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a) Das Brahmana,,der hundert Pfade" erzählt:

Dem Manu, dem ersten Menschen und Sohn des Sonnengottes, kam beim Waschen ein Fisch in die Hände, der zu ihm sprach: ,,Pflege mich, ich will dich retten". ,,Wovor willst du mich retten?" ,,Eine Flut wird alle diese Geschöpfe fortführen, davor will ich dich retten." Manu pflegt den Fisch, der gewaltig wuchs. Als er ein Großfisch geworden war (vgl. Ea in der babylonischen Flutgeschichte), schaffte er ihn ins Meer. Vorher aber sprach er: „Das und das Jahr wird die Flut kommen, dann magst du ein Schiff zimmern und dich (im Geiste) zu mir wenden: wenn die Flut sich erhebt, magst du das Schiff besteigen, dann will ich dich retten." Manu baute das Schiff, bestieg es zur bestimmten Zeit und band das Tau an das Horn des Fisches, der herangeschwommen war. Damit eilte er (der Fisch) zum nördlichen Berge (Weltberg, s. S. 134!) hin. Als dann das Wasser fiel, sank das Schiff allmählich hinab. Darum heißt der nördliche Berg Manor avasarpanam (,,Herabsteigen des Manu"). Die Flut hatte alle Geschöpfe fortgeführt, Manu war allein übrig. Er lebte betend und fastend, nach Nachkommenschaft begierig. Da verrichtete er auch das pāka-Opfer. Er opferte Butter und Dickmilch. Daraus entstand ein Weib. Sie kam zu Manu. Manu sprach zu ihr: „Wer bist du?“ „Deine Tochter“. „Wieso, Herrliche, meine Tochter?" „Aus jenen Opfergaben hast du mich erzeugt. Ich bin Idā (d. i. der Segensspruch). Wende mich beim Opfer an; dann wirst du reich an Nachkommenschaft und Vich werden. Welchen Segensspruch du irgend mit mir wünschen wirst, der wird dir ganz zuteil werden." Manu lebte mit ihr betend und fastend, nach Nachkommenschaft begierig. Er erzeugte durch sie dieses Geschlecht, was jetzt hier das Geschlecht des Manu heißt. Welchen Segenswunsch er irgend mit ihr wünschte, der ward ihm zuteil. Innerhalb der vedischen Literatur nimmt nur eine Stelle des Kathaka auf die Sage Bezug:

Die Wasser wischten (die Welt) aus1, Manu allein blieb übrig.

Das Epos Mahabharata hat die alte Sage erweitert:

Manu ist hier nicht mehr der erste Mensch, sondern ein Heros, der seinen Vater und Großvater an Stärke, Kraft und Schönheit und Askese übertraf. Mit erhobenen Armen auf einem Beine stehend, gesenkten Hauptes, nie blinzelnd, übte er 10000 Jahre lang Buße. Ein Fisch, glänzend wie Mondschein, kommt zu ihm, bittet ihn um Schutz, kündigt ihm die Weltüberschwemmung an und verschafft ihm die Rettung. Mit Manu besteigen sieben Weise (Rischi) das Schiff. Samen jeglicher Art, ,,wie es vor Zeiten die Brahmanen lehrten“, bringt er an Bord. Viele

u. a. Aber die ganze Kontroverse fällt mit der Annahme, daß die Stoffe gewandert sind. Woher sie ursprünglich kamen, ist cura posterior.

1) Oder,,wischten die Welt ab?" Liegt ein Vergleich wie 1 Pt 3, 21 vor: die Flut eine Abwaschung der Welt? Nach H. Jacobi (Usener 28) würden erst im Epos Mahābhārata und in den Purāņas die Weltzerstörungen durch Wasser oder Feuer mit der Verderbtheit der Geschöpfe begründet.

1 Mos 6, 11-9, 17 Die indische und grieschische Sintflutsage.

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Jahre schleppt der Fisch an seinem Horn das Schiff durch die weiten Wasser. ,,Kein Land zeigte sich und alle Himmelsgegenden waren unkennbar; alles war ein Wasser und Luft und Himmel." Auf dem höchsten Gipfel des Himalaya wird das Schiff von den sieben Weisen verankert. Der Fisch offenbart sich als ,,Brahman, der Prajāpāti“: „,keinen höhern gibts als mich; in Fischgestalt habe ich euch aus dieser Gefahr befreit. Und Manu soll alle Wesen schaffen mitsamt Göttern, Asuren und Menschen, und alle Welten und was sich regt und was reglos ist.“

Die griechische Sintflutsage berichtet Apollodor I, 712 ff. Zeus will das Menschengeschlecht des ehernen Zeitalters (!) vernichten; aber auf den Rat des Prometheus zimmert Deukalion einen Kasten, trägt Lebensmittel hinein und besteigt ihn mit seinem Weibe Pyrrha. Etliche retten sich durch Flucht auf die Berge. Nach 9 Tagen und Nächten landet Deukalion auf dem Parnass. Er steigt aus und bringt dem Zeus ein Opfer. Als Zeus ihm erlaubt, einen Wunsch zu äußern, bittet er um Menschen. Sie entstehen, indem er Steine über seinen Kopf wirft, die sich in Menschen verwandeln.1

Wir werden später sehen, daß mit der Sintfluterzählung ein astraler Mythus in Verbindung gebracht wird, der Mythus von der Wasserregion im Weltenzyklus, oder was schließlich dasselbe ist, ein Sonnenmythus. Aber das schließt nicht aus, daß auch ein historisches Ereignis der Urzeit zugrunde liegt 2; daß die Babylonier an ein historisches Ereignis dachten, scheint ihre Unterscheidung von Weisen und Zeiten,,vor der Flut" (s. oben S. 117f.) und „Königen nach der Flut" (V R 44, 20a) zu be

1) Dasselbe Motiv in der slawischen Sage vom Regenbogen s. S. 144. Odyssee 19, 164 ist von dem Steine die Rede, von dem die Menschen abstammen. Ist an die beseelten Steine zu denken, die Meteore (Baitylos = bet-ili), die als herabgefallene Sterne lebendige Wesen sind? Bei Eusebius, praep. ev. 1, 10, heißt Betylos einer der vier Söhne, die Uranos (der Himmel) mit der Erde erzeugte und die Bätylien werden als die beseelten Steine geschildert, die Uranos hervorbrachte. Solche Steine waren es, die Arion zum Tanzen brachte (Sphärenmusik), und Amphion baute aus solchen Steinen das kosmische Theben (eine Vorstellung, die den kosmischen Orten im orientalischen Weltbild entspricht, s. S. 50f). Die 7 oder 12 Kinder des Amphion, die in Steine verwandelt werden, sind umgekehrt Sterne, die 7 sind die Planeten, die 12 sind die Tierkreisbilder. Wenn hier Ideen vorliegen, die auf eine Wurzel zurückgehen, so ist der orientalische Ursprung der Deukalion-Sage nicht mehr zweifelhaft. Merkwürdig ist übrigens, daß das Steinmotiv in dem Herrenwort anklingt: Gott kann aus Steinen Abraham Kinder wecken Mt 3, 9.

2) Gegen Zimmern KAT 3, 555 u. a.

weisen.1 Speziell die babylonische Erzählung lehnte ihre Schilderung in Einzelzügen an Naturvorgänge an, wie sie bei Sturmfluten im Euphratlande (abûbu) von Zeit zu Zeit zu beobachten sind. Die Anklänge an einen Naturmythus 2 spielen dann nur gleichsam die Rolle einer poetischen Form oder wenn man will,,wissenschaftlichen“ Begründung für den Bericht von der Flut.

Die Sintflut als Astralmythus.

Der babylonische Sintflutbericht gibt sich, wie gesagt, als Darstellung eines geschichtlichen Ereignisses, mit dem einer der Äonen der Urkönige zu Ende ging. Eine große Flut ist um der Frevel der Menschen willen über die ganze geschaffene Welt gekommen. Aber wenn es heißt, daß die Götter selber sich bis an den Himmel Anus flüchten mußten, so war,,das himmlische Festland" (der Tierkreis) nach der Meinung des Erzählers mit eingeschlossen.3

1) Die häufige Redeweise in'den historischen Inschriften, daß eine Zerstörung gleich einer Flut" (abûbu) vernichtend wirken wird, bezieht sich wohl nur auf Zyklone, nicht auf die große Flut (Stellen bei Zimmern КАТ 3 554).

2) Die uns erhaltenen babylonischen Rezensionen geben nur wenig Anhalt dafür. Daß Ut-napištim als Sonnenheros gedacht ist, kann man nur zur Not aus dem Zusammenhang des Gilgameš-Epos, in den aber die Geschichte erst eingetragen ist, herauslesen. Und daß die Flut eventuell am Himmelsozean zu suchen ist, kann man auch nur aus dem babylonischen Grundgesetz, daß das Weltenbild immer dem Himmelsbild entspricht, schließen. Keinesfalls liegt m. E. die Sache so, wie sie H. Zimmern sich vorstellt (KAT3 555), daß „,in einem späteren Stadium der Sage der ursprüngliche Himmelsmythus auf die Erde verlegt wird". Himmelsbild und Weltenbild kann nicht gleichsam literarisch getrennt werden. Daß man wirklich einen Naturmythus mit der Sintflut verband, schließen wir 1. daraus, daß der Tierkreis in die Flut eingeschlossen ist (s. Anm. 3) und 2. aus dem Zeugnis des Berosus, das zu der gesamten uns bekannten babylonischen Weltanschauung stimmt.

3) Die Götter kauern Z. 116 an den kamâti des Anu-Himmels. Die Bedeutung des Wortes ist unbekannt. Nach der S. 11f. skizzierten Vorstellung dürfte darunter die Mauer am obersten der tupuķâti zu verstehen sein, durch die 12 Tore zum Himmel des Anu führen. Hierdurch gewinnt auch die feine Beobachtung Wincklers an Wichtigkeit, nach der Manoah, der Ruheplatz der Taube, den östlichen Gipfel des Weltbergs andeutet, der dem Marduk-Punkt am Tierkreis entspricht. Daher kommt es auch, daß nach dem Tempo, in dem die Wasser bei P sinken, der Landungsberg ganz unverhältnismäßig hoch gedacht ist, wie Holzinger, Genesis z. St. bemerkt hat. Auch die indische Arche landet am Weltberg, S. 132.

I Mos 6, 11-9,17

Die Sintflut als Astralmythus.

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Die babylonische Wissenschaft (die ja mit Religion identisch ist) erklärt den Vorgang aus den Bewegungen der Gestirne und des Weltalls. Nach ihrem System muß es eine Zeit gegeben haben, in der das Frühlings-Äquinoktium, das im Laufe der Äonen den ganzen Tierkreis durchläuft, in der Wasserregion des Tierkreises (Eas Reich) gestanden hat. Damals sank das irdische All in die Wasserflut hinein und aus dieser Sintflut ging eine neue Weltära hervor. Ebenso hat es eine Zeit gegeben, in der das irdische All in den entgegengesetzten an den Feuerhimmel stoßenden Teil des Weltalls (der Ekliptik) getreten sein wird. Damals trat eine Feuerflut ein. Die Sintflut muß sich also nach babylonischer Vorstellung wiederholen, ebenso wie sich die Feuerflut wiederholen wird.1 Bei Seneca heißt es:

Berosus, der den Bel interpretiert hat, sagt, daß dies alles (das vorher Geschilderte) durch den Lauf der Gestirne geschehen, und er behauptet das so sicher, daß er für den Weltbrand und die Sintflut die Zeiten bestimmt. Er behauptet, daß die Welt brennen werde, wenn alle Gestirne, die jetzt verschiedene Bahnen gehen, im Krebs zusammenkommen (bei Widderrechnung ist der Krebs der Sonnenwendepunkt, wie wir ja noch vom Wendekreis des Krebses sprechen), so daß sie alle in einer graden Linie im selben Zeichen stehen, und daß die künftige (darauffolgende) Sintflut eintritt, wenn dieselbe Konjunktion im Steinbock stattfindet (d. i Winterwendefreis). Denn jenes ist die Sommersonnenwende, dieses die Wintersonnenwende; das sind die maßgebenden Tierkreiszeichen, weil in ihnen die Wendepunkte (momenta) des Jahres liegen" (cf. Müller, Fragm. hist. graec. II, 510).2

Die Christ. Sibyll. VII, 9 (Hennecke, Neut. Apokr., S. 323) sagen: ,,Schwimmen wird die Erde, schwimmen die Berge, schwimmen wird auch der Äther. Wasser wird alles sein, durch Wasser wird alles zugrunde gehen. Stillhalten werden die Winde und anheben ein zweites Zeitalter." Z. 25 ff.: „Gott, der durch viele Sterne wirken wird wird eine Säule messen (?) mit gewaltigem Feuer, dessen Tropfen der Menschen Geschlechter, die übel gehandelt haben, verderben werden.“ Vielleicht ist auch IV. Esr 7 (Kautzsch, Pseudepigr. 368) heranzuziehen, wo die Wege des jetzigen elenden Äon“,,zwischen Feuer und Wasser“ gehen.

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1) Die Lehre des Mithras (s. Cumont, die Mysterien des Mithras S. 101), vermengt Feuer- und Wasserflut, ebenso wohl der Koran, der heißes Wasser bei der Sintflut kommen läßt. In der Form des Gedankenausdrucks liegt die Vorstellung von der Feuerflut, die nach der Wasserflut das ganze irdische All vernichtet, der Stelle 2 Pt 3, v. 6f. zugrunde. Zu den Spuren der Feuerflut-Vorstellung bei Sodom und Gomorrha, s. unten S. 224.

2) Besonders deutlich ist die Beziehung des Weltenjahrs zu Weltflut und Weltbrand noch bei den Mexikanern, wo das erste Zeitalter ,,Sonne des Wassers", das letzte ,,Sonne des Feuers" heißt.

3) Die Vermutung stammt von Herrn cand. theol. Fritz Israel.

Zeigt der babylonische Bericht Spuren dieses astralen Mythus? Der Beiname des Ut-napištim ist Hasisatra. Das ist aber auch der Beiname des Adapa, des Demiurgen, der identisch ist mit dem Frühlingsgott Marduk. Ea verrät das Geheimnis seinem Sohne. Dieser Hasisatra ist also gezeichnet als der Frühjahrssonnengott, der in der Arche landet, nachdem die Wasserregion durchschifft ist.1 Vielleicht darf man auch II, 28 heranziehen: die Zeit hatte Šamaš festgesetzt; und z. 100 ff.: die vier Planetengötter sind besonders beteiligt, s. S. 141.

2

Die Erklärungen der babylonischen Sintflut-Erzählung als SonnenMythus (Usener) oder als Mond-Mythus (Böklen in dem Archiv für Religionswissenschaft VI, 1 u. 2) haben beide etwas Richtiges, weil der Gang der Sonne wie auch der Gang des Mondes die gleichen Erscheinungsformen zeigt; denn ihr Kreislauf ist in den entsprechenden Zeiträumen derselbe wie der der Tag- und Nachtgleiche im Zyklus der Äonen.

Der biblische Sintflutbericht schildert den Vorgang als ein Ereignis, das lediglich die Menschenerde betrifft. Schon hierin scheint eine Anschauung vorzuliegen, die sich zur Astrologie in Gegensatz setzt. Der Zusammenhang verrät aber, daß dem Erzähler der Zusammenhang der Sintflut mit dem Lauf des Weltsystems bekannt ist. Die Zahl der Sintflutdauer ist bei P 365 Tage; das ist die Zahl des Sonnenzyklus und bei J deuten die 40 Tage auf die Winterszeit (Plejaden), die dem Frühling vorausgeht, s. unten S. 142. Sodann bringt auch die biblische Erzählung die Sintflut mit dem Äon der langlebigen Urväter als ein Endgericht in Verbindung und es beginnt für sie mit der Sintflut, wie in der babylonischen und griechischen Tradition eine neue Ära die der jetzt lebenden Menschheit, deshalb ist nach Verlauf des Wassers Neujahrstag, und zwar natürlich babylonischer

1) Es ist deshalb nicht nötig, mit Stucken und Winckler die Flutsage als,,himmlischen Vorgang" aufzufassen (F. III, 96); der Astralmythus gibt auch hier nur die Form ab für eine wirklich gemeinte Erzählung.

2) 7 Tage Bau der Arche: Neumond bis Vollmond; 7 Tage Füllung der Arche: erstes Viertel bis Vollmond: Eintritt der Flut: Vollmond; Verschluß der Arche: Mondverfinsterung.

3) Eine weitere Spur wäre der Anklang von dem Weltberg bei Manoah (Wortspiel mit Noah), dem Ruheplatz der Taube, s. oben S. 134. Anm. 3. Daß bei P 1 Mos 6, 17,,die Sintflut" als eine bekannte Größe vorausgesetzt wird, so daß auch dies auf die Spekulation vom Weltenjahr deuten würde, scheint mir stilistisch nicht sicher (gegen Gunkel S. 130). Hingegen ist hier eine feine Beobachtung Gunkels S. 130 zu registrieren, nach der die Offenbarung an Noah der Inaugurierung der übrigen Zeitalter der Urzeit entspricht und daß dieser Zug sich deckt mit den Offenbarungen bei bestimmten Epochen der babylonischen Urkönige.

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