So steigst du, überzeugt
Von deiner Unschuld, auf das Blutgerüste?
Gott würdigt mich, durch diesen unverdienten Tod Die frühe schwere Blutschuld abzubüßen.
Melvil (macht den Segen über sie).
So gehe hin, und sterbend büße sie! Siuk' ein ergeb’nes Opfer am Altare; Blut kann versöhnen, was das Blut verbrach, Du fehltest nur aus weiblichen Gebrechen, Dem sel'gen Geiste folgen nicht die Schwächen Der Sterblichkeit in die Verflärung nach; Ich aber künde dir, kraft der Gewalt,
Die mir verlichen ist, zu lösen und zu binden, Erlassung an von allen deinen Sünden! Wie du geglaubet, so geschehe dir! (Er reicht ihr die Hoftie.)
Nimm hin den Leib, er ist für dich geopfert! (Er ergreift den Kelch, der auf dem Tische steht, konsekrirt ihn mit stillem Gebet, dann reicht er ihr denselben. Sie zögert, ihn anzunehmen, und weist ihn mit der Hand zurück.)
Nimm hin das Blut, es ist für dich vergossen! Nimm hin! Der Papst erzeigt dir diese Gunst! Im Tode noch sollst du das höchste Recht Der Könige, das priesterliche, üben!
(Sie empfängt den Kelch.)
Und wie du jest dich in dem ird'schen Leib Geheimnißvoll mit deinem Gott verbunden, So wirst du dort in seinem Freudenreich), Wo keine Schuld mehr seyn wird und fein Weinen, Ein schön verklärter Engel, dich
Auf ewig mit dem Göttlichen vereinen.
(Er seht den Ketch nieder. Auf ein Geräusch, das gehört wird, bedeckt er sich das Haupt, und geht an die Thür; Maria bleibt in stiller Andacht auf den Knieen liegen.) Melvil (zurückkommend).
Dir bleibt ein harter Kampf noch zu bestehn. Fühlst du dich stark genug, um jede Regung Der Bitterfeit des Sasses zu besiegen?
Die Vorigen. Hanna Kennedy und die andern Frauen der Königin dringen berein mit Zeichen des Entsetzens; ihnen folgt der Sherif, einen weißen Stab in der Hand, hinter demselben sieht man durch die offen blei: bende Thür gewaffnete Mäuner. Maria.
Was ist dir, Hanna, Ja, nun ist es Zeit! Hier kommt der Sherif, uns zum Tod zu führen. Es muß geschieden seyn! Lebt wohl! Lebt wohl! (Ihre Frauen hängen sich an sie mit heftigem Schmerz; zu Melvil)
Ihr, werther Sir, und meine treue Hanna, Sollt mich auf diesem leyten Gang begleiten. Mylord, versagt mir diese Wohlthat nicht!
Ich habe dazu keine Vollmacht. Maria.
Die kleine Bitte könntet Ihr mir weigern? Habt Achtung gegen mein Geschlecht! Wer foll Den leyten Dienst mir leisten! Nimmermehr Kann es der Wille meiner Schwester seyn, Daß mein Geschlecht in mir beleidigt werde, Der Männer rohe Hände mich berühren! Burleigh.
Es darf tein Weib die Stufen des Gerüstes Mit Euch besteigen – Ihr Geschrei und Jammern - Maria.
Sie soll nicht jammern! Ich verbürge mich
Für die gefaßte Seele meiner Hanna! Seyd gütig, Lord. O trennt mich nicht im Sterben Von meiner treuen Pflegerin und Amme! Eie trug auf ihren Armen mich ins Leben, Sie leite mich mit sanfter Hand zum Tod.
Paulet (zu Burleigh).
(Sie nimmt das Crucifir und küßt cs.)
Der Liebe Glück liegt nicht auf deiner Bahn, Mit einem eh'rnen Harnisch angethan Sey deine Brust! Die Stirne sey ein Felsen! Wilst du den Preis der Schandthat nicht verlieren, Dreist mußt du sie behaupten und vollführen! Berstumme, Mitleid! Augen, werdet Stein! Ich seh' sie fallen, ich will Zeuge seyn.
(Er geht mitentschlossenem Schritt der Thür zu, durch welche Maria gegangen, bleibt aber auf der Mitte des Weges stehen.)
Umsonst! Umsonst! Mich faßt der Hölle Grauen, Nun hab' ich nichts mehr Ich kann, ich kann das Schreckliche nicht schauen, Kann sie nicht sterben sehen – Horch! Was war das ? Sie sind schon unten Unter meinen Füßen Bereitet sich das fürchterliche Werk. Ich höre Stimmen Fort! Hinweg! Hinweg Aus diesem Haus des Schreckens und des Todes! (Er will durch eine andere Thür entflichen, findet sie aber verschlossen, und fährt zurück.)
Mein Heiland! Mein Erlöser! Wie du am Kreuz die Arme ausgespannt, So breite sie jest aus, mich zu empfangen. (Sie wendet sich zu gehen, in diesem Augenblick begegnet ihr Auge dem Grafen Leicester, der bei ihrem Aufz bruch unwillkührlich aufgefahren, und nach ihr hingesehen.
Bei diesem Anblick zittert Maria, die Knie versaz gen ihr, sie ist im Begriff hinzusinken; da ergreift sie Graf Leicester, und empfångt sie in seinen Armen. Sie sicht ibn eine Zeitlang ernst und schweigend an, er kann ihren Blick nicht aushalten, endlich spricht sic)
Ihr haltet Wort, Graf Lester – Ihr verspracht Mir Euern Arm, aus diesem Kerker mich Zu führen, und Ihr leihet mir ihn jest!
(Er steht wie vernichtet. Sie fährt mit sanster Stimme fort) Ja, Lester, und nicht bloß
Die Freiheit wollt' ich Eurer Hand verdanken. Ihr solltet mir die Freiheit theuer machen; An Eurer Hand, beglückt durch Eure Liebe, Wout' ich des neuen Lebens mich erfreu'n. Jeht, da ich auf dem Weg bin, von der Welt Zu scheiden, und ein sel'ger Geist zu werden, Den keine ird'sche Neigung mehr versucht, Jeyt, Lester, darf ich ohne Schamerröthen Euch die besiegte Schwachheit eingestchn – Lebt wohl, und wenn Ihr könnt, so lebt beglüct! Ihr durftet werben um zwei Königinnen; Ein zärtlich liebend Herz habt Ihr verschmäht, Verrathen, um ein stolzes zu gewinnen. Kniet zu den Füßen der Elisabeth! Mog' Euer Lohn nicht Eure Strafe werden! Lebt wohl! Ießt hab' ich nichts mehr auf der Erden! (Sie geht ab, der Sherifvoraus, Melvil und die Am me
ihr zur Seite. Burleigh und Pauler folgen, die Uebrigen sehen ihr jammernd nach, bis sie verschwunden ist; dann entfernen sie sich durch zwei andre Thüren.)
Behnter Auftritt.
Leicester (allein zurückkleibend).
Ich lebe noch! Ich trag' es, noch zu leben! Stürzt dieses Dach nicht sein Gewicht auf mich? Thut sich kein Schlund auf, das elendeste Der Wesen zu verschlingen? Was hab' ich Verloren! Welche Perte warf ich hin! Welch Glück der Shimmel hab' ich weggeschleudert!
Sie geht dahin, ein schon verklärter Geist, Und mir bleibt die Verzweiflung der Verdammnten. Wo ist mein Vorsaß hin, mit dem ich kam, Des Herzens Stimme fühllos zu ersticken? Ihr fallend Haupt zu sehn mit unbewegten Blicken? Weckt mir ihr Anblick die erstorb'ne Scham? Muß sie im Tod mit Liebesbanden mich umstricken? Berworfener, dir steht es nicht mehr an,
In zartem Mitleid weibisch hinzuschmelzen.
Wie? Fesselt mich ein Gott an diesen Boden? Muß ich anhören, was mir anzuschauen graut? Die Stimme des Dechanten Er ermahnet sie - - Sie unterbricht ihn — Szorch! — Laut betet sie – Mit fester Stimme - Es wird still - Ganz still! Nur schluchzen hör' ich, und die Weiber weinen Sie wird entfleidet Szord! Der Schemel wird Gerückt Sie kniet auf's Kissen — legt das Haupt – (Nachdem er die lezten Worte mit steigender Angst gespro. chen, und eine Weile inne gehalten, sieht man ibu plößlich mit einer zuckenden Bewegung zusammensab ren, und ohnmächtig niederünken; zugleich erschallt von unten herauf ein dumpfes Getôse von Stiminen, wel: | ches lange forthallt.)
Das zweite Zimmer des vierten Aufzug š. Elfter Auftritt. Elisabeth
(tritt aus einer Seitenthür, ihr Gang und ihre Geberden drücken die heftigste Unruhe aus).
Noch Niemand hier – Noch) keine Botschaft – Will es Nicht Abend werden! Steht die Sonne fest In ihrem himmlischen Lauf? Ich soll noch länger | Auf dieser Folter der Erwartung liegen.
Ist es geschehen? Ist es nicht? - Mir graut Vor Beidem, und ich wage nicht zu fragen! Graf Lester zeigt sich nicht, auch Burleigh nicht, Die ich ernannt, das Urtheil zu vollstrecken. Sind sie von London abgereist – dann ist's Geschehn, der Pfeil ist abgedrückt, er fliegt, Er trifft, er hat getroffen: gält's mein Reich, Ich kann ihn nicht mehr halten Wer ist da?
Mein sorgenvolles Herz, um deinen Ruhm Bekümmert, trieb mich heute nach dem Tower, Wo Kurl und Nau, die Schreiber der Maria, Gefangen sizen; denn noch einmal wollt' ich Die Wahrheit ihres Zeugniffes erproben. Bestürzt, verlegen weigert sich der Leutnant Des Thurms, mir die Gefangenen zu zeigen; Durch Drohung nur verschafft' ich mir den Eintritt. Gott! Welcher Anblick zeigte mir sich da! Das haar verwildert, mit des Wahnsinns Bicken, Wie ein von Furien Gequälter, lag Der Schotte Kurt auf seinem Lager – Kaum Erkennt mich der Unglückliche, so stürzt er Zu meinen Füßen – schreiend, meine Knie Umklammernd, mit Verzweiflung wie ein Wurm Vor mir gekrümmt-fleht er mich an, beschwört mich, Ihm seiner Königin Schicksal zu verkünden; Denn ein Gerücht, daß sie zum Tod verurtheilt sey, War in des Towers Klüfte eingedrungen. Als ich ihm das bejahet nach der Wahrheit, Hinzu gefügt, daß es sein Zeugniß sey, Wodurch sie sterve, sprang er wüthend auf, Fiel seinen Mitgefangnen an, riß ihn Zu Boden, mit des Wahnsinns Riesenkraft, Ihn zu erwürgen strevend. Kaum entrissen wir Den Unglücksel❜gen seines Grimmes Händen. Nun kehrt' er gegen sich die Wuth, zerschlug Mit grimm'gen Fäusten sich die Brust, verfluchte sich Und den Gefährten allen Hduengeistern: Er habe falsch gezeugt, die Unglücksbriefe An Babington, die er als acht beschworen, Sie seyen falsch, er habe andre Worte Geschrieben, als die Königin diftirt,
Der Boswicht Nau hab' ihn dazu verleitet.
Vierzehnter Auftritt.
Davison zu den Vorigen.
Das Urtheil, Sir, das ich in Eure Hand
Davison (im höchsten Erstaunen).
Das hast du nicht befohlen, Königin.
Willst du mich Lügen strafen, Elender?
Elisabeth. Und Ihr vollstrecktet ihn,
Rasch, ohne meinen Willen erst zu wissen? Das Urtheil war gerecht, die Welt kann uns
Wann hieß ich dir die Schrift an Burleigh geben? Nicht tadeln; aber Euch gebührte nicht,
Der Milde unsers Herzens vorzugreifen – Drum seyd verbannt von unserm Angesicht! (Bu Davison)
Ein strengeres Gericht erwartet Euch, Der seine Vollmacht frevelnd überschritten, Ein heilig anvertrautes Pfand veruntreut. Man führ' ihn nach dem Tower! Es ist mein Wille, Daß man auf Leib und Leben ihn verklage. Mein edler Talbot! Euch allein hab' ich Gerecht erfunden unter meinen Räthen. Ihr sollt fortan mein Führer seyn, mein Freund – Schrewsbury.
Verbanne deine treusten Freunde nicht, Wirf sie nicht in's Gefängniß, die für dich Gehandelt haben, die jeßt für dich schweigen! Mir aber, große Königin, erlaube, Daß ich das Siegel, das du mir zwölf Jahre Vertraut, zurück in deine Hände gebe.
Elisabeth (betroffen).
Nein, Schrewsbury! Ihr werdet mich jest nicht Verlassen, jezt —
Entschuldigen; er ist zu Schiff nach Frankreich. (Sie bezwingt sich und steht mit ruhiger Fassung da. Der Vorhang fällt.)
Thibaut d'Arc. Seine drei Töchter. Drei junge Schäfer, ihre Freier. Thibaut.
Ja, liebe Nachbarn! heute sind wir noch Franzosen, freie Bürger noch und Herren Des alten Bodens, den die Båter pflügten; Wer weiß, wer morgen über uns befiehlt! Denn aller Orten läßt der Engelländer Sein sieghaft Banner fliegen; seine Rosse Zerstampfen Frankreichs blühende Gefilde. Varis hat ihn als Sieger schon empfangen, Und mit der alten Krone Dagoberts Schmidt es den Sprößting eines fremden Stamms. Der Entel unsrer Könige muß irren Enterbt und flüchtig durch sein eignes Reich, Und wider ihn im Heer der Feinde kämpft Sein nächster Vetter und sein erster Pair, Ja, seine Rabenmutter führt es an.
Rings brennen Dörfer, Städte. Näher stets Und näher wätzt sich der Verheerung Rauch An diese Thaler, die noch friedlich ruhn.
- Drum, liebe Nachbarn, hab' ich mich mit Gott Entschlossen, weil ich's heute noch vermag, Die Tochter zu versorgen; denn das Weib Bedarf in Kriegesnöthen des Beschüßers, Und treue Lieb hilft alle Lasten heben. Zu dem ersten Schäfer)
- Kommt, Etienne! Ihr werbt um meine Margot. Die Accter grenzen nachbarlich zusammen, Die Herzen stimmen überein - das stiftet Ein gutes Ehband!
Geht! Machet Anstalt! Morgen ist die Hochzeit, Ich will, das ganze Dorf soll sie mitfeiern. (Die zwei Paare gehen Arm in Arm geschlungen ab.)
3weiter Auftritt.
Thibaut. Raimond. Johanna. Thibaut.
Jeannette, deine Schwestern machen Hochzeit, Ich seh' sie glücklich, sie erfreu'n mein Alter, Du, meine jüngste, machst mir Gram und Schmerz. Raimond.
Was fällt Euch ein! Was scheltet Ihr die Tochter? Thibaut.
Hier dieser wackre Jüngling, dem sich keiner Vergleicht im ganzen Dorf, der Treffliche, Er hat dir seine Neigung zugewendet,
Und wirbt um dich, schon ist's der dritte Heröst, Mit stillem Wunsch, mit herzlichem Bemühn; Du stößest ihn verschlossen, kalt zurück, Noch soust ein andrer von den Hirten allen Mag dir ein gütig Lächeln abgewinnen.
- Ich sehe dich in Jugendfüle prangen, Dein Lenz ist da, es ist die Zeit der Hoffnung, Entfaltet ist die Blume deines Leibes, Doch stets vergebens harr' ich, daß die Blume Der zarten Lieb' aus ihrer Kuospe breche, Und freudig reife zu der goldnen Frucht! O das gefällt mir nimmermehr und deutet Auf eine schwere Irrung der Natur! Das Herz gefällt mir nicht, das streng und falt Sich zuschließt in den Jahren des Gefühls.
Laßt's gut seyn, Vater Arc! Laßt sie gewähren! Die Liebe meiner trefflichen Johanna Ist eine edle zarte Shimmelsfrucht, Und still allmählig reift das Köfliche! Jest liebt sie noch, zu wohnen auf den Bergen, Und von der freien Saide fürchtet sie Sherabzusteigen in das niedre Dach
Der Menschen, wo die engen Sorgen wohnen. Oft seh' ich ihr aus tiefem Thal mit stillem Erstaunen zu, wenn sie auf hoher Trift In Mitte ihrer Heerde ragend steht, Mit edlem Leibe, und den ernsten Blick Herabsenkt auf der Erde kleine Länder.
Da scheint sie mir was Hdh'res zu bedeuten, Und dünkt mir's oft, sie stamm' aus andern Zeiten.
Das ist es, was mir nicht gefallen will! Sie flieht der Schwestern fröhliche Gemeinschaft; Die dden Berge sucht sie auf, verlässet Ihr nächtlich Lager vor dem Hahnenruf, Und in der Schreckensstunde, wo der Mensch Sich gern vertraulich an den Menschen schließt, Schleicht sie, gleich dem einsiedlerischen Vogel,
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