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1 Mos 36, 1 ff. 38, 14ff.

Edomiter.

Thamar.

237

S. 89, hält auch diesen Gott für einen ,,Mondgott". Wir möchten. eher an eine Form des Gewittergottes Adad denken.

1 Mos 38, 14ff. Thamar geberdet sich als eine öffentliche Dirne. Ausdrücke und Sitten sind bewußt oder unbewußt dem orientalischen Kultus der Ištar entnommen, die in Kanaan Ašera hieß.1 Thamar heißt ķedeša (assyr. ķadištu), d. h. eigentlich ,,die Geweihte“, die Tempelprostituierte, dann Hure. Die entsprechende männliche Erscheinung, z. B. 1 Kg 14, 24. Die Namen von Kades und Kedeš (Heiligtum?) sind ein biblisches Zeugnis für derartigen orientalischen Kult in Kanaan aus vorisraelitischer Zeit. Im Babylonischen heißt kadištu auch zunächst wie šamḥâtu, harimtu (,,die Bestrickende"?),,die dem Dienste der Ištar Geweihte" (auch Ištaritum mit Götterdeterminativ IV R 50, 44a), dann die Straßendirne.3 Das Ištar-Zeichen ist der Schleier. Er gehört deshalb zum Kultus wie hier zum Dirnenberuf. M. von Oppenheim fand an der Chabûr-Quelle in Raš-el-'ain ein Bild der verschleierten Ištar-Ašera, das uns zugleich die überraschende Lösung für die Frage gibt, warum Ašera im AT oft einen Pfahl, der neben dem Altar steht, bezeichnet, und dann wieder die weibliche Göttin, die Venus foecunda (s. die Lexika). Das Bild (Abb. 14) stellt einen Marmorpfahl dar, der in den Kopf der Göttin ausläuft. Der Schleier ist vom Bildhauer so gearbeitet, daßß das Gesicht durchscheint. Eine verschleierte Ištar ist auch die göttliche Meerjungfrau Sabitu im Gilgameš-Epos. Ein Bild der

1) Daß Ašera gleich Ištar ist, zeigt der Name Abd-Aširtu bez. AbdAšrâti in den Amarna-Briefen, dessen 2. Bestandteil mit dem Ideogramm für Ištar wechselt. Der Name Ašrat erscheint auch auf der Hammurabi-Stein-Inschrift, die Hammurabi als ,,König des Westlandes" nennt (Abb. 77) und auf den von Sellin in Ta'aannek in Kanaan gefundenen Inseln in Keilschrift neben Adad. Zur Bedeutung Pfahl und Göttin vgl. das sogleich zu besprechende Ašera-Bild.

2) Dasselbe ist die Aštoret-'Aštarte 1 Kg 11, 5 und 23 (vgl. 2 Kg 23, 13) bei den Phöniziern, wie 1 Sa 31, 10 bei den Philistern. Zimmern KAT3 437 vgl. 436 spricht von eventuellem babylonischem Ursprung. Das illustriert die Verschiedenheit unsrer Auffassung. Die Ištar gehört dem gesamten alten Orient gemeinsam. Nur die Kulte sind verschieden. In diesem Falle wird eher umgekehrt anzunehmen sein, daß in Babylonien ein westsemitischer Ištar - Kult, der den Doppelcharakter hervorhebt, einen ursprünglich anders gearteten Ištar-Kultus beeinflußt habe.

3) S. S. 37.

Buhldirnen und Buhlknaben entsprachen dem männlichen und weiblichen Ištar und Tammuz bez. Attar.

*) Wenn Ištar zur Unterwelt hinabsteigt, ist sie entschleiert, das bedeutet (Winter und) Tod (vgl. Höllenfahrt der Ištar; alles Leben hört auf). Das ist auch der Sinn des verschleierten Bildes von Sais. Wer den

Ištar als Venus foecunda und Muttergöttin s. Abb. 77 und vgl. S. 36 f.

Einen interessanten Beitrag zur Sittengeschichte bietet der Übergang des Istar-Schleiers in den Frauenschleier des Orients

und speziell in den Brautschleier. Rebekka hüllt sich in den Schleier, als ihr der Bräutigam entgegenkommt I Mos 24, 47. Ruth soll sich verschleiern, als sie zu Boas geht (Winckler F. III, 75). Das hat nicht den Sinn: um nicht gesehen zu werden; dazu genügte der Auftrag, sie solle bei Nacht gehen.

Auch die andre Thamar, deren Verkehr mit dem Bruder 2 Sa 13 erzählt, ist von dem Erzähler mit leisen Zügen der Ištar verwoben. Als Speise wird der gebackene Kuchen gewählt, das ist das Gebäck der Ištar. Ein späterer Redaktor hat das nicht verstanden oder vertuscht; der Text ist an den Stellen v. 8 und 10 verstümmelt. Einen andern Wink" hat der Erzähler durch das Gewand hineingeheimnist v. 18: sie trug ein ketonet passim.2 Das ist der Ausdruck, der nur noch für das Kleid des Josef 1 Mos 37 (s. S. 240) vorkommt, dessen Geschichte mit Tammuz-Zügen verwoben ist.

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Abb. 77: Ištar als
Muttergöttin.
Gefunden in
Babylon.
(Layard, Niniveh

und Babylon). Vgl. zu Jer 7, 18.

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Schleier hebt, stirbt. Die männliche Kehrseite ist Tammuz, der Gott der Frühlingsvegetation und damit natürlich auch der Frühlingssonne, die jährlich aus der Unterwelt emporsteigt. Haggag, der Eroberer von Mekka, der den Gegenkönig der Omajjaden besiegt, läßt sich als ,,Sohn des Tagesanbruchs" besingen und sagt:,,wenn ich den Schleier hebe, erkennt ihr mich" (Winckler, MVAG 1901, 303 f.). Auch sonst spielt der,,Schleiermann" dhû-'l-himâr in der islamischen Sage eine Rolle. Auch die Verhüllungen des Muhammed (der Schleier wird zum Mantel) sind von hier aus zu verstehen. Und es wird nach dem Gesagten nicht allzu kühn erscheinen, wenn auch die Verhüllung des Angesichtes Mosis (die Entschleierung würde den Tod bedeuten), 2 Mos 34, 33 ff., in diesen Zusammenhang gebracht wird. Wenn übrigens die Vulgata corneatus übersetzt (der gehörnte Moses" des Michelangelo), so hat sie einen andern mythologischen" Zug in die Darstellung hineingetragen: der Übersetzer Hieronymus hat sicherlich gewußt, daß die,,Hörner" das altorientalische Götterzeichen sind. S. noch zu 2 Mos 34, 33 und 35.

1) S. zu Jer 7, 18: Die Kuchen für die Himmelskönigin in Syrien, d. i. eine Form der Ištar.

2) Eine antiquarische Glosse fügt hinzu: das sci,,von alters" das Jungfrauengewand der Prinzessinnen. Vgl. HL 5, 3 das Gewand der Geliebten (,,Ich habe mein Kleid ausgezogen, soll ich's wieder anziehen?" Ištar-Motiv.). Hiernach wohl als schleierartiges Gewand zu verstehen.

1 Mos 37 ff.

Thamar. Josefsgeschichte.

239

Auf einen weiteren höchst merkwürdigen Anklang an den Istar - Mythus in der Thamar-Geschichte Mos 38, 14ff. macht Stucken, Astralmythen 16, aufmerksam. Von Istar heißt es, daß sie ihre Liebhaber vernichtet (Nimrod-Epos VI. Tafel).1 Thamars Liebe hat 2 Brüder, Ger und Onan, ums Leben gebracht. Den 3. will der Schwiegervater nicht hergeben: könne auch dieser sterben, wie seine Brüder". Dazu vergleiche man To 3, 8, wo Sara (šarratu, d. i. Ištar!), Raguels Tochter geschmäht wird:,,Du bist die, die ihre Männer tötet!"2

,,es

Siebzehntes Kapitel.

Die Josefsgeschichte.
I Mos 37 50.

Das Tammuz-Motiv in der Josefsgeschichte.

Josefs Geschicke führen in die Tiefe, in die Grube und in das Gefängnis1, daneben empor zu lichten Höhen: er wird der Segenspender für Ägypten und für die Seinen. Das gab dem Erzähler Anlaß, die Josefsgestalt mit der Gestalt des Tammuz, der im Winter in die Unterwelt hinabsinkt und im Frühling als Segenspender emporsteigt, zu verbinden. Der Erzähler spielt darauf an. Durch Wortspiele und durch Hervorhebung bestimmter Züge und Ereignisse läßt er Tammuz - Motive anklingen. Es gehört zur Kunst der Erzählung, wie etwa bei Wagner, um eine moderne Analogie zu geben, die musikalischen Motive in den Nibelungen dem Hörer bestimmte Andeutungen geben: Wotan tritt auf usw. Wir finden solche Anspielungen auf den Tammuz - Mythus in den folgenden Zügen der Josefsgeschichte:

1. Der astral-mythologische Traum von den Gestirnen, die sich vor Tammuz, der den Jahreszyklus darstellt, verneigen, s. S. 40 f. 2. Das geflissentliche Hervorheben des bôr (Brunnen). Josef ist im Brunnen. Der Brunnen ist der Zugang zur Unterwelt in der gesamten orientalischen Welt (vgl. noch die Märchen von 1001 Nacht; spielt auch in die deutschen Märchen hinüber), vgl. Ps 69, 16. Apk 9, 1; s. Gunkel, Schöpfung und Chaos 214, Anm. 1. Dieselbe Rolle spielt das Ge

1) Auf Semiramis übergegangen. Die männliche Umkehrung ist die Mythengestalt, die im deutschen Märchen als Ritter Blaubart erscheint. 2) Asmodäus, der böse Geist, steht hier im Hintergrunde.

3) S. Winckler, Geschichte Israels II, S. 67 ff. Meine Abweichung von Wincklers Auffassung wird der Leser bemerken.

*) Ägypten selbst gilt, da es Süd- und Sonnenland ist, als Unterwelt", vgl. S. 15. 213.

fängnis“ (vgl. 1 Pt 3, 19: Gefängnis= Unterwelt). Das Gefängnis ist oft in den assyrischen Bußpsalmen das Bild des Todes und der Unterwelt, wie umgekehrt der Gefangene in den Briefen sich als Toter und in die Unterwelt Gefahrener fühlt. Daß die Anspielung noch in später Zeit verstanden wurde, zeigen die Testamente der 12 Patriarchen“, Kautzsch, Pseudepigr. S. 500, die sagen, Josef sei 3 Monate und 5 Tage im bôr geblieben das sind die Wintermonate + 5 Epagomenen, die dem 1. Nisan vorangehen.2 3. Das ketonet passîm, der „bunte Rock", spielt an das Tammuz-Attar-Kleid an, s. zu 1 Mos 38, 14ff. Winckler 1. c. 76 nimmt an, daß auch das ,,Eintauchen in Blut" (,,ein wildes Tier hat ihn zerrissen“) an den Mythus anspielt, an den Eber, der Tammuz zerfleischt. Auch das Eber-Motiv, wie es die Griechen und z. B. Ovid, Met 10, 298 ff. kennen, ist sicher alt.3 4. In Ägypten vermählt sich Josef mit der Tochter des Sonnenpriesters von On-Heliopolis. 5. Josef und Benjamin. Anspielung an Tammuz und Gišzida? (S. S. 40 u. 64). EpagomenenFest? 1 Mos 43, 34 (!) vgl. 45, 22, Hervorhebung der Fünfzahl! 6. Wenn bei Josef Tammuz anklingt, so werden dem Erzähler bei den beiden Söhnen die Jahreshälften vorschweben. Die eigentümliche Form der Segnung mit gekreuzten Armen beim Elohisten findet vielleicht hierin ihre Erklärung. Winckler S. 74 denkt an die Vertauschung der Kalender mit dem Herbst- und Frühlingsanfang, die auf der Vertauschung der Nebo-Rechnung mit der Marduk-Rechnung beruht (S. 13). Die Erklärung durch die Zurücksetzung Manasses hat nur der Jahvist.

Auch hier sei, um Mißverständnissen vorzubeugen, ausdrücklich erwähnt, daß dies nur zur Formenlehre alttestamentlicher Erzählungskunst gehört. Die Frage nach den geschichtlichen Tatsachen wird dadurch nicht berührt. Nur einzelne nebensächliche Züge (wie der erste Traum) sind als Arabesken zu erklären, die dieser Form zuliebe angebracht sind. Häufig werden die Tatsachen der Kunstform entgegen gekommen sein (wie bei der Heirat mit der Sonnentempel-Tochter), wie wir es ja täglich erleben, daß die Geschichte Schemen baut“.

1 Mos 37, 9. In der Traumerzählung neigen sich vor Josef Sonne, Mond und 11 Sterne. Die 11 Sterne sind die Tierkreisgestirne; das 12. fehlt, weil eins immer in der Sonne verschwunden ist, weshalb Marduk als Besieger über die Tiamat mit ihren 11 Helfern die Zahl XI als Charakteristikum bekommt (die 11, die in der Chaoszeit im Dienste Tiâmats standen, die nun der Welterneuerer und Frühlingssonnengott regiert, sind in demselben Sinne die 11 Tierkreisbilder).3

1) Auch der Segen 5 Mos 33 ist voll mythologischer Anspielungen. Im Testament der 12 Patriarchen heißt es bei Naphtali (Kautzsch S. 487), daß Josef mit einem geflügelten Stier (vgl. 5 Mos 33, 17) in die Höhe kommt. Ist das eine Anspielung auf Marduk-Tammuz? Man vergleiche das Stiersymbol des Osiris-Tammuz (die Identität bei Suidas s. v. Hocïouzós) in Byblos.

2) Die weite Verbreitung des Motivs spricht für hohes Alter, vgl. KAT 398, Anm. 5; 410; 411, Anm. 3. Bei den Siamesen tötet ein Riese, in den Eber verwandelt, den Tagesgott Sommona-Coden. Die skandinavische Sage läßt Odin durch einen Eber verwunden; aus den Blutstropfen erblühen die Blumen im Frühjahr, s. Kreuzer, Symbolik II, 98f.

3) Vgl. S. 53, Anm. 3 und Winckler, Gesch. Isr. II, 70. Unnötigerweise ist hier wegen der Nacht die Sonne ausgeschieden.

1 Mos 37, 28

Tammuz-Motiv. Josef in Ägypten.

Der Hebräer Josef in Ägypten.

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Josef heißt,,der Hebräer“ (40, 15; 41, 12). Das ist nicht ein ,,naiver Anachronismus“ (Gunkel), sondern es ist im Munde der Ägypter eine allgemeine Bezeichnung für den Ausländer, den asiatischen Beduinen, entsprechend den Chabiri der AmarnaBriefe; im Munde des Erzählers bezeichnet es ihn als Angehörigen der „Hebräer“ in dem besonderen S. 226f. skizzierten religiösen Sinne.

1 Mos 37, 28: „Es kamen aber midianitische Händler vorüber, die zogen Josef heraus und führten ihn nach Ägypten“ (Elohist). Die andere Quelle (Jahvist) sagt: Ismaeliter von Gilead, d. h. allgemein Beduinen aus dem angrenzenden Ostjordanlande. Der Elohist nennt die Kaufleute Midianiter. Es scheint das ein allgemeiner Terminus für Kaufleute gewesen zu sein. Das würde sich erklären, wenn wir eine Vertauschung oder Verwechslung der Namen Midianiter und Minäer annehmen dürfen. Die Minäer wären dann die Bewohner der alten minäischen Handelskolonie des südarabischen Reiches, die im nordarabischen, an Kanaan angrenzenden Gebiete ansässig war. Der Name ist dann verschollen, als das Minäerreich durch das Sabäerreich abgelöst war, s. S. 157. Eine solche Verwechslung knüpft sich z. B. sicher an Ri 10, 12, wo die Ma'oniter (d. i. Minäer) als eine der Israel bedrängenden Völkerschaften aufgezählt werden, wofür dann Sept. Madiam (Midian) liest, s. Hommel, Altisr. Überl. 271; Weber in MVAG 1901, 28. Die Minäer brachten auf der über Gaza führenden Handelsstraße auf Kamelen nek'ôt (Gummi? Aquila: oréga§) und zerî (Weihrauch?) und Lôt (Ladanum? Glaser erklärt Ladanum als Myrrhe) nach Ägypten, vgl. Plinius 12, 54.

Die Josefsgeschichten und die Geschichte vom Auszug zeigen auf Schritt und Tritt echt ägyptisches Kolorit und beweisen, daß die Schriftsteller aus guten Traditionen geschöpft haben. Georg Ebers, Ägypten und die Bücher Mosis (1868) sagt: „Die ganze Geschichte Josefs muß als durchaus entsprechend den wahren Verhältnissen im alten Ägypten bezeichnet werden."

J. Marquart, Philologus VII S. 689 urteilt: „Die Josefsgeschichte in ihrer ursprünglichen Form ist für mich ein neuer glänzender Beweis für die hohe Altertümlichkeit der Erzählung des älteren Elohisten."

1) Büdinger, De coloniarum Phoeniciarum primordiis 1892, sieht in der Geschichte eine Erinnerung an eine Kriegsgefangenschaft der Josefstämme, die mit Hilfe der Midianiter, die als Ägyptens Verbündete nachgewiesen werden, zustande kam.

Jeremias, A. Test.

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