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3 Mos 2, 13-18, 21 Moloch. Menschenopfer.

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vielleicht Marduk als Götterkönig za ozý gemeint. Der kanaanäische Moloch stellt wahrscheinlich die Nachtseite des kanaanäischen Baal dar; die kanaanäischen Götter haben ja sämtlich Doppelnatur, s. S. 23. In Zusammenhang mit der Frage nach der Existenz Molochs auf babylonischem Gebiet pflegt man die Frage zu erörtern, ob die babylonisch - assyrischen Völker Menschenopfer gehabt haben.1 Inschriftlich ist keine bestimmte Spur von Menschenopfer bei den Babyloniern zu finden. Die Bemerkung Tieles,

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man habe vielleicht geflissentlich in den Inschriften dergleichen verheimlicht, ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Zimmern KAT 3 599 weist auf folgende Spuren: Im Beschwörungstext Bu. 88-5-12, 51 (Cun. Texts IV,5), Z. 34 scheint die Möglichkeit des Opfers eines Sklaven (amêlûtu) neben der

Abb. 91: Menschenopfer? Relief aus Niniveh; Botta II, 114.

eines Rindes oder Schafes ausgesprochen zu sein. In den juristischen Texten (Johns, Assyr. Deeds) wird für den Fall des Vertragsbruchs die Verbrennung des ältesten Sohnes oder der ältesten Tochter auf dem Altar des Sin und der Bêlit-şêri

1) Sayces Aufstellungen in dem Aufsatze,,On human sacrifice among the Babylonians" (Transact. of the Soc. of Bibl. Arch. 4, 25; vgl. Zeitschr. f. Keilschriftf. 2, 282) beruhen auf einem argen Mißverständnis: nicht von Menschenopfern ist an der fraglichen Stelle die Rede (III Rawl. 64), sondern von Getreide, das in der Sonnenglut verbrennt! Und die von Lenormant, Études accadiennes 3, 112 als fragment sur les sacrifices d'enfants bezeichnete Stelle entpuppt sich bei näherer Betrachtung als harmlose Beschwörung eines Magiers, der die einzelnen Körperteile des Menschen seinen priesterlichen Manipulationen unterzieht (IV Rawl. 26).

angedroht. Darin verbirgt sich vielleicht die Erinnerung an frühere Kinderopfer. Das gleiche gilt vielleicht von den Stellen in den Königs-Inschriften (z. B. Asurnaṣirpal KB I, 91): ,,ihre Knaben und Mädchen verbrannte ich in der Glut". Zeremonielle Menschenschlächtereien sind bei den Assyrern wenigstens nichts Unerhörtes. Asurbanipal erzählt (V R 4, 70 ff.), er habe bei demselben Stierkoloß, bei welchem einst Sanherib, sein Vater, ermordet wurde, babylonische Kriegsgefangene als Totenopfer hingeschlachtet (Niedermetzelung von Gefangenen wird auch im Alten Testament metonymisch als na bezeichnet: Jes 34, 6; vgl. I Sa 15, 33). Die beiden Bilder Abb. 91 und 92 geben wir mit Fragezeichen wieder. Sie muten wie bildliche Zeugnisse von Menschenopfern an. Der in Abb. 92 wiedergegebene Siegelzylinder ist unseres Erachtens unter allen bisher bekannt gewordenen der einzige, der für die Frage nach Darstellung von Menschenopfern in Betracht kommen könnte.1

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Abb. 92: Assyr. Siegelzylinder.
Menant, Glypt. orient. Fig. 95.

3 Mos 19, 24 (Hillulim) s. zu 2 Kg 23, 5.

3 Mos 21. Vorschriften über die Qualifikation zum Priestertum. Wir kennen auf babylonischem Gebiet eng verwandte Vorschriften für den Wahrsagepriester, die aber jedenfalls auch für andre Priesterklassen gegolten haben, s. KAT3 538. Das Priestertum ist erblich. Nur Leute von legitimer Geburt und ohne Gebrechen sind tauglich. Die Vorschriften stimmen schon in der Form mit denen des Priesterkodex im AT überein: man liebt die direkte Anrede in der 2. Person des Präsens, nicht Imperativ. S. hierzu Zimmern KAT 3 589, Beitr. 81 ff.

4 Mos 21, 8 s. zu 2 Kg 18, 4.

4 Mos 22, 5. Pethor, das am. Flusse (nahar) liegt, die Heimat Bileams. Mit Marquart, Fundamente der israelitischen und jüdischen Geschichte (vgl. Winckler KAT 3 148) nehmen wir an, daß unter dem Flusse der nahal Musri zu verstehen ist, die Südgrenze von Judäa, die durch Mißverständnis zum ,,Bach Ägyptens" geworden ist. Das Pitru der Keilinschriften, z. B. bei Salmanassar II KB I, 133, das in Mesopotamien am Sagur, einem Nebenfluß des Euphrat, liegt, kann nicht als Heimat Bileams gedacht sein.

1) Zu ähnlichem Resultat kommt die Studie W. H. Wards, Human sacrifices on Babyl. cylinders in Amer. Journ. of arch. V, 34-39.

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4 Mos 23, 29 s. S. 89. - 4 Mos 24, 17 (Stern) s. S. 70, Anm. 4.

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4 Mos 24, 23 da wird Assyrien dich gefangen führen. Es sind nicht Syrer gemeint. Die Ausführungen KAT2 156 f. sind hinfällig. Es handelt sich um eine späte Stelle und um eine Drohung, die für jede beliebige Zeit gelten konnte.

5 Mos 3, 9 Senir (Ez 27, 5 Zypressen vom Senîr neben Zedern vom Libanon) ist Name für den Hermon, assyr. Saniru. 5 Mos 4, 19 s. S. 70, Anm. 4. 5 Mos 6, 4-9 s. zu 2 Mos 12, 7. 5 Mos 17, 3 s. zu 2 Kg 23, 5. 5 Mos 17, 8 (Tor als Ort des Gerichts) s. Abb. 84.

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5 Mos 20, 19 (Verbot des Bäumefällens) s. S. 296, Anm. I.

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5 Mos 30, 12 setzt Bekanntschaft von Mythen voraus, die von der Erlangung eines ersehnten Gutes im Himmel (Etana,

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Abb. 93: Siegelzylinder, an Etanas Auffahrt erinnernd.

Adapa) oder jenseits des Meeres (Gilgameš) erzählen, s. zu 5 Mos 32, 11; so Zimmern KAT3 565 f.

5 Mos 32, 2 s. S. 179.

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5 Mos 32, II vgl. 2 Mos 19, 4 verrät die Kenntnis des Etana-Mythus, s. Stucken, Astralmythen 7; Winckler OLZ 1901, Sp. 287 Krit. Schr. II, 64. In der Assumptio Mosis 10, 8 heißt es:,,du wirst glücklich sein, Israel, und auf den Flügeln des Adlers (zum Sternenhimmel) emporsteigen", s. Abb. 93; vgl. die Stelle der Mithras-Liturgie S. 119, Anm. 3, und zu Jes 14, 12-15.

5 Mos 32, 17 vgl. Ps 106, 37, s. zu 1 Mos 14, 3. 8. Šedîm sind babylonische Dämonen (Sept. Sauória). Zimmern KAT 3 461 f. nimmt direkte Entlehnung aus Babylonien an, bezweifelt aber mit Recht, daß für die biblischen šêdîm den Ausgangspunkt das sehr häufig erwähnte Dämonenpaar šêdu lemnu und šêdu damku (der böse und der gute šêdu) gebildet haben. Den šêdîm werden auch nach babylonischen Texten Opfer gebracht. Daraus folgt m. E. nicht, daß es Totengeister sind (Zimmern

1. c.). Die Anbetung ist vielmehr wie die der heutigen,,Teufelsanbeter" in Armenien zu beurteilen: man opfert ihnen, um ihren bösen Einfluß zu brechen. An den beiden biblischen Stellen (Ps 106, 37:,,sie haben ihre Söhne und Töchter an šêdîm geopfert", vgl. v. 38,,die Götzen Kanaans") steht šêdîm als Umschreibung für Götzen. Wie Paulus 1 Kor 10 ist man gewiß schon in Israel geneigt, hinter den heidnischen Göttern dämonische Gewalten zu suchen. Mit Hilfe von Text-Emendationen hat man šêdîm noch Ho 12, 12 (,,zu Gilgal opferten sie lašedîm",,den Dämonen", s. Nowack z. St.), ferner im Namen

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Abb. 94: Stier (Rêmu) in Ziegelrelief. Von der Torlaibung des Iŝtar-Tores in Babylon.

des Siddimtales I Mos 14 f. (Renan) und im Singular Hi 5, 21 (G. Hoffmann) finden wollen; s. den Artikel,,Feldgeister" von Baudissin in Hauck RPTh 3.

5 Mos 32, 49; 34, 1. Der Name des Berges, auf dem Moses starb, ist nach 5 Mos 34, I der Pisga auf dem Abarim-Gebirge. Aus der altorientalischen Vorstellung heraus ist es denkbar, daß der Name Nebo, der von Nabû seinen Namen hat, wie die Städte Nebo im Ostjordanlande und die Priesterstadt Nob (s. meinen Art. Nebo in Roschers Lexikon der Mythologie) an das Schauen der zukünftigen Geschicke durch den sterbenden Moses (der Nebopunkt als Herbstpunkt, s. S. 13) erinnern soll. 5 Mos 33 s. S. 240, Anm. 1. 5 Mos 33, 17 Re'êm, s. Abb. 94.

5 Mos 32 ff.

Die Ansiedelung in Kanaan.

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Einundzwanzigstes Kapitel.

Glossen zu den Büchern Josua, Richter, Samuelis.

Unter welchen Bedingungen ist die Ansiedelung ,,der Kinder Israels" in Kanaan nach altorientalischen Verhältnissen zu denken? Das Land besaß bereits vorher Kultstätten, die zugleich Kulturmittelpunkte waren. Die Eroberer werden sich diese angeeignet und ihren eigenen Kultus an den Stätten eingeführt haben1, etwa wie christliche Kirchen auf vorchristlichen keltischen, germanischen, slavischen Kultstätten erbaut worden sind. Bei dieser Ansiedelung sind die alten Gaue von den Geschlechtsverbänden der israelitischen Stämme besetzt worden. Die alte Bevölkerung, soweit sie nicht vertrieben und ausgerottet wurde, ist leibeigen geworden und wird allmählich aufgesaugt. Aber unter den neuen Geschlechtsverbänden machte das Land seine Kulturwirkungen geltend. Die Geschlechtsverbände werden Gauverbände. Bisher waren die einzelnen Clane durch Blutsverwandtschaft zusammengehalten. Die Autorität der Ältesten" beruhte einfach auf familiärer Anerkennung. Jetzt wirken andere Kräfte mit. Es gilt die näher und ferner wohnenden Glieder des Gauverbandes durch politische Autorität zusammenzuhalten. Sind die im Gau Ansässigen Bauern, so tritt an ihre Spitze der Rôš, der Gaugraf. Wenn aber eine Stadt den Mittelpunkt des Gaues bildet, so entsteht städtische Verwaltung; die Führer des Adels bez. der Vollbürger und der Handwerker bildeten das Kollegium der ‚‚Ältesten“, Zekenîm.2 War die Stadt vor der Eroberung Sitz eines Königs, so ist der Übergang zur nächsten Stufe gegeben: es entsteht

1) Auch Stätten, die an die Urzeit erinnerten, fand man vor, wie Hebron, Beerseba, vgl. die „Altäre Isaaks“ Am 7, 9. 16.

2) Man vergleiche die Namensnennungen, etwa die Zeugennamen in den neubabylonischen Kontrakten. Es heißt entweder

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SO

A Sohn des X, Sohn des Y (der Großvater wird genannt; häufig
ist es der Stammvater, nicht der leibliche Großvater)
nennt sich der Adlige, bez. der Vollbürger,

oder :

A Sohn des X, Sohn des ul idi (d. h. Sohn des „Ungenannt“)
so nennt sich der aus irgend einem Grunde nachträglich an-

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