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heute gerichtet sind. Hier, an diesem Punkte, meine Geliebten, wäre die rechte Weisheit, die göttliche Weisheit zu erlernen, welche die Räthsel des irdischen Weltlaufes löst, und ohne welche aller Menschen Wissen und Weisheit doch nur Thorheit bleibt. Aber auch für unser eigenes Leben ist hier unendlich viel zu erlernen; denn was vom Großen gilt, gilt auch vom Kleinen. Hat Gottes ganze Weltverwaltung keinen anderen Zweck als das Heil in Christo, so hat er sicherlich auch bei der Leitung und Regierung unseres eigenen engen Lebens kein anderes Ziel als uns zu Christo hinzuführen, als uns gleichsam bei der Hand zu nehmen und so zu leiten, daß wir in Ihm unseren Herrn, unseren Heiland und Erlöser suchen und finden. Von Jhm, von Jesu, zeugen Himmel und Erde, von Ihm redet Natur und Geschichte; die Sonne Gottes, die an jedem Morgen aufgeht, will uns von der Gnadensonne predigen, die in Christo der Welt erschienen ist und nicht mehr untergeht; der Abend, der hinter jedem Tage heraufzieht, will uns an die stille Ruhe mahnen, die seinem Volke bereitet ist; das tägliche Brod, das seine gute Hand gibt, ist eine Erinnerung an das Brod des Lebens, welches in Christo auf die Erde vom Himmel gekommen ist und der Welt das Leben gibt; jede Wohlthat, die er uns unverdienter Weise darreicht, soll uns ein Zug zu dem Quell der Liebe werden, der in dem Herzen Christi erschlossen ist; jedes Leid, das uns trifft, eine Frage an unser Gewissen: Was soll ich thun, damit ich selig werde; die Armuth des Lebens, die Eitelkeit und Leerheit aller irdischen Dinge, eine Mahnung, den Durst unserer Seele aus dem ewigen Born der Gnade zu stillen.

Ihn, den Erlöser, uns suchen, finden, ergreifen zu lehren, darauf geht die ganze Lebensführung, die ganze WeltregieO daß wir ein offenes Auge für diese rung Gottes hin.

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Gnadenzüge, ein offenes Ohr für diese Stimmen hätten, so würde sich auch an uns das Wort der Weissagung erfüllen: „Aus Aegypten habe ich meinen Sohn gerufen“, aus dem Tode zum Leben, aus der Knechtschaft zur Freiheit der Kinder Gottes, aus dem Diensthause der Welt heraus zu dem, der gesagt hat: „Alles was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen."

II.

Aber freilich, And., der Zusammenhang der göttlichen Weltregierung und Welterlösung ist oft auch dunkel und verborgen, Gottes Wege wie in tiefen Wassern, darinnen man seinen Fuß nicht spürt. So hier in Bethlehem, in der grauenvollen, blutigen That des Königs Herodes, die unser Evangelium berichtet: „Da nun Herodes sahe, daß er von den Weisen betrogen war, ward er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Kinder zu Bethlehem tödten und an ihren Grenzen, die da zweijährig und drunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den Weisen erlernet hatte." Wie viele Fragen treten einem hier entgegen? Warum wehrt die Macht des Herrn diesem grauenvollen Frevel nicht? Hat er sein Auge vor diesem entseßlichen Schauspiel, sein Ohr vor dem Wimmern der Säuglinge, vor dem Jammer der bethlehemitischen Mütter verborgen? Wo ist da irgend ein Aufsehen des lebendigen Gottes, wo eine Spur seiner allwaltenden Macht und Gnade? Solche Fragen können einem hier wohl kommen und sie kommen uns auch sonst oft genug beim Blick auf die großen Ereignisse der Weltgeschichte, auf die Schrecknisse und Jammerscenen der Kriege oder auch beim Blick auf die Geschichte unseres eigenen Lebens. Wie oft möchte man da die Frage thun: Warum läßt Gott das geschehen, warum

hört er das Geschrei der Wittwen und Waisen nicht, warum wehrt er der Bosheit und Ungerechtigkeit der Bösen nicht? Jst seine Hand zu kurz geworden, daß er nicht helfen, sein Arm zu schwach, daß er nicht strafen kann? Aber unser Evangelium gibt uns auch darüber einen bedeutsamen Wink. Es heißt von dem bethlehemitischen Kindermord, „daß da erfüllet sei, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht: Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört, viel Klagens, Weinens und Heulens; Rahel beweinete ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen" (Jer. 31,15). Wie sonst die Bibel den Erzvater Jakob den Ahnherrn Israels nennt, so bedeutet hier Jakobs Weib, Nahel, die Mutter des Volkes, ja das Volk überhaupt, wie wir etwa sagen würden, sie ist die Repräsentantin des Volkes. Es ist die alte Klage aus den Tagen der Vorzeit, die Klage der Stammmutter Israels über die Kinder ihres Volkes, als sie dort hinweg geführt wurden von Jerusalem aus über die Höhen bei Bethlehem, an der Grabstätte Nahels vorüber, nach Babel hinab in das Elend der langen Gefangenschaft dieser tiefe, trostlose Schmerz des Volkes über seine unglücklichen Kinder, er hat sich in Bethlehem, in dem Jammergeschrei der bethlehemitischen Mütter über ihre hingemordeten Knäblein wiederholt und erfüllt. Also auch hier, wo man's am wenigsten erwarten sollte, Erfüllung der Schrift! Und so nehmen wir uns denn daraus die Lehre, daß selbst in solchen Geschicken, die für unsere Augen in ein völliges Dunkel gehüllt sind, doch die verborgene Hand des Höchsten waltet; daß auch dahinein seine zulassende Weisheit und Gerechtigkeit reicht, und daß auch da ein Zusammenhang mit dem großen Werke der Welterlösung statt findet, wenn wir ihn auch nicht verstehen. Ist der Kindermord zu Bethlehem in die Reichsgeschichte Gottes mit ein

beschlossen, gehört selbst diese dunkle That mit hinein in den vorhergesehenen und zuvor bezeugten Rath seiner Gedanken, so dürfen wir wohl überzeugt sein, daß es nichts, auch in unserem Leben nichts gibt, und wäre es noch so dunkel und traurig, das nicht auf verborgenen Absichten göttlicher Weisheit beruhte, ich sage mehr, das nicht den Zweck hätte, uns zu Christo zu führen. Wir wissen es ja, wozu jenes schwere Geschick, von dem der Prophet Jeremia redet, dem Volke dienen sollte; der Herr sagt es selbst: zur Buße, zur Bekehrung von seinen Sünden; damit es seinen Gott, den es so oft verlassen, wieder suchen lerne. Und sobald ein Volk, ein Mensch sich zur Bußze kehrt, sobald kehrt sich auch der Herr zu ihm, daß er sich seiner erbarme. „Ich habe wohl gehört, heißt es dort, in derselben Stelle, ich habe wohl gehört, wie Ephraim klagt: du hast mich gezüchtigt und ich bin gezüchtigt wie ein ungebändigtes Rind. Bekehre du mich, so werde ich bekehret, denn du, Herr, bist mein Gott. Denn nachdem ich bekehret bin, thue ich Buße, und nachdem ich gewißiget bin, schlage ich mich auf die Hüfte.“ Die Buße ist der Weg zum Heil, der Weg zum Arzt der Seelen, der die Wunden heilt. Wie Mancher ist schon Jahre lang dahingegangen trozig und unbekehrt mitten unter den Segnungen der göttlichen Güte, bis Gottes Hand mit einem Male in sein Fleisch hineingegriffen, Alles, was ihm lieb und theuer war, hinweggerissen, alle Stüßen, darauf er sich verließ, zusammengebrochen und ihn voll Jammer und Schmerz ge= macht hat: da ist er in sich gegangen, da hat er die Hand, die ihn schlug, gefaßt und hat sie festgehalten mit Thränen der Buße; so ist ihm gerade in der Nacht das Licht, aus dem Dunkel der göttlichen Heimsuchung das Heil erwachsen; er hat mit David sagen lernen: „Ich danke dir, Gott, daß du mich demüthigest, daß ich deine Rechte lerne"; er hat den

Heiland gefunden und seine Seele ist genesen. Ich bin überzeugt, meine Lieben, daß die Loblieder der Seligen in der Ewigkeit ihren Gott und Herrn am lautesten für das preisen werden, was ihnen hier das Schwerste und Dunkelste zu sein dünkte. Die göttliche Weltregierung und Lebensführung hat immer unser Heil zum Zweck. Dieser Zusammenhang ist oft sehr dunkel.

III.

Immer aber sicher und gewiß. Das will ich Euch noch mit Wenigem aus dem Schluß unseres Evangeliums zeigen, aber so, daß ich jetzt den Blick wieder von dem Einzelnen auf das Ganze richte. Als die Zeit erfüllet war, rief Gott das Kind aus Aegypten zurück, aber er führte es jezt nicht wieder nach Bethlehem, sondern nach Nazareth in Galiläa. Diese kleine, verachtete Stadt sollte die Stätte seiner Kindheit, seiner Jugend werden, und auch darin sieht der Evangelist Erfüllung des prophetischen Wortes; denn er sett hinzu: „Auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten: „Er soll Nazarenus heißen." Das erinnert an jene prophetischen Stellen, wo es von Jesu heißt: „Es wird ein Nezer, d. h. ein Wurzelschößling aufgehen aus dem Stamm Jsai; er wächst auf wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich; er hatte keine Gestalt noch Schöne, wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte." So gering, so unscheinbar sollte der Lebensanfang unseres Herrn, so unscheinbar der Anfang seines Werkes und Reiches sein. Und was ist nun hervorgewachsen aus diesem kleinen Reis in Nazareth? Ein Lebensbaum ist daraus erwachsen, unter dessen Zweigen alle Völker sich sammeln, ein Reich, das Menschen aller Sprachen, Zungen, Nationen in sich faßt. Und dieses Reich wächst fort durch alle Zeiten, alle Wege, alle Künste und Erfindun

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