ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Lysimachus von Alexandrien (ca. 70 v. Chr.) berichtet nach Josephus contra Apionem I, 34: Zur Zeit des Königs Bokchoris habe das Volk der Juden, welches aus Aussätzigen, Krätzigen und anderweitigen Kranken bestand, in den ägyptischen Tempeln gelagert und gebettelt. Auf Weisung des Gottes Ammon habe Bokchoris die Aussätzigen und Krätzigen im Meere ertränkt, die übrigen in die Wüste getrieben. Diese letzteren seien nun unter Führung Mosis nach Judäa gezogen und hätten dort die Stadt Jerusalem gegründet.

2. Die Austreibung der Hyksos.

Manetho erzählt nach Josephus contra Apionem I, 41 vgl. Eusebius, praep. evang. X, 13: Unter der Regierung des ägyptischen Königs Timaos seien Fremde von unberühmtem Geschlecht, welche von einigen für Araber gehalten würden und jedenfalls Hirten oder Nomaden waren, in Ägypten eingefallen. Sie eroberten das Land, zerstörten die Tempel, mißhandelten die Eingeborenen und machten einen aus ihrer Mitte, Namens Salatis, zum Könige. Dieser wählte sich Memphis zur Residenz, sammelte in Unter- und Oberägypten Tribut ein und hielt das Land durch Besatzungen, welche er in die wichtigeren Orte legte, in Gehorsam. Die Ostgrenze des Landes befestigte er gegen etwaige Einfälle der Assyrer und baute namentlich eine im saitischen Nomos' auf der Ostseite des bubastischen Nilarmes gelegene Stadt, welche nach einer alten Göttersage Avaris hieß, zu einer sehr starken Festung aus, der er eine Besatzung von 240 000 Mann gab und welche den Hauptstützpunkt seiner Macht gebildet zu haben scheint. Diese eingedrungenen Fremdlinge wurden Hyksos genannt. Nachdem die Hyksos 511 Jahre lang geherrscht hatten, empörten sich die einheimischen Dynastien der Thebais und der übrigen Landesteile und begannen einen großen und langwierigen Krieg gegen sie. Endlich gelang es dem Könige Alisphragmuthosis (Misphragmuthosis), sie zu besiegen und in einem Orte einzuschließen, welcher Avaris hieß und einen Umfang von 10 000 Tagwerk hatte. Da sie Avaris zu einer starken Festung ausbauten, so waren sie nicht mit Gewalt daraus zu vertreiben. Nur auf gütlichem Wege konnte sie Thummosis, der Sohn Alisphragmuthosis zum Abzug bestimmen: 240 000 Mann stark zogen sie mit ihrem Besitztum nach der syrischen Wüste, ließen sich in dem nachmaligen Judäa nieder und gründeten die Stadt Jerusalem.

Ptolemäus Mendesius (Anfang des 1. nachchr. Jahrh.) sagt, daß Israel unter den Scharen Amosis ausgezogen sei. Und Apion bei Josephus contra Apionem II, 2 beruft sich auf ihn mit seiner Angabe, daß Mose aus Heliopolis im 1. Jahr der 7. Olympiade, d. i. 752 v. Chr. 110 000 Aussätzige, Blinde, Lahme und sonstige Kranke innerhalb 6 Tagen nach Judäa geführt habe; diese Ausgewanderten oder Vertriebenen waren die Juden.

Chairemon von Naukratis (1. nachchr. Jahrhundert) berichtet in seinem Werke Aiyentiaza nach Josephus contra Apionem I, 32: Amenophis habe 250 000 Unreine und Bresthafte aus Ägypten vertrieben. Die Ausgetriebenen wandten sich unter Führung der Schriftkundigen Tisiten d. i. Moses und Peteseph d. i. Josef nach Pelusium, trafen dort 380 000 Leute, welchen Amenophis ein weiteres Vordringen in Ägypten

1) Nach Julius Africanus und Eusebius im sethroitischen Nomos.

2 Mos i ff.

Außerbiblische Traditionen über den Auszug.

253

nicht gestattete, verbündeten sich mit ihnen und nötigten Amenophis zur Flucht nach Äthiopien. Erst sein Sohn Ramesses (andere Lesart Messenes), welcher gerade während der Flucht seines Vaters geboren war, habe, zum Manne herangereift, die Juden, 300 000 an Zahl, aus Ägypten vertrieben und bis nach Syrien verfolgt.

Diodorus Siculus 34, 1 läßt die Juden als Fluchbeladene, mit der weißen Krankheit und dem Aussatz Behaftete aus Ägypten vertrieben worden sein; Tacitus, hist. V, 3-5 bezeichnet dies als die Annahme der meisten und datiert die Vertreibung aus der Zeit des Königs Bokchoris.

In dieser doppelten Überlieferungsreihe verbirgt sich historische Erinnerung an Ereignisse, die uns die Bibel als den Auszug der Josefsleute erzählt.

[ocr errors]

Beide Berichte stimmen darin überein, daß eine religiöse Bewegung, die innerhalb Ägyptens gegen den polytheistischen Kultus gerichtet wird, mit Nomaden sympathisierte, die aus Palästina kommen und schließlich dahin zurückkehren. Die Anhänger der ägyptischen Bewegung werden samt ihren syrischen Verbündeten,,Unreine" und „Aussätzige" genannt1 das ist nicht wörtlich zu verstehen, sondern als Ausdruck des religiösen Abscheus. Der Stützpunkt der Bewegung ist in beiden Überlieferungen die Stadt Abaris. Die Volksetymologie wird dabei an die Hebräer gedacht haben. Denn das hebräische Wandervolk ist es so sagt deutlich die spätere ägyptische Deutung der Überlieferung das dort eine Feste hatte und das von den,,Aussätzigen" zu Hilfe gerufen wurde. Der Führer dieser ausländischen Nomaden ist nach Manetho Osarsiph, nach Chairemon Tisiten. Osar-siph ist Jo-seph. Die ägyptische Über

lieferung hat den als Gottesnamen verstandenen ersten Teil des Namens (Jahu, vgl. Ps 81, 6 die Namensform Jehoseph) durch den ägyptischen Götternamen Osiris ersetzt. Der Name Tis-iten stimmt dazu, wie wir gleich sehen werden. Beide Traditionen haben die Gestalt des Josef mit dem späteren

1) Im Papyrus Sallier heißen sie die Fieberleute", d. h. die, welche aus den Deltasümpfen die Malaria bringen, s. Marquart S. 670. Auch ist daran zu erinnern, daß die Verachtung der Schafhirten als „,,Unreiner“ bei den Ägyptern Anlaß zu der Verwechslung bot. Auch die ägyptische Bezeichnung der Syrer als šasu kann dazu beigetragen haben, s. Marquart 1. c. S. 673. 1 Mos 46, 34 scheint sich in den Schlußworten (,,die Schafhirten der Ägypter ein Gegenstand des Abscheus") eine Erinnerung an die Verachtung der „,aussätzigen“ Asiaten zu verbergen. Die Begründung stimmt nicht zu dem Vorhergehenden. Die Aussage, daß die Jakobleute friedliche Hirten sind, soll den Pharao beruhigen, nicht seinen Abscheu wecken.

Führer Moses vermengt: Manetho, indem er beide für identisch hält, Chairemon, indem er Moses neben Josef (Osarsiph) als Führer nennt.

Es muß eine monotheistische Bewegung in Ägypten sein, an die Manethos und Chairemons Berichte anknüpfen. Man denkt ohne weiteres an die Gestalt Amenophis IV., der 1380 die Stadt Chut - Aten als Residenz baute, sich selbst Chu-enAten (d. h. Abglanz der Sonnenscheibe) nannte und sich als Inkarnation des Einen Gottes, des Sonnengottes, verehren ließ. Es ist der Napchuriria (Napchururia) der Amarna-Briefe. Wir wissen, daß nach seinem Tode die Reform wieder ausgerottet und Chut-Aten gewaltsam zerstört wurde. Wenn der Führer der syrischen Verbündeten nach Chairemon Tisiten heißt, den Manetho Osarsiph nennt, so würde das zu der auch sonst bezeugten Erscheinung unter Amenophis stimmen, daß Vasallen Namen erhielten, die den neuen Kultus verherrlichten -: iten ist die Sonnenscheibe. Die Annahme, daß Chuenaten der mit dem Syrer Osarsiph verbundene,,aussätzige“ Pharao ist, stimmt auch ziemlich zu dem chronologischen Anhalt, den Manetho gibt. Denn der Pharao Amenophis, der hier im ägyptischen Sinne als der „,fromme“ König erscheint, ist offenbar Amenophis III. Unter seiner Regierung lebte in der Tat jener weise Mann Amenophis, Sohn des Paapis (Hapu), dem später in ptolemäischer Zeit Sprüche untergeschoben wurden, die den Sieben Weisen nachgebildet wurden. Auch die biblische Zeitrechnung, die 480 Jahre vom Auszug aus Ägypten bis zur Tempelweihe rechnet, führt auf die Zeit des Amenophis. 2 Mos 1, 11 (Pitom) s. S. 248.

Die Geburtsgeschichte des Moses.
2 Mos 2, 1-10.

Das Kind wird in einem mit Asphalt verpichten Binsenkorb (gomeh ist ägyptisches Lehnwort) im Nil ausgesetzt. Dieser Anfang der Geschichte Mosis klingt an ein Sagenmotiv an, das im alten Orient eine große Rolle spielt, indem es bei Inaugurierung neuer Zeitalter regelmäßig wiederholt wird.1

1) Eine andre Methode, den Anfang der Epoche mystisch einzukleiden, liegt bei Sargon II. vor, wie Kampers, Alex. der Große und die Idee des Weltimperiums in Prophetic und Sage 1901 gesehen hat: „,350 alte Fürsten“ hätten vor ihm regiert. Das heißt: Ein Weltenmondjahr (nicht Sonne, wie Zimmern KAT3 380 sagt!) ist vergangen, mit ihm hebt ein

2 Mos 2, 1-10

Die Geburtsgeschichte Mosis.

255

Zum ersten Male begegnet uns die Aussetzungsgeschichte in den Inschriften Sargons I., der wohl Babylon gegründet hat, s. S. 160. Man hielt ihn um der Erzählung willen lange für eine mythische Gestalt. Aber wir besitzen jetzt Urkunden aus seiner Zeit und geschichtliche Nachrichten von ihm, ja selbst sein Siegel wurde gefunden. Das muß denen, die geneigt sind, Geschichte in My

[graphic]

thologie aufzulösen, zur Warnung dienen. 1 Lehrreich für die naive Verwendung von Sagenmotiven bei geschichtlichen Persönlichkeiten ist hier der Um

Abb. 79: Siegel des Königs Sargon I.

stand, daß Sargon, dessen Vater in einer Inschrift ausdrücklich genannt wird, in seiner ,,Geburtsgeschichte" als vaterlos gilt. Die Erzählung lautet 2:

,,Sargon, der mächtige König von Agade, bin ich. Meine Mutter war Vestalin, mein Vater aus niederem Geschlecht 4, während der Bruder meines Vaters das Gebirge bewohnte. Meine Stadt ist Azupiranu, welches am Ufer des Euphrat gelegen ist. Es empfing mich meine Vestalin-Mutter, im Verborgenen gebar sie mich. Sie legte mich in einen Kasten von Schilfrohr, verschloß mit Erdpech meine Tür, legte mich in den Fluß Der Fluß trug mich hinab zu Akki, dem

neues an. Sehr beliebt ist auch die mythologisierende Angabe, der große König sei in der Kindheit von der Göttermutter ernährt worden. Lugalzaggisi sagt,,,er sei ernährt von der Lebensmilch der Göttin Ninharsag"; Asurbanipal,,saß als Kind auf dem Schoß der göttlichen Königin von Niniveh (Ištar)" und wurde von ihr genährt, s. Radau, Early Babyl. History, 307 ff.; zu Asurbanipal die Schilderung seiner göttlichen Kindheit in dem von mir bei Roscher, Lexikon der Mythologie III, 61 f. interpretierten Nebo-Hymnus. Zur Göttermutter vgl. Abb. 77 und Abb. zu Jer 7, 18. 1) Vgl. auch S. 232, Anm. 2.

2) KB III, 1, 101.

3) enîtu ist die ,,Gottesschwester" der Gesetze Hammurabis.

+) ul idî,,,unbekannt". So heißt es in den Zeugennamen der neubabylonischen Kontrakte bei den nachträglich anerkannten Vollbürgern, im Gegensatz zu den Vollbürgern, die Vater und Großvater bez. Stammvater nennen, s. S. 281, Anm. 2.

Wasserträger.1 Akki der Wasserträger nahm mich auf in der Freundlichkeit seines Herzens (?), Akki der Wasserträger zog mich auf als sein Kind, Akki der Wasserträger machte mich zu seinem Gärtner. Während meiner Tätigkeit als Gärtner gewann Ištar mich lieb ...... Jahre übte ich die Herrschaft Jahre beherrschte ich die Schwarzköpfigen und

aus, regierte sie."

Die ägyptisch-phönizische Osiris-Adonis-Legende erzählt: Als Osiris in die Truhe eingeschlossen und in den Fluß geworfen war, schwamm er nach Phönizien, wo man ihn Adonis nannte. Isis suchte ihn auf, kam nach Byblos, setzte sich in ihrer Betrübnis an eine Quelle, wo sie niemand anredete, als die Mägde des königlichen Hauses, durch welche sie bei der Königin Aufnahme fand und zur Wärterin ihres Sohnes be'stellt wurde.

Von Gilgamos erzählt Aelian, Hist. Anim. XII, 21: Als Senechorus über die Babylonier herrschte, sagten die chaldäischen Wahrsager, der Sohn der königlichen Tochter werde seinem Großvater das Königreich entreißen; und dieser Ausspruch war eine Weissagung der Chaldäer. Diese fürchtete der König, und wurde, um scherzhaft zu sprechen, für seine Tochter ein zweiter Akrisius, denn er bewachte sie mit großer Strenge. Die Tochter aber - denn das Schicksal war weiser, als der Babylonier gebar heimlich von einem unscheinbaren Manne. Das Kind warfen die Wächter aus Furcht vor dem Könige von der Akropolis herab; denn hier war die königliche Tochter eingeschlossen. Da sah der Adler mit seinen scharfen Augen den Fall des Knaben; ehe er gegen die Erde anschlug, nahm er ihn mit dem Rücken auf sich, trägt ihn in einen Garten und setzt ihn hier mit großer Behutsamkeit nieder. Wie nun der Aufscher des Platzes (Gärtner!) das schöne Knäbchen sieht, gewinnt er es lieb und erzicht es; es bekommt den Namen Gilgamos und wird König von Babylonien.

Die Geburt des Bacchus bei Paus. III, 24 wird mit einer Sage ausgeschmückt, die lebhaft an die Mosesgeschichten erinnert. Er wird in Ägypten geboren, in einer Kiste im Nil ausgesetzt, damit er der Verfolgung des ägyptischen Königs entgehen sollte und wird, 3 Monate alt (!), durch eine Königstochter gerettet.

Diodor 2, 9 erzählt von der Herkunft der Semiramis. Nahe bei Askalon hatte die syrische Göttin Derketo, deren Gesicht das eines Weibes war, während sie im übrigen den Körper eines Fisches hatte, einem jungen Syrer eine Tochter geboren. Sie tötete den Jüngling und setzte die Tochter im öden Felsengebirge aus. Das Kind wurde von Tauben ernährt, später von den Hirten gefunden und vom Aufseher der königlichen Herden, namens Simmas, aufgezogen. Onnes, einer der Räte des Königs, heiratete sie. Später nahm sie der König Ninus selbst zur Gemahlin.

1) Eig.,,Wasserzieher". Merkwürdigerweise bedeutet der Name Mose dasselbe; erst 2 Mos 2, 10 wird er als der aus dem Wasser Gezogene" gedeutet.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »