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Aber auch der Kampf ist astral gedacht. Auf Ahrimans Seite stehen sieben böse Planeten1. Nach den Bundeheš stürzen sich die bösen Sterne zusammen mit vielen Dämonen in die himmlische Sphäre. Ahuramazda bringt die sieben unter seine Macht und gibt ihnen neue Namen, darunter ist sein eigener Name. Nun werden sie im Zaum gehalten durch die guten Gestirne, die Wächter des Himmels (unter ihnen Tištrya), und sie alle helfen, die Tore der Unterwelt zu hüten 2.

Neben dieser rein astralen Lehre findet sich häufig der Kampf als Drachenkampf dargestellt. Die AchämenidenSkulpturen stellen sie im Bilde dar. Eine der ältesten im Avesta aufbewahrten Mythen (in den Opferliedern Yašt) schildert den Kampf des âtar (Feuer) gegen Azhi Dahâka, den Drachen, dem zwei Schlangen aus den Schultern wachsen. Sonst wird der Drachenkampf von Tištrya übernommen. In allerlei Gestalten tritt er auf, als schöner Jüngling, als weißer, goldgehörnter Ochs, als weißes Roß. In dieser Gestalt kämpft er mit dem schwarzen Roß, mit dem Dämon Apaoša. Der Gegenstand des Kampfes ist der See Vonrakaša, der kosmische Ursprung aller Gewässer, von dem alle Gewässer strömen; Ahuramazda hilft, daß die Ströme über die Erde fließen.

Das Schlangenungeheuer Azhi Dahâka ist ein Sohn Ahrimans und der Uda, mit der er im ehelichen Umgang lebt. Im Epos besiegt ihn Feridun (der avestische Thraëtona) und kettet ihn fest unter dem Berge Damāvand, nachdem er 1000 Jahre in Babylon (!) geherrscht hat. Am Weltende wird er noch einmal loskommen, um dann endgültig von Keresāspa, der getötet war und zum Leben erweckt ist, vernichtet zu werden. Nach einem andern Mythus erschlägt Keresäspa den gehörnten Drachen" Azhi Srvara. Nach einem dritten erschlägt er das gehörnte Ungeheuer mit steinernen Händen Snävidhka; es hatte prahlend (!) erklärt, daß es Himmel und Erde, ja sogar Ahuramazda und Ahriman in Verwirrung bringen werde. Keresäspa kehrt im persischen Nationalepos Schahname wieder als mythischer König und Retter Rustem, dessen Roß (s. zu Sach 6, 1 ff.) die Weltzeitalter darstellt.

1) So Jackson. Der Kreislauf der sieben Planeten ist also in zwei Hälften geteilt. Je eine Hälfte des Weltalls hat sieben Planeten (Stufenturm nach oben und nach unten nach „,babylonischer" Vorstellung).

2) Wie deutlich zeigt hier der Mythus den Sinn: Kreislauf durch Tag und Nacht, Sommer und Winter, Weltenjahr.

3) Im Avesta ist bawri die Residenz des Dahāki (Yašt 5, 29). Justi erklärt bawri als Babylon (nach Br. Lindner irrtümlich).

Inder.

Im 10. Buch des Rigveda, das vielleicht bereits aus der Zeit der ältesten Brahmana stammt, wird im 129. Hymnus die Weltentstehung besungen 1.

Damals war weder das Seiende, noch das Nichtseiende, weder der Luftraum noch der Himmel jenseits desselben. Wer hat alles dieses so mächtig verhüllt? Wo, in wessen Obhut war das Wasser, der unergründliche Abgrund?

Damals gab es weder Tod noch Unsterblichkeit, weder Tag noch Nacht. Einzig und allein das Eine (Tad, Dieses) hauchte, von keinem Winde bewegt, durch sich selbst; außer ihm gab es kein Anderes.

Finsternis war da, von der Finsternis verdeckt war dieses All im Anfange unterschiedloses Wasser; das Gewaltige, das umhüllt war von dem leeren Raume, das ward allein durch die Macht der inbrünstigen Betrachtung (Tapas) hervorgebracht.

Der Wille (kâma) kam darüber zuerst zustande, des Geistes ursprünglicher Same war er; die Verwandtschaft des Seienden machten die Weisen ausfindig im Nichtseienden, nachdem sie im Herzen danach geforscht hatten.

Von einem zum andern wurde von ihnen das Band gezogen, war es wohl unten oder war es oben? Es waren befruchtende Wesen, es waren Nächte, Selbstwesenheit von der einen, Streben von der anderen Seite.

Wer weiß es in Wahrheit, wer kann es verkünden, woher geboren, woher ist diese Schöpfung; herwärts sind die Götter durch Dieses (Tad) Sendung gelangt, wer aber weiß, woher er selber gekommen?

Der, von dem diese Schöpfung herrührt, sei es, daß er sie geschaffen oder nicht geschaffen, der ihr Hüter ist im höchsten Raume, nur der weiß es oder auch er weiß es nicht.

Hymnus X, 190 berichtet, wie aus Tapas (inbrünstige Betrachtung) sich die Welt entwickelt :

Aus des Tapas Inbrunst entsprang das Gesetz (Ritam) und die Wahrheit (Satyam); darauf entstand die Nacht und das wogende Meer.

Aus dem wogenden Meere ward die Zeit (Samoatsara) geboren, sie setzte fest die Tage und die Nächte, sie, die Macht hat über alles, was die Augen bewegt.

Der Reihe nach bildete der Schöpfer Sonne und Mond, Himmel und Erde, den Luftraum und das Ätherreich.

Hymnus X, 72 setzt eine Theogonie voraus, die an die Emanationen der babylonischen Urwelt erinnert:

Zur Zeit des ersten Göttergeschlechts wurde aus dem Nichtseienden das Seiende geboren. Sodann entstanden aus der Gebärerin die Welträume. Die Weit aus der Gebärerin, die Welträume aus der Welt.

Die Gebärerin ist Aditi, sie erzeugt mit Dakša die Âdityas im

Urmeer.

In beiden hat sich Tad differenziert.

1) Lukas, Kosmogonien 66 ff. Dort die Literatur.

Unter den

sieben Âdityas, die das gerechte Weltregiment führen, ist der höchste Varuna. Ein andrer ist Mitra, sein Freund. Hier zeigt sich wieder deutlich die astrale Lehre. Varuna ist der Mond als summus deus, Mitra die Sonne 1, die übrigen fünf Adityas sind die fünf Planeten. Die Morgenröte erscheint als Jungfrau Uša, der der jugendliche Sonnengott folgt. Das Zwillingspaar Ašvin, die licht- und heilbringenden Boten, die den Sonnenwagen ziehen, aber nie paarweise zu sehen sind, sind Morgen- und Abendstern.

Rigveda X, 90 berichtet von der Entstehung der Welt: Aus dem Urwesen Puruša entstehen die Tiere, Wälder und Dörfer, die Rik- und Sâmanlieder, die Metra und das Yajus; die Pferde, die Tiere mit zwei Zahnreihen, die Rinder, Ziegen und Schafe. Aus seinem Munde wurde der Brahmane, aus den Armen die Krieger, aus den Schenkeln die Bauern, aus den Füßen die Sudras; aus dem Geiste der Mond, aus dem Auge die Sonne, aus dem Munde Indra und Agni, aus dem Atem Yâju; aus dem Nabel wurde der Luftraum, aus dem Haupte der Himmel, aus den Füßen die Erde, aus den Ohren die Weltgegenden.

China.

Nach dem chinesischen Dichter Küh-Yüan (starb 294 v. Chr.)2, der Skulpturen und Traditionen aus Südchina benutzt, gab es ,,im Anfang oben und unten noch keine Gestalt", nur die ,,Bilder“ (!) waren vorhanden. Im Schan-hai-King verknüpft er mit den Traditionen von der Kanalisierung der Stromläufe kosmologische Spekulationen. Ein geflügelter Drache zeichnet die Flußläufe vor; die Flüsse selbst erscheinen als neunköpfiger Drache, den Yü erschlägt, und aus dessen eingedämmtem Blute er einen Bau errichtet. Derselbe Dichter spielt an eine Gigantomachie an, die Lich-tze (4.—5. Jahrh. v. Chr.) näher berichtet. Einer der Urkaiser kämpft mit Kung-kung. Dieser stößt gegen den Puh- tschon-Berg (Himmelspfeiler), zerhaut die Säulen des Himmels und zerschneidet die Bande der Erde. Deshalb laufen die Gestirne nach Westen und die Flüsse nach Osten, bis die schlangenleibige Kaiserin Kü-kna mit „,fünffarbigen Steinen“ (!) die Erdsenkung repariert 3.

1) S. Oldenberg, Religion der Veden 185 ff. Vgl. S. 79 Anm. 1.

2) Ich verdanke die Angabe der Güte des Professors Conrady.

3) Eine jüngere Sage, aber vielleicht aus Südchina stammende Sage, berichtet von Päk-kü, der die Welt aus dem Chaos meißelt, oder aus dessen Leibe die Welt gemacht wird.

Der Y-king erklärt die 64 Linienzeichen des mythischen Fohi. Der Urgegensatz in der Welt wird in der ganzen weißen Linie Yang und in der gebrochenen schwarzen Linie Yin gesehen. ist das reine Yang, der Himmel, die alles bewegende und leitende Lichtwelt. Ihm gegenüber steht, das reine Yin, die dunkle, empfangende Erde. Die unterste Yang-Linie bezeichnet den Wasserdrachen. Der Himmel ist Vater, die Erde ist Mutter. Durch Vermischung beider entstehen die ,,tausend Dinge". Aber beide. sind Substanz, die Vernunft repräsentiert allein der Mensch, insbesondere der Kaiser, der für den Himmel regiert, und die unwandelbare Ordnung in der Welt, das Gleichgewicht im Mannigfaltigen erhält1. Der spätere Mythus redet wohl unter indischem Einfluß viel vom Weltei.

Japan.

Auch die Kosmologie der alten japanischen Religion redet vom Weltei: „In alter Zeit, da Himmel und Erde noch nicht geschieden waren, das Trübe (Ju) und das Klare (Joo) noch nicht geteilt waren, war Tai-Kijok, der Uräther: — es war ein Gemenge, gleich einem Ei. Das Klare schwebte als das Leichte nach außen, nach oben und wurde Himmel; das Schwere, Trübe gerann im Wasser zum Niederschlage und wurde Erde" 2. Die Haupturkunde der Shinto-Religion ist Kojiki, kodifiziert 712 n. Chr. „nach alten Überlieferungen“. Sie lehrt den,,Weg der Götter“3, den Kōtaku (645—654) verachtete, als er die Lehre Buddhas annahm. Sie führt die gegenwärtige Welt auf das Geschwisterpaar Izanagi und Izanami zurück. Auf Geheiß der Götter tauchten beide, auf der Himmelsbrücke stehend (!), einen Edelsteinspeer in das schäumige Wasser der chaotischen Urflut. Aus dem herunterfallenden Tropfen entstand die erste Insel. Bei der Geburt des Feuergottes stirbt die Sonnentochter Izanami, steigt in die Unterwelt (Yomi), Izanagi folgt ihr, um sie auf die Oberwelt zu geleiten. Die ,,häßlichen Götter" der Unterwelt verfolgen ihn, er wirft, um sich zu retten, seinen

1) S. Wuttke, Kosmogonie der heidnischen Völker 16 ff.

2) S. Wuttke 1. c. 27; Lange bei Chantepie de la Saussaye, Rel. Gesch.3. 3) Zu dem Begriff,,Weg" s. S. 133.

*) Ihnen ist der zweigipflige Berg (Mond und Sonne) bei Tokyo geweiht, s. S. 22 Anm. 2.

5) S. 34 Anm. 1.

Kopfputz, dann einen Kamm, zuletzt drei Pfirsiche hinter sich 1. Als er sich von der Befleckung der Unterwelt wäscht, entstehen beim Waschen der beiden Augen Sonne (weiblich) und Mond, beim Waschen der Nase Susanos. Von dem letzteren stammen die Kaiser.

Etrusker.

Bei Suidas findet sich s. v. Tvoonvía als tuskische Lehre, die aus dem tuskischen Geschichtsbuch geschöpft sei, die folgende:

,,Der Demiurg habe der Welt zwölf Jahrtausende zum Lebensalter anberaumt, und jedes Tausend unter die Herrschaft eines Tierkreiszeichens gestellt. Sechs Jahrtausende habe die Schöpfung gedauert, sechs solle der Bestand sein. Im ersten sei Himmel und Erde, im zweiten das Firmament, im dritten Meer und Gewässer, dann die beiden großen Lichter, die Seelen der Tiere, zuletzt der Mensch geschaffen worden."

Mit Otfried Müller, Die Etrusker (herausgeg. v. Deecke) II, 38 wird wohl allgemein angenommen, daß die tuskische Lehre von der biblischen Schöpfungsgeschichte abhängig sei. Dieses Urteil war erklärlich, solange man die übrigen altorientalischen Urkunden nicht kannte. Die Etrusker sind Reste der Seevölker. Sie kamen aus der vorderasiatischen Welt. Die Verwandtschaft mit der biblischen Kosmogonie, die durch die Verbindung mit dem Weltzeitalter und Tierkreisbilderzyklus dokumentiert ist, ruht auch hier auf der gemeinsamen Lehre vom Ursprung der Welt und von dem Weltzeitalter. Dabei sind die Duodezimaläonen des Orients in Millennien eingeteilt, wie in der Lehre des Zoroaster, s. S. 148.

Auch auf andern Gebieten zeigen die Etrusker altorientalische Weisheit. Die im Jahre 83 v. Chr. verbrannten sibyllinischen Orakel, die dem Schicksalsbuche entsprechen (s.

1) Dieses Motiv hat Stucken in allen Ecken der Welt nachgewiesen. Es ist geeignet, die Thesis von den Elementargedanken gründlich ins Wanken zu bringen (vgl. S 4). Wir fügen noch hinzu den Hinweis auf Papyrus d'Orbinay, wo in der Geschichte von den Brüdern das gleiche Motiv bezeugt ist.

2) Tuskisch nennen Lateiner und Umbrer das Volk, das sich in Etrurien niederließ. Die Griechen nennen es Tyrsener oder Tyrrhener. Zur Lemnos-Inschrift vgl. Torp, Die vorgriechische Inschrift von Lemnos, Christiania 1903; vgl. auch Hommel, Gesch. und Geogr. 240.

3) Neues Material hierfür bietet, ohne daß Berührungen hervorgehoben werden, die Leipziger Dissert. (1903) von Wülker, Die geschichtliche Entwickelung des Prodigienwesens bei den Römern.

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