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große Gebäude, die noch erhalten waren1. Bei Beginn der christlichen Ära war Babylon Sitz einer starken jüdischen Diaspora und einer jüdischen Hochschule. Trajan soll nach den Exzerpten des Diodor p. 785 in Babylon dem Alexander zu Ehren Opfer veranstaltet haben. Cyrill von Alexandrien sagt, daß im Anfang des 5. Jahrhunderts Babylon in einen Sumpf verwandelt war infolge des Durchbruchs der Kanäle3. Vgl. St. Croix, Acad. des Inscr. et Belles Lettres 48, wo alle Stellen über den Verfall Babylons zusammengetragen sind.

Die Trümmer von Babylon liegen in der Nähe des Städtchens Hillah. Systematische Ausgrabungen wurden 1849-55 durch Loftus und Taylor, versuchsweise auch durch Layard betrieben, 1851-54 durch die Franzosen Fresnel und Oppert, deren Funde am 23. Mai 1855 im Tigris untergegangen sind. Im Jahre 1879 begannen planmäßige Ausgrabungen, durch die Brunnenanlagen und Wasserleitungen, Pfeiler und Terrassentrümmer (hängende Gärten wie in Niniveh?) in Babylon bloßgelegt wurden und denen die Auffindung des Cyrus-Zylinders durch Hormuzd Rassam zu danken ist. Seit Ostern 1899 hat die Deutsche Orientgesellschaft begonnen, im Kasr systematisch zu graben. Man legte Gemächer des Palastes Nebukadnezars bloß und entdeckte u. a. die Prozessionsstraße zum Tempel Esagila. Näheres s. in meinem Artikel Niniveh und Babylon RPrTh3, und Hommel, Grundriß 298 ff.

Erech ist Uruk der babylonischen Literatur (auch Arku geschrieben) bei den Klassikern 'Oozoń und liegt unter den Trümmern des heutigen Warka begraben*. Die Stadt war Hauptsitz des Anu- und Ištar-Kultus und bildet den Schauplatz der Heldentaten des Gilgameš-Nimrod.

Akkad ist das Agade der Keilinschriften, die Stadt des alten Sargon und dann Name des nordbabylonischen Reiches, dessen Hauptstadt Agade war. Die Gleichsetzung mit Agade ist jetzt inschriftlich gesichert durch K 9906 Bezold, Catalogue IV 1049, vgl. Weißbach, ZDMG 1899, S. 661.

Kalneh (nicht zu verwechseln mit der nordsyrischen Stadt. Kalne Am 6, 2 = Kalno Jes 10, 9= Kullani der Keilinschriften?) ist keilinschriftlich noch nicht sicher nachzuweisen.

Jensen, Theol. Lit. Ztg. 1895, Sp. 510 nimmt Textfehler für naba = Kullaba an, eine keilinschriftlich vorkommende altbabylonische Stadt. Gewagt ist Hilprechts Hypothese, Kalneh sei wirklich das alte Nippur; Hommel meint ergänzend, Ki+ Illin, d. i. Bel-Enlil (Damascius "Tikros) stecke darin; Nippur aber ist die alte Stadt des Bel. Die talmudische Überlieferung, auf die sich Hilprecht beruft, ist wohl Joma 7, 9b und 10,

1) Diod. Sic. Fragm. 34, 21; Justinian 42, 1; Athenäus 11, p. 463, s. Layard, Niniveh und Babylon, S. 407.

2) Für die spätere Zeit vgl. Funk, Die Juden in Babylonien 200-500, Berlin 1902. Die Verachtung Babylons, die in der Apokalypse stark hervortritt, zeigt sich auch in der rabbinischen Literatur, z. B. Kidduschin 72, wo babylonische Städte als Lasterorte erwähnt werden (s. Nork, Rabb. Quellen S. CXVIII f.).

3) Jes 14, 23: „Ich will Babylon zum Wassersee machen.“ Jer 51, 42: ,,Es ist ein Meer über Babel gegangen.“

* Zu den keilinschriftlichen Erwähnungen vgl. Delitzsch, Wo lag das Paradies, S. 221 ff.

wo innerhalb ganz verworrener Erklärungen zu Genesis to Kalneh als bezeichnet wird. Die Nennung von Nippur wäre in der Tat in dem Zusammenhang zu erwarten, s. Hommel, Grundriß, vgl. Hilprecht, Excavations in Bible Lands 410f. und Kittel in RPrTh3, Artikel Nimrod.

10, II: Von diesem Lande zog er aus nach Assur (?) und crbaute Ninivch und Rehoboth-Ir und Kalah und Resen zwischen Ninivch und Kalah [das ist die große Stadt]1.

Zu der Nachricht, daß Nimrod von Babylon aus in der Landschaft Assur die Stadt Niniveh gegründet habe, stimmt Mi 5, 5, wo,,Land Nimrods“ mit Hitzig epexegetisch zu Assyrien gehört, nicht etwa Sinear. Babylonien im Gegensatz zu „Land Assur"; vgl. Clemens, Recognitiones I, 30.

Niniveh, assyrisch Ninua, Ninâ, hebr. Nînevêh, Sept. Neví, bei den Klassikern Nīvos, hat den Namen wahrscheinlich von Nin-ib als dem summus deus in Ninua (seine weibliche Entsprechung ist Ištar von Ninua (Ninus, Sohn Bels = Ninib, Sohn Bels), s. Hommel, Grundriß S. 41, Anm. 1. Die geschichtlichen Zeugnisse führen uns nicht bis an den Ursprung Ninivehs zurück. Von altersher mag die Ortschaft an der Karawanenstraße, die an der Chosermündung über den Tigris führt, als Handelskolonie und dann natürlich auch als Kultort von Bedeutung gewesen sein. Ursprünglich ist es wohl Filiale einer babylonischen Stadt gleichen Namens, Ninua-ki, das immer in Verbindung mit Ki-nu-nir-ki (Borsippa?) genannt wird und das wohl identisch ist mit der Stadt Ninua-ki der Tempellisten von Telloh 2. Wenn der südbabylonische König Gudea von Lagaš erzählt, er habe in Nineveh einen Ištartempel gebaut, so mag das babylonische Niniveh gemeint sein. Aber auch das assyrische Niniveh war damals bereits von Bedeutung. Im Louvre befindet sich eine Inschrift des zweiten Königs von Ur (Dungi um 2700), die in Niniveh gefunden wurde und von der Erbauung eines Nergaltempels berichtet und die kaum nachträglich dahin geschleppt sein kann. Cod. Hammurabi 4, 60 nennt es neben Assur als zu seinem Machtbezirke gehörig und erwähnt den Ištartempel. Und nach den Votivschalen Salmanassars I., deren Angaben durch die historischen Reminiszenzen der Annalen Tiglatpilesers I. ihre Ergänzung finden, hat schon der assyrische König Samsi-Ramman I., Sohn Isme-Dagans (um 1820) den Ištartempel in Niniveh

1) Der letztere Zusatz ist Glosse, s. S. 273.

2) Wenn man nicht annehmen will, daß es zwei babylonische Niniveh gegeben hat. Auch der arabische Geograph Jakut kennt ein babylonisches Ninawâj.

renoviert, den dann Asuruballit und Salmanassar I. selbst (uin 1300) erneuert haben. Gleichwohl ist es sicher, daß das Niniveh der ältesten uns bekannten Zeit weder zu Babylonien noch zu Assyrien gehörte. Vielmehr ist es der Mittelpunkt einer der selbständigen Staatenbildungen gewesen, die im eigentlichen Mesopotamien lagen, eine Zeitlang das Reich kiššati gebildet haben, und die als Vermittler babylonischer Kultur zu den angrenzenden Völkern, besonders den Assyrern, eine wichtige Aufgabe erfüllt haben. In der Amarnazeit (um 1450) gehört Niniveh zu dem Reiche der (hettitischen) Mitanni, die das Kiššati-Reich überflutet haben. Der Mitannikönig Tušratta muß Niniveh besessen haben; denn er schickt eine Statue der Stadtgöttin als Huldigung nach Ägypten, und in einem anderen Mitannibriefe heißt Niniveh die Stadt der Göttin Ša-us-[bi], das ist aber der Mitanni-Name der Ištar. Dann haben die Könige von Assur Niniveh erobert, frühestens unter Ašuruballit. Die assyrischen Könige des 14.-12. Jahrhunderts erwähnen wiederholt Tempelbauten in Niniveh. Die Hauptstadt Assyriens und Residenz der Könige war Asur, 14 Wegstunden südlich von Niniveh gelegen1, später Kelach. Niniveh blieb vorläufig eine unansehnliche Stadt.

Seine Glanzzeit verdankt Niniveh dem König Sanherib. Er hatte Babylon zerstört und wollte Niniveh zur ersten Stadt des Orients erheben. In einer seiner Bau-Inschriften heißt es (KAT3 75):

,,Damals vergrößerte ich den Umfang meiner Residenz Niniveh. Ihre Straße den Weg,,Königstraße" änderte ich und baute sie herrlich. Wall und Mauer baute ich kunstvoll und berghoch, 100 große Ellen machte ich ihren Graben weit. Auf beiden Seiten ließ ich Inschriften anbringen: 62 große Ellen habe ich die Breite der Königstraße bis zum Parktore gemessen. Wenn je einer von den Einwohnern Ninivehs sein altes Haus umbaut und ein neues baut, und damit mit dem Fundament seines Hauses in die Königstraße einrückt, den soll man auf seinem Hause an einen Pfahl hängen.“

Unter Asarhaddon und Asurbanipal ward Niniveh zur großen „erhabenen Stadt". Als die schönste und vielleicht größte Stadt des Orients hat sie hundert Jahre lang die Welt mit Staunen und Schrecken erfüllt. Von hier aus zogen die siegreichen Heere und die tributfordernden Boten (Na 2, 14) durch die Welt. Sie war der Mittelpunkt des Handels (Na 3, 16 ,,Ninivehs Kaufleute zahlreicher als die Sterne des Himmels"). Der ganze Haß und Zorn der von Assyrien geknechteten Völker entlud sich über Niniveh. Bald aber ging es abwärts. Unter Sanheribs Sohn und Nach

1) Die Ruinenstätte Kaľ‍a Šerkat, wurde vom Sultan dem Deutschen Kaiser 1902 zur Ausgrabung geschenkt; sie verspricht reiche Kunde von der ältesten Geschichte Assyriens. Die Ausgrabungen durch die deutsche Orientgesellschaft sind 1902 eingeleitet worden. Vgl. MDOG 1903 ff.

folger Asarhaddon und unter Asurbanipal begannen die Erschütterungen, die das assyrische Reich zerstörten um 608. Unter Asurbanipal mag sich der Völkerhaß gegen Niniveh noch gesteigert haben. Niniveh wurde damals wirklich zu einer „Stadt der Bluttaten“ (Na 3, 1). Aber Niniveh wurde auch zu einer Hochschule ,,chaldäischer Weisheit". Asurbanipal, der griechische Sardanapal, errichtete in seinem Palaste eine Bibliothek der babylonischen Literatur, in deren Schätzen wir noch heute die babylonisch-assyrische Geisteswelt studieren'. Unter seinem Sohne Sarakos wurde Niniveh 607 606 zerstört. Daß es nicht von Grund aus vernichtet wurde, beweist der Zustand der Trümmerhügel. Der Dialog bei dem aus Samosata (!) stammenden Lucian zwischen Merkur und Charon:,,Mein guter Fährmann, Nineveh ist so zerstört, daß man nicht sagen kann, wo es gestanden hat; keine Spur ist übrig geblieben“, beruht auf Übertreibung 2.

Die Trümmerhügel, die das alte Niniveh bergen, liegen gegenüber der heutigen Stadt Mosul, auf dem linken Tigrisufer an der Mündung des Choser. Der Bahnbrecher für die Ausgrabung Ninivehs war James Rich, nach ihm arbeiteten Emil Botta und Victor Place und vor allem Austen Henry Layard. Die Ausgrabung ist auch heute nur bis zur Hälfte gediehen, wird aber gegenwärtig von neuem aufgenommen. Botta wurde durch die ersten Ausgrabungen enttäuscht. Ein Bauer lenkte seine Aufmerksamkeit auf Khorsabad, das vier Stunden nördlicher lag. Hier wurde die Residenz des Königs Sargon gefunden, der (722) Samarien erobert hat. Henry Layard fand, später in der Arbeit verbunden mit dem englischen Konsul von Mosul Hormuzd Rassam, südlich von Niniveh in Nimrud (der Stätte des biblischen Kelah) im Gebiete Ninivehs den Palast Sanheribs mit 71 Räumen, Hormuzd Rassam stieß 1854 auf den Palast Asurbanipals, des griechischen Sardanapal. In dem Löwenjagdsaale fand er in Tausenden von gebrannten Backsteinscherben einen Teil der oben erwähnten königlichen Bibliothek. Dieser Fund bildet noch heute „das höchste Kleinod der Keilschriftforschung“.

Die Ausdehnung und Größe der alten Stadt Nineveh läßt sich nach den Ausgrabungen zurzeit noch nicht angeben. Die Angabe Jon 3, 3; 4, 11 wird kaum übertrieben sein. Hingegen beruht die Annahme des uns vorliegenden Textes: „Nineveh und Rehoboth-Ir und Kalah, und Resen zwischen Nineveh und Kalah das ist die große Stadt“, auf einem Irrtum des Glossators. „Das ist die große Stadt" ist Einschub des Glossators3. Rehoboth-Ir ist wahrscheinlich das rêbit Ninâ der Keilinschriften und ist wohl an der Stelle des heutigen Mosul, gegenüber von Niniveh, dem es gewissermaßen als Brückenkopf diente, zu suchen (Billerbeck), Kalah ist Kelaḥ, die oben S. 273 erwähnte Stadt unter dem Trümmerhügel Nimrud, an der Mündung des oberen Zab. Salmanasser I. hatte sie um 1300 zur Hauptstadt gemacht an Stelle von Assur. Auch Sargon residierte hier, bis er sich eine eigene Residenz baute (s. oben), die 706, ein Jahr vor seiner Ermordung, eingeweiht wurde.

1) Bezold, Zentralblatt für Bibl. Wesen, Juni 1904.

2) Näheres zur Geschichte Ninivehs s. in meinem Artikel Niniveh

und Babylon in RPrTh3 und Zehnpfund AO V, 3.

3) Der Glossator denkt an das schreckenerregende Niniveh. Nach Hommel wäre es Glosse zu Resen, Anspielung auf den Haupttempel E-gal-mah.

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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Sanherib erhob Niniveh zur Residenz. Resen ist ebenfalls ein selbständiger Ort, der unter einem der Trümmerhügel zwischen Niniveh und Nimrud zu suchen sein wird. Hommel identifiziert Resen mit Nisin, Xenophons Larissa.

10, 13 und 14: Und Mișraim zeugte Lud und 'Anamîm und die Lehabim und die Naphtuhim und die Patrusim und die Kasluḥim, woher die Philister auszogen [und die Kaphtorim].

Aus der Erwähnung der Patrusîm (Oberägypten, Thebais) konnte man von jeher mit Recht schließen, daß ägyptisches Gebiet gemeint ist, obwohl andre Namen auf Mittelmeervölker deuten. W. M. Müller hat in OLZ 1902, Sp. 471 ff. die annehmbare Vermutung ausgesprochen, daß Patrusim Glosse ist, von einem Leser wahrscheinlich nach den Erwähnungen von Pathros bei den Propheten eingefügt, und daß diese Glosse sich als Kuckucksei erwiesen hat, indem sie die Gelehrten auf irrige ägyptische Wege führte. Es handelt sich nicht um Provinzen Ägyptens, sondern um benachbarte auswärtige Besitzungen und Vasallen der Ägypter1. Statt Kasluhîm kann nach Septuaginta Kasmonim gelesen werden. W. M. Müller emendiert diese Lesung im Anlaut (k und n sind hebräisch sehr ähnlich) und erinnert an die Nasamonen, eine Bevölkerung in der Nähe der großen am weitesten nördlich gelegenen Ammon-Oase. Bei 'Anamîm liest er im Anlaut K statt des Hauchlauts (auch diese Entstellung der Buchstaben wäre leicht erklärlich) und denkt an die Bewohner der südlichsten und größten Oase, der von Knmt (das t findet sich in Septuaginta: Enemetieim), was seinerzeit schon Brugsch, Reise nach der großen Oase S. 68, vermutet hat. In Naphtuhîm würde man dann gern die dritte große zwischen der Ammon- und der Knmt-Oase suchen. Diese mittlere Oase, das ,,Kuhland", ist die von Farâfra. W. M. Müller stellt eine Vermutung auf, die auf den ersten Augenblick sehr kühn erscheint er konstruiert für „Kuhland“ einen ägyptischen Namen, der allerdings hebräisch Naphtuhim geschrieben sein könnte. Die Ludim sind doch. vielleicht die Lydier (Sept. Gesenius), die später in Kleinasien auftauchen und dort von Cyrus vernichtet werden. Die Lybier westlich von Cyrene, die Na 3, 9 neben Put (Punt s. oben S. 263 f.) erwähnt werden, stecken wohl sicher in den Lehabîm (inschriftlich Lebu).

1) Ich hatte im Anschluß an die Erwähnung der Libyer dies bereits als Vermutung ausgesprochen und ausgeführt, che ich W. M. Müllers scharfsinnigen Aufsatz zu Gesicht bekam.

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