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Siebentes Kapitel.

Die Urväter.

I Mos 4, 17 ff.: Die Kainiten. I Mos 4, 25f., 5, 1 ff.: Die Sethiten.

Daß in den Ahnentafeln zwei Varianten einer Überlieferung vorliegen, hat neuerdings allgemeine Zustimmung gefunden1. H. Zimmern2 vermutet, daß zu den beiden Varianten von zehn Urvätern und sieben,,Weisen" 3, als welche ja die ,,erfinderischen Urväter" in I Mos 4 in erster Linie erscheinen, bereits im Babylonischen der Prototyp vorliege in der Zehnzahl der Urkönige und in der Siebenzahl der Offenbarungsmittler.

Das folgende babylonische Material kommt in Betracht:

1. Die Babylonier erzählen ebenfalls von Geschlechtern,,vor der Flut". Sie reden von ,,Zeiten vor der Flut" und eine Liste von Namen altbabylonischer Könige V R 44, 20a trägt die Überschrift: „Dies sind die Könige nach der Flut." Im GilgamešEpos ist von Königen die Rede, ,,die von uralters das Land beherrschten", und von der Stadt,,,die uralt war", als die Sintflut hereinbrach. Der Text der,,Weltkarte" Abb. 9 (S. 16) nennt den Helden der Sintflut Ut-napištim als einen der Könige, die vor der Flut regiert haben. K 4023 werden magische Anweisungen auf,,Aussprüche der alten Weisen vor der Flut“ (ša pi abkalle labirûti ša lam abûbi) zurückgeführt.

Ausdrücklich wird für diese Zeit schriftliche Tradition behauptet. Asurbanipal sagt, er habe ,,Steine aus der Zeit vor der Flut" gelesen. Berosus berichtet, wie S. 47 besprochen wurde, von Tafeln, die der babylonische Noah vor der Flut in Sippar verbarg und deren Inhalt nach der Flut von seinen Kindern unter den Menschen verbreitet wurde.

1) Zuerst Buttmann, Mythologus 1828 I, 170f. Vgl. Budde, Die bibl. Urgeschichte 90 ff.

2) KAT 541.

3) Zehnzahl und Siebenzahl bei den Urvätern und Urkönigen bei Ägyptern, Phöniziern, Persern, Indern, Chinesen, s. Lueken, Die Traditionen des Menschengeschlechts, 148 ff. Hier genügt sicher nicht Völkeridee“ zur Erklärung.

S. mein Izdubar-Nimrod 1891, S. 37; vgl. oben S. 64.

5) Vgl. KAT3 537

6) Lehmann, Šamaššumukin II. Tafel XXXV, Z. 18.

Listen von Urkönigen und nähere Aufschlüsse über die Weisen der Urzeit haben sich in den bis jetzt zugänglichen Keilschriftquellen nicht gefunden. Jedoch darf die Liste der zehn Urkönige bei Berosus nach den Erfahrungen, die wir mit seinen übrigen Berichten gemacht haben, als zuverlässig gelten '. Einige bestätigende Spuren sind gefunden. In einem Mythenund Epen-Katalog werden die Weisen genannt, denen die alten Legenden in den Mund gelegt werden, und von denen einige als vorsintflutliche Weise gelten dürfen. Ihre Namen stimmen zum Teil mit den Namen bei Berosus überein.

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1) S. hierzu meinen Artikel Oannes-Ea bei Roscher, Lexikon der Mythologie III, 577 ff. und dazu jetzt vor allem Zimmern KAT3 530 ff. 2) Veröffentlicht von Haupt, Nimrod-Epos 90-92.

3) Vgl. oben S. 97. 166. Adapa ist Demiurg, Logos. Die spätjüdische Tradition macht Seth zum Messias. Die Gleichsetzung von Arûru und Adapa findet sich, wie ich nachträglich sehe, bereits bei Hommel, PSBA 1893, 243 ff.

*) S. meinen Artikel Oannes - Ea bei Roscher, Lex. der Myth. III, Sp. 587, Anm.

3) Vgl. aramäisch kainâjâ,,Schmied". Die Identifizierung von KainKênan und Ammenon-ummânu stammt von Hommel. 6) S. oben S. 47.

7) Vgl. die Überlieferung der Pseudepigraphen, nach der Henoch wie Enmeduranki in alle Geheimnisse des Himmels eingeweiht wird. Er schrieb nach Sohar Chadasch fol. 35, col. 3 (zitiert nach Nork, Rabb. Quellen 272, Zur Charakteristik der Sohar-Literatur s. BNT 65) seine Wahrnehmungen in ein Buch; das ist nach der Sage das kabbalistische Buch Jezirah. Die 365 Lebensjahre des Henoch sind deutlich die Sonnenzahl!! Das jüdische Hanûka- (Henoch-)Fest ist Wintersonnenwendfest (24. Dezember), später mit einem historischen Ereignis (Tempelweihe) verknüpft. Jubiläen 4, 21: „Henoch war bei den Engeln Gottes

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,,Henoch wandelte mit Gott" 5, 24 (vgl. 17, 1 bei Abraham: Wandel vor dem Angesicht Gottes). Gemeint ist in Gemeinschaft mit Gott, wie Enmeduranki S. 47, der die himmlischen Geheimnisse empfing. ,,Weil er mit Elohim gewandelt war, verschwand er einst: Gott hatte ihn entrückt" 5, 24. Zur Entrückung des Henoch ist auch die Entrückung des babylonischen Noah mit Weib und Steuermann zu vergleichen. Berosus sagt ausdrücklich, sie seien,,entrückt worden“ (yɛvéodai ȧpavñ). Die babylonische Erzählung sagt, sie seien in die „Versammlung (puḥru) der Götter" gekommen und hätten „Leben“ erlangt: ,,Da nahmen sie mich, und in der Ferne an der Mündung der Ströme ließen sie mich wohnen*." Dabei ist derselbe Ausdruck gebraucht (lekû), wie bei der Entrückung des Henoch und Elias (2 Kg 2, 3 ff.), worauf Zimmern aufmerksam macht, und wie Jes 53, 8 bei der Apotheose des leidenden Erretters!

6 Jubiläen, und sie zeigten ihm alles, was im Himmel und auf Erden ist, die Herrschaft der Sonne, und er schrieb alles auf." Das heißt: sie führen ihn in die Geheimnisse des altorientalischen Weltbildes ein, wie es bei den Mysterien des Mithras geschieht. In der von Dieterich veroffentlichten Mithrasliturgie soll der Myste wie ein Adler (zu 5 Mos 32, 11) den Himmel beschreiten und alles beschauen. Er wird selbst wie ein Wandelstern sein und den Weg der Götter sehen!

1) So heißt ein,,Weiser von Ur", dessen „Geheimnisse" (niṣirtu — derselbe Ausdruck, den der babylonische Noah vor der Sintfluterzählung braucht) ein noch unveröffentlichter Text mitteilt (Zimmern).

2) Vater des babylonischen Noah. Tutu ist Marduk als Herr der Beschwörungen. Otiartes wird in Opartes zu korrigieren sein.

3) „Der Erzgescheite“, Beiname des babyl. Noah (Ut-napištim), Xisuthros ist die Umkehrung. Er bittet in einem Epos (s. S. 242) die Götter um Befreiung der Menschen von schwerer Heimsuchung, die ihr Frevel verursacht hat.

+) Wir führen noch zwei klassische Analogien zur Entrückung zur Gottheit an. Ganymed, der dritte Sohn des Troas, wurde wegen seiner Schönheit in Sturm und Wetter weggenommen, um Jupiter als Mundschenk (vgl. S. 54. 168) zu dienen. Vgl. ferner auch II. XX, 233.

1 Mos 5, 29 (Noah als Erlöser), s. S. 250 und vgl. S. 119. 1 Mos 6, 3:,,Die Lebensdauer betrage 120 Fahre“. Das gilt als Strafgericht, vgl. 1 Sa 2, 31 f. Es gab vielleicht wirklich längere Lebensdauer in früheren Zeitaltern. Die Hammurabidynastie in Babylon zeigt z. B. riesige Regierungszeiten und dementsprechend Lebensalter.

I Mos 6, 4. Aus dem Umgang der bene ha-elohim mit den Menschen entstanden,,Riesen, die in uralter Zeit hochberühmt waren". Es ist hier das Heroenzeitalter angedeutet, das im Mythus zwischen Göttern und Menschengeschlecht liegt (z. B. Marduk als Adapa Heros s. S. 97), wie die im GilgamešEpos erwähnten Helden, die in der Unterwelt wohnen, wie die Giganten der Griechen, die Zeus in den Tartaros stürzt. Jos. Ant. I, 3, I vergleicht die Riesen mit den Giganten der Griechen1. Bar. 3, 26 ff.:,,Dort (in Gottes Haus, d. h. in der Welt) wurden die Riesen geboren, die hochberühmten, die uralten, die Männer hohen Wuchses."

'In außerbiblischen Traditionen sind die ,,Riesen" mit der Turmbaugeschichte verwoben, s. Kap. 12.

Achtes Kapitel.

Biblische Weltzeitalter.

Die Weltentwicklung wird aufgefaßt als ein Zyklus, als Kreislauf eines Weltenjahres, das dem Mondjahr oder dem Sonnenjahr entspricht, je nach der Betonung des Mondes oder der Sonne im astrologischen System. Das ergibt als Weltzeitalter entweder die Vierteilung in vier Weltjahreszeiten oder die Zwölfteilung nach Monaten oder die Teilung in 72 (beziehent

1) Die Heroenzeit wird hier mit dem später ausgesponnenen Engelfall verbunden. Die Engel stürzen aus der himmlischen Welt in die Materie. Der j. Targum z. St. nennt ihre Namen. Die rabbinische Sage läßt schon Eva mit Sammael verkehren.

2) So die 12 Weltzeitalter der Etrusker S. 154, auf das Dezimalsystem übertragen; wie die 12000 Jahre Weltdauer bei Zoroaster. Vgl. z. B. IV Esr 14, 11; Apk Ba 53. Vgl. auch die 12000 Jahre der Inder (die Flut tritt ein, wenn Brahma schläft), s. F. Schlegel, Weisheit der Inder 230; 12000 Jahre als Zeitalter der Götter in Manus Gesetzbuch (I, 72). Auch die Zyklen des Berosus (36000 Jahre) sind wohl als 12 mal 3000 nach den

lich 70 nach dem Mondsystem) Fünferwochen; der Theorie nach wäre auch möglich die Teilung in 52 (50 nach dem Mondsystem) Siebenerwochen. Die Berechnung, wann ein Äon beginnt, ist Sache der jeweiligen Spekulation. Von den Weltzeitaltern war S. 62 ff. die Rede. Die biblischen Schriftsteller wollen zum Teil von dem System nichts wissen. An seine Stelle tritt die Weltregierung Gottes. Aber sie kennen die Theorie, und wir finden gerade unter den Erzählern, denen,,wissenschaftliche Kenntnisse zugetraut werden können, Versuche, die Äonen spekulativ auf die gesamte Weltentwicklung anzuwenden (a) oder auf einzelne historische oder apokalyptische Stücke des Weltlaufs zu übertragen (b c):

a) Die Priesterschrift mit ihren sieben () Toledoth1:

1. Das Zeitalter ,,des Himmels und der Erde" mit den 7 „Tagen“ der Schöpfungen2, 1 Mos 2, 4.

2. Das Zeitalter Adams I Mos 5, 1: die Urväter mit den riesigen Lebensaltern 3.

3. Das Zeitalter Noahs nach der Flut 1 Mos 6, 9.

4. Das Zeitalter Terachs (Abraham) 1 Mos II, 27.
5. Das Zeitalter des Moses.

[6. Das Zeitalter Davids, s. Ruth 4, 18.

7. Das Zeitalter, das der priesterliche Redaktor als ,,neue Zeit" verherrlicht haben wird Josia? Esra?]

b) Die vier geschichtlichen" Weltzeitalter in Da 7.

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c) Speziell auf Perioden der Endzeit übertragen: 70 Wochen (šabû'im) bei Da 9, 24 f.; die 12 letzten,,Hirten" Henoch 90, 17 (Kautzsch, Pseudepigr. 296), die 12 Perioden der Drangsale Apk

zwölf Tierkreiszeichen zu verstehen. Das Dezimalsystem ist sekundär. Der,,falsche Orpheus“ Orph. Argon. 1100 gibt 12 Myriadenjahre als Dauer des Weltjahres an.

1) Siehe Gunkel, Genesis 241 ff., Zimmern KAT 542. Gunkel hat bereits gesehen, daß die Toledoth des Adam, Noah, Terach, Moses Weltzeitaltern entsprechen. Aber keinesfalls handelt es sich hier um die Vierzahl. S. auch Anm. 2.

2) Daß hier Toledoth 1 Mos 2, 4 nichts andres bedeutet, als an den andern Stellen (gegen Kautzsch), hat Hommel in seinem Grundriß S. 182 Anm. 3 mit Recht hervorgehoben.

3) Wenn in den Zahlen Weltmonate" sich verbergen (s. Zimmern KAT 541), so ist das keinesfalls im Sinne von 10 12 des gesamten Zyklus zu verstehen (s. Zimmern l. c. 541, 556). Die einzelnen Äonen spiegeln für sich wieder den Weltenzyklus ab.

*) Vgl. die 70 Jahre Jer 25, 11 und zum Übergang der Jahre in Tage Winckler, KAT3 334, s. auch S. 225 Anm. 1.

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