ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

1. Die Einreihung in die Weltzeitalter, s. S. 240 f. und 246 f. Noah ist einer der Offenbarungsträger, die die Zeitalter inaugurieren1.

2. Der ,,Kasten", hebr. tebah. Es ist dasselbe Wort, das den Korb bezeichnet, in dem Moses ausgesetzt wird. Dieser Kasten ist Requisit des Mythus vom neuen Zeitalter. Der Bringer des neuen Zeitalters wird im Kasten gerettet, s. zu 2 Mos 22.

3. Der Ruheplatz der Taube 8, 9, manoah, auf dem der Ölbaum steht, ist der Gipfel des Weltbergs 3. Das Sinken des Wassers bei P zeigt, daß es sich um eine riesige Höhe handelt.

4. Noah ist mit den Motiven des Bringers des neuen Zeitalters ausgestattet. Das zeigte sich im Namen und in der Motivierung der Namengebung 5, 29, die den Motiven der Erlösererwartung entspricht, s. S. 119. Darum wird bei Noah die Weinerfindung betont. Der Weinstock ist das Symbol der neuen Zeit 3.

5. Die Sintflut entspricht der Wasserflut, dem Tehom, im früheren Äon (vgl. 7, 11: die Quellen des Tehom brachen auf, s. S. 244 und vgl. den ruah, der das Sinken veranlaßt S. 244). Nach der Sintflut wird die Welt neu gebaut. Ein verblaßter Hinweis auf die Neuschöpfung liegt vielleicht in den Worten 8, 22; 9, 1 ff.

6. Die spätjüdische Auffassung stellt die Sintflut mit der Feuerflut zusammen. Die erwähnte Stelle im Sanhedrin sagt, daß die Leute Noah fragen, ob Wasserflut oder Feuerflut kommen wird. Nach IV. Esra 7 gehen die ,,Wege des jetzigen Äon",,zwischen Feuer und Wasser" ". Die Christl. Sibyll. VII, 9

1) Siehe Gunkel, Genesis S. 130. Weiteres s. Punkt 4.

2) Vgl. auch BNT S.9 f. 30 ff. Ägyptisch: Schiff der Isis und des Osiris. 3) Vgl. S. 245 u. s. Winckler F. III, 68. Wortspiel mit Erlösermotiv E, s. Anm. 4.

*) Wortspiel mit den Motiven und Er; vgl. S. 119 die Tröstung des Attiskult, vgl. auch S. 218 zu 1 Mos 3, 17.

[ocr errors]

5),,Weinstock und Feigenbaum“ Weltherrschaft, Oberwelt und Unterwelt, s. S. 193 und BNT 33. Mythos von Dionysos, Bacchos! Das (Welt)-Neujahrs-Motiv der Trunkenheit gehört dazu. Dem trunkenen Noah entspricht der trunkene Lot nach der Feuerflut. Ein weiteres Motiv ist das der Zeugung. Das Motiv wird travestiert. Dem Verhalten Hams entspricht das Verhalten der Töchter Lots.

*) Kautzsch, Pseudepigr. 368. Nicht Wasser und Feuer! Und das ist das richtige. Die Präzession (Zwillinge Stier Widder -- Fische) wendet sich der Wasserregion zu und kommt von der Feuerregion. Die Inkongruenz in der babylonischen Rechnung hängt mit der Umkehrung Marduk Nebo zusammen. Die Sanhedrin-Stelle spricht von heißem Wasser", wie die Sintflut im Koran, vermengt also Wasser- und Feuerflut. Die Kabbalisten Jalkut, Rubeni 32b) kennen die Feuerflut, die auf die Wasserflut folgt, s. S. 277.

=

*(Hennecke, Neut. Apokr., S. 323) sagen:,,Schwimmen wird die Erde, schwimmen die Berge, schwimmen wird auch der Äther. Wasser wird alles sein, durch Wasser wird alles zugrunde gehen. Stillhalten werden die Winde und anheben ein zweites Zeitalter." Z. 25 ff.:,,Gott, der durch viele Sterne wirken wird. . . . ., wird eine Säule messen (?) mit gewaltigem Feuer, dessen Tropfen der Menschen Geschlechter, die übel gehandelt haben, verderben werden." Und in der Vita Ad. et Ev. (Kautzsch, Pseudepigr. 506 ff.) heißt es, daß Gott zweimal ein Zorngericht über die Menschen bringen werde, zuerst mit Wasser, dann mit Feuer. Die neueren Erklärungen der Sintflut-Erzählung als SonnenMythus (Usener) oder Mond- Mythus (Boeklen)1 sind hiernach zu rektifizieren. Auflösung in Mythen geht m. E. über das Ziel hinaus, ebenso wie die Auffassung Stuckens und Wincklers, die in der Sintflut nur einen ,,himmlischen Vorgang" sieht. Da es sich um kosmische Motive handelt, so sind sowohl Sonnen- wie Mondmotive zu erwarten. Der Sonnen- und Mondlauf entsprechen dem Kreislauf der Äonen. In der Sintflutdauer von 365 Tagen bei P und in den Zahlen 40 und 10 (s. S. 246) bei J liegen Sonnen-Motive (S. 244) 2.

Schlußwort zur Sintflut.

Die Erzählung zeigt in beiden biblischen Rezensionen Verwandtschaft mit der babylonischen Tradition und zwar bei weitem engere Verwandtschaft wie bei der Schöpfung. Gleichwohl ist auch hier vor der Annahme literarischer Entlehnung zu warnen. Die Stoffe sind gewandert. Ein biblischer Erzähler bedurfte dann nicht der Einsichtnahme in babylonische Keilschrifttafeln; eine literarische Anlehnung würde er übrigens aus religiösen Gründen perhorresziert haben 3.

Jedenfalls liegt auch hier das religiös Wertvolle nicht in dem, was Bibel und Babel gemeinsam haben, sondern in dem, worin sich beide unterscheiden.

An Stelle der mythologischen Götterwelt, die sich gegenseitig belügt und überlistet und launisch über die Menschen schaltet, die in kindischer Angst vor der Flut und dann wieder

1) Usener, Sintflutsagen; Bocklen im Archiv für Relig. Wiss. VI, 1 u. 2. 2) Zahlreiche Mondmotive hat Bocklen nachgewiesen.

3) Ähnlich urteilt Gunkel, Genesis 67 f., nur daß er dem alten Israel zu wenig eigene Kultur zutraut. Er meint, daß sie die Urmythen übernommen haben,,,als sie in die kanaanäische Kultur hineinwuchsen“. Wir aber kennen keine kulturlose Zeit Israels, s. S. 287 ff.

in gierigem Verlangen beim Opfer Noahs erscheint, finden wir in der Bibel den zürnenden Gott, der die Welt richtet, und der sich des Gerechten erbarmt. Die biblische Sintflutgeschichte trägt bis auf den heutigen Tag in sich die Kraft, das Gewissen der Welt zu wecken, und der biblische Erzähler hat sie in dieser pädagogischen, sittlichen Absicht niedergeschrieben. wissen die außerbiblischen Sintflutberichte nichts.

Davon

Elftes Kapitel.

Die Völkertafel.

I Mos 10 spiegelt in seinem Grundstock das geographische und ethnographische Weltbild wieder, wie es sich im 8. vorchristlichen Jahrhundert dem Israeliten darstellte. Es gilt als ,,unlösbare Aufgabe, nach den Angaben der Völkertafel eine Weltkarte zu entwerfen" (Socin in Guthes Bibelwörterbuch). Wir hoffen das Vorurteil beseitigen zu können und werden zeigen, daß die biblischen Schriftsteller in der politischen Geographie ihrer Zeit gut unterrichtet waren.

Dillmann, Genesis, s. S. 165, meint, die in 1 Mos 10 zusammengestellten Völker seien nur zum kleinsten Teile solche, mit welchen die Israeliten in nahen Beziehungen standen. Das ist aus der Anschauung heraus gesprochen, die Kanaan für ein vom Völkerverkehr relativ abgeschlossenes Land hielt. Die Denkmäler des vorderen Orients haben uns Aufschluß darüber gegeben, daß die Staaten am Mittelmeer im regen Verkehr untereinander und mit der umliegenden Welt gestanden haben1.

Eine Karte (Nr. I), die mir Oberst a. D. Billerbeck in gewohnter, dankenswerter Hilfsbereitschaft auf Grund meiner Besprechung von I Mos 10 gezeichnet hat, soll die Übersicht

erleichtern.

10, 2: Die Söhne Japhets waren: Gomer, Magog, Madai, Javan, Tubal, Mesech und Tiras.

1) Wellhausen sagt Israelitische und jüdische Geschichte" 1901 (13 Jahre nach Entdeckung der Amarna-Briefe): „Bis dahin (um 750) bestanden in Palästina und Syrien eine Anzahl kleiner Völker und Reiche, die sich untereinander befehdeten und vertrugen, über ihre nächsten Nachbarn nicht hinausblickten und um das Draußen unbekümmert ein jedes sich um seine Axe drehten."!

Gomer. Das sind die Kimmerier, wie Ez 38, 6, wo sie auch mit den Thogarma zusammen genannt sind, die Gamir bez. Gimirrai der assyrischen Inschriften. Sie gehören zu den indogermanischen Völkerscharen (Meder, Aškuza, Kimmerier), die in den assyrischen Inschriften oft mit dem Sammelnamen Manda genannt werden und die Herodot Skythen nennt. Homer sucht in der Odyssee XI, 14 die Kimmerier noch im nördlichen Europa. Auf assyrischem Gebiete tauchen sie zu Sargons Zeiten auf. Damals haben sie das Reich von Urartu1 gestürzt und in seinem Gebiete sich angesiedelt 2. Von diesen Kämpfen berichten die Briefe des jungen Sanherib, die er an seinen Vater Sargon schrieb, während er das Oberkommando in den Nordprovinzen an den Grenzen von Urartu hatte, und die Briefe eines seiner Generäle, ferner die Orakelanfragen an den Sonnengott aus Asarhaddons Zeit. Auf Betreiben Asarhaddons wurden sie durch die mit dem assyrischen Reiche verbündeten Aškuza von den assyrischen Grenzen vertrieben und nach Westen gedrängt. Die kleinasiatische Überlieferung, die das bezeugt, wird. durch Asurbanipals Angaben bestätigt. Auf kleinasiatischem Boden haben sie das Reich der Phryger unter Midas gestürzt, ebenso Lydien unter Gyges. Allmählich sind sie den von neuem gekräftigten kleinasiatischen Kulturvölkern unterlegen.

Kleinasiatische Dichter haben die Schrecken der Zeit besungen. Eine Zeitlang ist die kimmerische Hochflut so stark gewesen, daß der Hauptteil Kleinasiens vorübergehend Gomer hieß. Auch die Kämpfe um Urartu haben ihre Spur hinterlassen. Die Krim (der kimmiräische Bosporus) verdankt ihren Namen den Gimirrai, und die Armenier nennen Kappadozien, den Schauplatz der oben erwähnten Kämpfe zwischen den Aškuza und Gimirrai: Gamir3. Vgl. jetzt Hommel, Grundriß, 210 ff.

1) Das heutige Armenien; der Name ist im Berge Ararat erhalten. 2) Sie sind also nicht erst, wie Ed. Meyer annimmt, zu Beginn des 7. Jahrhunderts von Europa aufgebrochen. Holzinger, Genesis S. 95, hält daran fest, obgleich inzwischen das inschriftliche Material vorgelegt worden ist. Vgl. zu der Geschichte der Kimmerier wie der Aškuza H. Winckler F. I, 484 ff. und in Helmolts Weltgeschichte III, 1, S. 132.

3) Allerdings ist diese armenische Bezeichnung wohl nachträglich der Bibel entnommen, der Genesis- und Ezechiel-Stelle. Die Armenier sind stolz auf die in der Bibel vorkommenden Erwähnungen ihres Landes. So haben sie der Geschichte von den Söhnen Sanheribs, die ihren Vater ermordeten und „,in das Land Ararat entrannen“ (2 Kg 19, 37), eine christliche Färbung gegeben, und feiern sie als eine Art Nationalhelden, s. Chalatianz, Die armenische Heldensage in Zeitschrift des Vereins für Volkskunde in Berlin 1902, Heft 2 ff.

Magog. Bei Ezechiel c. 38f. erscheint König Gog vom Lande Magog als der erwartete unheimliche Feind. Daß Gog ein alter Name für das Barbarentum des fernsten Nordens ist, wie die eben besprochenen Kimmerier in Homers Odyssee, zeigt der in Tel-Amarna gefundene Brief des Nimmuria an KadašmanBel aus dem 15. vorchristlichen Jahrhundert (KB V, 5). Der Briefschreiber ist mißtrauisch, ob die ihm aus der Ferne zuzusendende Frau auch eine echte Prinzessin sein wird. Er sagt: ,,Wer weiß denn, ob es nicht die Tochter eines Unfreien, oder eines (Bewohners) vom Lande Ga-ga (Ga-ga-ai, eine Gagäerin) oder eine Tochter vom Lande Hanigalbat ist, oder wer weiß, ob sie nicht aus Ugarit stammt, die meine Boten zu sehen bekommen."

Er rückt also mit seinem Verdacht von Gaga, d. i. doch wohl unser Gog, nach Hanigalbat, und von da nach dem wohl noch näher liegenden Ugarit. Gog ist auch hier das fabelhafte Land, wie die Klassiker vom Lande der Skythen reden, oder wie wir sagen:,,wo der Pfeffer wächst."

Madai (assyr. ebenso, gr. Mñdo oder Mãdo) ist der Name eines Volksstammes, der seit Mitte des 9. Jahrhunderts im Gesichtskreis des vorderen Asien im Gebiete von Anzan auftaucht. Bei den Assyrern heißen sie,,die fernen Meder des Ostens" (Madai ruķūti ša şît šamši),,,die nie bezwungenen Meder" (lâ kansûti); sie werden zunächst unter die Umman-Manda, d. i. der Sammelname für die Völker des Nordostens, gerechnet, die etwa den (östlichen),,Skythen" der Klassiker entsprechen, und die gleich Heuschrecken" gegen Assyrien und Babylonien vordrängen. Was Asurbanipal von den stammesverwandten Kimmeriern sagt: ,,Kein Dolmetscher versteht ihre Sprache", hat auch von den Manda gegolten. Ihre Stämme stehen unter Führung von hazanâti, sie hausen,,wie Räuber in der Wüste". Es sind die ersten vordringenden Indogermanen2. Hier werden die zu den Manda gehörigen Madai zu Japhet gerechnet! Sie kommen gleich den Hettitern aus Europa und rücken hinter dem hettitischen Völkerzuge her.

Die Gründung des Mederreiches fällt erst in die letzte assyrische Zeit. Herodot verlegt es in frühere Zeit. Aber in dem Staatengründer Deiokes und der Reichshauptstadt Ekbatana bei Herodot steckt historisches Gut. Von Ekbatana ging wohl die Einigung aus, der Name der Stadt Bit-Daiakku spricht für einen Volksheros Daiakku. Auch den Nachfolger Phraortes können wir geschichtlich noch nicht beurteilen. Wir müssen Kyaxares als eigentlichen Reichsgründer ansehen. Es ist der

1) KB II, 39. 41. 43. 55, vgl. 61!

2) Herodot VII, 62: sie wurden vor alters "Agio genannt.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »