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Verstorbenen der frische Wassertrunk ist das Ideal jedes Orientalen. Die Inschrift der in Babylon gefundenen Tonkegel, die als Lohn für die pietätvolle Behandlung des Sarges das Trinken klaren Wassers im Hades versprechen, bezeugen keine Unterscheidung von Hölle und Paradies. Wer einen Verstorbenen verflucht, der wünscht ihm, daß sein Totengeist vom Wasser ausgeschlossen sein möge; wer einen Toten segnet, wünscht, daß er viel klares Wasser im Hades trinken möge. Daher die Libationen auf den Gräbern und die Brunnenanlagen in den babylonischen Totenstädten. Ich hatte in der 2. Auflage meines „Hölle und Paradies“ (AO I, 3) dies ausdrücklich gegen Delitzsch geltend gemacht und wiederhole meinen Einwand, nachdem Delitzsch im ,,Rückblick und Ausblick" 1904, S. 4 jene m. E. verhängnisvolle Schlußfolgerung als besonders bedeutungsvoll abermals hervorgehoben hat.

Hi 26, 8 s. zu 3, 8.

Hi 26, 7 der Norden ist ,,oben“; s. zu 37, 22. -
Hi 31, 35 s. zu Ez 9, 2. Hi 33, 6 vgl. 1, 21 s. S. 71.

Hi 33, 23 f. vgl. schon 5, 1, der Fürsprache-Engel. Die Vorstellung vom himmlischen Fürsprecher liegt im Adapa-Mythus vor, wo Tammuz und Gišzida bei Anu für Adapa bitten, KB VI, 1, S. 97 ff., in den Bußpsalmen, und oft auf den religiösen Darstellungen der Siegelzylinder, vgl. Abb. 12 und s. Zimmern КАТ 3 419.

Hi 37, 22,,Aus dem Norden kommt das Gold."

Das Gold ist nach altorientalischer Vorstellung,,Dreck" der Hölle, s. S. 115, Anm. 1. Wenn die Herkunft des Goldes hier mit dem Weltbild zusammenhängt1, wäre der Süden zu erwarten. Aber in andrer Beziehung ist der Norden, der nach Hi 26, 7 oben ist, erklärlich. Der Talmud stellt sich vor, daß die Erde vom Himmel umringt ist, der Norden aber frei ist. Wir entnehmen die Vorstellung Herrschensohns hebräisch geschriebenem,,Buch der 7 Weisheiten" Seite 4 und 12: Baba bathra 2, 25 b heißt es: „Der Himmel liegt um die Erde wie Aksadra“ (drei Seiten umringt, die Nordseite nicht); das erklärt man so: dort ist kein Himmel; d. h. dort ist es offen, der Himmel hat ein Loch. An andrer Stelle wird erklärt, daß dort in dem Loch die Wohnung ist für die bösen Dämonen; „,Sturmwind, Geister, Schedim, Blitze, Dämonen kommen von dort." Vielleicht hat das Nordlicht, das man nicht erklären konnte, bei der Ausbildung dieser mythologischen Vorstellung mitgespielt. An den Norden als den Ort der Dämonen spielt Jeremias 1, 13 ff. an, wo das Unheil, der ,,siedende Topf“ vom Norden herkommt. Vom Norden her kommen Geister des

1) Delitzsch Hiob, zu 37, 22 identifiziert irrtümlich den Sitz des Goldes und den Götterberg. Wenn der Arallû II R 51, 11 šad ḥurâși heißt, so ist an das Höllen-Innere des Berges gedacht.

Hi 26, 7-38, 7

Hiob.

333

Verderbens Ez 9, 2, die Jahve sendet und in deren Mitte der Schreiberengel ist, der die Frommen aufschreibt s. z. St. Der Nordpunkt der Ekliptik ist der kritische Punkt, der Todespunkt des Tammuz. Am Nordtore sitzen Ez 8, 14 die Weiber, die den in die Hölle gesunkenen Tammuz beweinen. Vielleicht hängt. es auch damit zusammen, daß am Nordtore des Tempels die Israeliten das „,Eiferbild" aufstellten Ez 8, 5 ff.

Der Nordpunkt der Erde ist aber zugleich Gottessitz, der Sitz des obersten Gottes (s. S. 27) Arallû auch Harsagkurkura, šad mâtâte, genannt, der „Länderberg“ (s. S. 28). Daß die Israeliten die Vorstellung kannten, zeigt Jes 14, 13: dort redet der babylonische Weltherrscher vom Versammlungsberg1 im äußersten Norden. Auch Ez 28, 14 ist bei dem ,,heiligen Berge Gottes", der mit „,Feuersteinen" bedeckt ist, und vom Cherub bewacht wird, an den Gottessitz im Norden gedacht. Jes 29, 7f. enthält ein Wortspiel, das den Arallû als Gottessitz und zugleich als Höllenort im Sinne hat: ,,O Arêl, Arêl, Burg, da David sich niederließ! Füget Jahr auf Fahr, die Feste sollen kreisen, dann will ich bedrängen den Arêl; es soll Geklage und Klagen sein und er soll wie ein rechter Arêl scin." Jahve will den Zion, der ein Arâl, ein Gottesberg sein sollte, bedrängen, daß er ,,ein rechter Arâl" sei, das heißt ein Höllenberg voll Klagegeschrei.2

Hi 38, 4-7:

Wo warst du, als ich die Erde gründete?

tue es kund, wenn du so cinsichtig bist.

Wer legte ihre Maßstäbe an, falls du es weißt,
oder spannte die Meßschnur über sie aus?
Worauf wurden ihre Pfeiler gesenkt?

oder wer legte ihre Ecksteine

als insgesamt die Morgensterne jubelten
und alle Gottessöhne frohlockten?

=

Zum Weltenbau s. S. 50ff. Engel als Gottessöhne Götter s. S. 320. Zu den Sternen als Zuschauer s. S. 283f. 286. Der Jubelgesang der Sterne und Planeten bei der Schöpfung erinnert an die Stelle des babylonischen Mythus, an der es

1). Ob der Name 2 Mos 27, 21 für die Stiftshütte im letzten Grunde, wie Zimmern KAT 3 592 vermutet, damit zusammenhängt?

2) S. meine Babyl.-assyr. Vorstellungen vom Leben nach dem Tode S. 123.

heißt, nachdem Marduk die Finsternis besiegt hat: ,,Als das seine Väter sahen, freuten sie sich, jauchzten" - aber es verbirgt sich darin wohl auch der alte orientalische Gedanke von der,,Harmonie der Sphären". Von den Planeten gehen Tonschwingungen aus beim Wandel durch den Tierkreis (vgl. S. 10f.). Auf ihre 7 Töne werden die Harmonien der Musik zurückgeführt mit den 7 Tönen der Oktave. Da der 7. Ton dem Planeten Nergal, dem Unglücks- und Teufelsplaneten, gehört, verbietet in der christlichen Ära die Kirchenmusik (noch heute in der schottischen Musica sacra) die Septime.

Früher fanden wir bereits die 7 Farben (S. 172) und 7 Metalle (S. 234) in Zusammenhang mit den Planeten. Die Erscheinung beruht auf dem S. 3 ff. besprochenen Grundgesetz. Daß die Lehre älter ist als die griechische Philosophie, und daß sie vom Orient nach Griechenland gekommen ist, wo sie weitergebildet wurde, steht außer Zweifel. Der Vermittler scheint Pythagoras gewesen zu sein, bei dem orientalische Entlehnungen. ausdrücklich bezeugt sind. Die alten Übersetzer des Alten Testaments haben recht mit ihrer Annahme, daß auch die alttestamentlichen Dichter diese altorientalische poetische Anschauung kannten, wenn sie auch die Anklänge an unrechter Stelle vermuteten. Aquila übersetzt die Stelle HL 6, 9, die in Wirklichkeit sagt:,,rein wie die Sonne" mit den Worten: ,,tönend wie die Sonne". Die Vulgata übersetzt Hi 38, 37: concentum coeli quis dormire faciet,,,wer wird die Musik des Himmels zum Schweigen bringen? (Die Stelle sagt in Wirklichkeit: „,wer gießt des Himmels Krüge aus?“.) Zwei andere Stellen reden in der Tat von der Musik des Weltkörpers: 1. Ez 1, 24; dort heißt es von den Keruben (das sind die Planeten der vier Hauptstationen des Tierkreises): „Und ich hörte das Rauschen ihrer Flügel wie das Rauschen gewaltiger Wasser, wie den Donner des Allmächtigen", Ps 19, 1-5 Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes; in alle Lande geht ihre Stimme aus und ihre Werke bis ans Ende des Erdkreises.“

Im Mittelalter hat sich gegenüber gelehrter theologischer Anfeindung die Lehre von der Harmonie der Sphären in die darstellende Kunst zurückgezogen, aber im Zeitalter der Reformation ist sie von den Theologen und Astronomen neu aus

1) So ist zu verbessern; die alten Übersetzer haben qóyyos! 2) Luther sagt zu Mt 15, 34, Pythagoras rede von einer überaus lieblichen Harmonie des Himmels, gleich als ob er den Hiob gelesen hätte. Und zu 1 Mos 2, 21: Pythagoras hat gesagt, daß die gleiche und ordent

Hi 38, 4-39, 6

Hiob.

335

gestaltet worden, während die Poesie gern auf ihre älteste Gestalt zurückgegriffen hat. Dante teilt den Himmelskörpern selige Lenker zu, die die Himmelskreise regieren und deren Gesang ein Nachklang vom Sphärenlied ist. So sagt Raphael im Prolog des Faust:

Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang,
Und ihre vorgeschriebne Reise
Vollendet sie mit Donnergang.

Hi 38, 14. Das Bild des Lebens, das aus der nächtlichen Erde am Morgen hervortritt, wird mit dem Reliefbild verglichen, das der auf Ton abgerollte Siegelzylinder mit seinen Bildern hervorbringt. Ein Bild, für das uns erst die Kenntnis der mannigfaltigen babylonischen Siegelzylinder Verständnis gibt.

Hi 38, 17 (Pforten der Hölle) s. zu Jes 38, 10.

Hi 38, 31ff. Kîma sind kaum die Plejaden. Etwa der Stern Arcturus, der beim großen Bären (als Bärenführer) steht?' Kesil = Orion.2 Sept. 2oɛior, bei Hi 9, 9 aber Eолεos. „Lösest du die Stränge des Kesil?" Der Orion ist als an den Himmel gebundener Riese gedacht, s. zu 1 Mos 10, 9. Sicher handelt es sich um Gestirne oder Sternbilder, an die sich bekannte Mythen knüpfen. Mazzarôt ist wohl wie bra 2 Kg 23, 5 als babylonisch manzaltu ,,Standort" (der Sterne am Himmel) zu erklären. Nach 2 Kg 23, 5 handelt es sich um Bilder, die dem heidnischen Kultus dienen. — 'Êš (mitsamt ihren Söhnen).

lies, das freilich nur arabisch bezeugt ist. Es sind die Tierkreisbilder ursprünglich Chaosungeheuer, vgl. S. 53, Anm. 3 und Gunkel, Schöpfung und Chaos 140. Die Bahre? (der große Bär, bekanntlich auch als Bahre vorgestellt): „Und tröstest du die Totenbahre samt ihren Kindern", vgl. Stucken, Astralmythen 34.,,Kennst du den mistar des Himmels?", s. S. 6, Anm. 3. Es ist das Buch der Offenbarungen Gottes im Himmel. V. 36 ist Parallelglied: ,,Oder kannst du ihn auf der Erde malen?“ Hi 38, 37 s. S. 334. Hi 39, 6 (meleḥa) s. S. 287.

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liche Bewegung der Sphären unter dem Firmament einen schönen und · lieblichen Gesang von sich gebe; weil ihn aber die Leute täglich hören, werden sie dagegen taub: gleichwie die Leute, so da nahe am Wasser Nilo wohnen, des großen Rauschens und Krachens des Wassers, weil sie es täglich hören, nicht achten.

1) Auch der Sirius (Stern in Geigers jüd. Ztschr. 1865, 258 ff.).
2) S. Stern, l. c., vgl. Hoffmann ZAW III, 107 ff.

Die Psalmen.

Zur altorientalischen Instrumentalmusik vgl. die von F. Jeremias bearbeitete Einleitung zu den Psalmen in Haupts Sacred Books. Babylonische und assyrische Musikinstrumente illustrieren die Abb. 113 und 114-116.

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Abb. 113: Altbabyl. Fragment
aus Telloh. Elfsaitige Harfe.

Ps 51, 19 s. zu Jes 1, 11.
Ps 72, 5 und 10 (Saba)
Ps 72, 10 (Tarsis) s. S. 154-

s. S. 55, Anm. 6.

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Ps 44, 24.,,Wache auf, warum schläfst du, Herr?" Vgl. IV R 23, col 1, Z. 26 ff.:,,Der Herr, welcher schläft, wie lange wird er schlafen. Der große Berg, der Vater, der Gott Mul-lilla (Bel), welcher schläft, wie lange wird er schlafen? Der Hirte, der Bestimmer der Geschicke, welcher schläft, wie lange wird er schlafen." Die Umkehrung des Gedankens, der in der Form wiederum die biblischbabylonische Verwandtschaft zeigt, wäre in Babylonien nicht denkbar: ,,Hüter Israels, der nicht schläft noch schlummert." Ps 121, 4. S. Hommel, Aufs. und Abh. 229.

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s.

Ps 60 s. S. 236. Ps 69, 16 s. S. 239. 1 ff. Ps 72, 8 s. S. 102. s. S. 218, Anm. I.

zu 1 Kg 10,

Ps 72, 17
Ps. 74, 13f. s. S. 83.

Ps 89, 11 ff. s. S. 83.
Ps 104 s. S. 81 und 86.

Ps 74, 3

Ps 76, 3 (Salem) s. S. 217.

19f.

Ps 91, 13 (auf Drachen treten) s. Abb. Ps 104, 2 s. S. 69. - Ps 104, 4 s. S. 233, Anm. I. Ps 104, 7 s. S. 78, Anm. 1. Ps 104, 19 s. S. 71. Ps 104, 26 s. S. 71. - Ps 106, 37 šedim s. S. 218 und zu 5 Mos 32, 17. Ps 107, 34 s. S. 287. Ps 110 (Melchisedek) s. S. 218.

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Ps 110 (Salem) s. S. 202, Anm. 1. Ps 115, 15 s. S. 81.

s. S. 79f.

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Ps 137, 7 (Edom) s. S. 236.

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Ps 148 (Weltbild) Ps 148, 2 s. zu Jes 24, 21 ff. - Ps 148, 4 s. S. 55, Anm. 3. Sprüche Salomonis. Die personifizierte Weisheit ist in der Tehom sitzend gedacht, wie im babylonischen Mythus, s. S. 29. 80 und zu Hab 2, 14. Zu Spr 2, 16-19 hat Peiser OLZ 1900, 450f. die Vermutung aufgestellt, daß die Schilderung der weiblichen Verführerin Überarbeitung einer babylonischen

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