ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

1 Kg 2 Kg

Hiskia und Sanherib.

307 meiner Herrschaft hinzu und legte sie ihnen auf. Ihn, Hizkia, überwältigte die Furcht vor dem Glanze meiner Herrschaft und die Urbi und seine tapfern (?) Krieger, die er zur Verteidigung Jerusalems, seiner Residenz, hatte (dorthin) kommen lassen, meuterten.' Nebst 30 Talenten Goldes (und) 800 Talenten Silbers ließ er Edelsteine, Schminke . . . echte Uknû-Steine, Ruhebetten aus Elfenbein, Thronsessel aus Elfenbein, Elefantenhaut, Elfenbein, Ušû- und Urkarinu-Holz, allerhand Kostbarkeiten in Menge und seine Töchter und Palastfrauen, Musikanten und Musikantinnen (vgl. Abb. 104)2 nach Ninive, meiner Hauptstadt, mir nachbringen. Zur Ablieferung seines Tributs und Erklärung der Untertänigkeit schickte er seine Gesandten.

Beide Berichte bezeugen, daß Jerusalem bei diesem Feldzuge nicht wirklich belagert worden ist, Sanherib war jedenfalls damals gar nicht in der Lage, das mächtige Jerusalem einzunehmen. Er mußte das Gros seiner Streitkräfte nach der Heimat zurückschicken, weil in Babylon neue Unruhen ausgebrochen waren. Darum hat er sich jedenfalls damit begnügt,

[graphic]

Abb. 104: Musikanten und Musikantinnen. Aus einem Palaste Asurbanipals.

Jerusalem zu zernieren und von einem festen Punkte aus in Schach zu halten. Dieser feste Punkt muß nach dem biblischen Bericht Lakiš gewesen sein, das bei dem heutigen Tell-el-hasî, südlich von der von Gaza nach Jerusalem führenden Straße lag. Die assyrische Inschrift nennt zwar Lakiš nicht, aber eine Reliefinschrift, die den König auf dem Throne zeigt, während Tributträger vor ihm erscheinen, sagt (s. Abb. 105):

,,Sanherib, der König der Welt, der König von Assyrien, setzte sich auf den Thron, und die Gefangenen aus Lakiš zogen vor ihm auf." Sie bezeugt, daß Lakis bei dieser Gelegenheit eine solche Rolle gespielt hat. Man fragt nun aber bei der Sachlage: warum hat Hiskia sich zu der demütigenden Tributleistung verstanden? Die Lösung des Rätsels wird in den Erfolgen Sanheribs gegen Babylon zu suchen sein, von der Hiskia während der Zernierung Jerusalems Kunde bekam. Hiskia, durch den Verlust seiner

1) iršu baṭlati (vgl. Delitzsch, Handw. 171 a).

2) Die Bemerkung ist für die Geschichte der vorexilischen Tempelmusik in Jerusalem sehr wichtig und blieb bisher unbeachtet.

judäischen Städte an sich schon geängstigt, beugte sich nach der Unterjochung Babyloniens vor den Vertretern des Königs, die von Lakiš aus erschienen (2 Kg 18, 14 zwingt nicht zu der Annahme, daß Sanherib noch persönlich in Lakiš war) und leistete den Tribut und zwar schickte er ihn (und auch das spricht für unsre Auffassung) mit einer Deputation, die Hiskias Unterwürfigkeit beteuern mußte, nach Niniveh! Wir nehmen

[graphic]

Abb. 105: Sanherib thront vor Lakiš und empfängt Tribut.

also auf Grund der Inschriften an, daß zwischen 2 Kg 18, 13 und 14 die glücklichen Erfolge Sanheribs in Babylon und eine langedauernde Zernierung Jerusalems zu denken sind. Ob die Tributsummen 30 Talente Gold und 300 Talente Silber nach der Bibel und 30 Talente Gold und 800 Talente Silber nach den Inschriften ein

ander gleich sind, wissen wir nicht, da wir die assyrischen Geldwerte nicht genügend kennen. Diese Unterwerfung Hiskias registriert die Inschrift Sanheribs vom Nebi Yunus-Hügel1 mit den Worten:

,,Ich warf nieder den weiten Bezirk Juda; seinem König Hiskia legte ich Gehorsam auf."

Die 2 Kg 18, 17-19, 8 geschilderte Szene ist als Episode des eben besprochenen Feldzugs aufzufassen (Jes 36-37, 8 liegen die beiden Stücke 2 Kg 18, 13-16 und 18, 17-19, 8 zusammengearbeitet vor).2 Sie berichtet die von Lakiš aus mit Hiskia gepflogene Unterhandlung. Die Rede des Rabsak ist Produkt einer nachträglichen poetischen Ausschmückung. Die der Rede zugrunde liegende Annahme, daß Hiskia damals schon

1) S. KT 47.

2) Für die Quellenscheidung sind von grundlegender Bedeutung die Untersuchungen von B. Stade, Zeitschrift für altt. Wissensch. 1886, 173 f.

1 Kg 2 Kg

Hiskia und Sanherib.

309

auf Ägypten vertraut habe, das einem Rohrstabe gleicht, der dem in die Hand fährt, der sich darauf stützt, ist aus der Situation des späteren Feldzugs herübergenommen, der 2 Kg 19, 9 ff. geschildert wird, eine Situation, die erst 691 eintrat, als Tirhaka, der 3. äthiopische König, zur Regierung kam und Assyrien bedrohte. Als die Boten, die von Hiskia Tribut und Unterwerfung fordern sollten, kamen, war Sanherib bereits von Lakiš abgezogen (nach Libna). Wir wissen nicht, wo Libna lag. Aber die Angabe wird zu der oben besprochenen Annahme stimmen: Sanherib mußte mit dem Gros seines Heeres von Lakiš abziehen und nach Assyrien zurückkehren, weil in Babylonien neue Wirren ausgebrochen waren.

Der 3. Abschnitt der Königsbücher 2 Kg 19, 9-37 (Variante Jes 37, 9-37) redet von einem späteren Feldzug Sanheribs, der in die Zeit nach der Zerstörung Babylons fallen muß. Von diesem Feldzug haben wir keine assyrischen Nachrichten. Sanherib wurde kurz darauf ermordet (2 Kg 19, 37 s. unten S. 310). Die Tafelschreiber hatten um so weniger Veranlassung, den Zug zu schildern, als er kläglich verlaufen war. Die Keilschriftforscher und Geschichtsschreiber haben sich also vergeblich bemüht, den biblischen Bericht von dem unglücklichen Ausgang mit den Annalen Sanheribs in Einklang zu bringen. G. Rawlinson aber hatte bereits vor 40 Jahren erkannt, daß der biblische Bericht einem Feldzuge angehört, von dem Sanheribs Annalen gar nichts berichten.

Sanherib sah sich auf einem Zuge im Westlande (nach 691) plötzlich von Tirhaka, dem 3. der äthiopischen Könige (seit 691 nach ägyptischen Nachrichten), bedroht. Er schickte Boten zu Hiskia, der von neuem abgefallen war, und verlangte Übergabe der Stadt. Jesaias' Voraussage 2 Kg 19, 32-34, Sanherib solle in die Tore Jerusalems nicht einziehen, ja es solle nicht einmal zur Belagerung kommen, ging in besonderer Weise in Erfüllung (2 Kg 19, 35 f. vgl. 2 Chr 32, 21):,,In derselbigen Nacht aber ging der Engel Jahves aus (allegorischer Ausdruck für die Pest) und schlug im Lager der Assyrer 185000 Mann; da brach Sanherib auf und zog ab, kehrte um und blieb in Niniveh." Wenn 2 Chr 32, 9 nicht einen Irrtum enthält, der aus der Verwirrung in dem Verbindungsverse 2 Kg 18, 9 herrühren könnte, waren auch bei diesem Feldzuge die Verhandlungen mit Jerusalem von Lakiš aus eingeleitet worden. Die biblische Erzählung verbindet mit diesem Feldzugsberichte die Mitteilung von der Ermordung Sanheribs (681).

Ende 682 wurde Sanherib von einem seiner Söhne ermordet. Die babylonische Chronik erzählt:

,,Am 20. Tebet tötete den Sanherib, den König von Assyrien, sein Sohn in einem Aufruhr."

Der Ort der Ermordung wird Babylon gewesen sein. Denn Asurbanipal erzählt, er habe bei der Eroberung Babylons bei den Bildern der Schutzgottheiten (also am Tempeleingang), bei denen Sanherib ermordet wurde, Leute als Totenopfer hingeschlachtet. Man wird aber kaum annehmen wollen, daß sie zu dem Zwecke nach Niniveh geschleppt wurden. Der spezielle Tatort wird der Marduk-Tempel gewesen sein. Der biblische Bericht widerspricht dem nicht (2 Kg 19, 37): „Er kehrte zurück und blieb in Ninivch. Und als er anbetete im Tempel Nisroks, seines Gottes, da erschlugen ihn ... Zwischen den beiden Sätzen wird eine Lücke zu denken sein. Der Name Nisrok ist offenbar absichtlich aus Marduk verstümmelt. Die zwei Söhne

[ocr errors]

des biblischen Berichts beruhen auf Mißverständnis; die Bibel hat wahrscheinlich zwei Namen derselben Person überliefert.1 Sanherib muß es kurz vor seinem Tode noch (nach dem Tode Hiskias?) gelungen sein, Jerusalem zum Gehorsam zu bringen. Denn Hiskias Nachfolger Manasse hat wieder Tribut nach Niniveh geschickt. Unter den Vasallenfürsten, die Asarhaddon (s. Abb. 112), Sanheribs Sohn und Nachfolger (681-668), Tribut bringen, erscheint Me-na-si-e šar (König) Ja-u-di (Asurbanipal nennt ihn Mi-in-si-e). Als dann Asarhaddon gegen Ägypten zog (671 wurde Tirhaka geschlagen und Memphis erobert), hat Manasse gleich den übrigen Palästinensern Hilfstruppen stellen müssen. Der Zug ging durch sagenumwobene Länderstrecken Arabiens, die die Phantasie mit Fabelwesen bevölkerte. Asarhaddons Inschrift erzählt von zweiköpfigen Schlangen und anderen merkwürdigen geflügelten Tierarten, die Tod und Entsetzen in sein Heer brachten, bis Marduk, der große Herr, zu Hilfe kam und die Truppen neu belebte. Jes 30, 6 enthält eine judäische Erinnerung an die Schrecken dieses Feldzuges: ,,Durch ein Land der Not und Angst, wie [sic] dort Löwe und Löwin, Ottern und fliegende Drachen [bringen], schleppen sie ihre Reichtümer auf dem Rücken von Eseln und ihre Schätze auf den Höckern von Kamelen zu einem Volke, das nichts nützt!

3

1) Die babylonische Chronik nennt nur einen Sohn, ebenso Berosus, nach Polyhistor: Ardumuzanus, nach Abydenus: Adramelus, s. KAT 3 84. Die armenische Heldensage feiert die beiden biblischen Mörder wegen 2 Kg 19, 37 als Nationalhelden, s. S. 146, Anm. 3.

1 Kg 2 Kg

Das Ende des judäischen Staates.

311

Ägyptens Hilfe ist ja eitel und nichtig." Bei einem neuen ägyptischen Feldzuge gegen Tirhaka ist Asarhaddon gestorben 668. Sein Sohn Asurbanipal (s. Abb. 106) setzte die Kämpfe gegen Tirhakas Neffen Tanut-Ammon fort und eroberte Theben. Auch ihm mußte Manasse Heeresfolge leisten. Bald aber machten.

[graphic]

Abb. 106: König Asurbanipal und Gemahlin in weinumrankter Laube.

Schwierigkeiten in der Heimat es Asurbanipal unmöglich, seinen Siegen im Süden Nachdruck zu geben. Es begannen die Vernichtungskämpfe gegen Assyrien, die mit dem Fall Ninivehs endigten (s. oben S. 166). Die judäischen

[graphic]

Patrioten haben mit glühendem Eifer diesen Ausgang erwartet. Manasse war ihnen verhaßt gewesen, weil er assyrisch gesinnt war. Sein Sohn Amon wurde aus der gleichen Ursache ermordet. Auf ihn folgte Josia, der im 18. Jahre seiner Regierung seine große religiöse Reform begann. Inzwischen hatte in der Person Nabopolassars eine chaldäische Dynastie in Babylon die Herrschaft erlangt und das zweite babylonische Reich inauguriert. Seinem Sohn Nebukadnezar (vgl. Abb. 107) huldigte 605 Jojakim, nachdem jener nach

Abb. 107: Cameo Nebukadnezars. Bild unecht.1 Berl. Museum.

1) Umschrift: Merodach, seinem Herrn, hat N., König von B., zu seinem Leben dies geschenkt.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »