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Dahl und Katharina gingen voran.,,Sie reiten auch nicht mehr," sagte sie.

,,Nein,“ antwortete er,,,ich habe keine Zeit. Ich muß schwer arbeiten. Ich habe die Universität das ganze letzte Jahr vernachlässigt."

,,Ist Ihr Fleiß auch schuld daran, daß Sie gar nicht mehr zu uns kommen?" fragte sie,,,oder haben wir habe ich Sie durch irgend etwas verletzt, was ich gesagt oder getan habe?"

Ihre Stimme klang gedämpft. Es lag etwas treuherzig Rührendes in ihrem Klang, was er früher nie bei ihr bemerkt hatte. Es war ihm unmöglich, ein Wort zu erwidern. ,Wenn ich es getan habe," fuhr sie fort,,,wollen Sie mir dann nicht sagen, was es war?"

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Ihre Augen sahen ihn verzagt und flehend an. Der tiefe Mißmut der Selbstverdammnis überkam ihn.,,Sie?" sagte er endlich,,,Sie haben mir nur Gutes getan. Aber ich Sie können sich nicht vorstellen, wie gering ich mir Ihnen gegenüber vorkomme ich bin nicht wert, daß Sie mir einen Gedanken opfern."

Ein Ausdruck von Freude huschte über ihr Antlitz. Etwas von ihrer alten Energie und ihrem tapfern Willen erwachte. Sie fragte behutsam und doch eindringlich: ,,Wollen Sie mir nicht erzählen, was Sie quält?“

Er erkannte das tiefe Verlangen ihres Herzens, ihm zu helfen, und wagte nicht, es zu verletzen.,,Vielleicht ein andermal," sagte er,,,wenn wir allein sind."

Er blieb stehen, um auf die andern zu warten.

Sie kamen so nahe an sie heran, daß Barnes nicht mehr auf Mays Frage antworten konnte:,,Ist Fräulein Sonne nicht gesund? Es gab mir einen Stich ins Herz, als ich in der Nähe sah, wie bleich und mager sie doch ist.“

Die Unterhaltung im Zuge schleppte sich träge hin. Katharina saẞ still vornübergebeugt. Barnes, der sie genau kannte, wußte, daß ihr Gehirn energisch arbeitete. Er ahnte, daß sie draußen im Walde direkt auf ihr unglückliches Schicksal lossteuern würde; er glaubte, daß es so

am besten sei, aber er ängstigte sich vor dem, was geschehen würde. Er beschloß, sich in ihrer Nähe zu halten, aber die Folge war, daß Dahl und May zuerst aus dem Zuge stiegen und schon eine Strecke in den Wald hineingelangt waren, als er und Katharina den Wagen verließen. Um Katharinas Aufmerksamkeit von der Rücksichtslosigkeit der beiden Glücklichen abzulenken, begann er, eifrig auf sie einzureden; aber sie hörte gar nicht zu. Schließlich bemerkte sie aber doch, daß sein Wesen immer unnatürlicher wurde; sie hatte ihn gern und wollte ihm behilflich sein, wenn es möglich war.

,,Sie haben irgendeinen Kummer," begann sie. Aber als sie sah, daß seine Augen voller Zärtlichkeit waren, die offenbar ihr galt, erschrak sie und sagte:,,Beeilen wir uns, die andern sind schon weit voran."

66

Dahl und May waren auf den Weg eingebogen, wo sie sich zum erstenmal gesehen hatten. Sie sprachen kein Wort; sie wußten nur zu gut, daß sie an dasselbe dachten. Beide hatten vergessen, daß Barnes und Katharina mit dabei waren und hinter ihnen gingen.

Bei der großen Buche blieben sie beide gleichzeitig stehen. Dahl sah in die Krone hinauf und konnte noch immer sehen, daß es eine Buche vor der Zeit des Sündenfalls war. May sah auf die Erde nieder, wo sie ihn hatte liegen sehen. Sie kannte die Stelle und lächelte. Er fühlte es und wandte sich ihr zu.

Barnes und Katharina waren so schnell gegangen, daß Barnes ganz außer Atem gekommen war.

,,Sie vergessen, daß ich keinen durch Sport und Turnen trainierten Körper habe wie Sie," sagte er. „Haben Sie etwas dagegen, wenn wir etwas langsamer gehen? Jetzt bleiben die andern stehen und warten."

,,Sie haben uns gar nicht gesehen,“ sagte Katharina. ,,Aber sie wenden sich doch um,“ sagte Barnes.

Katharina packte seinen Arm. Sie war ganz weiß im Gesicht, und er beeilte sich, sie zu stützen.

Sie riß sich los und wandte sich ab.,,Kommen Sie!"

sagte sie,,,sehen Sie denn nicht! Sie wollen sich verloben!"

Sie preßte die Hand gegen die Brust. Er sah, daß sie wieder im Begriff war, zu fallen, und eilte auf sie zu. Sie lachte laut.

,,Lachen Sie nicht," bat er.

Sie lachte noch lauter, ein unheimlich trockenes, seelenloses Lachen.

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Warum nicht?" sagte sie.,,Wollen wir uns alle zusammen verloben?"

,,Katharina," sagte Barnes betrübt,,,Sie wissen selber nicht, was Sie sagen."

,,Freilich weiß ich das," sagte sie.,,Es ist mein Ernst.Aber Sie machen sich vielleicht nichts Sie machen

sich vielleicht nichts aus mir?"

,,Ob ich mir etwas aus Ihnen mache oder nicht, ist heute ganz gleichgültig. Erlauben Sie mir aber, Sie nach Hause zu begleiten. Da sind die andern."

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Als sich Dahl unter der großen Buche May zuwandte, schwand ihm die ganze Vergangenheit aus seinem Bewußtsein. Alles war so vollkommen, daß kaum ein Platz für einen Wunsch übrigblieb. Er suchte nach einem Wort, das alles ausdrücken konnte, was er fühlte, sah sie an und fand es:,,May!"

Er hielt ihr die Hand hin. Aber als sie ihm die ihre geben wollte, hörte er Katharinas verzweifeltes Lachen. May sah seine Hand sinken und das Licht in seinem Gesicht verlöschen. Es war, als senkten die schweren, schwarzen Wolken, die sich über den Baumwipfeln zusammenballten, ihre drohenden Schatten auf ihn herab. Er beugte den Kopf und sah zu Boden. Sie hatte fast den Eindruck, als wollte er seine Augen vor ihr verbergen.

Endlich sah er sie an.

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,Wir müssen wohl zu den andern gehen," sagte er. „Sie warten dort.“

,,Vielleicht haben sie Angst vor dem Wetter," sagte May. „Ich glaube auch, es ist das klügste, Schutz zu suchen."

Barnes wandte sich schnell um, als sie kamen. Katharina kehrte ihnen den Rücken zu.

,,Ich fahre nach Hause," sagte Barnes.,,Ich bin nicht ganz wohl, und auf das Wetter ist kein Verlaß. Fräulein Sonne findet es unrecht, daß ich allein fahren soll, und will mitfahren."

,,Wir sprachen eben davon, daß wir Schutz suchen müßten," sagte May.,,Ich mache den Vorschlag, daß wir alle nach Hause fahren.“

,,Ja, dann müssen wir uns aber beeilen," meinte Barnes und ging mit Katharina voran.

Der Bahnsteig stand voller Menschen, und vor dem Schalter wartete eine lange Reihe.

Der Zug kam, füllte sich und ging ab, ehe sie eine Fahrkarte hatten lösen können. „Fahren wir mit der Elektrischen," sagte Dahl.,,Die fährt ja jeden Augenblick." Ehe sie dahin gelangten, brach das Unwetter los, erst ein derber Hagelschauer, dann ein kalter Platzregen.

Auch die Elektrische war voll, aber in dem offenen Wagen war noch Platz.

Als sie sich gesetzt hatten, fiel May Skaarups Blick auf Katharinas Gesicht.,,Sie sind krank,“ rief sie, „Sie können das nicht vertragen. Ziehen Sie meine Jacke an."

,,Nein," sagte Katharina.

May stutzte einen Augenblick über den harten, fast verbitterten Ton.,,Warum nicht?" fragte sie.

Katharina senkte den Kopf, preßte die Lippen zusammen und schloß die Augen. Ein paar Tränen tropften auf ihr Kleid.

Barnes nahm schnell Mays Jacke und legte sie so um Katharina, daß Kopf und Gesicht nicht zu sehen waren. Dann setzte er sich ihr gegenüber und beugte sich vor, wie um zu verhindern, daß der Wind die Jacke wegriß. So konnten die andern nicht sehen, wie das stille Weinen ihren Körper erschütterte.

,,Glauben Sie, daß Sie selbst es vertragen, in diesem Unwetter in dem dünnen Kleid dazusitzen," sagte Dahl zu May.

„O ja,“ antwortete May.,,Ich bin ja gesund. Und außerdem bin ich so froh, daß ich gar nicht krank werden kann."

Aber der Regen peitschte, und die Kälte drang durch das dünne weiße Kleid, dasselbe, das sie das erstemal angehabt hatte, als er sie sah. Sie kroch in sich zusammen, und je kälter es wurde, um so heißer wurde ihm vor Angst, und es war ihm, als hielte die Straßenbahn stundenlang an jeder Haltestelle.

Beim Triangel stiegen Katharina und Barnes aus. Katharina reichte May die Jacke.,,Danke," sagte sie. ,,Wollen Sie sie nicht behalten?" fragte May.

,,Nein, danke."

Barnes zog sie nach einer andern Straßenbahn hinüber. May hüllte sich in die Jacke.

,,Jetzt hilft es nicht mehr viel,“ sagte Dahl.

,,Nein," sagte May.,,Es ist wirklich kalt, aber mir ist, als bekäme ich jetzt eine innere Hitze."

Bei Grönningen mußten sie aussteigen.

,,Es ist gut, daß ich nicht weit nach Hause habe," sagte May.,,Ich bin so schrecklich müde, daß ich meine Beine kaum schleppen kann."

Er reichte ihr den Arm; sie lächelte, als er das tat, aber er war zu besorgt, um wirklich glücklich zu sein. Er fühlte, daß sie ein Kälteschauer nach dem andern durchrieselte. Als sie ihre Haustür erreicht hatten, sagte sie:,,Ich wäre so gern heute nachmittag mit Ihnen zusammengeblieben, aber aber, ich glaube, ich muß ins Bett."

,,Sie sind doch nicht krank?“ fragte er erschrocken.

,,Nein, nein, aber ich glaube, ich muß sehen, daß ich richtig durchwärmt werde. Kommen Sie bald einmal? Vielleicht morgen?"

Sie lächelte. Aber ihre Augen waren verschleiert und sozusagen nicht ganz ihre eigenen.

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