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Der Stolze fällt mit lächerlichem Falle,
Der Kluge überholt sie Alle.

Die Frauen seht ihr an den Schranken stehn,
Mit holdem Blick, mit schönen Händen
Den Dank dem Sieger auszuspenden.

Einem jungen Freunde

als er sich der Weltweißheit widmete.

Schwere Prüfungen mußte der griechische Jung

ling bestehen,

Eh' das Eleusische Haus nun den Bewährten empfing.

Bist du bereitet und reif, das Heiligthum zu bez

treten,

Wo den verdächtigen Schaß Pallas Athene ver

wahrt?

Weißt du schon, was deiner dort harrt? Wie theuer du kaufest?

Daß du ein ungewiß Gut mit dem gewissen bezahlst?

Fühlst du dir Stärke genug, der Kämpfe schwer: ften zu kämpfen,

Wenn sich Verstand und Herz, Sinn und Ge danken entzwei'n,

Muth genug, mit des Zweifels unsterblicher Hydra zu ringen,

Und dem Feind in dir selbst männlich entgegen zu geh'n,

Mit des Auges Gesundheit, des Herzens heiliger Unschuld

Zu entlarven den Trug, der dich als Wahres versucht?

Fliehe, bist du des Führers im eigenen Busen nicht sicher,

Fliche den lockenden Rand, ehe der Schlund dich verschlingt,

Manche gingen nach Licht, und stürzten in tiefere

Nacht nur;

Sicher im Dämmerschein wandelt die Kindheit dahin.

Poesie des Lebens.

An***

„Wer möchte sich an Schattenbildern weiden, Die mit erborgtem Schein das Wesen überkleiden, Mit trüg'rischem Besitz die Hoffnung hintergehn? Entblößt muß ich die Wahrheit sehn.

Soul gleich mit meinem Wahn mein ganzer Shim mel schwinden,

Soll gleich den freien Geist, den der erhab'ne Flug
In's granzenlose Reich der Möglichkeiten trug,
Die Gegenwart mit strengen Fesseln vinden;
Er lernt sich selber überwinden:

Ihn wird das heilige Gebot

Der Pflicht, das furchtbare der Noth,
Nur desto unterwürf'ger finden.

Wer schon der Wahrheit milde Herrschaft scheut,
Wie trägt er die Nothwendigkeit ?“

So rufft du aus und blickst, mein strenger
Freund,

Aus der Erfahrung sicherm Porte,
Verwerfend hin auf Alles, was nur scheint.
Erschreckt von deinem ernsten Worte
Entflieht der Liebesgötter Schaar,

Der Musen Spiel verstummt, es ruh'n der Horen Tänze,

Still trauernd nehmen ihre Kränze

Die Schwestergöttinnen vom schön gelockten Haar, Apoll zerbricht die gold'ne Lever,

Und Hermes seinen Wunderstab,

Des Traumes rosenfarb’ner Schleier,

Fällt von des Lebens bleichem Antlig ab,

Die Welt scheint, was sie ist, ein Grav.

Bon seinen Augen nimmt die zauberische Binde Cytherens Sohn, die Liebe sicht,

Sie sicht in ihrem Göttertinde

Den Sterblichen, erschricht und flieht,
Der Schönheit Jugendbild veraltet,
Auf deinen Lippen selbst erkaltet

Der Lieve Kuß, und in der Freude Schwung
Ergreift dich die Versteinerung.

An Goethe,

als er den Mahomet von Voltaire auf die Bühne brachte.

Du selbst, der uns von falschem Regelzwange Zur Wahrheit und Natur zurückgeführt, Der, in der Wiege schon ein Held, die Schlange Erstickt, die unsern Genius umschnürt, Du, den die Kunst, die göttliche, schon lange Mit ihrer reinen Priesterbinde ziert, Du opferst auf zertrümmerten Altären Der Aftermuse, die wir nicht mehr ehren?

Einheim'scher Kunst ist dieser Schauplah eigen; Hier wird nicht fremden Gößen mehr gedient, Wir können muthig einen Lorbeer zeigen, Der auf dem deutschen Pindus selbst gegrünt. Selbst in der Künste Heiligthum zu steigen, Shat sich der deutsche Genius erfähnt, Und auf der Spur des Griechen und des Britten Ist er dem bessern Ruhme nachgeschritten.

Denn dort, wo Sklaven knien, Despoten walten, Wo sich die eitle Aftergröße blåht,

Da kann die Kunst das Edle nicht gestalten;
Von keinem Ludwig wird es ausgesát,
Aus eigner Fülle muß es sich entfalten,
Es borget nicht von ird'scher Majestät,
Nur mit der Wahrheit wird es sich vermählen,
Und seine Glut durchflammt nur freie Seelen.

Drum nicht, in alte Fesseln uns zu schlagen,
Erneuerst du dies Spiel der alten Zeit,
Nicht, uns zurückzuführen zu den Tagen
Charakterloser Minderjährigkeit.

Es war ein eitel und vergeblich Wagen,
Zu fallen in's bewegte Rad der Zeit:
Geflügelt fort entführen es die Stunden;
Das Neue kommt, das Alte ist verschwunden.

Erweitert jest ist des Theaters Enge,
In seinem Raume drängt sich eine Welt;
Nicht mehr der Worte rednerisch Gepränge,
Nur der Natur getreues Bild gefällt;
Verbannet ist der Sitten falsche Strenge,
Und menschlich handelt, menschlich fühlt der Held.
Die Leidenschaft erhebt die freien Tône,
Und in der Wahrheit findet man das Schöne.

Doch leicht gezimmert nur ist Thespis Wagen, Und er ist gleich dem acheront’schen Kahn: Nur Schatten und Idole kann er tragen, Und drängt das rohe Leben sich heran,

So droht das leichte Fahrzeug umzuschlagen,
Das nur die flücht'gen Geister fassen kann.
Der Schein soll nie die Wirklichkeit erreichen,
Und siegt Natur, so muß die Kunst entweichen.

Denn auf dem bretternen Gerüst der Scene Wird eine Idealwelt aufgethan.

Nicts icy hier wahr und wirklich, als die Thräne;
Die Rührung ruht auf keinem Sinnenwahn,
Aufrichtig ist die wahre Melpomene,
Sie kündigt nichts als eine Fabel an,
Und weiß durch tiefe Wahrheit zu entzücken;
Die falsche stellt sich wahr, um zu berüden.

Es droht die Kunst vom Schauplah zu ver-
schwinden,

Ihr wildes Reich behauptet Phantasie;
Die Bühne will sie, wie die Welt, entzünden,
Das Niedrigste und Höchste menget sie.

Nur bei dem Franken war noch Kunst zu finden,
Ersawang er gleich ihr hohes Urbild nie:
Gebannt in unveränderlichen Schranken,
hält er sie fest und nimmer darf sie wanken.

Ein heiliger Bezirk ist ihm die Scene;
Berbannt aus ihrem festlichen Gebiet
Sind der Natur nachläßig rohe Töne,
Die Sprache selbst erhebt sich ihm zum Lied,
Es ist ein Reich des Wohllauts und der Schöne,
In edler Ordnung greifer Glied in Glied,
Zum ernsten Tempel füget sich das Ganze,
Und die Bewegung borget Reiz vom Tanze.

Nicht Muster zwar darf uns der Franke werden; Aus seiner Kunst spricht kein lebend'ger Geist, Des falschen Anstands prunkende Geverden Verschmäht der Sinn, der nur das Wahre preist; Ein Führer nur zum Bessern soll er werden, Er komme wie ein abgeschied’ner Geist, Zu reinigen die oft entweihte Scene Zum würd’gen Siß der alten Melpomene.

An Demoiselle Slevoigt,

bei ihrer Verheirathung mit Herrn Dr. Sturm, ven einer mütterlichen und fünf schwesterlichen Freundinnen.

Zieh, holde Braut, mit unserm Segen, Zieb' hin auf Hymens Blumenwegen!

Wir sahen mit entzücktem Blick, Der Seele Anmuth sich entfalten, Die jungen Reize sich gestalten,

Und blühen für der Liebe Glück. Dein schönes Loos, du hasi's gefunden; Es weicht die Freundschaft ohne Schmerz Dem süßen Gott, der dich gebunden; Er will, er hat dein ganzes Herz. Zu theuren Pflichten, zarten Sorgen, Dem jungen Busen noch verborgen,

Ruft dich des Kranzes ernste Zier. Der Kindheit tändelnde Gefühle, Der freien Jugend flücht’ge Spiele, Sie bleiben fliehend hinter dir, Und Hymens ernste Fessel bindet, Wo Amor leicht und flatternd hüpft; Doch für ein Herz, das schön empfindet, Ist sie aus Blumen nur geknüpft.

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Wenn alle Laster schamlos sich befreien,
Wenn freche Willkühr an das Heil'ge rührt,
Den Anker löst, an dem die Staaten hängen,
Da ist kein Stoff zu freudigen Gesängen.

Doch wenn ein Volk, das fromm die Heerden
weidet,

Sich selbst genug, nicht fremden Guts begehrt, Den Zwang abwirft, den es unwürdig leidet, Doch selbst im Zorn die Menschlichkeit noch ehrt, Im Glücke selbst, im Siege sich bescheidet;

Das ist unsterblich und des Liedes werth. Und solch ein Bild darf ich dir freudig zeigen, Du kennst's, denn alles Große ist dein eigen.

Dem Erbprinzen von Weimar,

als er nach Paris reiste.

In einem freundschaftlichen Zirkel gesungen.

So bringet denn die leyte volle Schale
Dem lieben Wandrer dar,

Der Abschied nimmt von diesem stillen Thale,
Das seine Wiege war.

Er reißt sich aus den väterlichen Hallen,
Aus lieben Armen los,

Nach jener stolzen Bürgerstadt zu wallen,
Vom Raub der Länder groß.

Die Zwietracht flieht, die Donnerstürme schweigen,
Gefesselt ist der Krieg,

Und in den Krater darf man niedersteigen,
Aus dem die Lava stieg.

Dich führe durch das wird bewegte Leben
Ein gnädiges Geschick;

Ein reines Herz hat dir Natur gegeben;
bring' es rein zurück!

Die Länder wirst du sehen, die das wilde
Gespann des Kriegs zertrat;

Doch lächelnd grüßt der Friede die Gefilde
Und streut die gold'ne Saat.

Den alten Vater Rhein wirst du begrüßen,

Der deines großen Abns

Gedenken wird, so lang sein Strom wird fließen
In's Bett des Oceans.

Dort huldige des Helden großen Manen,
Und opfere dem Rhein,

Dem alten Gränzenhüter der Germanen,
Von seinem eignen Wein;

Daß dich der vaterländ’sche Geist begleite,
Wenn dich das schwanke Brett
Szinüberträgt auf jene linke Seite,

Wo deutsche Treu' vergeht.

Der Antritt des neuen Jahrhunderts.

An

Ester Freund! Wo dffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord.

Und das Band der Länder ist gehoben,
Und die alten Formen stürzen ein;
Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben,
Nicht der Nilgott und der alte Rhein.
Zwo gewalt'ge Nationen ringen

Um der Welt alleinigen Besit;
Aller Länder Freiheit zu verschlingen,
Schwingen sie den Dreizack und den Bliz.
Gold muß ihnen jede Landschaft wågen,

Und, wie Brennus in der rohen Zeit, Legt der Franke seinen ehrnen Degen

In die Wage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Britte Gierig, wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite

Will er schließen, wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf! Alle Inseln spürt er, alle fernen

Küsten nur das Paradies nicht auf. Ach, umsonst auf allen Ländercharten

Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten,

Wo der Menschheit schdne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schifffahrt selbst ermißt sie kaum; Doch auf ihrem unermessnen Rücken

Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume

Mußt du fliehen aus des Lebens Drang! Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang.

Abschied vom Leser.

Die Muse schweigt; mit jungfräulichen Wangen,
Erröthen im verschämten Angesicht,
Tritt sie vor dich, ihr Urtheil zu empfangen;
Sie achtet es, doch fürchtet sie es nicht.
Des Guten Beifall wünscht sie zu erlangen,
Den Wahrheit rührt, den Flimmer nicht besticht.
Nur wem ein Herz, empfänglich für das Schöne,
Im Busen schlägt, ist werth, daß er sie krdne.

Nicht länger wollen diese Lieder leben,
Als bis ihr Klang ein fühlend Herz erfreut,
Mit schönern Phantasieen es umgeben,
Zu höheren Gefühlen es geweiht;

Zur fernen Nachwelt wollen sie nicht schweben,
Sie tönten, fie verballen in der Zeit.
Des Augenblickes Lust hat sie geboren,
Sie fliehen fort im leichten Tanz der Horen.

Der Lenz erwacht, auf den erwärmten Triften
Schießt frohes Leven jugendlich hervor,
Die Staude würzt die Luft mit Nektardüften,
Den Himmel füllt ein muntrer Sängerchor,
Und Jung und Alt ergeht sich in den Lüften,
Und freuet sich, und schwelat mit Aug' und Ohr.
Der Lenz entflicht! Die Blume schießt in Samen,
Und keine bleibt von allen, welche kamen.

Die Räuber.

Vorrede.

Man nehme diefes Schauspiel für nichts anderes, als eine dramatische Geschichte, welche die Vortheile der dramatischen Methode, die Seele gleichsam bei ihren geheimsten Opera: tionen zu ertappen, benut, ohne sich übrigens in die Schranz fen eines Theaterstücks einzuzäunen, oder nach dem so zweiz felhaften Gewinne bei theatralischer Verkörperung zu geizen. Man wird mir einräumen, daß es eine widerünnige Zumu: tbung is, binnen drei Stunden drei außerordentliche Men: schen zu erschöpfen, deren Thätigkeit von vielleicht tausend Råderchen abbångt, so wie es in der Natur der Dinge un möglich kann gegründet seyn, daß sich drei außerordentliche Menschen auch dem durchdringendßen Geißterkenner inner: balb vierundzwanzig Stunden entblößen. Hier war Fülle in einander gedrungener Realitäten vorhanden, die ich) un: möglich in die allzuenzen Pallisaden des Arißoteles und Batteur einkeilen konnte.

Nun ist es aber nicht sowohl die Masse meines Schau: spiels, als vielmehr sein Inhalt, der es von der Bühne verz bannt. Die Oekonomie desselben machte es nothwendig, daß mancher Charakter auftreten mußte, der das feinere Gefühl der Tugend beleidigt, und die Zärtlichkeit unserer Sitten empört. Jeder Menschenmaler ist in diese Nothwendigkeit gescht, wenn er anders eine Kopie der wirklichen Welt, und keine idealischen Affektationen, keine Kompendienmenschen, will geliefert haben. Es ist einmal so die Mode in der Welt, daß die Guten durch die Bösen schattirt werden, und die Tugend, im Kontraste mit dem Later, daß lebendigste Kolorit erhält. Wer sich den Zweck vorgezeichnet hat, das Laser zu stürzen, und Religion, Moral und bürgerliche Ge: feye an ihren Feinden zu rächen, ein solcher muß das Laster in seiner nachten Abscheulichkeit enthüllen, und in seiner ko to falschen Größe vor das Auge der Menschheit stellen er selbst muß augenblicklich seine nächtlichen Labyrinthe durchwandern, - er muß sich in Empfindungen hineinzu: zwingen wissen, unter deren Widernatürlichkeit sich seine Seele sträubt.

Das Lañer wird hier mit sammt seinem ganzen innern Råterwerk entfaltet. Es löst in Franzen all' die verworre: nen Schauer des Gewissens in ohnmächtige Abstraktionen auf, skeletifirt die richtende Empfindung, und scherzt die ernsthafte Stimme der Religion hinweg. Wer es einmal so weit gebracht hat, (ein Ruhm, den wir ihm nicht benei: den,) seinen Berstand auf Unkosten seines Herzens zu versei: nern, dem in das Heiligste nicht beilig mehr - dem ist die Menschheit, die Gottheit nichts - beide Welten sind nichts in seinen Augen. Ich habe versucht, von einem Mißmenschen dieser Art ein treffendes lebendiges Konterfei hinzuwerfen, die vollständige Mechanik seines Lastersyniems auseinander zu gliedern und ihre Kraft an der Wahrheit zu prüfen. Man unterrichte sich demnach im Verfolg dieser Geschichte, wie weit ihr's gelungen hat. Ich denke, ich habe die Natur getroffen.

Nächst an diesem Atchet ein Anderer, der vielleicht nicht wenige meiner Leser in Verlegenheit seyen möchte. Ein San, den das äußerne Laster nur reizet, um der Größe willen, die ihm anbanget, um der Kraft willen, die es erheischet, um der Gefahren willen, die es begleiten. Ein merkwürdiger, wichtiger Mensch, ausgestattet mit aller Kraft, nach der Richtung, die diese bekommt, nothwendig entweder en Brutus oder ein Katilina zu werden. Unglückliche Kon: junkturen entscheiden für das zweite, und erst am Ende einer ungebeuren Berirrung gelangt er zu dem ersten. Falsche Begriffe von Thätigkeit und Einfluß. Fülle von Kraft, die alle Geseze überspaudelt, mußten sich natürlicher Weise an bürgerlichen Verhältnissen zerschlagen, und zu diesen enthu alicen Traumen von Größe und Wirksamkeit durfte sich nur eine Bitterfeit acgen die unidealische Welt gesellen. So war der seltsame Donquirote fertig, den wir im Rauber Moor verabscheuen und lieben, bewundern und bedauern. Ich werde es boffentlich nicht er aumerten dürfen, daß ich dieses Gemälde so wenig nur allein Häubern vorhalte, als die Sathte des Spaniers nur allein Ritter geifelt.

Auch ist jest der große Geschmack, seinen Wiß auf Kosten Zer Religion spielen zu lassen, daß man beinahe für kein Gente mehr raffirt, wenn man nicht seinen auttleien Satyr aufibren benisten Wahrbeiten sich herumtummein läßt. Die edle Einfalt der drift muß sich in alltäglichen Assembleen ten ten sogenannten wipigen Köpfen müßhandeln und in's

Lächerliche verzerren lassen; denn was ist so heilig und ernst: haft, das, wenn man es falsch verdreht, nicht belacht wer; den kann? Ich kann hoffen, daß ich der Religion und der wahren Moral keine gemeine Rache verschafft habe, wenn ich diese muthwilligen Schriftverächter in der Person meiner schändlichsen Räuber dem Abschen der Welt übertiefere.

Aber noch mehr. Diese unmoralischen Charaktere, von denen vorhin gesprochen wurde, mußten von gewissen Seiten glänzen, ja eft von Seiten des Geises gewinnen, was sie von Seiten des Herzens verlieren. Hierin habe ich nur die Natur gleichsam wörtlich abgeschrieben. Jedem, auch dem Lanerbästesten, ist gewissermäßen der Stempel des göttlichen Ebenbildes aufgedrückt, und vielleicht hat der große Böic: wicht keinen so weiten Weg zum großen Rechtschaffenen, als der kleine; denn die Moraintät hält gleichen Gang mit den Kräften, und je weiter die Fähigkeit, desto weiter und unge: heurer ihre Berirrung, deßto imputabler ihre Verfälschung.

Klopstock's Adramelech wect in uns eine Empfindung, worin Bewunderung in Abschen schmilzt. Milton's Satan folgen wir mit schauderndem Erstaunen durch das unweg; fame Chaos. Die Medea der alten Dramatiter bleibt bei all ihren Gräueln noch ein großes staunenswürdiges Weib, und Shakespear's Richard hat so gewiß am Leser einen Ve wunderer, als er auch ihn hassen würde, wenn er ihm ver der Sonne stünde. Wenn es mir darum zu thun ist, ganze Menschen hinzustellen, so muß ich auch ihre Bollkommen: heiten mitnehmen, die auch dem Biseßten nie ganz fehlen. Wenn ich vor dem Tiger gewarnt haben will," so darf ich seine schöne blendende Fleckenhaut nicht übergehen, damit man nicht den Tiger beim _Tiger vermisse. Auch ist ein Mensch, der ganz Voßheit ist, schlechterdings kein Gegen: stand der Kunst, und außert eine zurückstoßende Kraft, statt daß er die Aufmerksamkeit der Leser fesseln sollte. Man würde umblättern, wenn er redet. Eine edle Seele erträgt so wenig anhaltende moralische Dissonanzen, als das Ohr das Geiripel eines Messers auf Glas.

Aber eben darum will ich selbst mißrathen haben, dieses mein Schauspiel auf der Bühne zu wagen. Es gehört beider; seits, beim Dichter und seinem Keser, schon ein gewisser Ge: halt von Geisieškraft dazu: bei jenem, daß er das Laßter nicht ziere, bei diesem, daß er sich nicht von einer schönen Seite bestechen lasse, auch den häßlichen Grund zu schäyen. Meinerseits entscheide ein Dritter aber von meinen Lesern bin ich es nicht ganz gefchert. Der Pöbel, worunter ich keineswegs die Gassenkehrer allein will verstanden wissen, der Pöbel würzett (unter uns gesagt) weit um, und gibtzum Unglück den Ton an. Zu kurzsichtig, mein Ganzes auszureichen, zu kleingeistisch, mein Großes zu begreifen, zu boshaft, mein Gutes wissen zu wollen, wird er, fürcht’ ich, fast meine Absicht vereiteln, wird vielleicht eine Apologie des Lasters, das ich stürze, darin zu finden meinen, und seine eigene Einfalt den armen Dichter entgelten lassen, dem man gemeiniglich Alles, nur nicht Gerechtigkeit widerfahren läßt.

Es in das ewige Da capo mit Abdera und Demokrit, und unsre guten Hippokrate müßten ganze Plantagen Nics: wurz erschöpfen, wenn sie dem Unweien durch ein heilsames Detokt avhelfen wollten. Noch so viele Freunde der Wahr: beit mögen zusammenstehen, ihren Mitbürgern auf Kanzel und Schaubühne Schule zu halten, der Vöbel hört nie auf, Pöbel zu seyn, und wenn Sonne und Mond sich wandel, und Himmel und Erde veralten wie ein Kleid. Vielleicht hätt ich, den Schwachherzigen zu frommen, der Natur min der getreu seyn sollen; aber wenn jener Käfer, den wir alle kennen, auch den Mist aus den Werten sört, wenn man Erempel hat, daß Feuer verbrannt und Wasser ersäuft habe, soll darum Perle Fener - und Wasser konfißcirt werden? Ich darf meiner Schrift, zufolge ihrer merkwürdigen Katastrophe, mit Recht einen Play unter den moralischen Büchern versprechen; das Laser nimmt den Ausgang, der femer würdig ist. Der Berirete tritt wieder in das Geleise der Geseye. Die Tugend geht siegend davon. Wer nur so billig gegen mich bandelt, much ganz zu lesen, mich versehen zu wollen, von dem kann ich erwarten, daß er nicht den Dichter bewundere, aber den rechtschaffenen Mann in mir hochschäße.

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Geschrieben in der Ostermesse 1781.

Der Herausgeber.

Die Räuber.

Schauspiel.

Quae medicamenta non sanant, ferrum sanat, quae ferrum non sanat, ignis sanat.

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Franz. Hm! hm! – So ist es. Aber ich fürchte - ich weiß nicht ob ich eurer Gesundheit? – Ist euch wirklich ganz wohl, mein Vater?

D. a. Moor. Wie dem Fisch im Wasser! Von meinem Sohne schreibt er? – Wie kommst du zu dieser Besorgniß? du hast mich zweimal gefragt.

Franz. Wenn ihr krank seyd — nur die leiseste Ahnung habt, es zu werden, so laßt mich — ich will zu gelegnerer Zeit zu euch reden. (Halb vor sich) Diese Zeitung ist nicht für einen zerbrechlichen Körper.

D. a. Moor. Gott!Gott! was werd' ich hören? Franz. Last mich vorerst auf die Seite gehen, und eine Thräne des Mitleids vergießen um meinen verlornen Bruder — ich sollte schweigen auf ewig — denn er ist euer Sohn: Ich sollte seine Schande verz hüllen auf ewig - denn er ist mein Bruder. — Aber euch gehorchen, ist meine erste traurige Pflicht darum vergebt mir.

D. a. Moor. Karl! Karl! wüßtest du, wie deine Aufführung das Vaterherz foltert! wie cine einzige frohe Nachricht von dir meinem Leben zehn Jahre zusehen würde – mich zum Jüngling machen würde da mich nun jede, achh! einen Schritt näher an's Grab rüct!

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Franz. Ist es das, alter Mann, so lebt wohl

- wir alle würden noch heute die Haare ausraufen über eurem Sarge.

D. a. Moor. Bleib! - Es ist noch um den kleis nen kurzen Schritt zu thun laß ihm seinen Willen! (Indem er sich niederseßt). Die Sünden seiner Váz ter werden heimgesucht im dritten und vierten Glied laß ihn's vollenden.

Franz (nimmt den Brief aus der Tasche). Ihr kennt unsern Korrespondenten! Seht! den Finger meiner rechten Hand wollt' ich drum geben, dürft' ich sagen, er ist ein Lügner, ein schwarzer giftiger Lügner Faßt euch! Ihr vergebt mir, wenn ich euch den Brief nicht selbst lesen lasse – Noch dürft ihr nicht Aues hören.

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Franz (liest). „Leipzig, vom 1sten Mai. ,,Verbände mich nicht eine unverbrüchliche Zusage, „dir auch nicht das Geringste zu verhehlen, was ich „von den Schicksalen deines Bruders auffangen kann, ,,liebster Freund, nimmermehr würde meine unschul,,dige Feder an dir zur Tyrannin geworden seyn. „Ich kann es aus hundert Briefen von dir abneh „men, wie Nachrichten dieser Art dein brüderliches ,,Herz durchbohren müssen; mir ist's, als fáh' ich ,,dich schon um den Nichtswürdigen, den Avscheu,,lichen“ - (Der alte Moor verbirgt sein Gesicht). Seht, Vater! ich lese euch nur das Glimpflichste — „den Avscheulichen in tausend Thränen ergossen ;“ Ach, sie flossen stürzten stromweis von dieser mitleidigen Wange „mir ist's, als säh’‍ich schon ,,deinen alten, frommen Vater todtenbleich “ Jesus Maria! ihr seyd's, ch' ihr noch das Mindeste wisset?

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