten wurde und sein künftiges Schicksal längere Zeit unentschieden blieb. Dass man in Sachsen einen so bewährten, treuen, umsichtigen Staatsbeamten zu erhalten wünschte, war zu erwarten, und Witzleben erhielt allerdings sehr ehrenwerthe Anträge, jedoch - ob durch Zufall oder nicht so verspätet, dass er inzwischen in Berlin unterhandelt hatte. Er wurde 1816 in Halle als Geheimer

Oberbergrath und vortragender Rath im Oberbergamte angestellt und drei Jahre später zum Vice-Berghauptmann, Geheimen Regierungsrath und Curator der Universität ernannt. Im November 1819 trat er in letztere Stellung ein. Ein neues Leben ging ihm auf, in welchem er sich auch häuslich nicht mehr vereinsamt fühlen sollte, denn er fand in der Tochter seines Bruders Friedrich Ludwig, Karoline Sophie Luise von Witzleben (s. Tab. II. 7) eine zweite Gemahlin. Die Hochzeit wurde am 10. Aug. 1820 zu Ober-Wiederstedt, dem Gute des Gemahls seiner Nichte und nunmehr auch Schwägerin Annette von Hardenberg, gefeiert.

Witzlebens Stellung zur Universität fiel in eine Zeit so grosser Aufregung, dass man voraussagen konnte, sie werde nicht immer eine erfreuliche bleiben, und während er von der einen Seite Undank erntete, sah er sich von der andern verkannt. Eine humoristische Beschreibung des Conflicts, in den er 1822 mit den Studenten gerathen war,*) lassen wir, schon um den trockenen Ton unserer Geschichtserzählung einmal zu unterbrechen, hier wörtlich folgen.

Das Buch vom Auszuge des Volkes Gottes aus Halle
im Februar des Jahres des Heils 1822.

Das erste Kapitel.

Und es begab sich, dass unter den Stämmen in Israel Zank und Hader erstunden und wollten Einige nicht mehr Ein Volk sein mit den Uebrigen, sondern ihre eigenen Häupter haben. Da trennten sich Viele der Stämme, wählten sich ihre eigenen Häupter, regierten sich selbst und nannten sich Separatisten. Doch der Stamm Silesia, Rhenania, Anhaltina und Anderer viele blieben vereinigt und bildeten

Rath

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*) Wieder abgedruckt in der 1. Beil. zur Vossischen Zeitung vom Sonntag den 29. Aug. 1869. Zur Erleichterung des Verständnisses mögen folgende Erklärungen dienen: Landpfleger Curator von Witzleben, seine Diener Polizisten; Hoher akademischer Senat; hoher Priester Prorector Dr. Maass; Separatisten Landsmannschafter; Lambinisten = Burschenschafter; Oberster der Kriegsknechte Major der Jäger von Bockelmann; Israel oder Volk Gottes = Studenten; Knoten = Handwerksburschen; Philister Bürger; Stiftshütte Stämme in Israel Studenten nach verschiedenen Provinzen; Römer Regierung Thaler: Kuhschwanz Ort, wo die Landsmann

und Ministerium; Silberstücke

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Hauptquartier Ammendorf;

schafter tanzen.

Ein Volk, wie es der Herr befohlen auf Wartburg durch seine Propheten, so dass ihre Zahl grösser war denn die der Separatisten, und nannten ihren Bund Lambinia. Da begab es sich, dass die Separatisten abwichen von den Gesetzen des Volkes und ihrer Vorfahren, und das Volk der Lambinisten, die da halten streng auf das Gesetz ihrer Vorfahren, versammelten sich, pflegten Raths, schickten zu ihren Brüdern in Leipzig und zu denen, die da sind in Jena, und thaten die Separatisten in Ver. . . . Darob ergrimmte der Zorn der Separatisten und suchten viel Unbill anzuthun dem am Gesetze haltenden Volke, und konnten ihm doch nicht beikommen. Doch dem Herrn missfiel der Hader in Israel und schickte ihm Plage durch die Römer, welche dem Landpfleger grosse Macht gaben, aus dem Volke Israel zu verbannen, seine Rechte zu nehmen und seinen Bund zu zerstören. Und der Landpfleger zog in Untersuchung die Häupter Beider, der Separatisten und Lambinisten, und verbannte ihre Oberhäupter. Und Israel trauerte um seine Häupter; der Landpfleger aber fuhr fort, seine Macht auszuüben durch Grobheiten und anderes Leid. Und Israel trauerte noch mehr und nannte den Landpfleger einen Landplager. Und der Landpfleger bediente sich einer List, dem Volke seine Kraft zu nehmen, sagte zu ihnen und sprach: „Ich will den Fechtboden schliessen und ihn ausbessern lassen, damit Ihr Euch übt in den Waffen nach dem Brauche Eurer Väter." Aber das Volk merkte bald seine Tücke und murrte und sah ein, dass der Herr schickte diese Plage ob seines Haders unter sich.

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Zweites Kapitel.

Da begab es sich, dass die Lambinisten das Fest der Stiftung ihres Bundes feiern wollten und waren bedacht auf den Schmuck und die Feier ihres Festes. Und baten um die Feier desselbigen beim hohen Priester und hohen Rath; aber diese schickten sie zum Landpfleger. Da dieser aber ihre Absicht merkte und dem Bunde Zerstörung geschworen, sagte er zu ihnen und sprach: Ich wehre Euch nicht, nach den Gesetzen Eurer Väter das Fest zu feiern, aber dieser Monat ist ein böser Monat, in welchem der Geist der Empörung in Israel gegen die Römer sich vereinigt hat; daher verschiebt Euer Fest zum Neumond!" Da widersetzten sich die Lambinisten und feierten ihr Fest durch ein Mahl, wie es erlaubt war auch den Philistern, und versammelten sich in einer

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Herberge, die da heisset die Quelle. Aber die Knechte des Landpflegers verboten dem Herberger bei Strafe von 300 Silberstücken, dem Volke Speise zu geben zur Feier seines Festes. Das verdross sie sehr und wollten die Knechte des Landpflegers steinigen und brachen auf die Speisehälter, nahmen sich Speise und waren froh zur Feier ihres Bundes. Da ergrimmte der Zorn des Landpflegers, und er sagte zum Hauptmann der Kriegsknechte und sprach: Befiehl dem Leviten, dreimal in die Posaune zu blasen, und jage die Widerspenstigen mit Gewalt aus der Quelle!" Drob kam in Grimm das ganze Volk der Lambinisten, und waren ihrer nahe an die 600 und sprachen zu den Kriegsknechten und sagten: „Ehe wir ablassen von der Feier unsres Festes, ehe kämpfen wir, so lange noch rollt das Blut in unsern Adern.“ Und es kränkte auch die Separatisten, solche Schmach zu sehen an den Lambinisten, ihren Brüdern, vergassen des Haders und kamen zu Hilfe ihren Brüdern und stellten sich auf an einem Ort, der da heisset vor den drei Königen, und waren bereit, das Leben zu lassen für ihre Brüder. Und das Volk der Knoten und Philister wollten auch zu Hilfe kommen dem Volke Gottes. Da das der Landpfleger und seine Knechte sahen, wunderten sie sich ob der Einigkeit, Stärke und Muth des Volkes und ihres Anhanges, der Knoten und Philister, und fingen an sich zu fürchten und zogen ab in ihre Herbergen und liessen das Volk ungestört bei der Feier ihres Festes. Aber die Lambinisten waren froh ob ihres Sieges, zogen mit Gesang auf den Markt, jubelten dem hohem Priester und riefen Lebe hoch!" von dannen aber fürbass zu der Stätte, die da heisset der grosse Berlin, vor die Herberge des Landpflegers und brachten ihm ein Pereat. Und der Landpfleger war zornig, getrauete sich aber nicht, dem Volk ein Leids anzuthun.

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Drittes Kapitel.

Und es begab sich, dass die Separatisten gen Gerlings auf den Kuhschwanz zogen, um zu tanzen mit den Töchtern der Philister nach ihrer Väter Brauch. Da bekamen sie Streit mit dem Volke der Knoten, welche sie unter sich nicht leiden wollten, und trieben sie fort nach ihrer Väter Brauch. Aber die Knoten gingen zu ihren Brüdern, die da versammelt waren bei Sturms und im Rosenthale, und überfielen das Volk der Separatisten. - Aber diese wehrten sich tapfer und vergossen viel Blut der Ihrigen und der Knoten. Des folgenden Tages

aber zogen sie wieder aus, zu vernichten ihre Feinde, das Volk der Knoten; aber diese fürchteten sich und mieden das Volk der Separatisten.

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Diese aber gedachten an die Schmach vom Landpfleger, schickten fort die Töchter der Philister, verschlossen die Thüren ihres Gemachs, verhüllten ihr Haupt und stäubten ihr Gesicht mit Schwärze von gebranntem Kork. Und zogen hin zu den Lambinisten vor die Quelle und schickten ihrer Gesandten zween, sie aufzufordern zur Rache gegen den Landpfleger ob der Schmach an Israel. Und mit ihnen zogen die Lambinisten vor die Herberge des Landpflegers und schrien: „Kreuzigt ihn! Kreuzigt ihn!" und steinigten seine Fenster. - Aber das Weib des Landpflegers sieht das Volk kommen, erfüllt die Fenster mit Lichtern und freut sich sehr, denn sie gedachte, sie kämen in Frieden. - Aber verwundert ob der Steine, die ihr ums Haupt sausten,*) ergreift sie die Flucht und sinkt in Ohnmacht ob des Schreckens nach der Weise ihres Geschlechts. Und des andern Tages war Freude in ganz Israel, und siehe! der Landpfleger schickte einen Brief zu der Stätte, die da heisset das Schwarze Brett, und sagte zum Volke Israel und sprach: „Bis hieher habe ich Euch mit Ruthen gezüchtigt, von nun an will ich Euch mit Skorpionen peitschen und will nicht mehr erscheinen vor Euern Augen, sondern mich verbergen im Innersten meines Hauses, und will nicht mehr mit Euch reden, denn nur durch Briefe," und war sehr grob gegen Israel. - Aber das Volk lachte ob des Zornes des Landpflegers und nannte ihn einen Landflegel. Da gab der Landpfleger seinen Dienern und Kriegsknechten Befehl, sagte zu ihnen und sprach: Wenn es Nacht geworden, so überfallet sie in den Häusern und schleppt sie in den Kerker!" Und sie gingen aus zu fahen, wie ihnen der Landpfleger geheissen hatte, und warfen Viele in das Gefängniss, die nicht errettet wurden aus ihren Händen durch den Arm ihrer Brüder. Und des andern Tages sagte der Landpfleger abermals zu den Kriegsknechten und sprach: „Wenn es Nacht geworden, so verstärkt Euch dreimal, überfallt sie in den Häusern und werft sie in das tiefste Gefängniss!" Aber das Volk bewaffnete sich und verstärkte sich in den Häusern und schrieben des Tages einen Brief an den Landpfleger, sagten zu ihm und sprachen: „Du thust uns Unrecht und richtest uns nicht nach den Gesetzen, die uns gegeben haben die Römer, und lässt uns überfallen in *) Ein faustgrosser Stein fiel in der Nähe der Wiege, worin ihr Töchterchen lag. nieder.

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