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Zu 9. Die biblische Flut überschwemmt die Erde, die babylonische umfaßt das gesamte geschaffene All (s. S. 134 und vgl. 2 Pt 3, 5 ff.) bis zum Himmel Anus.

Zu 10. Zur Sonnenzahl 365 bei P s. oben S. 134. Die Zahlen sind bei J: 40 und 3 × 7. Die 40 erscheint als Zahl der Plejaden und bezeichnet die Regen- und Winterzeit, in der sie unsichtbar sind, in der Unterwelt weilen. Die Plejaden sind nach IV R 5 die Tage des Sturmes und des Unheils, auch Hesiod kennt diese Tage der brausenden Stürme und sagt, daß während dieser Zeit die Schiffahrt aussetzen muß (s. Winckler, F. III, 61). Winckler rechnet übrigens ib. S. 96 statt der 3 × 7 für die „,alte Quelle“ 2 × 7 heraus, das wäre 2 × 7+40= 54 Tage, die Zeit eines siderischen Doppelmonats, d. h. so lange wie die Sonne in einer der sechs Himmelsabteilungen weilt. Die 27 würden dann der babylonischen Flutdauer entsprechen; 7 Tage dauert die Flut, 7 Tage geht sie zurück.

Zu 12. Die Klage über das Verderben der Flut fehlt in der Bibel; die babylonische Stelle 133 ff. ist ergreifend.

Zu 13. In der Bibel P: „Auf einem der Berggipfel von Ararat." Der Schauplatz der Noahgeschichte (die Landschaft Urartu in Armenien) ist also ungefähr derselbe, wie beim babylonischen Erzähler. Auch J meint die gleiche Gegend, vgl. V. II, 2. Der babylonische Bericht nennt den Namen des höchsten Gipfels des Berglandes: Nişir. Als Sintflutberg gilt heutzutage der Gebel Gudi in der Ararat - Gegend. Sieben Tage sitzt die Arche auf, wie im babylonischen Berichte.

Zu 14. Nach 1 Mos 8, 6 scheint es fast, als ob es eine Quelle gegeben hätte, die nur vom Raben erzählte. Wie die Aussendung des Raben den Zusammenhang stört, zeigt Wellhausen, Komposition S. 15, vgl. Winckler, F. III, 95 f. Das „,flog hin und wieder" heißt vielleicht: er flog wiederholt aus und kam wiederholt zurück, bis sich das Wasser verlaufen hatte; dann blieb der Rabe aus. Das würde zu der Rolle des Raben im Keilschriftbericht stimmen Z. 154f. Es bleiben dann drei Vogelaussendungen. Auch die babylonische Erzählung im Gilgameš-Epos und bei Berosus hat deren drei. Die Reihenfolge der Vögel ist übrigens im babylonischen Bericht einleuchtender als in Mos: 1. Taube (Haustier), 2. Schwalbe (die würde zufrieden sein, wenn sie ein Dach als Unterkunft fände), 3. Rabe (der ist mit allem zufrieden).

1 Mos 6, 11-9, 17 Der biblische und der babylonische Bericht

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Gunkel S. 60 sucht in der Taube mythologische Spuren. Das Ölblatt empfindet der Erzähler als Friedenssymbol. Der Gedanke scheint auch Gemeingut des Orients zu sein und ist von hier zu den Römern gekommen. Nach Plutarch, de sol. anim. 13 hat die Taube auch in dem Deukalion-Mythus eine Rolle gespielt. Aber die ursprüngliche Zugehörigkeit zur griechischen Tradition ist zweifelhaft, s. Usener, Sintfluthsagen, S. 254 ff.

Zu 16. Berosus: Xisuthros küßte die Erde, errichtete einen Altar und opferte den Göttern (vgl. auch die indische Sage S. 132f.). Ausführlicher im Keilschriftbericht: ,,Die Götter rochen den Geruch, die Götter rochen den Wohlgeruch, sie sammeln sich wie Fliegen um den Opferer." Von dieser mehr als anthropomorphischen Vorstellung hat man eine Spur beim Jahvisten gefunden: „Jahve roch den angenehmen Duft!" Daß das aber hier nur noch eine Form des Ausdruckes im Sinne von ,,Gott hatte Wohlgefallen" ist, zeigt Am 5, 21; Lev 26, 31. Und selbst wenn es wirklich anthropomorphisch zu verstehen wäre (im selben Sinne wie 6, 6 die Reue und Bekümmernis Gottes), wie weit wäre das entfernt von der satirischen Schilderung der babylonischen Erzählung.

Zu 17. Zu dem Beschluß Gottes vgl. den babylonischen Bericht Z. 180 ff.

Zu 18. Zur Segnung der Geretteten vgl. Z. 200 ff.

Zu 19. Der Regenbogen, der natürlich auch im Sinne des biblischen Erzählers bereits da war, soll das Erinnerungszeichen sein. Der Regenbogen paßt eigentlich besser zu J als zu P; denn bei J entsteht die Sintflut nur durch Regen.

Die Übergabe eines Zeichens, eines Symbols, finden wir im Babylonischen bei Belehnungen. Vgl. z. B. die Symbolübergabe bei der Belehnungsurkunde (Frucht?, bei dem germanischen Recht wird eine Ähre übergeben).

Was bedeutet der Regenbogen? Wellhausen, Prolegomena 327 schließt aus dem Worte ķešet (sonst Bogen zum Schießen), daß der Kriegsbogen dadurch symbolisiert wird, den der pfeilschießende Gott beiseitestellt, zum Zeichen seines abgelegten Zornes; auch die Araber fassen die Iris als Kriegsbogen Gottes auf: Kuzah schießt Pfeile von seinem Bogen und hängt ihn dann in den Wolken auf. Bei den Indern heißt der Regenbogen Indrayudha,,,Indras Waffe", als der Bogen, von dem er Blitzpfeile gegen die aufrührerischen Asuras schleudert. Als babylonische Parallele darf man vielleicht die fragmentarische Stelle des babylonischen Schöpfungsepos anführen, die wahrscheinlich zur V. Tafel der uns überlieferten Rezension Enuma eliš gehört. Es wird dort von

der Verwendung der Waffen geredet, mit denen Marduk die Tiâmat besiegt hat':

Das Netz, das er gemacht hatte, sahen die Götter [seine Väter],

sie sahen den Bogen, daß er kunstvoll [gefertigt war],

und das Werk, das er vollendet hatte, priesen sie

Es erhob Anu in der Versammlung der Götter

den Bogen pries (?) er: „er ist . . . .“

[Die Namen] des Bogens nannte er folgendermaßen: ,,Langholz" ist der eine, der andre ...

sein dritter Name ,,Bogenstern am Himmel .... Er setzte fest seinen Platz (?) ......

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Abgesehen von der Unsicherheit der Stelle scheint mir die Auffassung des Regenbogens als Kriegsbogen unannehmbar. Die biblische und die spätjüdische Auffassung sieht in dem Regenbogen den göttlichen Tröster. Merkwürdigerweise erscheint er so in der slawischen Sintflutsage (Hanusch, slawische Märchen, S. 234): der Herrscher des Alls sah vom Fenster des Himmels Krieg und Mord auf Erden. Da ließ er 20 Tage und Nächte die Erde durch Wasser und Wind vernichten. Nur ein Greisenpaar war übrig geblieben. Ihnen sandte er den Regenbogen als Tröster (Liuxmine), der ihnen riet, über der Erde Gebeine (Steine) zu springen. So entstanden neue Menschenpaare, die Ureltern der lithauischen Geschlechter.

Oder ist der Regenbogen Himmelsbrücke? In der Edda bewacht Heimdal die mythische Brücke, auf der die Asen zum Himmel emporsteigen, und die bei der Götterdämmerung abgebrochen wird. Und in den deutschen Märchen werden die Seelen von den Schutzengeln über den Regenbogen in den Himmel geführt. Daß diese Himmelsbrücke orientalischen Ursprungs ist, beweist die Auffassung als Stiege (natürlich mit den sieben farbigen Stufen). Der Regenbogen mit seinen sieben Farben entspricht dem Tierkreis mit den gleichen sieben Planeten - Farben, auf dessen Stufen die Astralgötter zum Himmel Anus emporsteigen, s. S. 12.

Die Erzählung zeigt in beiden biblischen Rezensionen Verwandtschaft mit der babylonischen Tradition und zwar bei weitem engere Verwandtschaft wie bei der Schöpfung. Gleichwohl ist auch hier vor der Annahme literarischer Entlehnung zu warnen. Die Stoffe sind gewandert. Ein biblischer Erzähler bedurfte dann nicht der Einsichtnahme in babylonische Keilschrifttafeln; eine literarische Anlehnung würde er übrigens aus religiösen Gründen perhorresziert haben.2

Jedenfalls liegt auch hier das religiös Wertvolle nicht in dem, was Bibel und Babel gemeinsam haben, sondern in dem, worin I sich beide unterscheiden.

1) KT 123.

2) Ähnlich urteilt Gunkel, Genesis 67 f., nur daß er dem alten Israel zu wenig eigene Kultur zutraut. Er meint, daß sie die Urmythen übernommen haben, als sie in die kanaanäische Kultur hineinwuchsen“. Wir aber kennen keine kulturlose Zeit Israels.

I MOS 10

Kap. XI: Sintflut. Die Völkertafel.

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An Stelle der mythologischen Götterwelt, die sich gegenseitig belügt und überlistet und launisch über die Menschen schaltet, die in kindischer Angst vor der Flut und dann wieder in gierigem Verlangen beim Opfer Noahs erscheint, finden wir in der Bibel den zürnenden Gott, der die Welt richtet und der sich des Gerechten erbarmt. Die biblische Sintflutgeschichte trägt bis auf den heutigen Tag in sich die Kraft, das Gewissen der Welt zu wecken und der biblische Erzähler hat sie in dieser pädagogischen, sittlichen Absicht niedergeschrieben. Davon wissen die außßerbiblischen Sintflutberichte nichts.

Elftes Kapitel.

Die Völkertafel.

1 Mos 10 spiegelt in seinem Grundstock das geographische und ethnographische Weltbild wieder, wie es sich im 8. vorchristlichen Jahrhundert dem Israeliten darstellte. Es gilt als ,,unlösbare Aufgabe, nach den Angaben der Völkertafel eine Weltkarte zu entwerfen" (Socin in Guthes Bibelwörterbuch). Wir hoffen das Vorurteil beseitigen zu können und werden zeigen, daß die biblischen Schriftsteller in der politischen Geographie ihrer Zeit gut unterrichtet waren.

Dillmann, Genesis, s. S. 165, meint, die in 1 Mos 10 zusammengestellten Völker scien nur zum kleinsten Teile solche, mit welchen die Israeliten in nahen Beziehungen standen. Das ist aus der Anschauung heraus gesprochen, die Kanaan für ein vom Völkerverkehr relativ abgeschlossenes Land hielt. Die Denkmäler des vorderen Orients haben uns Aufschluß darüber gegeben, daß die Staaten am Mittelmeer im regen Verkehr mit der umliegenden Welt gestanden haben.

Eine Karte (Nr. 1), die mir Oberst a. D. Billerbeck in gewohnter, dankenswerter Hilfsbereitschaft auf Grund meiner Besprechung von I Mos 10 gezeichnet hat, soll die Übersicht erleichtern.

10, 2: Die Söhne Japhets waren: Gomer, Magog, Madai, Favan, Tubal, Mesech und Tiras.

Gomer. Das sind die Kimmerier, wie Ez 38, 6, wo sie ebenfalls wie hier mit den Togarma zusammen genannt sind,

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die Gimirrai der assyrischen Inschriften. Sie gehören zu den indogermanischen Völkerscharen (Meder, Aškuza, Kimmerier), die in den assyrischen Inschriften oft mit dem Sammelnamen Manda genannt werden und die Herodot Skythen nennt. Homer sucht in der Odyssee 11, 14 die Kimmerier noch im nördlichen Europa. Auf assyrischem Gebiete tauchen sie zu Sargons Zeiten auf. Damals haben sie das Reich von Urartu1 gestürzt und in seinem Gebiete sich angesiedelt.2 Von diesen Kämpfen berichten die Briefe des jungen Sanherib, die er an seinen Vater Sargon schrieb, während er das Oberkommando in den Nordprovinzen an den Grenzen von Urartu hatte und eines seiner Generäle, und die Orakelanfragen an den Sonnengott aus Asarhaddons Zeit. Auf Betreiben Asarhaddons wurden sie durch die mit dem assyrischen Reiche verbündeten Aškuza von den assyrischen Grenzen vertrieben und nach Westen gedrängt. Die kleinasiatische Überlieferung, die das bezeugt, wird durch Asurbanipals Angaben bestätigt. Auf kleinasiatischem Boden haben sie das Reich der Phryger unter Midas gestürzt, ebenso Lydien unter Gyges. Allmählich sind sie den von neuem gekräftigten kleinasiatischen Kulturvölkern unterlegen. Kleinasiatische Dichter haben die Schrecken der Zeit besungen. Eine Zeitlang ist die kimmerische Hochflut so stark gewesen, daß der Hauptteil Kleinasiens vorübergehend Gomer hieß. Auch die Kämpfe um Urarțu haben ihre Spur hinterlassen. Die Krim (der kimmiräische Bosporus) verdankt ihren Namen den Gimirrai, und die Armenier nennen Kappadozien, den Schauplatz der oben erwähnten Kämpfe zwischen den Aškuza und Gimirrai: Gamir.3

Magog. Bei Ezechiel c. 38 f. erscheint König Gog vom Lande Magog als der erwartete Weltenzerstörer. Daß Gog ein

1) Das heutige Armenien; der Name ist im Berge Ararat erhalten. 2) Sie sind also nicht erst, wie Ed. Meyer annimmt, zu Beginn des 7. Jahrhunderts von Europa aufgebrochen. Holzinger, Genesis S. 95, hält daran fest, obgleich inzwischen das inschriftliche Material vorgelegt worden ist. Vgl. zu der Geschichte der Kimmerier wie der Aškuza H. Winckler, F. I, 484 ff. und in Helmolts Weltgeschichte III, 1, S. 132.

3) Allerdings ist diese armenische Bezeichnung wohl nachträglich der Bibel entnommen, der Genesis- und Ezechiel-Stelle. Die Armenier sind stolz auf die in der Bibel vorkommenden Erwähnungen ihres Landes. So haben sie der Geschichte von den Söhnen Sanheribs, die ihren Vater ermordeten und,,in das Land Ararat entrannen“ (2 Kg 19, 37), eine christliche Färbung gegeben, und feiern sie als eine Art Nationalhelden, s. Chalatianz, Die armenische Heldensage in Zeitschrift des Vereins für Volkskunde in Berlin, 1902, Heft 2 ff.

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