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ein neues Stadium seines Kommens und damit sie deß gedenke und sich deß tröste, läßt Er's ihr mit Beginne jedes neuen Kirchenjahres auf's Neue predigen und sagen: Siehe, dein König kommt zu dir. Auch dir, liebe Gemeinde, hat er's bereits angesagt in dem heutigen Evangelium: Siehe dein König kommt zu dir. Das soll also auch das Thema unserer Predigt sein.

Was bedeutet dieser Zuruf des prophetischen Wortes am Anfange des neuen Kirchenjahres?

Es bedeutet: 1) Ein Jahr der Gnade, das auf's Neue über uns aufgeht,

und es bedeutet II) Eine Forderung der Gnade, die auf's Neue an uns ergeht.

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
Meines Herzens Thür dir offen ist;
Ach zeuch mit deiner Gnade ein,
Dein Freundlichkeit auch uns erschein'.
Dein heil'ger Geist uns führ' und leit'
Den Weg zur ew'gen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,

Sei ewig Preis und Ehr'.

I.

Ein Jahr der Gnade.

Als der Herr vor den Thoren Jerusalems stand, da war eine jener großen Gnadenstunden angebrochen, wie sie je zuweilen in dem Leben einzelner Menschen oder ganzer Völker einzutreten pflegen. Es war der Zeitpunkt da, von dem der

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Prophet gesagt hatte: „Sage der Tochter Zion, siehe dein Heil kommt, sein Lohn ist bei ihm und seine Vergeltung vor ihm." (Jes. 40.) Ist's nun derselbe, der auch zu unseren Thoren einzichen will, was kann sein Kommen Anderes bedeuten als ein Jahr der Gnade, ein Jahr des Heiles und der Gnade für seine Kirche? Aber haben wir Grund zu dieser Anwendung unseres Textwortes? Ist der Stand unserer Kirche gegenwärtig so gethan und sind die kirchlichen Dinge in unseren Gemeinden so bestellt, daß man darauf hin mit Sicherheit auf ein gnädiges Jahr rechnen dürfte? Wird der Herr, wenn er kommt seinen Weinberg zu besehen, die Früchte finden, auf die er so lange gewartet hat, und die er zu erwarten so viel Recht hat, nachdem er abermals ein ganzes Jahr lang so viel Treue und Gnade an uns verschwendet hat? Haben wir also ein Recht auf seine Gnade zu hoffen? Könnte man nicht mit viel größerem Rechte sagen: Nein: sondern die Zeit ist gekommen, daß das Gericht anfange am Hause Gottes ? wie viel Stroh und Stoppeln auf dem Acker der Kirche, wie viel unfruchtbare Bäume und faule Früchte, die schon reif für das Feuer geworden sind, wie viel zum Himmel schreiende Sünden, die seinen Zorn herabrufen! Gewiß, so könnte man sagen; und ich muß offen bekennen, wenn ich keinen anderen Grund hätte als unser Recht und unsere Würdigkeit, so würde mich vielmehr die Furcht beschleichen, daß das angehende Kirchenjahr ein Jahr schwerer Heimsuchungen und dunkler Verhängnisse für uns werden möchte. Aber Gottes Gnade hat ihr Maß nicht an unserer Würdigkeit; nicht weil wir sie verdienen, sondern ungeachtet dessen, daß wir sie nicht verdienen, ja ihrer völlig unwerth sind, läßt sie ihre Sonne über uns scheinen; unsere Armuth und unsere Sünde hält sie nicht ab, bei uns einzukehren. Denn das

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ist ihre wunderbare Herrlichkeit, daß sie eitel freie Gnade ist, größer als unser kleines Herz, größer als unsere vielen Sünso hoch der Himmel über der Erde ist. Und daß ich es sogleich hinzuseße, die demüthige Anerkennung dieser unserer völligen Unwürdigkeit und Verdienstlosigkeit und der Freiheit und Herrlichkeit seiner Gnade, das ist die Grundbedingung, unter der wir allein uns ihrer getrösten dürfen, „Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen, die Hungrigen füllt er mit Gütern, die Reichen lässet er leer." Und so kehre ich denn zurück zu meinem Anfange und sage trop dem, daß wir kein Recht haben so zu sagen, doch mit großer Zuversicht: Siehe dein König kommt zu dir, das bedeutet ein Jahr der Gnade.

Der Grund aber, auf den ich diese Zuversicht gründe, der liegt in der Art und Absicht seines Kommens: „sanftmüthig und von Herzen demüthig“, wie es in unserem Evangelium heißt, oder in dem Worte des Propheten: ein Gerechter und ein Helfer, sanftmüthig und reitend auf einem Esel und dem Füllen der lastbaren Eselin." Obwohl Ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden zu Diensten steht, hat er doch die Gottesherrlichkeit mit der Knechtsgestalt vertauscht. Denn er kommt jezt noch nicht die Welt zu richten und seine Feinde zu strafen, sondern zum Seligmachen kommt er, zum Leiden, zum Sterben, zum Versöhnen; drum zieht er so still und unscheinbar einher: „Ach daß du erkennetest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet" und in demselben Sinne kommt er auch jest zu uns. Er will sich die Herzen gewinnen, er will sein Gnadenreich in unsere Seelen hineinbauen, und die Herzen gewinnt man nicht mit Schreckniffen der Gewalt, nicht mit dem Glanz der Majestät, nicht mit dem Stecken des Treibers, søndern mit der stillen, aber desto

unwiderstehlicheren Macht der errettenden sanftmüthigen Liebe. Darum bleibt auch jetzt noch seine königliche Herrlichkeit unserem leiblichen Auge verhüllt. Die Zeichen seiner Gegenwart sind unendlich einfach und haben gar nichts an sich, was dem fleischlichen Sinne geficle, nichts, was wie irdische Pracht und Herrlichkeit aussicht. Es ist das einfache, alte Wort des Evangeliums voller Gnade und Wahrheit, und es sind die alten heiligen Sakramente, in denen die Kraft seines göttlichen Lebens verborgen liegt das ist die Gestalt, in die er sich kleidet, das die Hülle, die er über das Angesicht seiner Herrlichkeit breitet; in diesen Gnadenmitteln kommt er zu uns: „Sage der Tochter Zion, siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“. Und das ist keine bildliche Redensart, meine Geliebten, kein Kommen nur in Gedanken, sondern es ist ein wirkliches Kommen, ebenso leibhaftig und persönlich, als er dort zu seinem Volke einzog; es ist der warme Odem seines Mundes, der Geist seines verklärten Lebens, der uns aus seinem Worte anweht und uns sich mittheilt; Er selbst ist es, unser göttlicher Herr und Heiland, der in Wort und Sakrament, mit Wasser und Blut, mit dem ganzen Segen der vollbrachten Erlösung nach dem Willen seines Vaters zu uns kommt: „Er hat mich gesandt den Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu predigen den Gefangenen eine Erledigung, den Gebundenen eine Oeffnung, zu predigen ein gnädiges Jahr des Herrn.“ Da habt ihr sein eignes Wort darauf.

Freilich nicht in dem Sinne, als ob nun dies angehende Kirchenjahr ein rechtes Blüthenjahr des Friedens und des Glückes werden müßte: darauf zu warten haben wir keine Verheißung die faulen Friedenszeiten sind oft die schlimmsten Feinde der Kirche; aber deß dürfen wir uns mit voller

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Zuversicht versehen, daß im Laufe dieses Kirchenjahres auch kein einziger Christenmensch sein wird, dem der Herr nicht seine Hand reichen wird, um ihn den Weg des Lebens und des Heiles zu führen, wenn er sich anders von ihm führen läßt; daß kein betrübtes Herz unter uns sein wird, das Er nicht trösten, keine arme, verwundete Seele ach, und wie viele offene Wunden und ungetrocknete Thränen sind noch in unseren Gemeinden die er nicht heilen, kein bußfertiger Sünder, dem er nicht die absolvirende Hand auf's Haupt legen, den er nicht durch Kraft seines Blutes von seinen Sünden reinigen wird; ja, dessen dürfen wir versichert sein, daß er seiner Kirche Alles schenken wird, was sie zum christlichen Leben und Wandel, was sie an Kraft und Geduld zum Kampfe wider ihre Feinde bedarf; daß er an jedem Sonntag uns mit seinem Lebensbrode speisen, daß er alles Gebet, das unter uns in seinem Namen gebetet wird, bei seinem Vater vertreten wird, und daß kein Sterbebett unter uns aufgeschlagen wird, zu dem er nicht hintreten, an dem er nicht stehen wird mit seiner todesüberwindenden Gnadenmacht. Und wo eine scheidende Seele aus ihrer lezten Noth heraus in Buße und Glaube zu ihm schreit, da wird er ihr das Bild seines Kreuzestodes zeigen und ihr die Augen zudrücken in Frieden. In diesem Sinne meinte ich's, wenn ich sagte: das Kommen des Herrn bedeutet ein Jahr der Gnade, ein Jahr des Heiles. Darum freue dich, du Tochter Zions, und du Jerusalem jauchze, siehe dein König kommt zu dir, gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Das ist die Verheißung. Und nun

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