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„Fort, Göttinsohn! Fort, fort aus diesem Brand! Die Mauern sind in Feindes Hand,

Die stolze Troja stürzt von ihren Höhen,
Genug, genug ist für das Vaterland,
Genug für Priams Thron geschehen!
War's eines Mannes tapfre Hand,
Die Trojas leßtes Schicksal wendet,
So hatt' es dieser Arm vollendet. *)

Die Heiligthümer sind dir übergeben,

Nimm zu Gefährten sie auf deiner flücht’gen Bahu!
Für sie wirst du ein neues Ilium erheben
Nach langer Irrfahrt auf dem Ocean.“

Er spricht's, und holt in schneller Eile
Mir vom Altar mit eigner Hand
Der mächtigen Vesta heil'ge Säule,
Den Priesterschmuck, den ew'gen Feuerbrand.

Und draußen hört man schon ein tausendstimmig
Heulen

Mit wachsendem Getön die bangen Lüfte theilen,
Es dringt der Waffen eisernes Gebrause
Bis zu Anchisens, meines Vaters, Hause,
Das hinter Bäumen einsam sich verlor;
Es donnert aus dem Schlummer mich empor:
Den höchsten Standort wähl ich mir im Hause,
Und stehe da mit offnem Obr.

So fallen Feuerflammen in's Getreide,
Gejagt vom Wind, so stürzt der Wetterbach
Sich rauschend nieder von des Berges Heide;
Zertreten liegt, so weit er Bahn sich brach,
Der Schweiß der Rinder und des Schnitters Freude,
Und umgeris'ne Wälder stürzen nach,
Es horcht der Hirt, unwissend wo es drône,
Vom fernen Fels verwundert dem Getöne.

Jest lag es kund und aufgethan,

Wie Danaer auf Treu und Glauben halten!
Das Truggeweb' sieht man jet schrecklich sich entfalten;
Schon liegt, besiegt vom prasselnden Bulkan,
Deiphobus erhab’ne Burg im Staube,

Schon wird Ucalegon's, ihr Nachbar, ihm zum Raube,
Und des sigäischen Sundes Flut
Scheint wider von des Feuers Glut. **)

Von lautem Kriegsgeschrei erzittern jeßt die Zinnen
Und schrecklich schmettert des Aaaiers Horn.
Sinnlos bewaffn' ich mich. Bewaffnet was beginnen?
Ein Heer zu sammeln schnell treibt mich der edte Zorn,
Und mit der Freunde Schaar die Beste zu gewinnen.
Verzweiflung selbst ist des Entschlusses Sporn.
Will, ruf' ich aus das Schicksal mit uns enden,
So stirbt sidy's schön, die Waffen in den Händen.

Indem seh' ich entflohn der Feinde Pfeilen,
Den Priester des Apoll bei mir vorüber eilen,
Die überwund'nen Götter in der Hand,

Am Arm den kleinen Sohn, flicht er betäubt zum
Strand.

Salt, rief ich, o halt an, mich zu belehren,
Mein Panthus, was beschließt das zürnende Geschick?
Welch festes Schloß wird uns noch Schuß gewähren ?
Da giebt er seufzend mir zurück:

*) Erste Lesart:

War Pergamus durch eines Kriegers Eisen
Dem lezten Schicksal zu entreißen,
Glaub' mir, so war's durch Hektors Hand.

**) Erste Lesart:

Vom flammenrothen Widerscheine brennt
Des Meeres Spiegel und das Firmament.

Der Tage letter ist vorhanden,
Gekommen ist die unabwendbar böse Zeit;
Einst gab es Teutrer, Troja hat gestanden.
Und seines Ruhmes Schimmer strahlte weit.
Der grimme Zevs gab Alles dem Argeier,
Der waltet jezt in der entflammten Stadt;
Bewaffnete ergießt das Ungeheuer,

Und Sinon schürt die Glut, frohlockend seiner That.

Und durch die zweifach offnen Thore wogen
Schon Tausende und Tausende einber,
Als aus dem räumigen Mycene nie gezogen,
Es stehen andre mit gestrecktem Speer,
Mordlustig hingepflanzt auf engen Wegen,
Des Eisens Blig starrt jeder Brust entgegen.
Kaum thun die ersten Wachen Widerstand
Und wagen das Gefecht mit ungewisser Hand.
Von diesen Reden feurig aufgefodert,
Und fortgezogen von der Götter Macht,
Flieg ich dahin, wo's höher, heller lodert,
Der Donner stürzender Pallåste kracht,
Wo vom Geschrei und vom Geflier der Eisen
Die Luft erbebt, wohin die Furien mich reißen;
Der günst’ge Mond giebt mir den trefflichen Epyt
Und Ripheus Stärke zu Begleitern mit.

Dymas und Hypanis beseelen gleiche Triebe,
Auch Mygdons Sohn, Chordbus, folgt dem Zug,
Den für Kassandra die unsel'ge Liebe
Verbängnißvoll zu Trojas Ende trug!

Dem Vater seiner Braut bracht er hülfreiche Schaaren
Und glaubte nicht dem warnungsvollen Laut,
Nicht den verfündigten Gefahren

Im Mund der gottbejeelten Braut.

Wohlan, beginn' ich zu der kampfbegier'gen Jugend,
Ihr Herzen, jezt umsonst voll Heldentugend!
Gewichen sind, ihr seht's, aus allen ihren Sißen
Die Götter, welche Troja sahüßen.

Treibt euch der Muth, dem kühnen Führer nach:
zugehn,
Kommt der entflammten Troja beizustehn,
Kommt mit mir, kommt, und fechtend endigt euer
Leben!

Besiegte rettet nichts, als Rettung aufzugeben.

Entflammet durch dies Wort ist ihres Eifers Glut, Und, Wölfen gleich, die durch den Nebel spürend schleichen,

Herausgestachelt von des Hungers Wuth,
Mit trocnem Gaum erwartet von der Brut,
Geht's zum gewissen Tod durch Schwerter und durch
Leichen.

Der boblen Nacht furchtbare Schatten streichen
Rings durch die Straßen; unser kühner Muth
Verschmäht, aus Trojas Mitte zu entweichen.

Nacht des Grauens, welcher Mund
Spricht deine Schrecken aus, die Todesnoth der
Meinen,

Wer macht die Opfer, die du würgtest, kund!
Wo nehm' ich Thränen her, sie zu beweinen!
Sie fällt, die hohe Stadt, seit grauem Alterthum
Gewohnt zu herrschen und zu siegen.
Auf Straßen, Schwellen, selbst im Heiligthum
Der Götter sieht man Todtenkörper liegen.
Doch glaube nicht, daß nur trojanisch Blut
Der Nächte schrecklichste getrunken.
Auch meines Volts erstorb'ner Muth
Glimmt auf in manchem Seldenfunken,

Und dann fließt auch des Siegers Blut.
Der Angst, der Qual, des Jammers Stimmen spalten
Des Hörers Ohr, wo nur das Auge ruht,
Des Todes schrecklich wechselnde Gestalten!

Von Feinden warf zuerst von einer großen Schaar
Androgeos sich uns entgegen.

Sein Irrthum stellt in uns der Freude Heer ihm dar. Auf, Brüder, eilt! ruft er. Woher so spåt, ihr Trägen? Die andern tragen schon das ganze Pergam fort; Ihr habt erst jezt den Schiffen euch entrissen? Kaum endigt er, so sagt ihm ein verdächtig Wort, Das Feindeshaufen ihn umschließen.

Sein Fuß erstarrt, und auf den Lippen stirbt die Stimme,

So zittert, wer in Dornen tief verstect,

Die Natter unverhofft mit rauhem Fußtritt weckt;
Ihr blauer Hals schwillt an, mit gift'gem Grimme
Knirscht sie empor, und bleich flieht er zurück.
So wendet bei geschärftem Blick
Androgeos erschrocken um. Wir dringen

In seine dichte Schaar, es mischen sich die Klingen.

In Troja fremd und halb vor Furcht entseelt, erliegen Sie unserm Arın. Den Anfang krönt das Glück. Auf, Freunde, ruft erhißt von diesen ersten Siegen, Chordbus, voll von Muth. Es zeigt uns das Geschick In diesem Zufall selbst den Weg zum Leben. Bertauscht den Schild! den griech’schen Helm auf's Haupt!

List oder Kraft, was wäre Feinden nicht erlaubt? Die Todten werden Waffen geben.

Er spricht's, und schleunig weht auf seinem Haupt
Des fremden Helmes Busch, Androgeos geraubt.
Er eilt des Schildes Zierde zu vertauschen,
Und läßt ein griechisch Schwert von seinen Hüften
rauschen.

Ihm folgt die ganze Jugend, und umhängt
Sich schnell die ganze frischgemachte Beute.
So stürzen wir, mit Danaern vermengt,
Doch ohne unsern Gott! zum Streite.

Begünstigt von der blinden Nacht,
Gelingt uns manche heiße Schlacht,

Und mancher Grieche fällt von unsern Streichen.
Schon fliehn sie schaarenweis, dem drohenden Geschick
Am sichern Bord der Schiffe zu entweichen;
Bis in des Rosses Bauchh scheucht sie die Furcht zurück.
Ach Niemand schmeichle sich, im Dünkel großer Thaten
Der Götter Gnade zu entrathen!

Was zeigt sich uns! Selbst an Tritoniens Altar
Ertühnt man sich Kassandra zu ergreifen.
Wir sehn mit aufgelöstem Haar

Die Tochter Priams aus dem Tempel schleifen;
Zum tauben Himmet fleht ihr glühend Angesicht,
Denn, ach! die Fessel klemmt der Jungfrau zarte
Hände.

Chorbbus Wahnsinn trägt es nicht,
Er sucht im Schlachtgewühl ein Heldenende.

Ihm stürzt in dichtgeschloß'nen Gliedern
Die ganze Schaar der Freunde nach;
Doch ach! von unsern eig'nen Brüdern
Kommt hier vom höchsten Tempeldach

Ein mördrisch Pfeilgewölk auf uns herabgeflogen.
Des Federbusches fremde Zier,
Der Schilde Zeichen, welche wir
Verwechselt, hatte sie betrogen.

Die Priesterin uns abzuringen,
(Berrathen hat uns långst der Sterbenden Geschrei)
Umstürmt uns der Dolopen Schaar. Es dringen
Mit Ajar die Atriden selbst herbei.

So wenn im Sturme sich die Winde heulend schlagen,
Der wilde Süd, des Nordens rauhe Macht,
Der muth'ge Ost, auf Titans raschem Wagen,
Es rauscht des Meeres Grund, des Waldes Eiche
fracht.

Jeht sehn wir noch zu ganzen Heeren,
Die uns'rer Waffen glücklicher Betrug
Vor Kurzem noch im finstern Dunkel schlug,
Von ihrer Flucht zurückekehren.

Ihr schneller Blick erkennt in dunkler Schlacht
Des Helmes List, der Schilde falsche Zeichen.
Jest muß der Augen Wahn dem Klang der Stim:
men weichen,
Jezt siegt des Feindes Uebermacht.

Es fällt zuerst, von Penelus durchstochen,
Chordbus an Tritoniens Altar.

Es fält, der das Geseß der Tugend nie gebrochen,
Riphens, der Redlichste, den Ilium gebar.
Die Götter richteten nicht so! Von Freundesstreichen
Liegt Hypanis, liegt Dymas hingestrect;
Und kann der Priesterschmuck, der dich, o Panthus,
deckt,

Kann selbst dein schuldlos Herz die Himmlischen er weichen?

Bezeugt mir's, Trojas heil'ge Trümmer,
Du Flammengrab, das meine Stadt verschlang,
Daß ich an jenem Schreckenstage nimmer
Mich feig entzogen des Gefechtes Drang,
Und war's mein Loos, an jenem Tag zu enden,
Daß ich's verdient mit meinen Würgerhänden!
Jest wich ich der Gewalt, mir folgt vor Alter laß
Iphyt und schwer von Wunden Pelias.

Zu Priams Burg ruft uns der Stimmen lautster Hall;
Als ras'te nirgends sonst der Streitenden Gedränge,
Nicht durch ganz Ilium der Waffen wilder Schall,
Erblick ich hier ein fürchterlich Gemenge,
Des Andrangs Ungestüm, ergrimmten Widerstand.
Den Feind seh' ich die hohen Dächer stürmen,
Und mit der Schilde dichtgeschloss’nem Bund
Sich furchtbar vor den Eingang thürmen.

Ich sehe Leitern an die Mauern legen,
Entschlossen klimmt der troy'ge Sieger nach,
Die Linke hält den Schild der Pfeile Sturm entgegen,
Fest klammert sich die Rechte an das Dach,
Beschäftigt ist mein Volk, die Thürme abzutragen,
Und mit den Trümmern wird der Stürmende bedroht,
Die lezte Zuflucht ihrer Noth,
Wenn Alles, Alles fehlgeschlagen!

Herabgestürzt seh' ich die übergold'ten Zinnen,
Denkmäler alter königlicher Pracht.

Mit bloßem Schwert wird jeder Weg nach Innen
Von einer dichten Schaar Dardanier bewacht.
Ein frischer Muth lebt auf in unsern Seelen,
Der schwerbedrängten Burg des Königs beizustehn,
Mit Stärke Stärke zu vermählen.

Und der Besiegten Muth mitstreitend zu erhöhn.

Noch führten zum Pallast, der Menge unbekannt, Geheime abgeleg'ne Thüren.

Durch deren nie entdecktes Band

Die Zimmer in einander sich verlieren.

Oft hatte, frei von des Gefolges Zwang,
Andromache in Troja's schönen Lagen
Auf diesem unbemerkten Gang

Zum frohen Ahn den Enkel hingetragen.

Mich bracht' er jezt zum höchsten Dach hinauf,
Von wo die Teutrier mit segenteeren Händen
Verlor'ne Pfeile niedersenden.

Zum jähen Thurm verfolg' ich meinen Lauf,
Der über's Dach empor zum Sternenhimmel schreitet;
Ganz Ilium liegt vor mir ausgebreitet,
Der feindlichen Gezelte ganzes Heer,
Das ganze schiffbedeckte Meer.

Von Tod umringt, zerreißen wir voll Muth
Der Decke schon gewich'ne Fugen,

Und schleudern sie auf der Archiver Flut
Mit sammt den Pfeilern, die sie trugen.
Herunter stürzen sie mit donnerndem Gekrachh,

Und weh den Stürmenden, die sich darunter stellten!
Doch frische Krieger dringen nachh,

Der Streit brennt fort, und alle Waffen gelten. Ats wollt er jeden Feind zermalmen

Pflanzt Pyrrhus sich im Glanz der Rüstung vor das

Thor,

Der Schlange gleich, genährt von bösen Halmen,
Die giftgeschwollen schlief im eisbedeckten Moor,
Und neuverjüngt jezt von sich streift die Schale,
Den glatten Leib im Reif zusammenringt,
Sich mit erhab’ner Brust aufbäumt zum Sonnen-
strahle,

Und dreier Zungen Bliß im Munde schwingt.

Dicht an ihm sieht der hohe Periphas,
Nächst dem Avtomedon, Achillens Wagenwender,
Es drängt sich Skyros Jugend an den Paß,
Und nach dem Giebel fliegen Feuerbränder.
Vom Angel haut er selbst das erzbeschlag'ne Thor,
Und alle Bänder stürzt des Beiles Schwung zu
Grunde,

Leicht wird das Holz durchbohrt, das seinen Schirm verlor,

Und weit geöffnet klafft des Thores Wunde.
Des innern hauses weiter Hof, die Schaar
Der Trojer, die den Eingang hüten,
Der alten Könige geheimste Sale bieten
Dem überraschten Blick sich dar,

Und aus den innersten Gemächern dringet
Der Männer Schrei, der Weiber jammernd Ach,
Die ganze Wölbung hallt das Klaggeheute nach,
Das in den Wolken wiederklinget.

Man sieht der Mütter Heer die weite Burg durchschweifen,

Zum letzten Lebewohl die Säulen noch umgreifen,
Und füssen den empfindungslosen Stein.
Ganz mit des Vaters Troßbricht Pyrrhus schon herein.
Ihn hält kein Schloß, die Thüre liegt in Trümmern,
Vom Widder eingerannt, Gewalt macht Bahn,
Tod ist der erste Gruß, so fluten sie heran,
Von Waffen rauscht's in allen Zimmern.

So wüthet nicht der hochgeschwoll'ne Bach,
Der schäumend seinen Damm durchbrach,
Der Felsen Kerterwand mit wildem Grimm durch-
hauen,

Er stürzt in's Feld mit trüber Wogen Kraft,
Der Heerden Schaar auf den ertränkten Auen
Wird mit den Hürden fortgerafft.

Ich selbst sah, Mord im Blick, den Achilleiden
Am Eingang stehn, und bei ihm die Atreiden.

Ich sah auch Hekuba, sah ihre hundert Töchter, Sah Priam selbst an den Altar gestreckt,

Den Vater blühender Geschlechter,

Noch mit dem Blut der Opfer frisch beflect,
Es tritt der Feind die Saat von fünfzig Ehen,
Der Enkel schöne Hoffnung in den Staub,
Die goldne Säule stürzt behangen mit Trophäen,
Und was dem Brand entging, das wird des Würgers
Raub.

Mitleidig, Fürstin, wirst du fragen,
Wie König Priam seine Tage schloß?

So wisse denn: kaum hört er Trojens Stunde
schlagen,
Und sah den Feind, der durch die Pforten sich ergoß,
So cilt' er sich den Panzer anzuschnallen,
Der die entwöhnten Glieder niederzog,
Umhängt das Schwert, das längst der Scheide nicht
entflog,

Und stürzt zur Schlacht, als Fürst zu fallen.

Es stieg in des Pallastes mittler'm Raume
Ein hoher Altar in des Aethers Plan,
Ihn fächelte von einem alten Lorbeerbaume
Die nachbarliche Kühlung an.

Gleich scheuen Tauben, die das donnerschwüle Wetter
Zusammentrieb, lag dorten Hekuba

Mit allen Töchtern knieend da,

Und schloß in ihren Arm die unerweichten Götter,

Jest sah sie den Gemahl, bereit zur Gegenwehr
Im jugendlichen Schmuck der Waffen sich bewegen.
Unglücklicher, wohin? ruft sie ihm bang entgegen,
Was für ein Wahnsinn reichte dir den Speer?
Und wäre selbst mein Hektor noch zugegen,
Jezt helfen Schwert und Lanzen uns nicht mehr.
hieher tritt, dieses Sheiligthum schüßt Aue,
Wo nicht, vermählt uns doch im Falle!
Sie sprach's, und zog ihn zu sich hin, und ließ
Im Priesterstuhl den Greis sich niedersehen;
Da kam, von Pyrrhus mörderischem Spieß
Durchbohrt, sein Sohn Polyt, bluttriefend, vou
Entseyen,

Der Feinde Haufen durch, den weiten Bogengang
Dahergerannt. Sein Blick sucht in der dden Leere
Der weiten Zimmer Schuß; den schon gewissen Fang
Verfolgt Neoptolem mit mordbegier'gem Speere.

Schon bascht ihn sein furchtbarer Arm,

Und über ihm sieht schon den Stahl der Vater schweben;

Noch flieht er bis zu Priams Fuß, und warm
Entquilt in Strömen Bluts das junge Leben.
Nicht länger schweigt das Vaterherz;
Obgleich verurtheilt von des Mörders Grimme,
Erhebt er feierlich des Zornes Donnerstimme,
Und heult in diese Worte seinen Schmerz:

Für diese Frevelthat, für diesen bittern Hohn,
Für dieß verfluchenswürdige Ertühnen,
Wenn noch Gerechtigkeit wohnt aufder Götter Thron
Erwarte dich, wie solche Thaten ihn verdienen,
Dich Ungeheu'r, ein grausenvoller Lohn!
Dich, dich, der mit verruchtem Bubenstücke,
Mit dem erwürgten lieben Sohn
Gefoltert hat die väterlichen Blicke!

So wahrlich hielt's mit seinem Feinde nicht
Achill, den du zum Vater dir gelogen;
Es ehrte mit erröthendem Gesicht

Der Held mein Alter und der Liebe Pflicht,

Als ich zu ihm, ein Flehender gezogen. Er weigerte mir Hektors Leichnam nicht, Des Todten Feier würdig zu begehen, Und ließ mich Troja wiedersehen.

Mit diesen Worten schleudert er den Schaft,
Der ohne Klang der schwachen Hand enteilet,
Und aufgefangen von des Gegners Kraft,
Des Schildes Spize kaum zertheilet.

Geh denn, erwidert Pyrrhus ihm voll Hohn,
Sag' dem Achill, wie sehr ihn meine Thaten schänden!
Verklage dort den tiefgesunk'nen Sohn!
Jest aber stirb von meinen Händen!

Er reist den Zitternden, dieß sagend, zum Altare,
Der noch vom Blut des Kindes raucht,

Fast mit der linken Hand die silbergrauen Haare,
Indeß die Rechte tief sich in den Busen taucht.
So endigt Priamus. Sein Aug' sah Troja brennen,
Die über Asien den Scepter ausgestreckt,
Jeht ein gigant'scher Rumpf, am Meeresstrand
entdeckt,

Es fehlt das Haupt und Niemand kann ihn nennen.

Jest wird zum erstenmal mein Herz mit Furcht erfüllt. Des alten Königs lehtes Blassen

Weckt mir des eignen theuren Vaters Bird,
Zeigt mir mein Haus im Schutt, Gemahlin, Kind
verlassen;

Ich spähe ringsum, wer mir folgen kann.
Ach, matt vom Streit sind Alle längst verschwunden,
Hier hatten sie vom Thurm den kühnen Sprung gethan,
Dort in den Flammen ihren Tod gefunden.

So war ich denn der einzig Uebrige von Allen,
Als meinem Blick, der durch die Gegend fleugt,
Des Brandes heller Schein in Vesta's Tempelhallen
Die Tochter Tyndars sprachlos siyend zeigt,
Der Griechen Furie, der Phrygier Verderben,
Bang durch des Gatten strenges Strafgericht,
Bang durch der Teufrier gerechte Wuth zu sterben,
Barg sie im Heiligthum ihr bleiches Angesicht.
Mein Zorn entbrennt. Es reißt mich hin, sie zu
durchbohren,

Zu rächen mein zerstörtes Vaterland.
Was? Troja seste sie in Brand,

Und zöge prangend ein in Lacedämons Thoren,
Die Teufrer hinter sich in sklavischem Gewand?
Ele sabe Gattin, Kinder, Eltern, Vaterland?
Sie dürfte mit das Siegesfest begehen?
Nein! das wird nimmermehr geschehen!

Mag's seyn, daß des gestraften Weibes Blut
Des Mannes Schwert entehrt, den leichten Sieger
schändet.

Genug, ich sättige der Rache heiße Glut,
Der Frevel wird gestraft, geråcht der Freunde Blut,
Und eine Schuldige dem Orkus zugesendet.
So sprach aus mir des eitlen Grimmes Wuth
Als plöslich, schön, wie sie sich immer mir gezeiget,
Der Mutter Glanzgestalt sich zu mir neiget,

Ganz Göttin, ganz umflossen von dem Lichte,
Worin sie steht vor Jovis Angesichte,
Durchschimmerte ihr Glanz die Dunkelheit;
Von welcher Wuth, mein Sohn, von welcher Wunde
Entorennt dein Herz? ertönt's von ihrem Rosenmunde,
Indem ihr Arm zu stehen mir gebeut.
Behin mit diesen wüthenden Gebärden?
Was soll aus deiner Mutter werden?

Du willst nicht lieber sehn, ob dein Askan noch lebt,
Wo du des Vaters graues Haupt verlassen,
In welchen Ndthen jezt dein Weib Kreusa schwebt,
Die der Achaier Schwärme rings umfassen,
Längst, ohne mich), ein Raub des Feuers oder Schwerts?
Nicht die spartan'sche Helena laß' büßen,
Nicht Paris flage an! Da! zûrne himmelwärts!
Die Götter find's, die Troja's Fall beschließen!

Blick auf! Der Nebel sey zerstreut,

Der noch mit Finsterniß dein sterblich Ang' umhüllet;
Doch werde streng von dir erfüllet,
Was deine Mutter dir gebeut,

Du siehst, wie Qualm und Rauch in schwarzen
Fluten steiget,

Siehst Schutt auf Schutt und Stein auf Stein gehäuft.
Das ist Neptun, der Troja's Veste schleift,
Und mit dem Dreizack ihre Mauern beuget.

Am Ståerthor siehst du Saturnia,
Die Unbarmherzige, in rauhem Eisen blinken,
Siehst von den Schiffen sie stets neue Feinde winken,
Auf Pergams Thurm siehst du Tritonia,
In ihrer Hand der Gorgo Schreckniß blizen,
Du siehst o fliehe, fliehe, theurer Sohn!
Des Himmels König selbst auf Ida's düsterm Thron
Den Feinden Kräfte leih'n, die Himmlischen erhiyen.
Gieb auf die eitle Gegenwehr!

säume nicht, noch zeitig zu entrinnen, Noch unverlegt wirst du dein Haus gewinnen, Ich bin mit dir. Sie sprach's und Nacht war um mich her,

Und mir erschienen, mit des Grimmes Falten,
Der hohen Götter feindliche Gestalten;
Verwüstung, Einsturz, Grausen um und um,
In Asche sank vor mir ganz Ilium.

So, wenn der Pflüger Schaar, auf hoher Bergesheide,
Der Aexte mörderische Schneide

Auf den bejahrten Stamm der wilden Esche zückt,
Sie murrt erzürnt herab, die schwanke Krone nict,
Erschüttert rauscht der dichtbelaubte Wipfel;
Bis von der Wunden Macht besiegt,
Sie schzend sich herunter wiegt,

Und sichh zermalmend wälzt von des Gebirges Gipfel.

Jest eil ich fort. Durch Flammen, Schwert und
Leichen

Führt unbeschädigt mich ein Gott, es weichen
Die Lanzen vor mir aus, das Feuer macht mir Bahn.
Schon hab' ich mich zur Wohnung durchgeschlagen;
Mit dem verehrten Vater fang' ich an,

Ihn will ich rettend erst auf das Gebirge tragen,
Umsonst bestürmt ihn seines Sohnes Flehn,
Mit Troja will er untergehn.

Ihr Andern, ruft er aus, in deren festen Brüsten
Der Jugend üppige Gesundheit glüht,
Spart' euch für bess're Tage - Flicht!
War's mir von Zevs bestimmt, des Lebens Rest
zu fristen,

So war er Gott genug, den Flammen selbst zum
Sohn,
Ein Haus mir zu verleih'n. Genug, daß einmal schon
Dics graue Haupt den Fall Dardaniens betrauert,
Genug, daß es ihn einmal überdauert!

So will ich es. Jest Kinder, nehmt
Den lezten Abschied von Anchisen!

Den Weg zum Tode find' ich selbst, es schâmt

Der Feind sich nicht, mein Blut mitleidig zu vergießen.

Er zieht mich aus. Gleichviel, begraben oder nicht! Die Götter hassen mich. Wozu noch länger tragen Des siechen Lebens lastendes Gewicht,

An Thaten leer, seitdem mich) Jovis Bliß geschlagen?

Er sprach's und unbeweglich blieb er stehn,
Ihn beugt nicht unser heißes Dringen,
Nicht seines Enkels, nicht Kreusens Händeringen,
Nicht unsrer Thränen Bund, die strömend zu ihm
flehn,

Durch solchen Troß doch nicht den Tod herbeizurufen,
Nicht uns, uns Alle, mit in seinen Fall zu ziehn;
Er bleibt auf seinem Nein, und weicht nicht von
den Stufen,

Auf's Neu' muß ich dem Tod entgegen fliehn.
Denn, Götter, welche Wahl ward mir gegeben!
Dich, Vater, ließ ich fliehend hinter mir?
Solch grausames Begehren kam von dir?
Ist's Jovis Schluß, soll nichts die Heimath überleben?
Beharrest du darauf, daß uns derselbe Tod
Vereinige, wohlan, der Wunsch ist zu erhören.
Schon naht, von Priams Blut und seines Sohnes
roth,

Neoptolem, bereit, der Opfer Zahl zu mehren.
Und darum führtest du durch Schwert und Feuer,
Erhab'ne Mutter, deinen Sohn? Ich soll den Feind
Auch hier noch wüthen sehn, soll Alles, was mir
theuer

Und heilig ist, in einem Fall vereint,
An seinem Speere sich verbluten sehen?

Waffen, Waffen her! Der leßte Tag bricht an;
Laßt uns auf's Neu dem Feinde stehen!
Nicht ungerochen stirbt, wer männlich fechten kann!
Sogleich gürt' ich das Schwert mir um den Leib,
Und in des Schildes Griff muß sich die Linke fügen.
So geht's zum Thor. Ach, hier seh' ich mein theures
Weib,

Den Kleinen zu mir neigend, vor mir liegen. Zum Tod gehst du, ruft sie, so nimm auch uns mit fort! Doch hoffst du Rettung noch von deinen Heldenarmen, So bleib, und schüße diesen Ort!

Was wird aus uns? Wer wird der Deinen sich ers barmen?

So ruft sie heulend und erfüllt
Das ganze Haus mit ihren Schmerzen,

Als unverhofft, da wir den kleinen Julus herzen,
Dem überraschten Blick ein Wunder sich enthüllt.
Sieh! Von des Knaben Scheitel quillt
Shellleuchtend eine Feuerflocke;

Sie wächst, indem sie niederfällt, und mild
Durchkräuselt sie die unversehrte Locke,

Schnell schütteln wir sie weg, und eilen für Askan
Besorgt, die heil'ge Glut mit Wasser zu ersticken;
Anchises aber streckt die Hände himmelan,
Und dankt hinauf mit freudevollen Blicken:
Jest endlich, großer Zevs! sind wir erhört!

blick, wenn anders Bitten dich bewegen,

Mit Huld auf uns herab, und sind wir's werth,
Verleih uns Schuß, bekräft'ge diesen Segen!
Er spricht es, und zur Linken kracht

Ein lauter Donnerschlag. In schönem Strahlenbogen
Kommt durch die weit erhellte Nacht

Ein funkelndes Gestirn geflogen;
In unserm Zenith stieg es auf und zog
Die Silberfurche hin nach Idas Triften,
Den Weg uns zeigend, den es flog;

Die ganze Gegend raucht von Schwefeldüften.

Von dieser Zeichen Macht besiegt,

Rafft sich Anchises auf, und betet zu dem Sterne.
Fort, ruft er, fort, die Zeit ist kostbar, fliegt,
Führt mich von dannen, sey's auch noch so ferne!
Euch, Götter, die dieß Zeichen uns gesandt,
Vertrau' ich dieses Kind, vertrau' ich diese Beiden;
In eurer Obhut steht das Vaterland.
Jegt komm, mein Sohn! ich folge dir mit Freuden.

Und lauter, immer lauter hört man schon
Des Brandes nahe Feuerflammen krachen.
Auf, Vater, ruf' ich, auf! Ich trage dich, den
Schwachen;

Leicht drückt des Vaters theure Last den Sohn.
Was nun auch kommen mag, wir theilen Tod und
Leben,

Die Hand will ich dem Kleinen geben,
In ein'ger Ferne folgt Kreusa still.
Ihr Knechte, merkt, was ich verkünden will.

Gleich vor der Stadt steht ihr an einem Felsenhange,
Den ein verlassner Ceres-Tempel schmückt,
Daneben ein Cypressenbaum, seit lange
Mit Andacht von den Vätern angeblickt.
Dort treffen wir uns, in verschied’nen Schaaren!
Du, Vater, wirst die Heiligthümer wahren!
Wie dürfte sie, noch nicht geneßt von frischer Flut,
Berühren diese Hand voll Blut!

Sogleich ward ein Gewand den Schultern umgez hangen,

Vom Rücken wallt noch eine Löwenhaut;
Ich neige mich, die Last des Vaters zu empfangen;
Der Rechten wird mein Julus anvertraut,
Der neben mir mit türzern Schritten eilet,
Und hinter unserm Rücken weilet,

Zu hintergeh'n den laurenden Verdacht,
Kreusens Schritt - so flieh'n wir durch die Nacht.

Wie oft auch sonst im wildesten Gemenge
Der Schlacht mein Busen unerschüttert blieb,
Wie wenig mir der Feinde furchtbarstes Gedränge
Die Röthe von den Wangen trieb,
Jeßt machte jeder Laut mich beben,
Mir schauerte vor jedes Lüftchens Zug,
Besorgt für des Begleiters Leben,
Bang' für die Bürde, die ich trug.

Schon seh'n wir uns in raschen Schritten
Unfern vom Thore, frei von feindlicher Gewalt,
Ars ein Geräusch von Menschentritten
In die erschrock’nen Ohren schallt,
Und nahe hinter uns im Dunkeln

Sah meines Vaters Schrecken Schilde funkeln,
Und blank geschliff'ne Helme glüh'n,

Sie sind's, ruft er, o laß uns eilends fliehn!

Noch heute weiß ich nicht, welch' feindliches Geschick
Den Muth mir nahm, die Sinne mir verwirrte
In diesem unglücksvollen Augenblick.
In unwegsame Gegenden verirrte

Mein Fuß. Ach, hielt ein Gott Kreusen mir zurück ?
Vertor sie sich auf unbekannten Pfaden?
Blieb sie ermattet stehu? Ich hab' es nic errathen;
Verschwunden war sie ewig meinem Blick!

Und erst, als am bezeichneten Altar
Versammelt waren alle Seelen,
Ward ich den schrecklichen Verlust gewahr,
Sah ich von allen sie allein uns fehlen.

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