ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Frau," sagte er.,,Aber sie weiß nicht, daß ich hier bin."

,,Was fehlt ihr?"

Peter hob verlegen die Augen und sah den Arzt mit scheuer Niedergeschlagenheit an.,,Sie ist schwermütig,“ sagte er.

,,Meinen Sie, daß sie geisteskrank ist?" fragte der Arzt. ,,Nein, nicht gerade geisteskrank," sagte Peter,,,aber also schwermütig."

[ocr errors]

Wie sich das äußerte?

,,Nun, also so, daß sie schlechter Laune ist und sich zergrübelt. Und ein paarmal habe ich sie auch weinen sehen." Peters Stimme klang dick, als er,,weinen" sagte, und es bedurfte einiger Schluckbewegungen, bis er weitersprechen konnte:,,Zuzeiten sieht sie geradezu aus, als hätte sie Angst vor mir. Ich weiß nicht, wie ich mir das erklären soll; ich habe ihr nie etwas getan.“

[ocr errors]

Wollen Sie, daß ich einmal hinauskomme und sie mir ansehe?" fragte der Arzt.

Peter zögerte ein wenig; wenn er nicht gleich einen guten Rat mitbekommen konnte, so

,,Es wird wohl das beste sein," sagte er. „Aber lassen Sie es sich bitte nicht merken, daß ich Sie gebeten habe, zu kommen. Könnten Sie mich nicht zufällig getroffen und gefragt haben, wie es meiner Frau geht?"

Das ginge schon an, meinte der Arzt; er wollte bei Gelegenheit einmal vorsprechen.

Nach einer Weile hörte Helen Peters Schritte wieder unter dem Fenster.

Wenn nur die Stickerei zu Mutters Geburtstag fertig würde!

Die Mutter war nach wie vor der Mittelpunkt ihres Lebens. Helen sah merkwürdig wenig verheiratet aus. Sie hatte noch immer dasselbe Gesicht wie als ganz junges Mädchen, nur daß der erwartungsvolle Ausdruck verschwunden war.

Helen sah wieder auf den Marktplatz hinaus. Berg

und Frederik VII. standen auf ihren Plätzen. Mehr war nicht da.

Schade, daß sie die alte morsche Pumpe weggenommen hatten. Jetzt gab es nichts weiter als Pflastersteine.

Es war kurz vor Mittagszeit. Urup mußte wohl bald nach Hause kommen wenn er überhaupt kam.

Das tat er. Er war zerstreut, redete eifrig, verfiel in Schweigen, nahm sich zusammen, sprach hastig und erzählte viele lokale Witze.

,,Ich habe übrigens etwas mit dir zu besprechen," sagte er plötzlich,,,aber das hat Zeit bis zum Kaffee.“

Dann verstummte er und überlegte die Sache.

Er hatte das Geschäft des Vaters und auch seine Gewohnheiten geerbt. Er war hinter den Mädchen her, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen. In einer solchen Stadt mußte man ja irgendeinem Laster verfallen, und er seinerseits gab den Mädchen den Vorzug vor der Flasche. Das schloß jedoch nicht aus, daß er gern ein Glas mit den Mädchen trank. Das alles ging Helen ja nichts an.

Aber jetzt hatte er sich mit Zigarrenhändler Mortensens Tochter eingelassen, und das war ein wahres Teufelsmädchen. Sie vereinte alles in sich, alle Eigenschaften der andern. Aber sie war auf die verdammte Idee verfallen: sie wollte geheiratet werden. Sonst sollte es vorbei sein. So als Frau im Hause zog er nun eigentlich Helen vor. Aber was sollte er machen! So eine wie Mortensens Tochter konnte er sich nicht entgehen lassen namentlich in einem solchen Loch von Stadt, und namentlich konnte er sich absolut nicht darein finden, daß ein andrer

sie bekam.

Und nun mußte er also Helen fragen, was sie dazu meinte, daß sie sich scheiden ließen.

,,Scheiden?!" Helen begriff kein Wort davon.,,Warum

denn?"

Ob sie vielleicht fände, daß ihr Zusammenleben amüsant sei?

,,Amüsant -? N—ein.“

,,Hast du mich lieb?" Die kleine Befriedigung, das zu hören, konnte er sich nicht versagen, wenn es auch gerade in diesem Augenblick unklug war.

,,Ob ich dich lieb habe?“ Helen dachte nach. „Du bist ja mein Mann!"

Er war etwas enttäuscht, tröstete sich aber damit, daß da offenbar der Scheidung keine großen Hindernisse im Wege lagen, wie er gefürchtet hatte.

Aber wenn er nun nicht ihr Mann wäre, glaubte sie, daß sie deswegen weniger glücklich sein würde?

Darüber hatte Helen wirklich noch nie nachgedacht, und wollte es auch jetzt nicht tun. Wenn man verheiratet ist, so ist man verheiratet, dann soll man nicht kritisieren und sich darüber Gedanken machen, ob es besser ist, verheiratet zu sein oder nicht.

Aber er wollte nun einmal, sie sollte darüber nachdenken. Da ging Helen pflichtschuldigst zu ihrer Mutter und sagte es ihr.

Lotteriekollekteur Bjerg war da, aber Onkel Hans konnte es ja gern mit anhören.

[ocr errors]

,Willst du ihn gern los sein?" fragte er.

Helen sah ihn verwundert an.,,Nein," sagte sie. Das Nein entschlüpfte ihr als etwas ganz Selbstverständliches. „Dann behalte ihn," sagte Bjerg. „Ohne deine Einwilligung kann er sich nicht scheiden lassen."

Helen ging nach Hause und sagte, sie wolle nicht.
Urup ging zu Clara Mortensen.

,,Sie will nicht,“ sagte er.

„Dann adieu!“ sagte Clara.

,,Gedulde dich bis morgen," sagte Urup.

Darauf ging er nach Hause zu Helen und sagte, er sei ihr heftig untreu gewesen.

Es dauerte eine Weile, bis Helen klar wurde, was er meinte.,,Bist du mir untreu gewesen?" sagte sie endlich staunend und zweifelnd.

,,Herrjemine,“ sagte Urup,,,bist du denn ganz idiotisch? Hast du wirklich keine Ahnung davon gehabt?"

14 Larsen

209

Sie schüttelte den Kopf.

„Dann bist du, weiß Gott, der einzige Mensch in der Stadt, der keine Ahnung davon hat," sagte Urup.,,Aber nun weißt du es willst du dich jetzt scheiden lassen?" Ja-a, das war freilich etwas andres. Bei ehelicher Untreue ließ man sich ja scheiden. Dabei war wohl nichts weiter zu machen.

Urup eilte zu Clara Mortensen.

,,Sie ist wahrhaftig ein sonderbares Phänomen," sagte er. „Es rührte sie nicht im allergeringsten, daß ich sie betrogen hatte, aber sobald sie es hörte, wollte sie sich gern scheiden lassen."

Helen hatte nicht die geringste Ahnung von der Untreue ihres Mannes gehabt. Die Erziehung der Mutter saß fest. Was sie nicht sehen durfte, das sah sie nicht. Von ihrer eigenen Unschuld gut beschützt, hatte sie in ihrer Kindheit zu Hause nichts gesehen, und wie sie Schlechtes von ihrer eigenen Mutter nicht glauben konnte, ebensowenig war es ihr je eingefallen, an Urups Treue zu zweifeln. Aber nun mußte sie ja noch einmal mit den neuen Nachrichten nach Hause.

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

Ihre Mutter begann hin und her zu reden:,,sie fände doch nicht ,,man könne ja doch Nachsicht haben —", ,,und man hätte im Grunde doch mehr Einfluß auf einen Mann, wenn er sich etwas habe zuschulden kommen

lassen."

Aber da stieß sie gegen ihre eigene geradlinige Erziehung der Tochter.

Helen war unerschütterlich. Es handelte sich ja nicht um Verzeihen. Urup empfand ja keine Reue, sondern wollte fortfahren. Sie wußte jetzt gründlich Bescheid über sein Leben. Onkel Hans wußte ja auch das Ganze, wie sie ihm ansehen konnte.

Da übernahm es denn Onkel Hans, die Sache so zu ordnen, daß Helen nicht zu kurz kam.

Urup wäre gern billiger davongekommen, konnte jedoch nicht um die Tatsache herum, daß es ohne die Ein

willigung seiner Frau keine Scheidung gab. Der Lotteriekollekteur vertrat Helen. Er willigte in Scheidung auf Grund von Untreue, wie in Separation, Trennung wegen gegenseitiger Abneigung.

Nun, Trennung genügte. Da ging alles seinen ruhigen Gang bis ans glückliche Ende.

Bjerg kam zu Helens Mutter mit feinen Separationsbedingungen zurück und wurde dafür belohnt.

Helen wäre am liebsten wieder nach Hause in ihr Mädchenstübchen gezogen mit dem Fenster nach dem Garten hinaus. Aber sowohl Bjerg als auch ihre Mutter dachten daran, daß Helens Augen jetzt, wo sie anfingen, sich zu öffnen, leicht zu scharf sehen könnten. Helen bekam ihre eigene kleine Wohnung in der Nähe des Hafens mit der Aussicht über den freundlichen Sund.

Obwohl sie sich keine Sorge um ihr Auskommen zu machen brauchte, nahm sie einen Platz im Bureau des ersten Rechtsanwalts des Städtchens an.

Unverändert jungmädchenhaft und reinen Herzens ging sie Tag für Tag zu ihrer Arbeit und wieder nach Hause zurück.

[ocr errors]

In ihrer freien Zeit lebte sie ihr eigenes stilles Leben eine feine, zarte kleine Blume, die von allem Schmutz unberührt blieb, der sie umgab.

34. KAPITEL

Schwermütig

Kreisarzt Lohse war dagewesen, um sich Tine anzusehen. Mit tadelloser Diplomatie hatte er ihr erklärt, Peter habe während einer Unterhaltung an der Gartentür eine Bemerkung fallen lassen, daß ihre Stimmung,,gedrückt“ sei, und da habe er gemeint, er könne gleich einmal hereinsehen. Wenn von einer beginnenden Krankheit die Rede sei, wäre es das beste, sie rechtzeitig aufs Korn zu nehmen.

14*

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »