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findet sie nicht wieder, erkennt sie in seiner entstellten Schönheit nicht mehr.

Sey vollkommen! ZahlloseHarmonien schlummern | in dir, auf dein Geheiß zu erwachen – Rufe sie heraus durch deine Vortrefflichkeit! Fehlte je der fajöne Lichtstrahl in deinem Auge, wenn die Freude dein Herz durchglühte, oder die Anmuth auf deinen Wangen, wenn die Milde durch deinen Busen floß? Kannst du es dulden, daß das Gemeine, das Vergängliche in dir das Edle, das Unsterbliche beschäme?

Dich zu beglücken ist der Kranz, um den alle Wefen buhlen, wornach alle Schönheit ringt – deine wilde Begierde strebt diesem gütigen Willen entgegen, ge waltsam verkehrst du die wohlthätigen Zwecke der Natur - Fülle des Lebens hat die Freundliche um dich her gebreitet und Lod nöthigst du ihr ab. Dein Haß schärfte das friedliche Eisen zum Schwerte; mit Verz brechen und Flüchen belastet deine Havsucht das schuldlose Geld, an deiner unmäßigen Lippe wird das Leben des Weinstocks zum Gifte. Unwillig dient das Vollkommene deinen Lastern, aber deine Laster stecken es nicht an. Rein bewahrt sich das mißbrauchte Werkzeug in deinem unreinen Dienste. Seine Bestimmung kannst du ihm rauben, aber nie den Gehorsam, womit es ihr dienet. Sey menschlich oder sey Barbar — mit gleich kunstreichem Schlage wird das folgsame Herz deinen Haß und deine Sanftmuth begleiten.

Lehre mich deine Genügsamkeit, deinen ruhigen Gleichmuth, Natur – Treu, wie du, habe ich an der Schönheit gehangen, von dir laß mich lernen die verfehlte Luft des Beglückens verschmerzen. Aber damit ich den zarten Willen bewahre, damit ich den freudigen Muth nicht verliere — laß mich deine glückliche Blindheit mit dir theilen. Vervirg mir in deinem stils len Frieden die Welt, die mein Wirken empfängt. Würde der Mond seine strahlende Scheibe füllen, wenn er den Mörder sähe, dessen Pfad sie beleuchten soll ? — Zu dir flüchte ich dieses liebende Herz – Tritt zwischen meine Menschlichkeit und den Menschen. — Hier, wo mir seine rauhe Hand nicht begegnet, wo die feindselige Wahrheit meinen entzückenden Traum nicht verscheucht, abgeschieden von dem Geschlechte, laß mich die heilige Pflicht meines Daseyns in die Hand meiner großen Mutter, an die ewige Schönheit entrichten. (Sich umschauend.) Ruhige Pflanzenwelt, in deiner kunstreichen Stille vernehme ich das Wandeln der Gottheit; deine verdienstlose Trefflichkeit trägt meinen forschenden Geist hinauf zu dem höchsten Verstande; aus deinem ruhigen Spiegel strahlt mir sein göttliz ches Bild. Der Mensch wühlt mir Wolken in den filberklaren Strom – wo der Mensch wandelt, verschwin= det mir der Schöpfer.

(Er will aufstehen. Angelika steht vor ihm.)

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v. Hutten. Sie sind traurig von mir gegan gen. Keiner hat mich verstanden. Sieh, du hast nicht gut gehandelt.

Angelika. Meine Absichten verdienen Ver: zeihung.

v. Hutten. Du hast um diese Menschen geweint. Läugne es nur nicht. Dein Herz schlägt für sie. Ich durchschaue dich. Du mißbilligst meinen Kummer.

Angelika. Ich verehre ihn, aber mit Thränen.

v. Hutten. Diese Thränen sind verdächtig – Angelika – Du wankst zwischen der Welt und deinem Vater-Du mußt Partei nehmen, meine Tochter, wo teine Vereinigung zu hoffen ist – Einem von beiden mußt du ganz entsagen oder ganz gehören – Sey aufrichtig. Du mißvilligst meinen Kummer?

Angelita. Ich glaube, daß er gerecht ist. v. Hutten. Glaubst du? Glaubst du wirklich? Höre, Angelika! – Ich werde deine Aufrichtigkeit jest auf eine entscheidende Probe seyen – Du wankst und ich habe keine Tochter mehr - Seße dich zu mir! Angelika. Dieser feierliche Ernst –

v. Hutten. Ich habe dich rufen lassen. Ich wollte eine Bitte an dich thun. Doch ich befinne mich. Sie kann ein Jahr lang noch ruhen.

Angelika. Eine Bitte an Ihre Tochter, und Sie stehen an, sie zu nennen?

v. Hutten. Der heutige Tag hat mir eine ernstere Stimmung gegeben. Ich bin heute fünfzig Jahr alt. könnte geschehen, daß ich eines Morgens unverhofft Schwere Schicksale haben mein Leben beschleunigt, es du weinen mußt, so hast du keine Zeit, mich zu hören. ausbliebe, und ohne zuvor — (er steht auf) Ja, wenn

Angelika. O halten Sie ein, mein VaterNicht diese Sprache Sie verwunder mein Herz.

v. Hutten. Ich möchte nicht, daß es mich überraschte, ehe wir mit einander in Richtigkeit sind -Ja, ich fühle es, ich hange noch an der Welt – der Bettler scheidet eben so schwer von seiner Armuth, als der König von seiner Herrlichkeit - Du bist Alles, was ich zurücklasse.

(Stillschweigen.)

Kummervoll ruhen meine leyten Blicke auf dirIch gehe und lasse dich zwischen zwei Abgrunden stehen. Du wirst weinen, meine Tochter, oder du wirst beweinenswürdig seyn Bis jest gelang mir's, diese schmerzliche Wahl dir zu verbergen. Mit heiterm Blicke siehst du in das Leben, und die Welt liegt lachend vor dir.

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Angelika. O möchte sich dieses Auge erhei: tern, mein Vater - Ja, diese Welt ist schön.

v. Hutten. Ein Widerschein deiner eigenen sød: nen Seele, Angelika – Auch ich bin nicht ganz ohne glückliche Stunden – Diesen lieblichen Anblick wird sie fortfahren dir zu geben, so lange du dich bûtest, den Schleier aufzuheben, der dir die Wirklichkeit verbirgt, so lange du Menschen entbehren wirst, und dich mit deinem eigenen Herzen begnügen.

den

Angelika. Oder dasjenige finde, mein Vater, das dem meinigen harmonisch begegnet. v. Hutten (schnell und ernst). Du wirst es nie fin: Aber hüte dich vor dem unglücklichen Wahn, es gefunden zu haben. (Nach einem Stillschwei: gen, wobei er in Gedanken verloren saß.) Unfre Seele, An gelita, erschafft sich zuweilen große bezaubernde Bils der, Bilder aus schönern Welten, in estere Formen gegossen. In fern nachahmenden Zügen erreicht sie

zuweilen die spielende Natur, und es gelingt ihr, das überraschte Herz mit dem erfüllten Ideale zu täuschen. - Das war deines Vaters Schicksal, Angelika. Oft sah ich diese Lichtgestalt meines Gehirns von einem Menschenangesicht mir entgegenstrahlen; freudetrunfen streckt' ich die Arme darnach aus, aber das Dunst: bild zerfloß bei meiner Umhalsung.

Angelika. Doch, mein Vater —

v. Hutten (unterbricht sie). Die Welt kann dir nichts darbieten, was sie von dir nicht empfinge. Freue dich deines Bildes in dem spiegelnden Wasser, aber stürze dich nicht hinab, es zu umfassen ; in seinen Wellen ergreift dich der Tod. Liebe nennen sie diesen schmeichelnden Wahnsinn. Hûte dich, an dieses Blendwerk zu glauben, das uns die Dichter so lieblich malen. Das Gefchöpf, das du anbetest, bist du selbst; was dir antwortet, ist dein eigenes Echo aus einer Todtengruft, und schrecklich allein bleibst du stehen.

Angelita. Ich hoffe, es gibt noch Menschen, mein Vater, die von denen

v. Hutten (aufmerksam). Du hoffest es? -Sof fest! - (Er sieht auf. Nachdem er einige Schritte auf und nieder gegangen.) Ja, meine Tochter - das erinnert mich, warum ich dich jezt habe rujen lassen. (Indem er vor ihr stehen bleibt und sie forschend betrachtet.) Du bist schneller gewesen als ich, meine Tochter - Ich verz wundere mich — ich erschrecke über meine sorglose Siz cherheit So nahe war ich der Gefahr, die ganze Arbeit meines Lebens zu verlieren!

Angelita. Mein Vater! Ich verstehe nicht, was Sie meinen.

v. Hutten. Das Gespräch kommt nicht zu frühe — Du bist neunzehn Jahr alt, du kannst Rechenschaft von mir fordern. Ich habe dich herausgeriffen aus der Welt, der du angehörst, ich have in dieses stille Thal dich geflüchtet. Dir selbst ein Geheimniß wuchseft du hier auf. Du weißt nicht, welche Bestimmung dich erz wartet. Es ist Zeit, daß du dich kennen lernest. Du mußt Licht über dich haben.

Angelika. Sie machen mich unruhig, mein Vater

v. Hutten. Deine Bestimmung ist nicht, in dies sem stillen Thal zu verblühen – Du wirst mich hier begraben, und dann gehörst du der Welt an, für die ich dich schmückte.

Angelika. Mein Vater, in die Welt wollen Sie mich stoßen, wo Sie so unglücklich waren.

v. Hutten. Glücklicher wirst du sie betreten. (Nach einem Stillschweigen.) Auch wenn es anders wäre, meine Tochter - Deine Jugend ist ihr schuldig, was mein frühzeitiges Alter ihr nicht mehr entrichten kann. Meiner Führung bedarfst du nicht mehr. Mein Amt ist geendigt. In verschlossener Werkstätte reifte die Bildsäule still unter dem Meisel des Künstlers heran; die vollendete muß von einem erhabenen Gestelle strahlen.

Angelika. Nie, nie, mein Vater, geben Sie mich aus Ihrer bildenden Hand.

v. Hutten. Einen einzigen Wunsch behielt ich noch zurück. Zugleich mit ihr wuchs er groß in meinem Herzen, mit jedem neuen Reize, der sich auf diesen Wangen verklärte, mit jeder schönen Blüthe dieses Geistes, mit jedem höhern Klange dieses Busens sprach er lauter in meinem Herzen – Dieser Wunsch, meine Tochter — reiche mir deine Hand!

Angelika. Sprechen Sie ihn aus. Meine Seele eilt ihm entgegen.

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v. Hutten. Angelika! Du vist eines vermö genden Mannes Tochter. Dafür hält mich die Welt, aber meinen ganzen Reichthum kennt Niemand, Mein Tod wird dir einen Schaß offenbaren, den deine Wohlthätigkeit nicht erschöpfen kann - Du kannst den Unersättlichsten überraschen.

Angelika. So tief, mein Vater, lassen Sie mich sinten!

-

v. Sutten. Du bist ein schönes Mädchen, Angelika! Laß deinen Vater dir gestehen, was du reinem andern Manne zu danken haben sollst. Deine Mutter war die Schönste ihres Geschlechts - Du bist ihr geschontes veredeltes Bild. Männer werden dich sehen, und die Leidenschaft wird sie zu deinen Füßen | führen. Wer diese Hand davon trägt —

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v. Hutten (mit Wohlgefallen bei ihrem Anblick vers weilend). Diese schöne Gestalt belebt eine schönere Seele Ich denke mir die Liebe in diese friedliche Brust Welche Ernte blüht hier der Liebe – O dem Edelsten ist hier der schönste Lohn aufgehoben. Angelika (tief bewegt, sinkt an ihm nieder und ver: birgt ihr Gesicht in seinen Händen).

v. Hutten. Mehr des Glückes kann ein Mann aus eines Weibes Hand nicht empfangen! - Weißt du, daß du mir alles dieses schuldig vist? Ich habe Schäße gesammelt für deine Wohlthätigkeit, deine Schönheit hab' ich gehütet, dein Herz hab' ich bewacht, deines Geistes Güte hab' ich entfaltet. Eine Bitte gewähre mir für dies Alles — in diese einzige Bitte fasse ich Alles zusammen, was du mir schuldig bist — wirst du sie mir verweigern ?

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Angelika. O mein Vater! Warum diesen weiten Weg zum Herzen Ihrer Angelika?

v. Hutten. Du besizest Alles, was einen Mann glücklich machen kann. (Er hålt hier inne, und mißt sie scharf mit den Augen.) Mache nie einen Mann glücklich! Angelika (erblaßt, schlägt die Augen nieder). v. Hutten. Du schweigst? — diese Angst — diez ses Zittern – Angelika!

ter

Angelika. Ach, mein Vater

v. Hutten (fanfter). Deine Hand, meine LochVersprich mir – Gelobe mir – Was ist das? Warum zittert diese Hand? Versprich mir, nie einem Mann diese Hand zu geben.

Angelika (in sichtbarer Verwirrung). Nie mein Vater als mit Ihrem Beifall.

v. Hutten. Auch wenn ich nicht mehr bin Schwöre mir, nie einem Mann diese Hand zu geben.

Angelika (kämpfend, mit bebender Stimme). Nie – niemals, wenn nicht – wenn Sie nicht selbst dieses Versprechens mich entlassen.

v. Hutten. Also niemals. (Er läßt ihre Hand los. Nach einem langen Stillschweigen.) Sieh diese welken Hände! Diese Furchen, die der Gram auf meine Wangen grub! Ein Greis steht vor dir, der sich zum Rande des Grabes hinunterneigt, und ich bin noch in den Jahren der Kraft und der Mannheit! Das thaten die Menschen – Das ganze Geschlecht ist mein Mörder Angelika Begleite den Sohu meines Mörz ders nicht zum Altar. Laß meinen blutigen Gram nicht in ein Gaukelspiel enden. Diese Blume, gewartet von meinem Kummer, mit meinen Thränen bethaut, darf von der Freude Hand nicht gebrochen werden.

Die erste Thräne, die du der Liebe weinst, vermischt dich wieder mit diesem niedern Geschlechte – die Hand, die ou einem Mann am Altare reichst, schreibt meinen Namen an die Schandfäule der Thoren.

Angelika. Nicht weiter, mein Vater. Jezt nicht weiter. Bergönnen Sie, daß ich —

(Sie will gehen, Hutten hält sie zurück.)

v. Hutten. Ich bin kein harter Water gegen dich, meine Tochter. Liebt' ich dich weniger, ich würde oich einem Mann in die Arme führen. Auch trag' ich feinen Haß gegen die Menschen. Der thut mir Un recht, der mich einen Menschenhasser nennt. Ich habe Ehrfurcht vor der menschlichen Natur nur die Menschen kann ich nicht mehr lieben. Halte mich nicht für den gemeinen Thoren, der die Edeln entgelten läßt, was die Unedeln gegen ihn verbrachen. Was ich von den Unedeln litt, ist vergessen. Mein Herz bluz tet von den Wunden, die ihm die Besten und Edelsten geschlagen.

Angelika. Seffnen Sie es den Besten und Edelften Sie werden heilenden Balsam in diese Wunden gießen. Brechen Sie dieses geheimnißvolle Schweiz gen!

v. Hutten (nach einigem Stillschweigea). Könnt' ich dir die Geschichte meiner Mißhandlungen erzählen, Angelica! Ich kann es nicht. Ich will es nicht. Ich will dir die sedhliche Sicherheit, das süße Vertrauen auf dich selbst nicht entreißen - Ich will den Haß nicht in diesen frieölichen Busen führen. Verwahren möcht' ich dich gegen die Menschen, aber nicht erbit teru. Meine treue Erzählung würde das Wohlwol= ten auslöschen in deiner Brust, und erhalten möchte ich diese heilige Flamme. Ehe sich eine neue und schdnere Schöpfung von selbst hier gebildet hat, mdajte ich die wirkliche Welt nicht von deinem Herzen reißen.

(pale. Mus cut a neigt ich über ihn mit thränenden Augen.)

Ich gönne dir den lachenden Anblick des Lebens, den seligen Glauben an die Menschen, die dich jezt noch gleich holden Erscheinungen umspielen; er war heilsam, er war nothwendig, den göttlichsten der Triebe in deinem Herzen zu entfalten. Ich bewundre die weise Sorgfalt der Natur. Eine gefällige Welt legt sie um unsern jugendlichen Geist, und der aufteis mende Trieb der Liebe findet, was er ergreife. An dieser hinfälligen Stüße spinnt sich der zarte Schößling hinauf, und umschlingt die nachbarliche Welt mit tausend üppigen Zweigen. Aber soll er, ein kö niglicher Stamin, in stolzer Schönheit zum Himmel wachsen - o dann müssen diese Nebenzweige ersterben, und der lebendige Trieb, zurückgeörängt in sich selbst, in gerader Richtung über sich streben. Still und sanft fängt die erstarrte Seele jezt an, den verirrten Trieb von der wirklichen Welt abzurufen, und dem göttlichen Ideale, das sich in ihrem Innern verklärt, entgegen zu tragen. Denn bedarf unser seliger Geist jener Hülfe der Kindheit nicht mehr, und die gereinigte Glut der Begeisterung lobert fort an einem innern unsterblichen Zunder.

Angelika. Ach, mein Vater! Wie viel fehlt mir zu diesem Bilde, daß Sie mir vorhalten! - Auf diesem erhabenen Fluge kann Ihre Tochter Sie nicht begleiten. Lassen Sie mich das liebliche Phantom verfolgen, bis es von selbst von mir Abschied nimmt.

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v. Hutten (mit einiger Empfindlichkeit). Die Ein: samkeit hat dich mir verdorben, Angelita. - Unter Menschen muß ich dich führen, damit du sie zu ach: ten verlernest. Du sollst ihm nachjagen, deinem lieb: lichen Phantom - Du sollst dieses Götterbild deiner Einbildung in der Nähe beschauen. — Wohl mir, daß ich nichts dabei wage - Ich habe dir einen Maßstab in dieser Brust mitgegeben, den sie nicht aushalten werden. (Mit stiliem Entzücken sie betrachtend.) O noch eine schöne Freude blüht mir auf und die lange Sehn sucht naht sich ihrer Erfüllung. - Wie sie staunen werden, von nie empfundenen Gefühlen entglühen werden, wenn ich den vollendeten Engel in ihre Mitte stelle - Ich habe sie – Ja ich habe sie gewiß – ihre Besten und Edelsten will ich in dieser goldenen Schlinge verstricken - Angelika! (Er naht sich ihr mit feierlichem Ernße und läßt seine Hand auf ihr Haupt niedersinken.) Sey ein höheres Wesen unter diesem gesunkenen Geschlechte! Streue Segen um dich, wie eine beglückende Gott: heit! Uebe Thaten aus, die das Licht nie beleuchtet hat! Spiele mit den Tugenden, die den Helden: muth des Helden, die die Weisheit des Weisesten erschöpfen. Mit der unwiderstehlichen Schönheit be waffnet, wiederhole du vor ihren Augen das Leben, das ich in ihrer Mitte unerkannt lebte, und durch deine Anmuth triumphire meine verurtheilte Tugend. Milder strahle durch deine weibliche Seele ihr verzehrender Glanz, und ihr blödes Auge dffne sich endlich ihren siegenden Strahlen. Bis hieher führe sie - bis sie den ganzen Himmel sehen, der an diesem Herzen bereitet liegi, bis sie nach diesem unaussprechlichen Glückt ihre glühenden Wünsche ausbreiten – und jest fliche in deine Glorie hinauf – in schwindlicher Serre event lie tiver lich die himmlische Erscheinung! ewig unerreichbar ihrem Verlangen, wie der Orion unserm sterblichen Arm in des Aethers heiligen Feldern - zum Schattenbilde wurden sie mix, da ich nach Wesen dürftete; in Schatten zerfließe Du ihnen wieder. - So stelle ich dich hinaus in die Menschheit Du weißt, wer du bist – Ich habe dich meiner Rache erzogen. *)

*) Anmerkung des Herausgebers. Im 11ten Stück der Thalia, wo dies Fragment zuerst erschien, findet sich am Schluß die Note:

„Die hier eingerückten Scenen find Bruchstücke eines Trauerspiels, welches schon vor mehreren Jahren ange: fangen wurde, aber aus verschiedenen Ursachen unvollen: det bleibt. Vielleicht dürfte die Geschichte dieses Menschenfeindes und dieses ganze Charaktergemålde dem Publikum einmal in einer andern Form vorgelegt werden, welche diesem Gegenstand günstiger ist, als die dramatische.“

Unter Schillers nachgelassenen Papieren war über die: sen Stoff nichts vorhanden. Die Ueberschrift in der Thalia: Der versöhnte Menschenfeind, gibt indessen schon einigen Aufschluß über den Plan. Auch erinnert sich der Herausgeber aus damaligen Unterredungen mit dem Ver: fasser, daß Rosenberg nach einem hartnäctigen Widerstande endlich siegen sollte, und daß die Erscheinungen einiger Menschenfeinde anderer Art bestimmt waren, diesen Erfolg zu begünstigen.

Wallenstein.

Ein drama t is che s Gedicht.

Erster Theil.

Prolog.

Gesprochen bei der Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar, im Oktober 1798.

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Der scherzenden, der ernsten Maske Spiel,
Dem Ihr so oft ein willig Ohr und Auge
Geliehn, die weiche Seele hingegeben,
Vereinigt uns auf's Neu' in diesem Saat
Und sieh! er hat sich neu verjüngt, ihn hat
Die Kunst zum heitern Tempel auszeschmückt,
Und ein harmonisch hoher Geist spricht uns
Aus dieser edlen Säulenordnung an,
Und regt den Sinn zu festlichen Gefühlen.

Und doch ist dies der alte Schauplaß noch,
Die Wiege mancher jugendlichen Kräfte,
Die Laufbahn manches wachsenden Talents.
Wir sind die Alten noch, die sich vor Euch
Mit warmem Trieb und Eifer ausgebildet.
Ein edler Meister stand auf diesem Play,
Euch in die heitern Höhen seiner Kunst
Durch seinen Schöpfergenius entzückend.

! mdge dieses Raumes neue Würde
Die Würdigsten in unsre Mitte ziehn,
Und eine Hoffnung, die wir lang gehegt,
Sich uns in glänzender Erfüllung zeigen.
Ein großes Muster weckt Nacheiferung
Und gibt dem Urtheil höhere Geseze.
So stehe dieser Kreis, die neue Bühne,
Als Zeugen des vollendeten Talents.
Wo möcht' es auch die Kräfte lieber prüfen,
Den alten Ruhm erfrischen und verjüngen,
Als hier vor einem ausertes'nen Kreis,
Der, rührbar jedem Zauberschlag der Kunst,
Mit leisbeweglichem Gefühl den Geist
In seiner flüchtigsten Erscheinung hascht?

Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst,
Die wunderbare, an dem Sinn vorüber,
Wenn das Gebild des Meisels, der Gesang
Des Dichters nach Jahrtausenden noch leben.
Hier stirbt der Zauber mit dem Künstler ab,
Und wie der Klang verhallet in dem Ohr,
Verrauscht des Augenblicks geschwinde Schöpfung,
Und ihren Ruhm bewahrt kein dauernd Werk.
Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis;
Dem Mimen flicht die Nachwelt teine Kränze,
Drum muß er geizen mit der Gegenwart,
Den Augenblick, der sein ist, ganz erfüllen,
Muß seiner Mitwelt mächtig sich versichern,
Und im Gefühl der Würdigsten und Besten
Ein lebend Denkmal sich erbau'n So nimmt er
Sich seines Namens Ewigkeit voraus.
Denn wer den Besten seiner Zeit genug
Gethan, der hat gelebt für alle Zeiten.

Die neue Aera, die der Kunst Thaliens
Auf dieser Bühne heut' beginnt, macht auch
Den Dichter kühn, die alte Bahn verlassend,
Euch aus des Bürgerlebens engem Kreis
Auf einen höhern Schauplah zu versehen,
Nicht unwerth des erhabenen Moments
Der Zeit, in dem wir steebend uns bewegen:
Denn nur der große Gegenstand vermag
Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen:
Im engen Kreis verengert sich der Sinn,
Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken.
Und jezt an des Jahrhunderts ernstem Ende
Wo selbst die Wirklichkeit zur Dichtung wird,
Wo wir den Kampf gewaltiger Naturen
Um ein bedeutend Ziel vor Augen sehn,
Und um der Menschheit große Gegenstände,

Um Herrschaft und um Freiheit, wird gerungen,
Jeht darf die Kunst auf ihrer Schattenbühne
Auch höhern Flug versuchen, ja sie muß,
Soll nicht des Lebens Bühne sie beschämen.

Zerfallen sehen wir in diesen Tagen
Die alte feste Form, die einst vor hundert
Und fünfzig Jahren ein willkommner Friede
Europens Reichen gab, die theure Frucht
Von dreißig jammervollen Kriegesjahren.
Noch einmal laßt des Dichters Phantasie
Die düstre Zeit an Euch vorüberführen,
Und blicket froher in die Gegenwart
Und in der Zukunft hoffnungsreiche Ferne.

In jenes Krieges Mitte stellt Euch jezt
Der Dichter. Sechzehn Jahre der Verwüstung,
Des Raubs, des Elends sind dahin geflohn,
In trüben Massen gähret noch die Welt.
Und teine Friedenshoffnung strahlt von fern.
Ein Tummelplaß von Waffen ist das Reich,
Verddet sind die Städte, Magdeburg

Ist Schutt, Gewerb und Kunstfleiß liegen nieder,
Der Bürger gilt nichts mehr, die Krieger Alles,
Straflose Frechheit spricht den Sitten Hohn,
Und rohe Sorden lagern sich), verwildert
Im langen Krieg, auf dem verheerten Boden.

Auf diesem finstern Zeitgrund malet sich
Ein Unternehmen kühnen Uebermuths

Und ein verwegener Charakter ab.

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den Schöpfer kühner Heere, Des Lasters Abgott und der Länder Geißel, Die Stüße und den Schrecken seines Kaisers, Des Glückes abenteuerlichen Sohn,

Der, von der Zeiten Gunst emporgetragen,
Der Ehre höchste Staffel rasch erstieg,
Und ungesättigt immer weiter strebend,
Der unvezähmten Ehrsucht Opfer fiel.
Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt
Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte;
Doch Euren Augen soll ihn jezt die Kunst,
Auch Eurem Herzen menschlich näher bringen:
Denn jedes Acusserste führt sie, die Alles
Begränzt und bindet, zur Natur zurück;
Sie sieht den Menschen in des Lebens Drang
Und wälzt die größ're Hälfte seiner Schuld
Den unglückseligen Gestirnen zu.

Nicht Er ist's, der auf dieser Bühne heut
Erscheinen wird. Doch in den kühnen Schaaren,
Die sein Befehl gewaltig lenkt, sein Geist
Beseelt, wird Euch sein Schattenbild begegnen,
Bis ihn die scheue Muse selbst vor Euch
Zu stellen wagt in levender Gestalt:
Denn seine Macht ist's, die sein Herz verführt;
Sein Lager nur erkläret sein Verbrechen.

Darum verzeiht dem Dichter, wenn er Euch Nicht raschen Schritts mit Einem Mal ans Ziel Der Handlung reißt, den großen Gegenstand In eine Reihe von Gemälden nur Vor Euren Augen abzurollen wagt. Das beur'ge Spiel gewinne Euer Ohr Und Euer Herz den ungewohnten Tönen; In jenen Zeitraum führ' es Euch zurück, Auf jene fremde kriegerische Bühne, Die unser Held mit seinen Thaten bald Erfüllen wird.

Und wenn die Muse heut',

Des Tanzes freie Göttin und Gesangs,
Ihr altes deutsches Recht, des Reimes Spiel,
Bescheiden wieder fordert – tadelt's nicht!
Ja, dantet ihr's, daß sie das düstre Bild
Der Wahrheit in das heit're Reich der Kunst
Hinüberspielt, die Täuschung, die sie schafft,
Aufrichtig selbst zerstört und ihren Schein
Der Wahrheit nicht betrüglich unterschiebt;
Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.

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Erster Auftritt.

Marketenderzelte, davor eine Kram: und Trddel-Bude. Sol: daten von allen Farben und Feldzeichen drängen sich durchein: ander, alle Tische sind besezt. Kroaten und Uhlanen an einem Kohlfeuer kochen, Marketenderin schenkt Wein, Soldatenjungen würfeln auf einer Trommet, im Zelt wird gesungen.

Ein Bauer und sein Sohn.

Bauerknabe.

Vater, es wird nicht gut ablaufen,
Bleiben wir von dem Soldatenhaufen.
Sind euch gar tropige Kameraden ;

Wenn sie uns nur nichts am Leibe schaden!
Bauer.

Ei was! Sie werden uns ja nicht fressen,
Treiben sie's auch ein wenig vermessen.
Siehst du! find neue Völker herein,
Kommen frisch von der Saal' und dem Main,
Bringen Beut' mit, die varsten Sachen!
Unser ist's, wenn wir's nur listig machen.
Ein Hauptmann, den ein andrer erstach,
Ließ mir ein Paar glückliche Würfel nach,
Die will ich heut einmal probiren,
So sie die alte Kraft noch führen.
Mußt dich nur recht erbärmlich stellen!

Sind dir gar lockere, leichte Gesellen,
Lassen sich gern schön thun und loben;
So wie gewonnen, so ist's zerstoben.
Nehmen Sie uns das Unfre in Scheffeln,
Müssen wir's wieder bekommen in Löffeln;
Schlagen sie grob mit dem Schwerte drein,
So sind wir pfiffig und treiben's fein.
(Im Zelt wird gesungen und gejubelt.)
Wie sie jauchzen – daß Gott erbarm!
Aules das geht von des Bauern Felle.
Schon acht Monate legt sich der Schwarm
Uns in die Betten und in die Ställe;
Weit herum ist in der ganzen Aue
Keine Feder mehr, keine Klaue,
Daß wir vor Hunger und Elend schier
Nagen müssen die eigenen Knochen,
War's doch nicht ärger und krauser hier,
Als der Sachs noch im Lande that pochen,
Und die nennen sich Kaiserliche --

Bauerknabe.

Vater, da kommen ein Paar aus der Küche,
Sehen nicht aus, als wär' viel zu nehmen.
Bauer.

Sind Einheimische, geborne Böhmen,
Von des Terschkas Karabinieren,
Liegen schon lang in diesen Quartieren.

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