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Die Urväter.

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1 Mos 4, 17-5, 32

Siebentes Kapitel.

Die Urväter.

I Mos 4, 17 ff.: Die Kainiten. 1 Mos 4, 25 f., 5, 1 ff.: Die Sethiten.

Die Hypothese des Philologen Buttmann (Mythologus I, 170f. 1828), nach der in beiden Ahnentafeln zwei Varianten einer Überlieferung vorliegen, scheint neuerdings allgemeine Zustimmung gefunden zu haben. H. Zimmern hat auf Grund neuen Materials die Möglichkeit ausgesprochen, daß zu den beiden Varianten von 10 Urvätern und 7,,Weisen" 1, als welche ja die,,erfinderischen" Urväter in I Mos 4 in erster Linie erscheinen, bereits im Babylonischen das Prototyp vorliege in der Zehnzahl der Urkönige und in der Siebenzahl der Offenbarungsmittler (KAT3 541). Der Hypothese Zimmerns ist entgegenzuhalten, daß die Siebenzahl der vorsintflutlichen,,Weisen“ nicht zu belegen ist, und daß die Parallele zwischen den „erfinderischen Urvätern“ und den Weisen der Urzeit (die übrigens auch in der phönizischen und in der ägyptischen Urgeschichte auftreten) doch sehr kühn ist. Der Hommelschen Konstruktion 2, die hinter Lamech den Noah einschiebt und ihm das,,Lied der Blutrache" in den Mund gibt, und Jabal, Jubal, Tubal-Kain (parallel Sem, Ham, Japhet) zu Noahs Söhnen macht, vermag ich nicht zu folgen.

Das folgende babylonische Material kommt in Betracht: 1. Die Babylonier erzählen ebenfalls von Geschlechtern,,vor der Flut". Sie reden von ,,Zeiten vor der Flut" und eine Liste von Namen altbabylonischer Könige V R 44, 20a trägt die Überschrift: „Dies sind die Könige nach der Flut". Im GilgamešEpos ist von Königen die Rede, ,,die von uralters das Land beherrschten" und von der Stadt, ,,die uralt war", als die Sintflut hereinbrach. Der Text Brit. Mus. 82-7-14, 509 (s. Abb. 6) nennt den Helden der Sintflut Ut-napištim ausdrücklich als einen

1) Zehnzahl und Siebenzahl bei den Urvätern und Urkönigen bei Ägyptern, Phöniziern, Persern, Indern, Chinesen, s. Lüken, Die Traditionen des Menschengeschlechts, 148 ff. Hier genügt sicher nicht,,Völkeridee“ zur Erklärung.

2) Die altoriental. Denkmäler und das AT 1902, 23 ff.

der Könige, die vor der Flut regiert haben1 (s. zu diesem merkwürdigen Text weiter unten S. 130). K 4023 werden magische Anweisungen auf ,,Aussprüche der alten Weisen vor der Flut“ (ša pî abkallê labirûti ša lam abûbi) zurückgeführt.2

Ausdrücklich wird für diese Zeit schriftliche Tradition behauptet. Asurbanipal sagt einmal (Lehmann, Šamaššamukin II. Tafel XXXV, Z. 18), er habe,,Steine aus der Zeit vor der Flut" gelesen. Berosus berichtet, Kronos habe dem Xisuthros, der nach dem Tode des Ardates 18 Saren regiert habe, befohlen, vor der Flut Eingang, Mitte und Ende von allem durch Schrift einzugraben und in der Sonnenstadt Sippar niederzulegen. Nach der Flut seien die Angehörigen des Xisuthros nach Babylon gegangen und hätten die Schriften zu Sippar ausgegraben.

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Listen solcher Könige und nähere Aufschlüsse über die Weisen der Urzeit haben sich in den bis jetzt zugänglichen Keilschriftquellen nicht gefunden. Jedoch darf die Liste der 10 Urkönige bei Berosus nach den Erfahrungen, die wir mit seinen übrigen Berichten gemacht haben, als zuverlässig gelten.+ Einige bestätigende Spuren sind gefunden. In dem Mythenund Epen-Katalog (veröffentlicht von Haupt, Nimrod-Epos 90-92) werden die Weisen genannt, denen die alten Legenden in den. Mund gelegt werden, und von denen einige als vorsintflutliche Weise gelten dürfen (Zimmern, l. c. S. 537) und die zum Teil mit den Namen bei Berosus übereinstimmen.

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1) Zuerst von mir gefunden Izdubar-Nimrod 1891, S. 37.
2) Vgl. KAT3 537.

3) Nach Useners Deutung der Stelle: alle Schriften nach Sippar (Sonnenstadt!) zu bringen, um sie dort zu vergraben.

*) S. hierzu meinen Artikel Oannes-Ea bei Roscher, Lexikon der Mythologie III, 577 ff. und dazu jetzt vor allem Zimmern KAT 3 530 ff. 5) S. meinen Artikel Oannes bei Roscher, Lex. der Myth. III, Sp. 587, Anm.

6) Vgl. oben S. 30. Adapa ist Demiurg, Logos. Die spätjüdische Tradition macht Seth zum Messias (Hommel).

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Zur Entrückung des Henoch 1 Mos 5, 24 ist auch die Entrückung des babylonischen Noah mit Weib und Steuermann zu vergleichen. Berosus sagt ausdrücklich, sie seien ,,entrückt worden" (yevéodau aparñ). Die babylonische Erzählung sagt, sie seien in die,,Versammlung (puhru) der Götter" gekommen und hätten,,Leben" erlangt: ,,Da nahmen sie mich und in der Ferne an der Mündung der Ströme ließen sie mich wohnen".

1) Vgl. aramäisch kainâjâ „Schmied". Die Identifizierung von KainKênan und Ammenon-ummânu stammt von Hommel. Zum Städtebauer s. S. 52.

2) S. oben S. 4.

3) Vgl. die Überlieferung der Pseudepigraphen, nach der Henoch wie Enmeduranki in alle Geheimnisse des Himmels eingewiesen wird. Die 365 Lebensjahre des Henoch sind deutlich die Sonnenzahl!! Jubiläen 4, 21:,,Henoch war bei den Engeln Gottes 6 Jubiläen, und sie zeigten ihm alles, was im Himmel und auf Erden ist, die Herrschaft der Sonne, und er schrieb alles auf." Das heißt: sie führen ihn in die Geheimnisse des altorientalischen Weltbildes ein, wie es bei den Mysterien des Mithras geschieht. In der von Dieterich veröffentlichten Mithrasliturgie soll der Myste wie ein Adler (zu 5 Mos 32, 11) den Himmel beschreiten und alles beschauen. Er wird selbst wie ein Wandelstern sein und den Weg der Götter sehen!

*) So heißt ein Weiser von Ur", dessen „Geheimnisse" (nişirtu derselbe Ausdruck, den der babylonische Noah vor der Sintfluterzählung braucht) ein noch unveröffentlichter Text mitteilt (Zimmern).

5) Vater des babylonischen Noah. Tutu ist Marduk als Herr der Beschwörungen. Otiartes wird in Opartes zu korrigieren sein.

),,Der Erzgescheite", Beiname des babyl. Noah (Ut-napištim).

Dabei ist derselbe Ausdruck gebraucht (lekû), wie bei der Entrückung des Henoch und Elias (2 Kg 2, 3 ff.), worauf Zimmern aufmerksam macht.

I Mos 5, 29: „Der hieß ihn Noah, indem er sprach: dieser wird uns aufatmen lassen von unsrer Arbeit und Muhsal unsrer Hände, [die uns verursacht wird von dem Boden, den Fahve verflucht hat."

Dieser naturalistische Erlösungsgedanke (beachte das Wortspiel mit nûh,,ruhen") zieht sich durch die ganze babylonische Religion hindurch. Er ist verknüpft, wie bereits bemerkt wurde, mit der Gestalt des Marduk. Aber die Erscheinung des Marduk wird auch auf die Menschen der Urzeit projiziert. Wir haben ausdrückliche Zeugnisse dafür, daß Marduk, der Sohn des Ea, mit Adapa, dem ersten Menschen, den Ea als zer amelûti,,Same der Menschheit" erschaffen hat (s. oben S. 72 f.) identifiziert wurde. Adapa heißt auch Atraḥasis (Atarhasis), ,,der Erzgescheite". Die Sintfluterzählung des Berosus aber gibt diesen Beinamen in der Umkehrung Hasisatra (Xisuthros) dem babylonischen Noah. Und in einer Keilschrift-Rezension des Sintflutvorganges tritt der babylonische Noah selbst ausschließlich unter dem Namen Atrahasis auf und bittet zu wiederholten Malen die Götter um Befreiung der Menschen von schweren Heimsuchungen, die ihnen der Fluch der Götter um ihrer Frevel willen geschickt hat. S. unten S. 139f. Ob nicht der Schreiber 1 Mos. 5, 29 diese babylonischen Anschauungen, die tiefe religiöse Wahrheiten enthalten, gekannt hat? Auch auf ein Zeugnis aus später Zeit sei noch hingewiesen. Nach dem Bericht des Firmicus Maternus (s. Dieterich, Mithras-Liturgie S. 174) sagt der Priester beim Attis-Feste (symbolische Frühlings- und Auferstehungsfeier Tammuz-Kult)1 murmelnd am Schlusse

von

mit leiser Stimme:

,,Tröstet euch, ihr Mysten, des geretteten Gottes,
es gibt für euch eine Errettung aus der Mühsal.“

I Mos 6, 1 ff. Die Entstehung der Riesengeschlechter. Siehe die kuthäische Legende S. 76. Die benê ha-elohîm „Söhne Gottes“ sind jedenfalls Heroen der Vorzeit, wie die in dem Gilgamešepos aufgezählten Heroen, die in dem Hades

1) S. jetzt zum Attis-Kult Hugo Hepding, Attis, seine Mythen und sein Kult, Gießen 1903.

Biblische Weltzeitalter.

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wohnen, wie Herakles bei den Griechen. Sie dürfen keinesfalls mit den mal'akê elohîm 1 Mos 28, 12; 32, 2 auf gleiche Linie gestellt werden, wie es bei Zimmern KAT3, 456 geschieht.

In außerbiblischen Traditionen sind die Turmbaugeschichte verwoben, s. S. 150 ff.

Riesen" mit der

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Die Weltentwicklung wird nach dem altorientalischen System aufgefaßt als ein Zyklus, als Kreislauf eines Weltenjahres1, das dem Mondjahr oder dem Sonnenjahr entspricht, je nach der Betonung des Mondes oder der Sonne im astrologischen System. Das ergibt als Weltzeitalter entweder die Vierteilung in vier Weltjahreszeiten oder die Zwölfteilung nach Monaten oder die Teilung in 72 (beziehentlich 70 nach dem Mondsystem) Fünferwochen; der Theorie nach wäre auch möglich die Teilung in 52 (50 nach dem Mondsystem) Siebenerwochen. Die Berechnung, wann ein Äon beginnt, ist Sache der jeweiligen Spekulation. Die biblischen Schriftsteller wollen zum Teil von dem System nichts wissen. An seine Stelle tritt die Weltregierung Gottes. Aber sie kennen die Theorie, und wir finden gerade unter den Erzählern, denen,,wissenschaftliche Kenntnisse"

1) Auch diese Vorstellung ist durch die Welt gewandert. Wir finden sie bei den Chinesen und Indern, Ägyptern, Mexikanern.

2) Die Theorie liegt den vier Weltzeitaltern des Hesiod und Ovid (Gold, Silber, Kupfer, Eisen) zugrunde. S. unten zu Daniel. Die vier Weltzeitalter der Mexikaner, in denen die vier Elemente herrschen, hängen deutlich mit Weltflut und Weltbrand zusammen. Das erste heißt,,Sonne des Wassers", das letzte „Sonne des Feuers".

3) So die 12 Weltzeitalter der Etrusker S. 65, auf das Dezimalsystem übertragen; wie die 12000 Jahre Weltdauer bei Zoroaster. Ebenso IV Esr 14, 11; Apk Ba 53. Vgl. auch die 12000 Jahre der Inder (die Flut tritt ein, wenn Brahma schläft), s. F. Schlegel, Weisheit der Inder 230; 12000 Jahre als Zeitalter der Götter in Manus Gesetzbuch (I, 72). Auch die Zyklen des Berosus (36000 Jahre) sind wohl als 12 mal 3000 nach den zwölf Tierkreiszeichen zu verstehen. Das Dezimalsystem ist sekundär. Der,,falsche Orpheus“ Orph. Argon. 1100 gibt 12 Myriadenjahre als Dauer des Weltjahres an.

*) S. unten S. 122 d zu Dan 9 und zu Henoch.

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