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Damals war nichts heilig als das Schöne;
Keiner Freude schämte sich der Gott,
Wo die keusch erröthende Kamône,
Wo die Grazie gebot.

Eure Tempel lachten gleich Vallåsten,
Euch verherrlichte das Heldenspiel
An des Isthmus kronenreichen Festen,
Und die Wagen donnerten zum Ziel.
Schön geschlung’ne seelenvolle Tänze
Kreisten um den prangenden Altar;
Eure Schläfe schmückten Siegeskränze,
Kronen euer duftend Haar.

Das Evoe muntrer Thyrsusschwinger Und der Panther prächtiges Gespann Meldeten den großen Freudebringer, Faun und Satyr taumeln ihm voran, Um ihn springen rasende Mänaden, Ihre Tänze loben seinen Wein, Und des Wirthes braune Wangen laden Lustig zu dem Becher ein.

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Selbst des Orkus strenge Richterwage
Shielt der Enkel einer Sterblichen,
Und des Thrakers seelenvolle Klage
Rührte die Erinnyen.

Seine Freuden traf der frohe Schatten
In Elysiens Hainen wieder an;
Treue Liebe fand den treuen Gatten
Und der Wagentenker seine Bahn,
Linus Spiel tönt die gewohnten Lieder,
An Alcestens Arme sinkt Admet,
Seinen Freund erkennt Orestes wieder,
Seine Pfeile Philoklet.

Höh're Preise stärkten da den Ringer
Auf der Tugend arbeitvoller Bahn;
Großer Thaten herrliche Vollbringer
Klimmten zu den Seligen hinan.
Vor dem Wiederforderer der Todten
Neigte sich der Götter stille Schaar;
Durch die Fluten leuchtet dem Piloten
Vom Olymp das Zwillingspaar.

Schöne Welt, wo bist du? Kehre wieder
Holdes Blüthenalter der Natur!
Ach, nur in dem Feenland der Lieder
Lebt noch deine fabelhafte Spur.
Ausgestorben trauert das Gefilde,
Keine Gottheit zeigt sich meinem Blick;
Ach, von jenem lebenwarmen Bilde
Blieb der Schatten nur zurück.

Alle jene Blüthen find gefallen Von des Nordens schauerlichem Weh'n; Einen zu bereichern unter allen Mußte diese Götterwelt vergehn. Traurig such' ich an dem Sternenbogen; Dich, Selene, find' ich dort nicht mehr, Durch die Wälder ruf' ich, durch die Wogen, Ach! sie widerhallen leer!

Unbewußt der Freuden, die sie schenket, Nie entzückt von ihrer Herrlichkeit, Nie gewahr des Geistes, der sie lenket, Selger nie durch meine Seligkeit,

Fühllos selbst für ihres Künstlers Ehre, Gleich dem todten Schlag der Pendeluhr, Dient sie knechtisch dem Geseß der Schwere Die entgötterte Natur.

Morgen wieder neu sich zu entbinden, Wühlt sie heute sich ihr eig’nes Grab, Und an ewig gleicher Spindel winden Sich von selbst die Monde auf und ab. Müßig kehrten zu dem Dichterlande Heim die Götter, unnüß einer Welt, Die, entwachsen ihrem Gängelbande, Sich durch eig’nes Schweben hält.

Ja, sie kehrten heim und alles Schöne, Alles Hohe nahmen sie mit fort, Alle Farben, alle Lebenstöne, Und uns blieb nur das entseelte Wort. Aus der Zeitflut weggerissen schweben Sie gerettet auf des Pindus Höhn; Was unsterblich im Gesang soll leben, Muß im Leben untergehn.

Wie

Die Künstler.

e schön, o Mensch, mit deinem Palmenzweige Stehst du an des Jahrhunderts Neige, In edler stolzer Männlichkeit,

Mit aufgeschloß’nem Sinn, mit Geistesfülle,
Voll milden Ernst's, in thatenreicher Stille,
Der reifste Sohn der Zeit,

Frei durch Vernunft, stark durch Geseße,
Durch Sanftmuth groß, und reich durch Schäße,
Die lange Zeit dein Busen dir verschwieg,
Herr der Natur, die deine Fesseln liebet,
Die deine Kraft in tausend Kämpfen übet,
Und prangend unter dir aus der Verwild’rung stieg!
Berauscht von dem errung'nen Sieg,
Verlerne nicht die Hand zu preisen,
Die an des Lebens ddem Strand
Den weinenden verlass'nen Waisen,

Des wilden Zufalls Beute, fand,

Die frühe schon der künft'gen Geisterwürde
Dein junges Herz im Stillen zugekehrt,
Und die befleckende Begierde

Von deinem zarten Busen abgewehrt,
Die Gütige, die deine Jugend
In hohen Pflichten spielend unterwies
Und das Geheimniß der erhab’nen Tugend
In leichten Räthseln dich errathen ließ,
Die, reifer nur ihn wieder zu empfangen,
In fremde Arme ihren Liebling gab;

falle nicht mit ausgeartetem Verlangen
Zu ihren niedern Dienerinnen ab!
Im Fleiß kann dich die Biene meistern,

In der Geschicklichkeit ein Wurm dein Lehrer seyn,
Dein Wissen theilest du mit vorgezognen Geistern,
Die Kunst, o Mensch, hast du allein.

Nur durch das Morgenthor des Schönen
Drangst du in der Erkenntniß Land.
An höhern Glanz sich zu gewöhnen,
Uebt sich am Reize der Verstand.
Was bei dem Saitentlang der Musen
Mit füßem Beben dich durchdrang,
Erzog die Kraft in deinem Busen,
Die sich bereinst zum Weltgeist schwang.

Was erst, nachdem Jahrtausende verflossen,
Die alternde Vernunft erfand,

Lag im Symbol des Schdnen und des Großen
Boraus geoffenbart dem tindischen Verstand.
Ihr holdes Bild hieß uns die Tugend lieben,
Ein zarter Sinn hat vor dem Laster sich gesträubt,
Eh' noch ein Solon das Geseß geschrieben,

Das matte Blüthen langsam treibt.
Eh' vor des Denters Geist der kühne
Begriff des ew'gen Raumes stand,
Wer sah hinauf zur Sternenbühne,
Der ihn nicht ahnend schon empfand?

Die eine Glorie von Orionen
Um's Angesicht, in hehrer Majestät,
Nur angeschaut von reineren Dämonen,
Berzehrend über Sternen geht,
Gefloh'n auf ihrem Sonnenthrone,
Die furchtbar herrliche Urania,
Mit abgelegter Feuerkone,

Steht sie

als Schönheit vor uns da.
Der Anmuth Gürtel umgewunden,
Wird sie zum Kind, daß Kinder sie verstehn.
Was wir als Schönheit hier empfunden,
Wird einst als Wahrheit uns entgegen gehn.

Als der Erschaffende von seinem Angesichte
Den Menschen in die Sterblichkeit verwies,
Uns eine spåte Wiederkehr zum Lichte

Auf schwerem Sinnenpfad ihn finden hieß,
Als alle Himmlischen ihr Antlig von ihm wandten,
Schloß sie, die Menschliche, allein
Mit dem verlassenen Verbannten
Großmüthig in die Sterblichkeit sich ein.
Hier schwebt sie mit gesenktem Fluge,
Um ihren Liebling, nah' am Sinnenland,
Und malt mit lieblichem Betruge
Elysium auf seine Kerterwand.

Ars in den weichen Armen dieser Amme
Die zarte Menschheit noch geruht,
Da schürte heil'ge Mordsucht keine Flamme,
Da rauchte kein unschuldig Blut.

Das Herz, das sie an sanften Banden lentet,
Berschmäht der Pflichten knechtisches Geleit;
Ibr Lichtpfad, schöner nur geschlungen, sentet
Sich in die Sonnenbahn der Sittlichkeit.
Die ihrem keuschen Dienste leben,

Bersucht kein nied'rer Trieb, bleicht kein Geschickt;
Wie unter heilige Gewalt gegeben,
Empfangen sie das reine Geisterleben,
Der Freiheit füßes Recht, zurück.

Glückselige, die sie aus Millionen
Die reinsten - ihrem Dienst geweiht,
In deren Brust sie würdigte zu thronen,
Durch deren Mund die Mächtige gebeut,
Die sie auf ewig flammenden Altären,
Ertor, das heilge Feuer ihr zu nähren,
Ber deren Aug' allein sie hüllenlos erscheint,
Die sie in sanftem Bund um sich vereint!
Freut euch der ehrenvollen Stufe,
Worauf die hohe Ordnung euch gestellt!
In die erhab'ne Geisterwelt

War't ihr der Menschheit erste Stufe!

Eh ihr das Gleichmaß in die Welt gebracht,

Dem alle Wesen freudig dienen

Ein unermess'ner Bau, im schwarzen Flor der Nacht, Nächst um ihn her, mit mattem Strahl beschienen, Ein streitendes Gestaltenheer,

Die seinen Sinn in Sklavenbanden hielten,

Und ungesellig, rauh wie er,

Mit tausend Kräften auf ihn zielten,

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Im Umriß ward sein Daseyn aufgefangen.
Lebendig regte sich des Wirkens süße Lust,
Die erste Schöpfung trat aus eurer Brust.

Von der Betrachtung angehalten,
Von eurem Epäheraug' umstrickt,
Berriethen die vertraulichen Gestalten
Den Talisman, wodurch sie euch entzückt.
Die wunderwirkenden Gefeße,
Des Reizes ausgeforschte Schäßze,
Verknüpfte der erfindende Verstand

In leichtem Bund, in Werten eurer Shand.
Der Obeliste stieg, die Pyramide,

Die Herme stand, die Säule sprang empor,
Des Waldes Melodie floß aus dem Haberrohr,
Und Siegesthaten lebten in dem Liede.

Die Auswahl einer Blumenflur
Mit weiser Wahl in einen Straus gebunden,
So trat die erste Kunst aus der Natur;

Jest werden Sträuße schon in einen Kranz gewunden.
Und eine zweite höh're Kunst erstand
Aus Schöpfungen der Menschenhand.

Das Kind der Schönheit, sich allein genug,
Vollendet schon aus eurer Hand gegangen,
Verliert die Krone, die es trug,

Sobald es Wirklichkeit empfangen.
Die Säule muß, dem Gleichmaß unterthan,
An ihre Schwestern nachbarlich sich schließen,
Der Held im Heldenheer zerfließen.
Des Maoniden Harfe stimmt voran.

Bald drängten sich die staunenden Barbaren
Zu diesen neuen Schöpfungen heran.
Seht, riefen die erfreuten Schaaren,
Seht an, das hat der Mensch gethan!
In lustigen geselligeren Paaren

Riß sie des Sängers Lever nach,

Der von Titanen sang und Riesenschlachten,

Und Löwentödtern, die, so lang' der Sänger sprach,

Aus seinen Hörern Helden machten.

Zum erstenmal genießt der Geist,
Erquicht von ruhigeren Freuden,
Die aus der Ferne nur ihn weiden,

Die seine Gier nicht in sein Wesen reißt,
Die im Genusse nicht verscheiden.

Jest wand sich von dem Sinnenschlafe
Die freie schöne Seele los;

Durch euch entfesselt, sprang der Sklave
Der Sorge in der Freude Schooß.
Jezt fiel der Thierheit dumpfe Schranke,
Und Menschheit trat auf die entwölkte Stirn,
Und der erhab'ne Fremdling, der Gedanke,
Sprang aus dem staunenden Gehirn.

Jest stand der Mensch, und wies den Sternen
Das königliche Angesicht;

Schon dankte nach erhab'nen Fernen
Sein sprechend Aug' dem Sonnenlicht.
Das Lächeln blühte auf der Wange;
Der Stimme feelenvolles Spier
Entfaltete sich zum Gesange;

Im feuchten Auge schwamm Gefühl,

Und Scherz mit Huld in anmuthsvollem Bunde
Entquollen dem beseelten Munde.

Begraben in des Wurmes Triebe,
Umschlungen von des Sinnes Lust,
Erkanntet ihr in seiner Brust
Den edlen Keim der Geisterliebe.
Daß von des Sinnes niedrem Triebe
Der Liebe bess'rer Keim sich schied,
Dankt er dem ersten Hirtenlied.
Geadelt zur Gedankenwürde
Floß die verschämtere Begierde
Melodisch aus des Sängers Mund.
Sanft glühten die bethauten Wangen;
Das überlebende Verlangen
Verkündigte der Seelen Bund.

Der Weisen Weisestes, der Milden Milde,
Der Starten Kraft, der Edeln Grazie,
Vermähltet ihr in Einem Bilde
und stelltet es in eine Glorie.

Der Mensch erbebte vor dem Unbekannten,

Er liebte seinen Widerschein;

Und herrliche Heroen brannten,

Dem großen Wesen gleich zu seyn.

Den ersten Klang vom Urbild alles Schönen,
Ihr ließet ihn in der Natur ertönen.

Der Leidenschaften wilden Drang,
Des Glückes regellose Spiele,
Der Pflichten, und Instinkte Zwang
Stellt ihr mit prüfendem Gefühle,
Mit strengem Nichtscheit nach dem Ziele.
Was die Natur auf ihrem großen Gange
In weiten Fernen auseinander zieht,
Wird auf dem Schauplay, im Gesange,
Der Ordnung leicht gefaßtes Glied.
Vom Eumenidenchor geschrecket,

Zieht sich der Mord, auch nie entdecket,

Das Loos des Todes aus dem Lied.

Lang', eh' die Weisen ihren Ausspruch wagen,
Löst eine Ilias des Schicksals Räthselfragen
Der jugendlichen Vorwelt auf;

Still wandelte von Thespis Wagen
Die Vorsicht in den Weltenlauf.

Doch in den großen Weltenlauf
Ward euer Ebenmaaß zu früh getragen.
Als des Geschickes dunkle Hand,
Was sie vor eurem Auge schnürte,
Vor eurem Aug' nicht auseinander band,
Das Leben in die Tiefe schwand,
Eh' es den schönen Kreis vollführte –

Da führtet ihr aus kühner Eigenmacht
Den Bogen weiter durch der Zukunft Nacht;
Da stürztet ihr euch ohne Beben
In des Avernus schwarzen Ocean,
Und trafet das entfloh'ne Leben
Jenseits der Urne wieder an;

Da zeigte sich mit umgestürztem Lichte,
An Kastor angelehnt, ein blühend Pollurbild;
Der Schatten in des Mondes Angesichte,
Eh' sich der schöne Silberkreis erfüllt.

Doch höher stets, zu immer höhern Höhen
Schwang sich das schaffende Genie.

Schon sieht man Schöpfungen aus Schöpfungen erstehen,

Aus Harmonien Harmonie.

Was hier allein das trunk'ue Aug' entzückt,
Dient unterwürfig dort der höhern Schöne;
Der Reiz, der diese Nymphe schmückt,
Schmilzt sanft in eine göttliche Athene:

Die Kraft, die in des Ringers Muskel schwillt,
Muß in des Gottes Schönheit lieblich schweigen;
Das Staunen seiner Zeit, das stolze Jovisbild
Im Tempel zu Olympia sich neigen.

Die Welt, verwandelt durch den Fleiß,
Das Menschenherz, bewegt von neuen Trieben,
Die sich in heißen Kämpfen üben,
Erweitern euern Schöpfungskreis.
Der fortgeschritt'ne Mensch trägt auf erhob'nen
Schwingen

Dankbar die Kunst mit sich empor,
Und neue Schönheitswelten springen
Aus der bereicherten Natur hervor.
Des Wissens Schranken gehen auf,
Der Geist, in euren leichten Siegen
Geübt mit schnell gezeitigtem Vergnügen
Ein künstlich All von Reizen zu durcheilen,
Stellt der Natur entlegenere Säulen,
Ereitet sie auf ihrem dunkeln Lauf.
Jest wägt er sie mit menschlichen Gewichten,
Mißt sie mit Maßen, die sie ihm geliehn;
Verständlicher in seiner Schönheit Pflichten
Muß sie an seinem Aug' vorüber ziehn.
In selbstgefäll'ger jugendlicher Freude
Leiht er den Sphären seine Harmonie,
Und preiset er das Weltgebäude,
So prangt es durch die Symmetrie.

In Allem, was ihn jest umlebet,
Spricht ihn das holde Gleichmaß an.
Der Schönheit goldner Gürtel webet
Sich mild in seine Lebensbahn;
Die selige Vollendung schwebet
In euren Werken siegend ihm voran.
Wohin die laute Freude eilet,
Wohin der stille Kummer flieht,
Wo die Betrachtung denkend weilet,
Wo er des Elends Thränen sieht,
Wo tausend Schrecken auf ihn zielen,
Folgt ihm ein Harmonienbach,
Sieht er die Huldgöttinnen spielen
Und ringt in still verfeinerten Gefühlen

Der lieblichen Begleitung nach.

Sanft, wie des Reizes Linien sich winden,
Wie die Erscheinungen um ihn

In weichem Umriß in einander schwinden,
Flieht seines Lebens leichter Hauch dahin.
Sein Geist zerrinnt im Harmonienmeere,
Das seine Sinne wollustreich umfließt,
Und der hinschmelzende Gedanke schließt
Sich still an die allgegenwärtige Cythere.

Mit dem Geschict in hoher Einigkeit,
Gelassen hingestüßt auf Grazien und Musen,
Empfängt er das Geschoß, das ihn bedräut,
Mit freundlich dargebot’nem Busen,
Bom sanften Bogen der Nothwendigkeit.

Bertraute Lieblinge der sel'gen Harmonie,
Erfreuende Begleiter durch das Leben,
Das Edelste, das Theuerste, was sie,
Die Leben gab, zum Leben uns gegeben!

Daß der entjochte Mensch jeßt seine Pflichten denkt,
Die Fessel liebet, die ihn lenkt,

Kein Zufall mehr mit ehr'nem Zepter ihm gebeut, Dich dankt euch - eure Ewigkeit,

Und ein erhab’ner Lohn in eurem Herzen.

Daß um den Kelch, worin uns Freiheit vinnt,
Der Freude Götter lustig scherzen,
Der holde Traum sich lieblich spinnt,
Dafür seyd liebevoll umfangen!

Dem prangenden, dem heitern Geist,

Der die Nothwendigkeit mit Grazie umzogen,
Der seinen Aether, seinen Sternenbogen
Mit Anmuth uns bedienen heißt,

Der, wo er schreckt, noch durch Erhabenheit entzücket,
Und zum Verbeeren selbst sich schmücket
Dem großen Künstler ahmt ihr nachh.
Wie auf dem spiegelhellen Bach
Die bunten Ufer tanzend schweben,
Das Abendroth, das Blüthenfeld;

So schimmert auf dem dürft'gen Leben
Der Dichtung muntre Schattenwelt.
Ihr führet uns im Brautgewande
Die fürchterliche Unbekannte,
Die unerweichte Parze vor.
Wie eure Urnen die Gebeine,
Dect ihr mit holdem Zauberscheine
Der Sorgen schauervollen Chor.
Jahrtausende hab' ich durcheilet,
Der Vorwelt unavsehlich Reich;

Wie lacht die Menschheit, wo ihr weilet,
Wie traurig liegt sie hinter euch!

Die einst mit flüchtigem Gefieder
Voll Kraft aus euren Schöpferhånden stieg,
In eurem Arm fand sie sich wieder,
Als durch der Zeiten stillen Sieg
Des Levens Blüthe von der Wange,
Die Stärke von den Gliedern wich,
Und traurig, mit entnervtem Gange,
Der Greis an seinem Stabe schlich.
Da reichtet ihr aus frischer Quelle
Dem Lechzenden die Lebenswelle;
Zweimal verjüngte sich die Zeit,

Zweimal von Samen, die ihr ausgestreut.

Vertrieben von Barbarenheeren,
Entriset ihr den lezten Opferbrand
Des Orients entheiligten Altären,
Und brachtet ihn dem Abendland.

Da stieg der schöne Flüchtling aus dem Often,
Der junge Tag im Westen neu empor,
Und auf Hesperiens Gefilden sproßten
Berjüngte Blüthen Joniens hervor.
Die schönere Natur warf in die Seelen
Sanft spiegelnd einen schönen Widerschein,
Und prangend zog in die geschmückten Seelen
Des Lichtes große Göttin ein.

Da sah man Millionen Ketten fallen

Und über Sklaven sprach jezßt Menschenrecht;
Wie Brüder friedlich mit einander wallen,
So mild erwuchs das jüngere Geschlecht.

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Die von dem Thon, dem Stein bescheiden aufgestiegen,

Die schöpferische Kunst, umschließt mit stillen Siegen Des Geistes unermesnes Reich.

Was in des Wissens Land Entdecker nur ersiegen,
Entdecken sie; ersiegen sie für euch).

Der Schäße, die der Denter aufgeväufet,
Wird er in euren Armen erst sich freun,

Wenn seine Wissenschaft der Schönheit zugereifet,
Zum Kunstwerk wird geadelt seyn

Wenn er auf einen Hügel mit euch steiget,
Und seinem Auge sich, in mildem Abendschein,
Das malerische That auf einmal zeiget,
Je reicher ihr den schnellen Blick vergnüget,
Je höh're schön're Ordnungen der Geist
In einem Zauberbund durchflieget,
In einem schwelgenden Genuß umkreist;
Je weiter sich Gedanken und Gefühle
Dem üppigeren Harmonienspiele,
Dem reichern Strom der Schönheit aufgethan
Je schön’'re Glieder aus dem Weltenplan,
Die jest verstümmelt seine Schöpfung schänden,
Sicht er die hohen Formen dann vollenden,
Je schön're Räthsel treten aus der Nacht,
Je reicher wird die Welt, die er umschließet,
Je breiter strömt das Meer, mit dem er fließet,
Je schwächer wird des Schicksals blinde Macht,
Je höher streven seine Triebe,

Je kleiner wird er selbst, je größer seine Liebe.
So führt ihn, in verborg'nem Lauf
Durch immer rein're Formen, rein're Töne,
Durch immer höh're Höhn und immer schön’re Schöne
Der Dichtung Blumenleiter still hinauf
Zulest, am reifen Ziel der Zeiten,
Noch eine glückliche Begeisterung,
Des jüngsten Menschenalters Dichterschwung,
Und in der Wahrheit Arme wird er gleiten.

-

Sie selbst, die sanfte Cypria,

Umleuchtet von der Feuerkrone,
Steht dann vor ihrem münd❜gen Sohne
Entschleiert als Urania;

So schneller nur von ihm erhaschet,
Je schöner er von ihr geflohn!

So süß, so selig überraschet
Stand einst Ulyssens edler Sohn,

Da seiner Jugend himmlischer Gefährte

Zu Jovis Tochter sich verklärte.

Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, Bewahret sie!

Sie sinkt mit euch! Mit euch wird sie sich heben!

Der Dichtung heilige Magie

Dient einem weisen Weltenplane;
Still lente sie zum Ozeane

Der großen Harmonie!

Von ihrer Zeit verstoßen, flüchte
Die ernste Wahrheit zum Gedichte,

Und finde Saus in der Camönen Chor.
In ihres Glanzes höchster Fülle,
Furchtbarer in des Reizes Hülle,
Erstehe sie in dem Gefange
Und räche sich mit Siegesklange
An des Verfolgers feigem Chr.

Der freisten Mutter freie Söhne,
Schwingt euch mit festem Angesicht
Zum Strahlenfiß der höchsten Schöne!
Um andre Kronen buhlet nicht!

Die Schwester, die euch hier verschwunden,
Holt ihr im Schooß der Mutter ein;
Was schöne Seelen schön empfunden,
Muß trefflich und vollkommen seyn.
Erhebet euch mit kühnem Flüger
Hoch über euren Zeitenlauf!
Fern damm're schon in eurem Spiegel
Das kommende Jahrhundert auf.
Auf tausendfach verschlung’nen Wegen
Der reichen Mannigfaltigkeit
Kommt dann umarinend euch entgegen
Am Thron der hohen Einigkeit!
Wie sich in sieben mitden Strahlen
Der weiße Schimmer lieblich bricht,
Wie sieben Regenbogenstrahlen
Zerrinnen in das weiße Licht,
So spielt in tausendfacher Klarheit
Bezaubernd um den trunk'nen Blick,
So fließt in Einen Bund der Wahrheit
In Einen Strom des Lichts zurück!

Die berühmte Frau.

Epistel eines Ehemanns an einen andern.

Berlagen soll ich dich? Mit Thränen vittrer Reue Wird Hymens Band von dir verflucht? Warum? weit deine Ungetreue In eines Andern Armen sucht, Was ihr die deinigen versagen? Freund, höre fremde Leiden an, Und lerne Deine leichter tragen.

Dich schmerzt, daß sich in deine Rechte
Ein Zweiter theilt? — Bencidenswerther Mann!
Mein Weib gehört dem ganzen menschlichen Ge-
schlechte.

Vom Belt bis an der Mosel Strand,
Bis an die Apenninenwand,
Vis in die Vaterstadt der Moden,
Wird sie in allen Buden feil geboten,
Muß sie auf Diligencen, Packetbooten
Bon jedem Schulfuchs, jedem Hasen,
Kunstrichterlich sich mustern lassen,
Muß sie der Brille des Philifters stehn,
Und wie's ein schuß'ger Aristarch befohlen,
Auf Blumen oder heißen Kohlen
Zum Ehrentempel oder Pranger gehn.
Ein Leipziger daß Gott ihn sirafen wollte!
Nimmt topographisch sie wie eine Vestung auf,

Und bietet Gegenden dem Publikum zu Kauf, Wovon ich billig doch allein nur sprechen sollte.

Dein Weib - Dank den kanonischen Gesetzen! Weiß einer Gattin Titel doch zu schäßen. Sie weiß warum? und thut sehr wohl daran. Mich kennt man nur als Ninons Mann. Du klagst, das im Parterr' und an den Pharotischen, Erscheinst du, alle Zungen zischen?

Mann des Glücks! Wer einmal das von sich Zu rühmen hätte! - Mich, Herr Bruder, michh Beschert mir endlich eine Molkenkur

Das rare Glück - den Play an ihrer Linken,
Mich merkt kein Aug', und alle Blicke winken
Auf meine stolze Hälfte nur.

Kaum ist der Morgen grau,

So fracht die Treppe schon von blau'n und gelben
Nöcken,

Mit Briefen, Ballen, unfrantirten Päcken,
Eignirt: an die berühmte Frau.

Sie schläft so süß! Doch darf ich sie nicht schonen.
,,Die Zeitungen, Madam, aus Jena und Berlin!“
Rasch öffnet sich das Aug' der holden Schläferin,
Ihr erster Blick fällt auf Recensionen.
Das schöne blaue Auge Mir

Nicht einen Blick! durchirrt ein elendes Papier,
(Laut hört man in der Kinderstube weinen)

Sie legt es endlich weg, und frägt nach ihren Kleinen.

Die Toilette wartet schon;

Doch halbe Blicke nur beglücken ihren Spiegel.
Ein mürrisch ungeduldig Drohn

Gibt der erschrock'nen Zoje Flügel.

Von ihrem Pußtisch sind die Grazien entflohn,
Und an der Stelle holder Amorinen
Sicht man Erinnyen den Lockenbau bedienen.

Karosseln rasseln jeßt heran,

Und Miethlakeyen springen von den Tritten,
Dem düftenden Abbé, dem Reichsbaron, dem Britten,
Der nur nichts Deutsches lesen kann,
Grosing und Compagnie, dem 3** Wundermann
Gehör bei der Berühmten zu erbitten.

-

Ein Ding, das demuthsvoll sich in die Ecte drückt,
Und Ehmann heißt wird vornehm angeblickt.
Hier darf ihr wird Dein Hausfreund so viel
wagen?
Der dûminste Fat, der armste Wicht,
Wie sehr er sie bewund're, sagen
Und darf's vor meinem Angesicht!

Ich steh' dabei, und, will ich artig heißen,

Muß ich ihn bitten, mitzuspeisen.

Bei Tafel, Freund, beginnt erst meine Noth,

Da geht es über meine Flasajen!

Mit Weinen von Burgund, die mir der Arzt verbot,
Muß ich die Kehlen ihrer Lover waschen.
Mein schwer verdienter Bissen Brot
Wird hungriger Schmaroßer Beute;

diese ledige vermaledeite

Unsterblichkeit ist meines Nierensteiners Tod.
Den Wurm an alle Finger, welche drucken!
Was, meinst du, sey mein Dank? Ein Achselzucken,
Ein Mienenspiel, ein ungeschliffenes Beklagen;
Erräthst du's nicht? O ich versteh's genau!
Daß den Brillant von einer Frau

Ein solcher Pavian davon getragen.

Der Frühling kommt. Auf Wiesen und auf
Feldern

Streut die Natur den bunten Teppich hin;

Die Blumen kleiden sich in angenehmes Grün,

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