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Die Zweiteilung des Weltenkreislaufs.

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Wenn nun an die Stelle der Vierteilung die Zweiteilung vom Äquinoktialpunkt zum Äquinoktialpunkt tritt (Sommer und Winter, Tag und Nacht, vgl. 1 Mos 8, 22), so treten Nergal und Ninib zurück: Nergal-Saturn kann ja, wie wir oben S. 15 sahen, durch die Sonne und Ninib-Mars durch den Mond vertreten werden. Vielleicht hängt auch damit zusammen, daß NergalSaturn und Ninib-Mars die beiden Unglücksplaneten sind. Das Schema ist dann:

Marduk: Tag, Sommer

Nebo: Nacht, Winter

Dementsprechend muß dann Nebo Mondcharakter haben im Gegensatz zu Marduk, der Sonnencharakter zeigt.

Das Heptagramm mit den sieben Planetenpunkten (s. Abb. 9) wird hierdurch zum Pentagramm mit den fünf Planetenpunkten.

Mond

Merkur

Venus

Für die andre theoretisch mögliche Zweiteilung, durch die Marduk und Nebo zurücktreten und Ninib und Nergal die beiden Jahreshälften repräsentieren, so daß nicht nach den Tagesgleichen, sondern nach den Sonnenwenden gerechnet wird', läßt sich ein Beleg bis jetzt nicht beibringen. Vielleicht aber darf daran erinnert werden, daß die historischen Inschriften zuweilen, wenn sie das ganze Land bezeichnen wollen, sagen: eliš u šapliš, oben und unten, d. i. nördlich und südlich; Belege bei Delitzsch, Handw. S. 68.

Juppiter

Sonne

Aus dieser Anordnung der ,,Weltecken" ergeben sich nun verschiedene Theorien für die Beantwortung der Frage nach der Weltrichtung (islamisch Kibla; wir sagen Orientierung, weil wir Osten unter christlichem Einfluß Ostern! aber im letzten Grunde als babylonische Erbschaft als Hauptrichtung voraussetzen):

Die astronomisch richtige,,Orientierung" ist die, welche den Norden zur Hauptrichtung macht, den Nordpol des Him

das Sinnbild des Kreislaufs, das die Schlange zeigt, die sich in den Schwanz beißt, auf ägyptischen und phönizischen Monumenten nachweisbar, z. B. auf dem Oberrande eines phönizisch-kultischen Gefäßes im Berliner Vorderasiatischen Museum.

1) Winckler, Forschungen III, S. 205 ist geneigt, dies für das Ursprünglichere zu halten. Es würde in der Tat dem Zwillingszeitalter (Sonne und Mond in der Opposition Nord und Süd) entsprechen, während die Tagesgleichenrechnung zum Mardukzeitalter (Frühling, Herbst) stimmt.

Jeremias, A. Test.

2

=

mels; das kann der Nordpunkt des Weltalls sein, der Anu gehört, oder auch der Nordpunkt des Tierkreises, der nach den obigen Ausführungen Ninib bez. Sin, dem Mond gehört; darum erscheint im System der Götterwelt Sin Ninib (s. S. 15 f.) und = Anu (s. S. 27). Das ist die richtige Orientierung, die den Babyloniern nahelag, so lange der Mondkult dominierte, und die auch dazu stimmt, daß der Strom, der Euphrat, von Norden nach Süden fließt (daher oben Norden, unten Süden). Deshalb findet sich der zum Turm von Nippur gehörige Tempel an der Nordostseite; die Nordecke ist hier die Kibla. Diese Kibla zeigt sich noch bei der Gebetsrichtung der Mandäer: sie wenden sich nach dem Nordpunkt des Himmels.

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Möglich ist auch eine andere Orientierung, welche sich aber der Nord-Kibla gegenüber als sekundär zu erweisen scheint: nämlich nach Westen, dem andern Nachtpunkt. Sie entspricht der Zweiteilung der Welt (Sommer und Winter, Tag und Nacht), bei der Nebo dem Mond, Marduk der Sonne entspricht, und mag auf der einfachen astronomischen Beobachtung beruhen: Wenn die Frühlingssonne im Tagesgleichenpunkte (also früh 6 Uhr) aufgeht, geht der Vollmond in Opposition zu ihr im Westen unter. Also auch hier läßt sich die Orientierung vom Mondkult leiten. Diese Weltrichtung tritt darin zu Tage, daß das Jahr im Herbst anfängt (Tišrî Jahresanfang)1, und wird historisch dokumentiert durch die Erscheinung, daß Nebo ursprünglich die Stelle Marduks einnahm.

=

Beide Theorien entsprechen dem Mondkultus. Das änderte sich, als das Zeitalter des Sin 2 (nach dieser Theorie Nebo) zu Ende ging und das Zeitalter des Marduk eintrat. Das war die Zeit, in der die Frühlingssonne aus dem Zeichen der Zwillinge in das Zeichen des Stieres trat, und in der die Stadt Babylon, deren Stadtgott Marduk den Stier als Symbol hat, unter der Herrschaft der Hammurabi-Dynastie zur Metropole des Weltreiches wurde. Damals entstand eine Theorie, die

1) Beim Widderzeitalter ist die gleiche Erscheinung zu erwarten. Wenn nun im Mithras - Kalender dem Mithras der 16. Tag (Vollmond) und sodann der 7. Monat (der im Jahr dieselbe Rolle spielt, wie der 16. Tag im Monat) geweiht ist, so sieht man, daß hier Herbstjahresanfang herrscht.

2) Sargon nennt die alte Zeit adû des Nannar (andrer Name für Sin), Äon des Mondgottes, s. S. 20.

Die verschiedenen Weltrichtungen.

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alles auf Marduk, d. h. auf den Ostpunkt abstimmte.1 Von da an feierte man Neujahr im Frühling.2

Es ist notwendig, in diesem Zusammenhange zu erklären, wie im Laufe der altorientalischen Geschichte die Kalender

nach dem Zurückweichen des Äquinoktialpunktes (Präzession) reformiert werden mußten und wie man versuchte, die Wechsel der Zeitalter damit zu motivieren. Die Stellung der Sonne im Frühlingsäquinoktium weicht jedes Jahr ein bestimmtes Stück zurück (20 Gradminuten), so daß sie in je ca. 2200 Jahren den 12. Teil des Tierkreises rückwärts durchlaufen hat (ungefähr je ein Tierkreisbild, wobei aber zu beachten ist, daß die Tierkreisbilder die scheinbare Sonnenlaufbahn nicht in zwölf gleiche Teile teilen). Die Babylonier müssen das von uralters gewußt haben; es beruht nicht auf einer einzelnen Erkenntnis, sondern auf den fortgehenden astronomischen Beobachtungen und Feststellungen, wie sie schon das uns in Bruchstücken erhaltene altbabylonische astrologische Werk „Als Anu und Bel" bezeugt. H. Winckler hat mit Nachdruck darauf

1) Auf ein besonders charakteristisches Beispiel für die von Babylon ausgehende Losung, nach der der Osten die Weltrichtung anzeigt, macht H. Winckler KAT 180 aufmerksam. Der Araber nennt den südlichen Teil seines Landes Jemen die rechte Seite, und den nördlichen šâm die linke Seite, Syrien. Die Bezeichnungen sind älter als die islamische Eroberung, sie gehen also nicht auf die Zeit des islamischen Chalifenreiches mit seiner Einigung des Arabertums unter einer festen Herrschaft zurück, sondern bestehen bereits in der Zeit der ,,Unwissenheit", vor Muhammed, also während der Periode der absoluten Zerrissenheit Arabiens. Beide Bezeichnungen mit mašrik (Ost) und maghrib (West) als Ergänzung setzen die Orientierung voraus, welche der gesamten Welt des Altertums von Babylon übermittelt worden ist: die nach Osten, dem Frühlingspunkt, Marduk.

2) Das alte israelitische Neujahrsfest ist Herbstfest, entspricht also der alten euphratensischen Orientierung. Zur Zeit der politischen Abhängigkeit von Babylonien gilt der babylonische Kalender, also der Neujahrsanfang im Frühling. Nach der Rückkehr mußte mit politischer Selbständigkeit und eigner Gesetzgebung auch eigner Kalender wieder auf kommen; denn der Kalender gehört zur Gesetzgebung. Unter Šešbaşar finden wir in der Tat solche Selbständigkeitsregung: das Jahr beginnt. wieder im Herbst. Auch die Vorliebe für die Nordrichtung (s. S. 18) ist alt-euphratensisch im Gegensatz zur Weltrichtung von Babylon. Die in Medeba gefundene Mosaikkarte von Jerusalem (6. Jahrh. n. Chr.) zeigt, daß das Haupttor und die Säulenstraße der alten Stadt nach Norden ging. Der Künstler aber orientiert die ganze Karte nach Osten; das Meer ist unten.

3) Bisher zitiert: „Licht des Gottes Bel". Die richtige Übersetzung der Anfangsworte, die also an den Anfang des Cod. Hammurabi erinnern,

aufmerksam gemacht (und es bedeutet das eine für das Verständnis des alten Orients wichtige Entdeckung), daß die alte Welt die Zeitalter nach diesen Perioden berechnet und daß mit den dadurch gegebenen Epochen Kalenderreformen verknüpft sind, die in das politische und religiöse Leben gleich Reformationen eingegriffen haben. In dem ältesten Zeitalter, das wir bisher urkundlich kennen, stand die Sonne im Frühling im Zeichen der Zwillinge. Als Zwillinge werden von den Babyloniern Sin und Nergal angesehen, d. i. Mond und Sonne (s. S. 15. und 46). Denn wenn der Mond, der in der alten Periode den Vorrang hat, auf dem ihm im Weltall gebührenden Punkte, am Nordpunkt der Ekliptik, als Vollmond steht, so steht die Sonne, wie wir oben S. 15 sahen, in Opposition im Tiefpunkt der Ekliptik, im Nergal-Punkt. Hier liegt der Ursprung des Dioskurenmythus. Die Zwillinge sind allenthalben die getrennten Brüder, die nur einmal im Jahre sich begegnen. ,,Sonn' und Mond bewegen sich, che sie sich trennen“ (s. unten S. 33). Dies Zeitalter scheint auch als adû Nannar (Sin), d. h. Äon des Mondgottes, bezeichnet worden zu sein. Sargon sagt in der Prunkinschrift vom König von Meluḥha (KB II, 66, 110f.), seine Väter hätten seit fernen Tagen, seit dem Äon des Mondes, keine Boten mehr an seine Vorgänger geschickt. Das Jahr muß in dieser Zeit mit dem Sivan (dem Monat, der dem Mond heilig ist) begonnen und mit dem Ijjar geschlossen haben.

Ungefähr von 2500 an stimmte der Kalender nicht mehr zur tatsächlichen Stellung des Frühlingsäquinoktialpunktes. Die Zeitrechnung mußte auf den Stier gestimmt werden, denn in das Zeichen des Stieres war der Frühlingspunkt gerückt. Das ist in der Tat geschehen, aber erst unter Hammurabi hat sich die Reform durchgesetzt. Hammurabi hat das Vorrücken des Frühlingspunktes zur Glorifizierung seiner Herrschaft als einer neuen Weltepoche benutzt. Es gelingt ihm ,,die Erhebung des Marduk", des Stadtgottes von Babylon zum König der Götter.2 verdanke ich H. Zimmern. Die uns erhaltenen Bruchstücke stammen aus der Bibliothek Asurbanipals.

1) Bereits früher wurde die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, z. B. von M. Niebuhr, Geschichte Assurs und Babels (1857), 245 ff.; in der 1890 erschienenen Schrift Geometry in Religion, London 1890.

2) Es ist hier noch verschiedenes unklar. Ist Marduk im Stier lokalisiert gedacht? Ist die Stier-Symbolisierung des Marduk dem neuen Äon zu Liebe und zur Bestätigung des Marduk als Obersten der Götter erfunden? Oder hat bei der Verlegung der Residenz von Sippar (denn dort residierte doch wohl vorher die Hammurabi-Dynastic) nach Babylon

Zeitalter und Kalenderreformen.

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Der Jahresanfang müßte der Präzession entsprechend einen Monat rückwärts, in den Ijjar, verlegt worden sein und der Jahresschluß in den Nisan. Direkte Zeugnisse dafür haben wir nicht. Aber wenn der König von Assyrien im Ijjar inauguriert wird, so läßt sich das nur aus dieser Erscheinung erklären.1 Man wird erwarten, daß dieses auf den Zwillings- bez. ,,MondÄon" folgende Zeitalter Sonnen-Charakter trägt. Und das stimmt auch wenigstens insofern, als Marduk wesentlich Sonnengottheit ist (s. oben S. 14ff. und S. 32).2

Mit dem achten vorchristlichen Jahrhundert ist der Frühlingspunkt in das Zeitalter des Widders gerückt. Die astronomische Anerkennung und Festlegung dieser Tatsache gibt dem sonst unbedeutenden König Nabonassar (Nabû-naşir 747 bis 734) ein bedeutendes Relief. Sowohl die keilinschriftliche ,,babylonische Chronik“ (KB II 274) wie der ptolemäische Kanon (KB II, 290) fangen mit ihm an; denn er beginnt astronomisch der Charakter des Stadtgottes Merodach den Ausschlag gegeben? Man kann vielleicht dazu die Rolle vergleichen, die das Widderheiligtum in der Ammon-Oase im Widderzeitalter erhielt, als die wissenschaftliche Zentrale von Babylonien nach Ägypten verlegt war.

1) Eigentlich müßte man schon Nisan als Jahresanfang erwarten, da inzwischen das nächste Zeitalter, das Widderzeitalter, eingetreten ist, wie es sich in der Tat bei Sargon in Babylon und hernach bei Nebukadnezar zeigt. Aber man hat eben zu gewissen Zeiten, vielleicht im bewußten Gegensatz, den Fortschritt nicht mitgemacht; man ist beim alten Kalender geblieben, wie heutzutage die Russen.

2) Hommels Ansicht, daß der Sonnenkult genuin babylonisch und der Mondkult westsemitisch ist (Grundriß S. 84 u. ö.), ist in der vorgetragenen Form unhaltbar, s. auch S. 33, Anm. 4. Nur soviel ist richtig, daß die Ackerbau treibenden Babylonier den Kult der Sonne von jeher besonders gepflegt haben (die Sonne bringt Wachstum und Ernte), während die nomadisierenden Babylonier westlich vom Euphrat den Mondkult besonders gepflegt haben; denn die heiße Sonne ist ihr Feind, der Mond des Nachts ist ihr Freund. Aber Sonnenkult und Mondkult haben immer nebeneinander bestanden. In der Theorie hatte in der ältesten uns bekannten Zeit der Mond, später die Sonne den Vorzug. Wenn von der Hammurabi-Zeit an die Sonne in den Vordergrund tritt, so ist doch der Mondkult auch zu seinem Rechte gekommen (z. B.: Hammurabi erhält die Gesetze vom Sonnengott, aber er sorgt auch für die Ausstattung der Mondstadt Ur), und er ist nie von seinen Kultorten verdrängt worden. Die Hervorhebung der Sonne in dem späteren Zeitalter beruht aber auf der geistigen Übermacht Babylons. Sehr spät ist noch einmal der Mond zur Vorherrschaft im vordern Orient gekommen: durch die Reform Muhammeds, der an die Kalender und Institutionen der Mondstadt Haran mit Bewußtsein angeknüpft hat. Das Werk Muhammeds bedeutet wie in diesem, so in manchem andern Punkte die letzte altbabylonische Renaissance, s. Winckler, MVAG 1901, 237 ff.

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