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lich, Andächtige, es können uns auch die besten Gaben und Eigenschaften, die wir besigen, ein Hemmniß werden auf dem Wege zum Leben. Es kann Dir der Reichthum zum Fallstrick, die Ehrbarkeit zur Selbstgerechtigkeit, die Weisheit zum Selbstbetrug werden. Der Mann in unserm Evangelium ist diesen Gefahren, wie wir gleich sehen werden, nicht entgangen, es fehlt ihm unendlich mehr, als er selber denkt und weiß. Aber er kommt doch zum Herrn mit der Frage nach dem ewigen Leben; er wendet sich mit Vertrauen an die rechte Quelle. So wollen denn auch wir mit ihm zu Jesu in die Schule gehen und wollen uns in Demuth zu den Füßen des großen Meisters seßen und auch Du, mein Bruder, der Du bisher diese Frage noch gar nicht gethan hast, oder bei dem die Antwort gelautet hat: was fehlt mir noch? gehe auch Du mit in diese Katechisation.

Es ist ein rechtes Meisterstück von erziehender Lehrweisheit. Der Herr eilt gar nicht mit der Antwort, die er im Sinne hat, er spricht sie in diesem Gespräch nicht einmal mit unverhüllten Worten aus; denn was hilft auch die klarste Antwort, so lange nicht im rechten Sinne und mit dem rechten Verlangen gefragt wird. Sie fährt doch nur wie ein unverständlicher Laut am Ohr vorüber. Es müssen die Herzen erst dafür zubereitet, die Hindernisse weggeräumt, die Schleier des Selbstbetruges erst herunter gerissen sein, damit auch nur die Frage in der rechten Weise gethan wird. Und eben darauf zielt die Weisheit des Herrn bei diesem Jüngling hin, er mit will ihm den falschen Standpunkt zeigen, auf dem er seiner Frage steht, er will ihn des Selbstbetrugs überführen, in dem er sich befindet, und er deckt ihm den Grundschaden auf, der ihn an der Erlangung des ewigen Lebens hindert.

Er zeigt ihm vor Allem den falschen Standpunkt,

auf dem er steht. Denn auf die Frage des Jünglings: „Guter Meister, was muß ich Gutes thun?" gibt ihm der Herr die Antwort: Was heißest du mich gut, Niemand ist gut, denn der alleinige Gott." Mit diesem Worte, welches selbst wie ein Räthsel klingt, will der Herr freilich nicht die Ehre abweisen, die ihm der Jüngling mit seinem „guter Meister“ gegeben hat. Er hält sich ja sonst noch ganz anderer Ehre und Würde werth, er nennt sich das Licht und das Leben der Welt, er ist der Heilige Israels, eins mit dem Vater;,,wer mich siehet, siehet den Vater." Wie sollte er mit den Worten: Niemand ist gut, denn der alleinige Gott" sich selbst ausschließen wollen von der Einheit und Gemeinschaft des göttlichen Wesens und Lebens. Nein, aber er will mit diesem Worte dem Jüngling sagen, daß er selbst noch gar nicht wisse, was das große, hohe Wörtlein „gut“ bedeute, das er so vorschnell in den Mund genommen hat. Der Jüngling redet allein vom Thun des Guten, er meint, es komme darauf an, daß nur recht viel Gutes gethan werde und weiß oder bedenkt nicht, daß der Mensch erst gut sein müsse, innerlich gut in seinem Herzen, um wahrhaft Gutes thun zu können. Denn nicht die Frucht macht den Baum, sondern der Baum die Frucht. Ein guter Baum bringt gute Früchte, ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Am äußeren Schein liegt's nicht. Es kann die ganze Lebensgestalt eines Menschen einen guten Augenschein haben, es kann alles glänzen und gleißen, was er redet und thut, und ist doch nur wurmstichige Frucht, nur übertünchtes Wesen, völlig werthlos, wenn die wahrhaft gute gottselige Gesinnung fehlt. Und diese wahrhaft gute Gesinnung, das ist der zweite Wahn des Jünglings, die dünkt er sich in seinem eigenen Herzen zu tragen. Inwendig, meint er, stehe bei ihm Alles recht und gut: daher bedürfe es nichts weiter, als daß nur noch mehr des Guten geschehe.

So sehr fehlt es ihm an Selbsterkenntniß und an Erkenntniß der Heiligkeit Gottes; er steht in demselben Frrthum, der sich so tief in das Geschlecht unserer Zeit eingewurzelt hat und aus dem sich so viele einen undurchdringlichen Schild wider das Zeugniß der Schrift von der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, machen. Von diesem zwiefachen Frrthum möchte der Herr den Jüngling heilen mit seinem großen einfachen und doch unendlich tiefen Wort: „Niemand ist gut, denn der alleinige Gott", Er allein das Licht, in welchem keine Finsterniß ist, Er der Grund und Quell alles Guten, der heilige Gott, die heilige Liebe, vor welchem nichts gilt, als sein eigenes Bild. In dieses Licht blicke Du hinein, mein Bruder, das lasse Du in Deine Seele scheinen, dann wird der thörigte Wahn, in dem Du Dich befindest, wie Nebel vor der Sonne zerrinnen, Du wirst es inne werden, daß da drinnen nicht die Stätte des Lichtes, nicht die Quelle und die Kraft zum Guten, sondern die Wurzel des Bösen liegt: Aus dem Herzen kommen die argen Gedanken. Und hast Du das erkannt, so wirst Du auch nicht mehr zuvörderst mit diesem Jüngling nach Thun und nach Werken fragen, sondern das wird Deine erste Frage sein: Wie fange ich es an, ich armer, leerer, sündiger Mensch, daß ich wieder gut und rein von den Flecken meines Herzens werde; wie komme ich zu dem heiligen, lebendigen, alleinguten Gott; wo finde ich die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, wo das neue Herz, das er an mir sehen will, wo die Kraft zum Wollen und Vollbringen des Guten? Ach, daß ich Ihn hätte, daß Er das Licht und Leben meines Lebens wäre! Aber, was ist ein Mensch ohne Gott! Eine armselige, verlorne Kreatur, verloren in Tod und Sünde. Niemand ist gut, denn der einige Gott. Diese Gedanken will der Herr durch sein Wort in dem Jüngling wecken, um ihm über seinen falschen Standpunkt die Augen zu öffnen.

Aber es ist

dem Jüngling zu tief, er versteht es nicht. Darum legt es der Herr einstweilen wie ein Saatkorn für die Zukunft in seine Seele undschlägt einen andern Weg ein, um ihm seines Selbstbetrugs zu überführen.

Er läßt sich, daß ich mich so ausdrücke, auf seinen Standpunkt herab, indem er fortfährt: „Willst Du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote"; so lautet die Antwort des Gesezes auf die Frage nach dem ewigen Leben: Welcher Mensch dieselbigen thut, der wird leben" Gottes Stimme in dem Gewissen des Menschen, Gottes Zeugniß auf den Tafeln des alten Bundes, das ewige Recht, nach dem der Mensch, der auf dem Rechte steht, gerichtet wird und nach dem er sich selbst richten kann und soll: „willst Du zum Leben eingehen, so halte die Gebote", das ist der Weg; siehe also zu, wie Du stehest. Der Jüngling wundert sich fast dieser Rede: die alten einfachen Gebote, die er von Jugend auf kennt, die ersten Elemente des Katechismus, die jedes Kind von der Schule her weiß, sollte man damit ihm, einem so frommen und gerechten Mann, jezt noch kommen? Daher fragt er weiter: Welche? Aber der Herr bleibt bei seiner Rede und nennt ihm nun diese Gebote nach der Reihe und zwar die Gebote der zweiten Tafel, diese scheinbar einfachen und leichtesten Gebote: Du sollst nicht tödten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugniß reden, Vater und Mutter ehren.“ Gewiß, Andächtige, Ihr versteht, daß in dieser Rede des Herrn eine Frage an sein Gewissen verborgen liegt, die Frage: „Hast Du das auch gethan“? die Mahnung: „Prüfe Dich darnach.“ Und diese Mahnung gilt auch uns, uns Allen; denn so viel ist klar und gewiß, wer in diesem Examen nicht bestehen sollte, wer sich sagen müßte, daß er selbst diese leichten Gebote übertreten habe, der hätte ja freilich keinen Anspruch an das Wohlgefallen Gottes und an das ewige Leben. Steht doch jedem

dieser Gebote in der Schrift eine Drohung zur Seite, etwa wie die: der Herr hat Greuel an den Blutgierigen und Falschen“, oder wie die: „Das aber sollt Ihr wissen, daß kein Hurer oder Ehebrecher oder Unreiner oder Geiziger, welcher ist ein Gößendiener, Erbe habe an dem Reiche Christi und Gottes." Und wie lautet nun die Antwort auf diese Gewissensfragen? „Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf" so schnell ist der Mann fertig. Und wie lautet Deine Antwort, mein Christ, auf diese ganze Reihe von Geboten? auf das fünfte Gebot: Du sollst nicht tödten nein davon weiß ich mich frei, meine Hände sind rein von Blut, das habe ich gehalten von meiner Jugend an; das sechste Gebot: Du sollst nicht ehebrechen nein, bis in diese gott= verhaßte Sünde bin ich nicht gerathen, und ebensowenig habe ich das siebente und achte Gebot übertreten fein unrecht Gut in meinem Hause, kein Betrug am Nächsten in meinem Verkehr und Wandel, kein falscher Eid in meinem Munde, das habe ich alles gehalten von Jugend auf. Ist's wirklich so, mein Christ? Erhebt sich nicht doch vielleicht ein leiser Widerspruch in Deinem Gewissen, ist's nicht als ob der Blick des Herrn, des Herzenskündigers, wie fragend und zweifelnd auf Dir ruhte? - Und hast Du denn auch bei der Antwort die Auslegung Deines Katechismus dazu genommen? Bei dem sechsten Gebote: Wir sollen keusch und züchtig leben in Gedanken, Worten und Werken; wer ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. Bei dem siebenten: Wir sollen unserem Nächsten keinen Schaden noch Leid thun, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen, fördern und behüten; bei dem achten: Lüget nicht wider einander, sondern redet die Wahrheit ein jeglicher mit seinem Nächsten, und nun erst das vierte Gebot, ach da fürchte ich, daß die Erinnerung daran manchen

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