Kennt keinen Zügel, keine Sättigung. Nicht Unschuld, nicht der klösterliche Schleier, Nichts heiliges ist meiner wilden Gier, Die trosig alle Schranken überspringt.
Der Wahrheit, hat den Argwohn ausgelöscht Aus meiner Seele, und versöhnt mein Herz Mit deiner Ehr' und Biederherzigkeit ! Schon oft hat dieser teufelische Macbeth
Nein, besser Macbeth herrschet, denn ein solcher! Auf solchem Wege Neye mir gestellt,
Unmäßigkeit ist wohl auch Tyrannei,
hat manchen Thron frühzeitig leer gemacht, Und viele Könige zum Fall geführt.
Doch fürchte darum nicht, nach dem zu greifen, Was dein gehört - Ein weites Feld eröffnet Die höchste Würde deiner Lüsternheit.
Du kannst erhabne Herrscherpflichten üben, Ein Gott seyn vor der Welt, wenn dein Pallast Um deine Menschlichkeiten weiß.
Und dann Keimt unter meiner andern Laster Zahl Auch solch ein Geiz und eine Shabsucht auf, Daß, wär' ich unumschränkter Herr, ich würgte, Um ihrer Länder willen, meine Edeln; Den tödtete sein Haus, und den fein Gold, Und kein Besigthum machte je mich satt. Mein Reichthum selbst wär' eine Würze nur, Des habens Hunger heftiger zu stacheln, Und Streit erregt' ich allen Redlichen, Um mir das Ihre sträflich zuzueignen. Macduff.
Dies Laster gråbt sich tiefer ein, und schlägt Verderblichere Wurzeln, als die leicht Entflammte Lust, die schnell sich wieder kühlt. Geiz war das Schwert, das unsre Könige Erschlagen. Dennoch fürchte du dich nicht! Schottland ist reich genug für deine wildesten Begierden! Das ist Alles zu ertragen, Wenn es durch andre edle Tugenden Vergütet wird.
Ist ein solcher fähig Zu herrschen? Sprich! Ich bin so, wie ich sagte. Macduff.
Zu herrschen? Nein, nicht würdig, daß er lebe! armes Vaterland, mit blut'gem Scepter Von einem Räuber unterdrückt, wann wirst Du deine heitern Tage wieder sehn, Da der gerechte Erbe deines Throns Sich selbst das Urtheil der Verwerfung spricht Und lästert seines Lebens reinen Quell.
Dein Vater war der beste, heiligste Der Könige und sie, die dich gebar, Weit öfter auf den Knieen, als im Glanz; Sie starb an jedem Tage, den sie lebte. Gehab' dich wohl, Prinz! Eben diese Laster, Die du dir beilegst, haben mich aus Schottland Verbannt herz, hier endet deine Hoffnung! Malcolm.
Macduff! Dies edle Ungestům, das Kind
Und nur bescheidene Bedenklichkeit Verwahrte mich vor übereiltem Glauben. Doch, Gott sey Zeuge zwischen mir und dir! Von nun an geb' ich mich in deine Hand, Und widerrufe, was ich fälschlich sprach. Ab schwdr' ich die Beschuldigungen alle, Die ich verstellter Weise auf mich selbst Gehäuft; mein Herz weiß nichts von jenen Lastern. Rein hab' ich meine Unschuld mir bewahrt; Nie maßt' ich fremdes Gut mir an, ja, kaum Ließ ich des eignen Gutes mir gelüften. Nie schwur ich falsch: nicht theurer ist das Leven Mir, als die Wahrheit; meine erste Lüge War, was ich jego gegen mich gesprochen. Was ich in That und Wahrheit bin, ist dein Und meinem armen Land! - Noch ch' du kamst, Ist schon der alte Seiward, wohlgerüstet, Mit einem Heer nach Schottland aufgebrochen, Wir folgen ihm sogleich, und möge nun Der Sieg an die Gerechtigkeit sich heften! Warum so stille?
Seyd nicht so wortkarg. Sagt mir, wie es geht. Rosse.
Als ich mich eben auf den Weg gemacht, Um Euch die Zeitungen zu überbringen, Womit ich schwer beladen bin, ging ein Gerücht, Verschiedne brave Leute seyen kürzlich Ermordet Was mir desto glaublicher Erschien, da ich die Völker des Tyrannen Ausrücken sah. Nun ist's die höchste Zeit! Schon Euer bloßer Anblick würde Krieger Erschaffen, Weiber selbst zum Fechten treiben, So múd' ist Schottland seiner langen Noth. Malcolm.
Laß és sein Trost seyn, daß wir schleunig nahn. Großmüthig leiht uns England zehentausend Streitfert'ge Männer, die der tapfre Sciward Anführt, der bravste held der Christenheit. Rosse.
Daß ich dies Trosteswort mit einem gleichen Erwidern tönnte! Doch ich habe Dinge Zu sagen, die man lieber in die dde Luft Hinjammerte, wo sie tein Ohr empfinge. Macduff.
Wen treffen sie? Das Ganze? Oder ist's Ein eigner Schmerz für eine cinz'ge Brust?
Fasse dich! Aus unsrer blut'gen Rache Laß uns für diesen Todesschmerz Arznei Bereiten.
Macduff.
Er hat keine Kinder!
Was? Meine zarten kleinen Engel alle! höllischer Geier! Aue! - Mutter, Kinder Mit einem einz'gen Tigersgriff!
Kämpf' deinem Schmerz entgegen, wie ein Mann!
Ich will's, wenn ich als Mann ihn erst gefühlt. Ich kann nicht daran denken, daß das lebte, Was mir das Theuerste auf Erden war! Und konntest du das ansehn, Gott! und kein Erbarmen haben! Sündenvoller Macduff! Um deinetwillen wurden sie erschlagen! Nichtswürdiger, für deine Missethat, Nicht für die ihre, büßten ihre Seelen! Geb' ihnen Gott nun seines Himmets Frieden! Malcolm.
Laß das den Wetstein deines Schwertes seyn, Laß deinen Kummer sich in Wuth verwandeln ! Erweiche nicht dein Szerz, entzünd' es! Macduff.
Das klingt männlich! Kommt! Gehen wir zum König. Alles ist Bereit, wir brauchen Abschied bloß zu nehmen. Macbeth ist reif zum Schneiden, und die Mächte Dort ob seßen schon die Sichel au.
Kommt, stårfet Euch zum Marsch und zum Gefechte! Die Nacht ist lang, die niemals tagen kann. (Sie gehen ab.)
Dort ist das Birnamer Gehölz. Sie ziehn Durch diesen Wald; da können wir am besten Zu ihrem Heere stoßen – Weiß Jemand, Ob Donalbain bei ihnen ist?
Es ist gewiß, Daß er bei diesem Heer sich nicht befindet. Ich habe ein Verzeichniß aller Edlen, Die Malcolms Fahnen folgen. Seiwards Sohn Ist unter ihnen, nebst noch vielen andern Unbart'gen Knaben, die noch keine Schlacht Gesehn, und ihres Muthes Erstlinge In diesem heil'gen Krieg beweisen wollen. Lenox.
Sie finden keinen würdigeren Kampf Und keine bessre Sache. Laßt uns eilen, Den Fahnen des Tyrannen, welchen Gott Berfluchte, zu entfliehen, und an das Heer,
Bei dem der Sieg ist, muthvoll uns zu schließen. Dort, wo das Recht, ist unser Vaterland.
Ja, unsre Waffen werden glücklich seyn, Da sich die besten Herzen zu uns wenden. Seiward.
Womit geht der Tyrann jest um? Wir hören, Er liegt voll Zuversicht in seiner Burg, Und will dort die Belagerung erwarten? Angus.
Er hat sich in das Bergschloß Dunsinan Geworfen, das er stark befestiget.
Er soll von Sinnen seyn, sagt man. Sein Anhang Nennt's eine krieg'rische Begeisterung.
Wohl mag er seiner selbst nicht Meister bleiben In diesem Kampf der Wuth und der Verzweiflung. Lenox.
Nun schießt die Blutsaat, die er ausgesåt, Zur fürchterlichen Ernte rächend auf. Jedweder Augenblick zeugt einen Abfall, Der seinen eignen Treubruch ihm vergilt. Die Wenigen, die ihm noch treu geblieben, Knüpft Liebe nicht, nur Furcht an seine Fahnen; Wo nur ein Weg zur sichern Flucht sich zeigt, Verläßt ihn Groß und Klein,
Die sich gewaffnet gegen uns bewegen?
(Sie zerstreuen sich nach dem Hintergrunde, um die Zweige abzubrechen.)
3immer.
Vierter Auftritt.
Macbeth. Der Arzt. Bediente. Macbeth.
Verkündiget mir nichts mehr! Laßt sie alle Zum Feind entfliehen! Bis der Birnamwald Eich in Bewegung seht auf Dunsinan, Nicht eher kennt mein tapfres Herz die Furcht. Was ist der Knabe Malcolm? Ward er nicht Von einem Weib geboren? Geister, die Die ganze Folge irdischer Geschicke Durchschauen, sprachen dieses Wort:
Sey furchtlos, Macbeth! Keiner, den ein Weib Gebar, hat über dich Gewalt! – So flicht! Flieht hin, ihr eidvergess'nen Thans, schließt euch An diese britt'schen Zärtlinge! Der Geist, Der mich beherrscht, dies Herz, das in mir schlägt, Wird nicht von Furcht, von Zweifeln nicht bewegt. (Zu einem Bedienten, der hereintritt.) Daß dich der Teufel bräune, Milchgesicht! Wie kommst du zu dem gånsemäß’gen Ansehn? Bedienter (erschrocken, athemlos). Zehntausend -
Schaff dein Gesicht mir aus den Augen! - Sciton! - Ich kriege Herzweh, wenn ich's sehe - Seiton! Das muß entscheiden! Dieser Stoß versichert Mein Glück auf immer, oder stürzt mich jest! Ich habe lang genug gelebt! Mein Frühling Sank bald in's Welken hin, in gelbes Laub, Und was das hohe Alter schmücken sollte, Gehorsam, Liebe, Ehre, Freundestreu', An alles das ist nun gar nicht zu denken! Statt dessen sind mein Erbtheil Haß und Flüche, Nicht laut, doch desto inn'ger, Heuchelworte, Ein leerer Munddienst, den das Herz mir gern Verweigerte, wenn es nur dürfte - Seiton!
Wenn du die Krankheit meines Königreichs Ausspähn, sein scharfes Blut versüßen, ihm Das vor'ge Wohlseyn könntest wieder geben; Dann wollt' ich deiner Thaten Herold seyn, Und Echo selbst mit deinem Lob ermüden.
Was für Rhabarber, Senna, oder andre Purganzen mdchten wohl dies britt'sche Heer Abführen? Sprich? Vernahmst du nichts davon? Arzt.
Ja, mein Gebieter. Eure triegrischen Anstalten machen, daß wir davon hören. Macbeth.
Laßt sie heran ziehn – Mich erschreckt kein Feind, Bis Birnams Wald vor Dunsinan erscheint. Arzt (für sich)).
War' ich nur erst mit ganzer Haut davon, Zurücke brächte mich kein Fürstenlohn! Macbeth.
Dies feste Schloß troßt der Belagerung! Laßt sie da liegen, bis der Hunger sie, Die Pest sie aufgerieben. Stünden ihnen Nicht die Verräther bei, die uns verließen, Wir hätten sie, Bart gegen Bart, empfangen, Und heimgepeitscht —
(Hinter der Scene wird gerufen.)
Was für ein Lärm ist das? Seiton.
Es sind die Weiber, welche schrein, mein König! (Eilt hinaus mit dem Arzt.) Macbeth.
Ich habe keinen Sinn mehr für die Furcht. Sonst gab es eine Zeit, wo mir der Schrei Der Eule Grauen machte, wo mein haar Bei jedem Schreckniß in die Höhe starrte, Als wäre Leven drin Jeht ist es anders, Ich hab' zu Nacht gegessen mit Gespenstern, Und voll gesättigt bin ich von Entsehen. (Seiton kommt zurück.) Was gibt's? Was ist geschehn?
So heile sie davon. Kannst du ein krantes Gemüth von seinem Grame nicht befreien, Ein tief gewurzelt quälendes Bewußtseyn Nicht aus der Seele heitend ziehen, nicht Die tiefen Furchen des Gehirnes glätten, Nicht sonst mit irgend einem süßen Mohn Den Krampf auflösen, der das Herz erstickt? Arzt.
Herr, darin muß die Kranke selbst sich rathen. Macbeth.
So fluch' ich deiner Kunst; mir fromint sie nicht. Bu dem Diener)
Kommt! Meine Rüstung! Gebt mir meinen Stab! (Indem er sich waffnet.)
- Du, Seiton, schicke-Doctor! mich verlassen Die Thans - Komm! Komm! Mach hurtig!
Sechster Auftritt.
Macbeth. Seito n.
Macbeth (nach einem langen Stillschweigen), Wär' sie ein andermal gestorben! Es wäre wohl einmal die Zeit gekommen Zu solcher Botschaft!
(Nachdem er gedankenvoll auf: und abgegangen.) Morgen, Morgen, Und wieder Morgen kriecht in seinem kurzen Schritt Von einem Tag zum andern, bis zum lesten Buchstaben, der uns zugemessnen Zeit, Und alle unsre Gestern haben Narren Zum modervollen Grabe hingeleuchtet!
Aus, aus, du kleine Kerze! Was ist Leben? Ein Schatten, der vorüber streicht! Ein armer Gaufler,
Der seine Stunde lang sich auf der Bühne Zerqualt und tobt; dann hört man ihn nicht mehr; Ein Mährchen ist es, das ein Thor erzählt, Voll Wortschwall, und bedeutet nichts.
Die Zunge zu gebrauchen. Fass dich kurz!
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
» |