Vierter Akt. Erste Scene. Zu Worms. (Saal der Reichsversammlung, in voller Sißung. In der Mitte des Hintergrundes ein auf Stufen erhöh. ter Thron, auf welchem der Kaiser mit Krone, Scepter und Reichsapfel sitt. Vor dem Throne, zu den Füßen des Kaisers, steht rechts der Reichserb. marschall mit einem weißen Stabe, links ein Wappenherold. Auf der untersten Stufe site Du Bossu. Zu beiden Seiten des Throns laufen amphitheatralische Site. Zur rechten Hand des Kai. sers, ihm zunächst, sihen der Kardinal Legat, der Churfürst von Mainz, dann die Klerisey von verschiedenen Drden, welche die ganze rechte Seite füllen. Zur Linken, dem Kaiser zunächst, die Churfürsten von Sachsen und Branden. burg, die Herzoge Erich, Georg und Mark. graf Albrecht. Dann die Deputirten des Gra fenstandes, der Ritterschaft und der Reichsstädte, welche die ganze linke Seite füllen; unter ihnen Graf Stolberg, Karl von Dalberg und Hans Fugger. Vor den amphitheatralischen Sißen läuft eine niedrige Ballustrade, vor welcher inwendig ein kleiner Tisch, an dem zwei schreibende Notarien siten. Außerhalb steht Luther, die Bibel in der Hand, neben ihm Melanchthon; etwas weiter hinten Franz und Spalatinus. An beiden Seiten des Saals ein Spalier von Tra banten, Rittern und Edelknaben. Im Hin fergrunde ein prächtiger Credenztisch.) Luther (noch in vollem Uffekt, seine Rede beschließend) Das, was der Herrgott mir ins Herz gelegt. Nicht Eigenlob, nur meines Gottes Ehre, Den Nuß der Christenheit, den such' ich nur. Kardinal (aufstehend, indem er auf einige auf dem Notarientische liegende Bücher zeigt) Noch einmal frag' ich Euch, sind diese Bücher Was ich gelehret hab' vom wahren Glauben, Vom christlichen Gebahren und der Gnade, Der wirkenden, sagt's Augustinus anders? Muß jeder, der nur reines Herzens ist, Kardinal. So ist auch das wahr, was am heil'gen Vater Luther. Gefrevelt hab' ich nicht am heil'gen Vater Ha, sei er heilig! und ich bin fein Sohn! (mit steigendem Uffelt) Bekämpft nur hab' ich das unheil'ge Naubthier, Das mit der Vaterschaft sich nur vermummt, Um frech und schamlos Tyrannei zu üben; Das Das felbst gefeßlos, falsche Saßung lehrt, selbst in Höllenfreveln eingeschlossen, Sich, uns den Himmel zu verschließen, anmaßt; Nicht nur das Haab' und Gut von allen Völkern, Bestrickend uns das höchste aller Güter, Gewissensfreiheit auch uns rauben will! Nennt Ihr das Pabstthum? Ich nenn's Teufels thum! Bekämpfen werd' ich's, muß ich drob auch sterben, Bekämpfen seine feilen Helfershe' fer, Bekämpfen jeden Thor und Bösewicht! Die Ihr geschliffen seid, geschliffen habt Jahrhunderte am reinen Diamant Des Christenthums! was habt ihr 'rausge= schliffen? Verdunkelt habt ihr ihn, der herrlich einst Den Strahl des Lichts in alle Welt gespiegelt, |