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Da beugte auch Christian sich über seinen Teller und erbrach sich auf den Rinderbraten.

Es setzte eine Ohrfeige, und er lief in den Garten hinaus und weinte.

Nach einer Weile kam Pastor Barnes, dem es leid tat, den Jungen geschlagen zu haben, wenn er wirklich krank war. ,,Ist dir schlecht?" fragte er.,,Ist es der Magen oder was ist es sonst?“

Da er sich genierte, sich unmittelbar nach dem Tischgebet vergessen zu haben und obendrein nicht wußte, ob der Junge wirklich krank war oder nur so tat, kam in seine Worte ein Ausdruck leerer professioneller Teilnahme, und die Stimme klang belegt, als ob ihm das Fette noch im Halse steckte.

Christian sah zu seinem Vater auf und erbrach sich noch einmal.

Da wurde er ins Bett gepackt.,,Er hat Fieber!" sagte seine Mutter, ,,das konnte ich schon seinem Gerede vor Tisch anhören."

Sie maßen seine Temperatur, aber sie war ganz normal, und sie sahen einander verwundert in die großen erwachsenen Gesichter.

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Der Glöckner Kristen arbeitete in Küsters Garten. Der Sohn des Küsters saß in der Hecke und spielte mit dem Deckel von Kristens neuer Pfeife.

Er spielte mit dem lieben Gott und der ganzen Welt. Er drehte den Deckel nach dem Schatten hin und ließ die grünen Haselbüsche und die Gartenwege und Rasenplätze sich darin spiegeln, das war die Erde; er drehte den Deckel nach oben, so daß er glitzernd blau wurde, — das war der Himmel; er drehte ihn gerade der Sonne zu, und er wurde lauter Licht und Wärme, das war der

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liebe Gott, der in den Himmel hineinging. Im Himmel war man immer in der Nähe vom lieben Gott, und wenn er dort drinnen ging, konnte man ihn sehen, aber sonst nichts. Darum ging der liebe Gott hin und wieder einmal aus dem Himmel heraus und in sein Haus hinein, damit man die blaue Herrlichkeit des Himmels sehen und sich darin spiegeln konnte. Auf die schattige Erde kam der liebe Gott niemals, aber sie war doch schön, weil der liebe Gott hinter dem Himmel schien. Jens lernte viel von dem Pfeifendeckel. Nur die Hölle fehlte ihm, aber die konnte ja die schwarze stinkende Unterseite des Deckels sein, wo man vom lieben Gott gar nichts merkte. „Kristen," sagte er,,,die Hölle und die Erde und der Himmel und der liebe Gott, alles steckt in deinem Pfeifendeckel."

,,Herr du meines Lebens," sagte Kristen,,,dann hat mir der Kaufmann sie aber viel zu billig verkauft! Da kommt dein Vater!"

Der Küster sah seinen Sohn mit unruhigen, nervös zwinkernden Augen an, als wüßte er nicht, wo er damit hinsollte, und sagte endlich:,,Geh zu Pastors hinüber und frage, ob du mit Christian spielen kannst, bis wir dich holen lassen."

,,Es ist wohl bald soweit?" fragte Kristen.

Der Küster sah Kristen an, als suche er Hilfe bei irgend jemand. Jens hatte seinen Vater noch nie so verzagt gesehen. ,,Geh nun, lieber Jens!" sagte er.

Jens schob ab. Sie wollten ihn offenbar los sein. Aber er konnte merken, daß es nichts nützen würde, nach dem Grunde zu fragen. Um so mehr dachte er darüber nach.

Aber im Pfarrhause vergaß er das über einem Globus, den der Pastor ihm zeigte. Das sei die Erde, sagte er. Sie sei rund, und die Menschen, die auf der Unterseite wohnten, fielen trotzdem nicht herunter und hingen auch nicht mit den Beinen in der Luft.

Das sei Wissenschaft, sagte der Pastor.

Den Pfeifendeckel verstand Jens besser.

,,Glaubst du, daß das wahr ist?" fragte er Christian,

als sie allein auf dem Hofe draußen waren,,,das mit der Wissenschaft?"

,,Erwachsene lügen immer!" erklärte Christian.

,,Auch wenn sie uns etwas lehren?"

,,Etwas gelogen ist bei allem, was sie uns erzählen, sonst glauben sie, wir verstehen es nicht."

,,Glaubst du den Erwachsenen gar nicht?" Christian schüttelte den Kopf.

Es fror Jens inwendig; er hatte ein Gefühl, als wandelte er auf der schwarzen Unterseite des Pfeifendeckels.

,,Glaubst du auch nicht an den lieben Gott?" fragte er. „Aber natürlich!" sagte Christian. Er sah Jens mit seinen scharfen Augen an und sagte zögernd: „Glaubst du, daß man in den Himmel hineinsehen kann?“

Jens fühlte, daß die Antwort viel zu bedeuten hatte, und deswegen sagte er: „Ich glaube, das kann man." Christian reichte ihm die Hand.

,,Ich habe hineingesehen," sagte er.

Nun gab ihm Jens seine Hand. „Dann kann man es also,“ sagte er.

Damit waren sie Freunde.

Als das Mädchen kam, um Jens abzuholen, fiel ihm ein, daß etwas Geheimnisvolles im Werke gewesen war; er legte den Rückweg laufend zurück. In der Tür stieß er auf seinen Vater, blieb stehen und sah ihn verwundert an. Der war ganz verändert. Man konnte ganz deutlich sehen, daß man mit einem solchen Vater vor nichts bange zu sein brauchte. Er stand da wie aus dem Bilde in der illustrierten biblischen Geschichte geschnitten, unter dem stand: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde."

Der Küster machte eine Bewegung mit der Hand und sagte mit erhobener Stimme:,,Du hast einen kleinen Bruder bekommen!"

Das war offenbar ein Geschenk, und Jens eilte hinein, um es anzusehen. Aber er kam nicht dazu; sein Vater stand ihm im Wege und war so dick und breit.

,,Freust du dich?" fragte er.

Jens war enttäuscht. So viel konnte er sehen, daß seine Mutter krank war und daß eine häßliche rote Fratze neben ihr lag und schrie. Darüber konnte man sich doch nicht freuen. Aber sein Vater stand genau so imponierend da wie damals, als er von der Erfindung der Buchdruckerkunst erzählte:,,Kannst du nun verstehen, wie gut es ist, daß wir die Buchdruckerkunst erfunden haben?“ Und doch hatte sie ein andrer erfunden. Und nun hatte er einen kleinen Bruder bekommen! Nein, die Eltern hatten ihn bekommen, das war ganz klar.

Aber sooft ihn die Mägde oder die Knechte an den nächsten Tagen erblickten, sprachen ihn alle mit den Worten an: „Na, du hast ja einen kleinen Bruder gekriegt! Freust du dich?“

,,Christian hat recht," dachte Jens,,,die Erwachsenen lügen immer, selbst wenn das, was sie sagen, wahr ist.“

Aber die Kuchen-Dorte, die traf den Nagel auf den Kopf, als sie ihm ein Stück Bandzucker gab und sagte:,,Na, nun haben ja deine Eltern noch einen außer dir gekriegt.“

Seit jenem Tage glaubte er jedes Wort, das aus dem Munde der Kuchen-Dorte kam.

4. KAPITEL

Eine Sternschnuppe

Jetzt hast du einen kleinen Bruder bekommen, und da ist es das beste, du gehst in die Schule," sagte der Küster, und dann kam Jens in die Schule.

Da saß er nun eine lange Reihe von Tagen, einen Sommer mit beständig klarem Wetter, der in seiner Erinnerung für alle Zeiten der eigentliche, der richtige Sommer blieb.

Er liebte die Stunden, in denen die großen und die kleinen Schüler zusammen Schreibunterricht hatten; er kriegte nicht viel fertig in diesen Stunden, betrachtete aber die andern von seinem Platz auf der untersten Bank.

Da war Pfarrers Christian, der seinen Namen mit einem C schrieb, der Erste von den Kleinen, der nach den Worten des Küsters selbst denken konnte. Da war Annine Clausens Niels Peter, der entweder gar nichts konnte oder auch das Ganze auswendig wußte. Da war Holger, der so schrecklich stark war, der behauptete, er könne seine Aufgabe immer,,inwendig", könnte sie aber nie aufsagen, jedenfalls nur in Bruchstücken, die ganz verkehrt zusammengesetzt waren. Und dann war da Kristian Mogensen mit dem K, auf dessen Rücken immer Fliegen krabbelten, gewiß weil er so gutmütig war, daß selbst die Fliegen es bemerkten. Seine Augen waren sanft und seine gedämpfte Stimme ließ Jens immer glauben, er wolle ihm etwas Gutes erzählen. Das waren die Jungen, die ihn am meisten interessierten. Ja, und dann auch sein Nachbar, der kleine Hans Olsen, den sie damit neckten, daß er und Ellen Nielsen ein Brautpaar seien; Hans wurde dann immer rot, hatte aber sicherlich seine stille Freude daran.

Drüben auf der Mädchenseite saßen auf den beiden obersten Plätzen Tine, die alle so schön und proper fanden, und Schreiners Hansine, die nach Jens' Ansicht dem Sonnenfleck auf dem Fußboden vor dem Fenster glich. Ihre Augen sahen aus wie zwei sonnenbeschienene Vergißmeinnicht, und die Grübchen in ihren Wangen machten Jens froh, sobald sie mit ihm sprach.

...

Wie die Grübchen langsam aus Hansinens Antlitz verschwanden, wenn es ernst wurde, so schwand im Laufe der Tage allmählich auch die Sonne, und schließlich ging Jens mit Fausthandschuhen und Winterüberzieher. An einem kalten und blauschwarzen Winternachmittag bekam die Schule frei, weil ein bekannter Missionar in die Gegend gekommen war, der im Missionshause sprechen wollte. Die Mütter wünschten, ihre Kinder sollten dabei sein.,,Dann haben sie ihn doch gehört, wenn sie einmal erwachsen sind," sagten sie. Der Küster gab seine Einwilligung nur widerwillig, und soweit Jens verstehen konnte, trug sein Vater Bedenken, den berühmten Missio

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