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„Ein jeder lern' sein' Lektion, so wird es wohl im Hause stohn.“ Diese Haustafel ist nichts anderes als das heilige Geseß Gottes, angewandt auf die verschiedenen Stände und Verhältnisse, in denen die Hausgenossen Gottes hier auf Erden leben.

Es ist nun aber von der höchsten Wichtigkeit, daß diese „Haustafel“ im Hause Gottes von allen Hausgenossen fleißig angesehen. und recht beherzigt werde. Wohl ist es ja wahr: sie stehen im Glauben und unter der Gnade. Sofern sie Christen sind, sind sie nicht mehr unter dem Geseze. Die Barmherzigkeit Gottes, die sie erfahren haben und noch täglich erfahren, treibt sie mit süßer Gewalt, daß sie ohne Unterlaß das Licht ihres Glaubens hervorleuchten lassen in guten Werken der Gottseligkeit und gerade auch in treuer Ausrichtung der ihnen befohlenen täglichen Berufsarbeit. Ungeheißen, in freudigem kindlichen Gehorsam wollen sie gerne Gott und ihrem Nächsten dienen in den „heiligen Orden und Ständen“, von denen die „Haustafel“ in der überschrift redet. So haben die Hausgenossen Gottes Lust an der „Haustafel“ nach dem inwendigen, neuen Menschen. Sie wollen wirklich und mit Ernst dem himmlischen Hausvater zu allem Gefallen ihren Wandel im Hause Gottes führen. Sie haben auch durch Gottes Gnade bereits einen rechtschaffenen Anfang gemacht, ihre Lektion zu lernen und zu befolgen.

Aber wir Christen, die wir Hausgenossen Gottes sind, haben ja auch noch das böse, störrige Fleisch an uns. „Unter seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel“, Hiob 15, 15. In unserm Fleische, das uns anklebt bis an die Grube, wohnt nichts Gutes. Es will immer den Jrrweg. Es hindert uns, Gott und dem Nächsten so zu dienen, wie wir wohl möchten. Es macht uns unlustig, schläfrig und träge zu allem Guten. Der Geist ist wohl willig, aber das Fleisch ist schwach. Und so kommt es, daß wir aus Schwachheit und übereilung täglich viel wider die „Haustafel“ sündigen, die Hausordnung Gottes übertreten und wohl eitel Strafe verdienen. So kommt es, daß auch unsern besten Werken noch viel Unrat und Unvollkommenheit anklebt. So kommt es, daß wir es in unsern heiligen Orden und Ständen gar oft fehlen lassen an treuer, gewissenhafter Pflichterfüllung. So kommt es, daß auch wir mit allen Heiligen täglich um Vergebung bitten müssen, Pf. 32, 6. Und wohl dem, der solches in Reue und Leid erkennt und sich täglich in wahrer Buzze vor seinem Gotte demütigt, ihm seine Sünden, seine Mängel und Gebrechen bekennt und im Glauben seine Zuflucht nimmt zu dem HErrn Christo, dessen Blut uns rein macht von allen Sünden, 1 Joh. 1, 7, und der, wie St. Paulus bezeugt, „ein Heiland ist aller Menschen, son derlich aber der Gläubigen", 1 Tim. 4, 10.

Hat uns aber Gott getröstet durch gnädige Vergebung der Sünden, so sollen wir nun auch die Gnadenkräfte, die uns Gott durch den Glauben gegeben hat, desto treulicher gebrauchen und so nach der Regel, die uns in der Haustafel“ vorgehalten wird, immer völliger

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werden. Haben wir unter der Zucht des Heiligen Geistes einen rechtschaffenen Anfang gemacht, nach der Haustafel" im Hause Gottes zu wandeln, so soll auch auf solchen Anfang ein fröhliches Zunehmen und Wachsen folgen. Immer ernstlicher sollen wir unserm Fleische in seiner Leichtfertigkeit, Bosheit und Trägheit Widerstand leisten. Immer mehr sollen wir uns üben in kindlichem Gehorsam, in der Liebe Gottes und des Nächsten, in gewissenhafter Ausrichtung unsers Berufes 2c. In Summa: Nach dieser Regel, die uns Gott in der „Haustafel“ vorhält, sollen wir Fleiß tun, daß wir immer vollkommener werden und daß unser ganzes Leben in den heiligen Orden und Ständen in Wahrheit ein immerwährender Gottesdienst werde. Und ob wir gleich bis an unser Ende arme, gebrechliche Sünder bleiben und in diesem Leben das Ziel der Vollkommenheit nie erreichen, so „jagen wir ihm doch nach, ob wir's ergreifen möchten, nachdem wir von JEsu Christo ergriffen find", Phil. 3, 12.

Soll das aber durch Gottes Gnade geschehen, so ist es nötig und fann nur von Segen sein, daß wir unsers Gottes „Haustafel“ immer wieder ansehen und recht beherzigen, sie auch wohl einmal zum Gegenstand unserer Synodalverhandlungen machen. Und wenn dies von uns in diesen Tagen geschieht, so sei das mit Paul Gerhardt unser Seufzer zu Gott:

Gib mir, daß ich an meinem Ort
Allstets dich fürcht' in deinem Wort
Und meinen Stand so führe,

Daß Glaub' und Treu'

Stets bei mir sei

Und all mein Leben ziere.

I. Den Bischöfen, Pfarrherren und Predigern.

Ein Bischof soll unsträflich sein, eines Weibes Mann, nichtern, sittig, mäßig, gastfrei, lehrhaftig, nicht ein Weinsäufer, nicht pochen, nicht unehrliche Hantierung treiben, sondern gelinde, nicht haderhaftig, nicht geizig, der seinem eigenen Hause wohl vorstehe, der gehorsame Kinder habe mit aller Ehrbarkeit, nicht ein Neuling, der ob dem Worte halte, das gewiß ist und lehren kann, auf daß er mächtig sei, zu ermahnen durch die heilsame Lehre und zu strafen die Widersprecher. (1 Tim. 3, 2. 3. 4. 6; Tit. 1, 9.)

Der erste Paragraph der „Haustafel“ wendet sich an die Diener und Hausverwalter im Hause Gottes, an die Bischöfe, Pfarrherren und Prediger. Sie, die von Amts wegen die Hausgenossen Gottes auf die „Haustafel“ hinweisen und sie anhalten sollen zu deren treuer Befol= gung, sollen zunächst und vor andern ihre eigene Lektion lernen, damit es wohl im Hause Gottes stehe. In ihrem heiligen Orden und Stand sollen sie den übrigen Hausgenossen zum Segen und Vorbild ihrem Gotte

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dienen in heiligem Schmuck. Ihre Lektion nun wird ihnen zum nicht geringen Teil vorgehalten schon in den Worten der überschrift, welche dieser Paragraph trägt. Sie werden Bischöfe, Pfarrherren und Prediger" genannt, und Gott fordert von ihnen, daß sie diese Namen` nicht mit Unrecht führen, sondern in Wahrheit als Bischöfe, Pfarrherren und Prediger sich beweisen.

Es werden darum bei der Betrachtung dieser Lektion zwei Fragen sein, die wir uns beantworten müssen. Erstlich nämlich die Frage: „Worin besteht im wesentlichen das bischöfliche Amt?" und zum andern die Frage: Wie sollen nach Gottes Willen die Personen beschaffen sein, welche dieses Amt verwalten?"

1. Worin besteht im wesentlichen das bischöfliche Amt?

Alles, was Christus durch seinen Opfertod der ganzen Welt zum Heil verdient, erworben und bereitet hat, das hat er hineingelegt in sein Evangelium und in die heiligen Sakramente, die ja nichts anderes sind als das sichtbare Evangelium. Durch dieses Evangelium, das ..göttliche Kraft und göttliche Weisheit" ist, 1 Kor. 1, 24, teilt der Heilige Geist den Menschen mit, gibt, schenkt und versiegelt er ihnen, „was uns die göttlich' Majestät am heil'gen Kreuz erworben hat“. Durch das Evangelium erleuchtet er die Menschen, bringt sie zum Glauben und macht sie selig. Ist es doch eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, die daran glauben, Röm. 1, 16.

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Und dieses Evangelium, diese frohe Botschaft von der Gnade Gottes in Christo JEsu, soll nun zu allen Menschen dringen. Es ist Gottes ernster Wille, daß alle in Sünden verlorenen Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten das Evangelium hören, dem Evangelium glauben und durch das Evangelium selig werden. Und Gott sorgt auch dafür, daß in allen Sprachen und Zungen diese göttliche Predigt erschallt: Tröstet, tröstet mein Volk, denn die Sünde ist durch Christum getilgt, die Scheidewand zwischen Gott und den Menschen ist niedergelegt, Gnade und Vergebung, Leben und Seligkeit ist für alle und jeden vorhanden; es ist groß' Fried' ohn' Unterlaß, all' Fehd' hat nun ein Ende“. Daß die Welt noch steht, daß die Sonne noch leuchtet, daß Gott uns Christen noch am Leben läßt, daß er die einzelnen Menschen und ganze Völker durcheinanderwirft, daß die Buchdruckerkunst aufgekommen ist, daß Gott sonderlich in den lezten Zeiten die Menschen. auf großartige Erfindungen gebracht hat, daß der Verkehr unter den Menschen jezt ungemein erleichtert ist: das alles und noch manches andere ist geschehen und geschieht noch lediglich zu dem Ende, damit das Wort des HErrn laufe, 2 Thess. 3, 1, damit das Land voll werde der Erkenntnis des HErrn, wie mit Wasser des Meeres bedeckt, Jes. 11, 9, damit von allen Enden der Erde her viele kommen und zu den Füßen ihres Heilandes anbeten und erkennen, daß er sie geliebt habe, Offenb. 3, 9.

Und eben zu diesem Zwecke hat der HErr nicht bloß seiner Kirche

den Auftrag gegeben: „Prediget das Evangelium aller Kreatur!" Mark. 16, 15, sondern er hat auch ein besonderes Amt gestiftet: das heilige Predigtamt. Er hat gesezt und setzt noch besondere Diener des Wortes, die dazu ausgesondert und berufen sind, das Evangelium öffentlich und von Gemeinschafts wegen zu predigen und die Sakramente zu verwalten. Diese Diener des Wortes werden jezt wir reden hier nicht von den Propheten und Aposteln mittelbar durch die Gemeinde erwählt und berufen. Im Namen und Auftrage der Gemeinde führen sie das Amt des Neuen Testaments. Sie sind daher der Gemeinde Diener und Knechte, Kol. 1, 25; 2 Kor. 4, 5. Aber durch die Gemeinde ist ihnen ein „göttlich Amt“, Kol. 1, 25, übertragen. Gott hat sie durch die Gemeinde in dies sein Amt gesezt. Und darum sind sie Gottes Diener und Knechte, 1 Kor. 4, 1.

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Diese Diener des Wortes, die das höchste und wichtigste Amt verwalten, das ein Mensch auf Erden verwalten kann, werden in der Schrift mit verschiedenen Namen bezeichnet. Sie werden u. a. genannt: „Bischöfe“, 1 Tim. 3, 2; „Hirten“ oder Pastoren, Jes. 63, 11; „Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse“, 1 Kor. 4, 1; „älteste, die da arbeiten im Wort und in der Lehre", 1 Tim. 5, 17; „Engel Gottes", Mal. 2, 7; „Botschafter an Christi Statt", 2 Kor. 5, 20; Wächter" auf Zions Mauern, Jes. 56, 10 2c. Hier in der "Haustafel" werden sie genannt: „Bischöfe, Pfarrherren und Prediger." Durch diese drei Namen soll nun aber keineswegs angedeutet werden, daß es drei verschiedene Kirchenämter gäbe. Gibt es doch nur ein Amt im Hause Gottes, wenn auch dessen Verrichtungen gar mannigfacher Art sind. Auch soll durch diese drei Titel nicht etwa dies angedeutet werden, als ob nach Gottes Wort und nach göttlichem Rechte unter den Dienern Christi ein Unterschied, eine Rangordnung stattfände (wie die römische Kirche und ihr nach die Episkopalfirche behauptet), als ob der Bischof höher stehe als der Pfarrherr und der Pfarrherr höher als der Prediger. Denn nicht bloß werden in der Schrift die ältesten, das heißt, die Prediger, ganz unterschiedslos Bischöfe und die Bischöfe älteste genannt, Apost. 20, 17. 28; Tit. 1, 7. 5, sondern die Schrift lehrt auch sonst, daß nach göttlichem Rechte eine solche Rangordnung weder stattfinde noch von irgend jemand behauptet werden solle. Ausdrücklich sagt der HErr, gerade um solchen papistischen Gelüften zu wehren: „Einer ist euer Meister, Christus, ihr aber seid alle Brüder", Matth. 23, 8. Auch unter den Verhältnissen, wie sie sich zu unserer Zeit nach menschlichem Rechte unter uns gestaltet haben, gilt das Wort des Apostels: „Wer ist Paulus? wer ist Apollo?” und sehen wir hinzu wer sind die Präsides? wer sind die Professoren? wer sind die Visitatoren? wer sind die Pastoren? wer sind die Hilfsprediger? wer sind die Lehrer? Diener sind sie, durch welche ihr seid gläubig worden", 1 Kor. 3, 5. In Summa: „Es ist“, wie unsere Kirche in den Schmalkaldischen Artikeln (Müller, 341) bekennt,

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nach göttlichem Rechte kein Unterschied zwischen Bischöfen und Pastoren oder Pfarrherren.“

Die Lektion aber, die hier den Bischöfen, Pfarrherren und Predigern vorgehalten wird, gilt in seiner Maße auch den Lehrern in unsern Gemeindeschulen. Diese verwalten ja nicht ein besonderes Amt neben dem heiligen Predigtamte, sondern indem sie die Kinder in Gottes Wort unterrichten und mit Gottes Wort erziehen und also die Lämmer Christi weiden, Joh. 21, 27, verwalten sie ein Stück und fürwahr ein gar wichtiges Stück - des heiligen Predigtamtes. Und daß eine jede christliche Ortsgemeinde nicht bloß das Recht, sondern je nach Zeit und Umständen auch die heilige Pflicht hat, gewisse Verrichtungen des einen Predigtamtes (wie den christlichen Unterricht der Schuljugend) besonderen dazu tüchtigen Personen zu übertragen, das sieht man klar und deutlich aus Apost. 6, 1–7. Es ist darum kein Zweifel, auch die Lehrer an unsern Gemeindeschulen, sofern und weil sie Gottes Wort öffentlich und von Gemeinschafts wegen lehren, verwalten einen Teil des heiligen Amtes im Hause Gottes. Auch sie sind deshalb Diener des Wortes. Sie sind durch die Gemeinde berufen und von Gott ge= segt und also Gottes und der Gemeinde Diener. Es findet hier das Wort seine Anvendung: „Und er (Christus) hat etliche zu Aposteln gesezt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern“, Eph. 4, 11. Eben deswegen aber gilt auch den Gemeindeschullehrern die Lektion, die in der „Haustafel“ den Bischöfen, Pfarrherren und Predigern vorgehalten wird. Auch sie, ebensowohl wie die Pastoren, sollen in dem ersten Paragraphen der Haustafel „ihres Amtes und Dienstes ermahnt werden“.

Wenn wir nun aber aus den Titeln, die den Dienern des Wortes in der überschrift dieses ersten Paragraphen der „Haustafel“ beigelegt werden, erkennen wollen, worin im wesentlichen ihr heiliges Amt bestehe, so kommt eigentlich nur der eine Titel „Bischof“ in Betracht. Das Wort „Bischof“ ist ein griechisches Wort und bedeutet den Aufseher, den Vorsteher einer christlichen Ortsgemeinde. Das Wort „Pfarrherr“ ist wohl nur die altdeutsche überschung dieses griechischen Wortes. Nach Grimms Wörterbuch ist das Wort „Pfarrherr“ gebildet nach dem altdeutschen Wort parra, das heißt, Pferch, Bezirk. Es bezeichnet daher eine Person, die in einem gewissen Bezirke die seelsorgerliche Aufsicht hat, genau so wie das Wort episcopus. Der Titel „Prediger“ aber ist eine Umschreibung desselben Wortes und gibt die Hauptverrichtung des bischöflichen Amtes an. Bleiben wir darum bei dem biblischen Titel „Bischof“ stehen und lernen wir daraus mit Fleiß unsere Lektion.

[Was die Bischöfe für Pflichten haben, sollen nicht bloß diese wissen, sondern auch die Zuhörer. Die Gemeinden dürfen nicht bloß, nein, sie sollen wissen, was sie an ihrem Prediger und Lehrer mit Recht nach Gottes Wort zu suchen haben. Das sollen sie auch suchen. Und je besser sie das erkennen, desto besser werden sie davor bewahrt bleiben, etwas an ihnen zu suchen, was sie nicht suchen sollen.]

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