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Aus den Hymnen geht klar hervor, daß der Kult des Marduk von Eridu seinen Sonnencharakter betonte. Die Wirkungen des Sohnes Eas offenbaren sich in der Frühsonne und Frühjahrssonne, die täglich und jährlich aus dem Ozean hervorsteigt und neues Leben bringt. Sein Charakter als Gott, der im Planeten Jupiter seine Wirkungen zeigt, scheint hier zurückzutreten, während er in Babylon (s. S. 41), wie die Verbindung mit Nebo (Merkur) von Borsippa und Nergal (Saturn) von Kutha zeigt, ursprünglich im Vordergrunde zu stehen scheint.

Sin.

Sin oder Nannar 1,,,sumerisch" En-zu, ist der Mondgott. Von dem Wechsel der Vorherrschaft von Mond- und Sonnenkult war bereits oben S. 21 die Rede. Bei der Vorherrschaft des Mondkultus gilt als der ihm im Weltall gebührende Punkt der Nordpunkt im Tierkreis; das zeigt seine Identifizierung mit dem summus deus, dem Anu (s. oben S. 27): wie Anu ist er ,,Vater" der Götter 2; Ištar, die Tochter Anus, ist auch Tochter des Sin; in dem herrlichen Mondhymnus IV R 9 wird er einmal geradezu Anu genannt. Wenn aber der Mond und zwar als Vollmond am Nordpunkt steht, ist die Sonne in der Opposition, also am Tiefpunkt angelangt; sie trägt dann Unterweltscharakter (S. 15). Bei der Vorherrschaft des Sonnenkultus muß die umgekehrte Anschauungsweise gegolten haben: der Mond trägt Unterweltscharakter.

Eine besondere Rolle spielt der „,Vater" Sin als „,der sich selbst erzeugende“ (inbu ša ina ramanišu ibbanû), weil der Mond von selbst verschwindet und von selbst aufleuchtet. Und bei dieser Erscheinung wird wiederum der Neumond besonders. hervorgehoben, der als die wieder sichtbar werdende Sichel mit Jubel begrüßt wird und hierbei wiederum insbesondere der

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') Mit demselben Ideogramm geschrieben, wie die Stadt Ur (liegt ein Spiel mit urru,,Licht“ vor?) Nannar ist,,der Erleuchter", s. Zimmern KAT 362; in dem bei King, Seven Tablets veröffentlichten Ištar-Hymnus heißt Ištar: nannarat šamê u irșitim,,die Erleuchterin Himmels und der Erde".

2) Die Benennung des Sin als bûru „Stier" bezieht sich auf die Hörner des Stieres, die an die gehörnte Mondsichel erinnern; K 100 Obv 7 heißt Sin,,Träger gewaltiger Hörner", s. auch unten S. 33. Im Mithras-Kult erscheint Luna auf einer von weißen Stieren gezogenen Biga. Cumont, Die Mysterien des Mithra 89 erklärt die Stiere irrtümlich aus der Bedeutung des Mondes für das Wachstum.

Der Kult des Mondgottes.

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Frühjahrs-Neumond. Denn mit ihr tritt der im Tode gewesene Mond wieder in die Erscheinung. Als Neumond tritt

er deshalb in beson

dere Beziehung zu Ištar (s. Abb. 11); zunehmender Mond und Venus bilden ja zusammen eine der prächtigsten Himmelserscheinungen und gelten z. B. im türkischen Orient noch heute als heiliges Zeichen.

Auf der V. Tafel des Epos Enuma eliš heißt es Z. 12 ff. (Forts. zu der S. 15 f. gegebenen Analyse, S. KT 122 f.):

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Den Mond ließ er aufleuchten, damit er die Nacht verwalte, er bestimmte ihn als einen Nachtkörper, um die Tage zu kennzeichnen: ,,monatsweise, unaufhörlich, aus der (dunflen) Mondscheibe (Tarnkappe) geh heraus (Neumond), um am Beginn des Monats wieder aufzuleuchten über das Land (pilal!), strahle mit den Hörnern, zu bestimmen sechs Tage (am siebenten Tage ist Halbmond; da sind die Hörner verschwunden); am siebenten Tage sei die Mondscheibe halb, am 14. sollst du erreichen (?) die Hälfte [allmonatlich (Vollmond, die Hälfte des monatlichen Laufes). Wenn Šamaš (die Sonne) am Grunde des Himmels dich . . . . ., . . . . . leuchte (?) hinter ihm (?). (Vom Vollmond an steht die Sonne unter dem Horizonte, wenn der Mond aufgeht, beleuchtet also seine rückwärtige Seite). [Am 21.] nähere dich dem Wege der Sonne, [am 27. bez. 28.] sollst du mit Šamaš zusammentreffen, mit ihm gleichstehen (mit der Sonne zusammentreffen, in ihr verschwinden). 5

Seine Kultorte sind in Südbabylonien Ur, in Mesopotamien Harran, wo er als Bel-Harran, aber auch unter dem Namen Sin verehrt wird (VR 64 redet Nabonid von dem Tempel des Sin in Haran)." (Abb. 12.)

1) Das arabische Hilal; wahrscheinlich liegt hier, wie zuerst de Lagarde vermutet hat, der formale Ursprung des Hallelu-(jah).

2) Var. seinen Stern! Es wird Ninib-Mars zu ergänzen sein!

3) Lies umuš (Imp. von namâšu).

) Nicht,,im Lande"; e-[li], s. King 193.

5) Leider ist das Folgende verstümmelt.

6) S. auch Hommel, Grundriß der Geographie und Geschichte des AO, S. 87. Wieweit sich die in den bisher bekannten südarabischen Götternamen, auf deren ausschließlichen Mondcharakter Hommel die weit

Jeremias, A. Test.

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Von dem Charakter der Zwillinge" Sin und Nergal war bereits oben S. 20 die Rede. Nergal ist dabei gleich der Sonne. Wenn V R 46 Lugalgira und Šitlamtaëa als Zwillinge genannt sind, so ergibt sich auf Grund der oben S. 15 f. gegebenen Ausführungen folgende Gleichung: Mond und Sonne

Zwillinge

=

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Feuergott gehört an den (heißen) Nordpunkt der
Ninib (in diesem System

Ekliptik, also Lugalgira

=

Mondplanet) und dann Šitlamtaëa = Nergal (in

diesem System Sonnenplanet).

Die Vorstellung von den Zwillingen kann aber auch der Mond allein vertreten und zwar in den beiden Mondsicheln (er heißt deshalb vielleicht wiederholt ellammê,,Zwillinge") 2; und in diesem Zusammenhange kann Lugalgira auch die zunehmende und Šitlamtaëa die abnehmende Mondsichel vertreten.

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Abb. 12: Anbetende werden vor den Mondgott geführt.
Altbabylonischer Siegelzylinder aus Menaut, Glyptique I, pl. IV, 2.

gehendsten Schlüsse aufbaut, wirklich als Mond darstellen, ist m. E. vorläufig nicht überall zu entscheiden. Die Hadramauter kennen den Sin, die Sabäer verstehen unter Haubas (Haubas und seine Heere) gewiß den Mond. Was der 'Amm der Katabanen ist, scheint mir trotz der Namen wie 'Amm-nêr nicht sicher, und der Wadd der Minäer könnte ebensogut Marduk sein als Sin. Man muß bei den ,,kanaanäischen" Gottheiten immer bedenken, daß Sonne, Mond und Ištar dieselben Erscheinungen (Zwiespältigkeit des Naturlebens, s. oben S. 23) zeigen.

1) Diese grundlegende Gleichung hat Zimmern KAT 413 im Anschluß an Jensen nicht erkannt; eine ganze Reihe seiner Bemängelungen des ,,Systems" beruhen darauf.

2) S. Zimmern KAT3 S. 363 f., vgl. 413, von dessen Auffassung ich dabei freilich in wesentlichen Punkten abweiche.

Die Zwillinge. Der Kult des Sonnengottes.

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Als Orakelgott ist Sin bêl purussê,,,Herr der Entscheidung". Der Priester liest in Asurbanipals Annalen nachts auf der (Vollmond) scheibe, was Nebo darauf geschrieben hat.

Šamaš.

Šamaš,,,sumerisch" Utu, ist die Sonnengottheit, die Licht und Wahrheit offenbart. Auf der Stele Hammurabis (27, 14) heißt er,,der große Richter von Himmel und Erde, welcher aufrecht erhält alle Lebewesen, der Herr des Lebensmutes". VR 50 schildert ein Hymnus, wie Šamaš am Morgen aus dem großen Berge des Ostens heraustritt (vgl. Abb. 13), alle Götter um sich

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Abb. 13: Šamaš der Sonnengott durch das östliche Himmelstor eintretend.
(Siegelzylinder Nr. 89. 110 des Brit. Mus.)

versammelt und mit seinen Strahlen alle finstern Dämonen und Gewalten, die in der Nacht ihr Wesen trieben, verjagt. Samaš bringt aber auch in andre Dunkelheiten Licht (,,die Sonne bringt es an den Tag"). Er ist neben Sin Richter und Orakelgott. Seine Fahrt über den Himmel wird als Wagenfahrt gedacht. ,,Niemand außer Šamaš hat das Meer überschritten", heißt es im GilgamešEpos. Auch das wird so zu deuten sein; denn es ist ausdrücklich von seinem Wagenlenker Bunene die Rede, der VR 65, 33" ff. auf dem Wagen fährt, auf dem der Sonnengott sitzt und dessen Rosse er anschirrt.1

Die Kultorte des Šamaš sind Larsa in Südbabylonien (Senkereh, südöstlich von Nippur, wahrscheinlich das Ellasar von 1 Mos 14) und Sippar in Nordbabylonien (Abu Habba).

1) S. zu 2 Kg 23, 1,,Entfernung der Sonnenrosse und Sonnenwagen". Im Mithras-Kult hat die Sonne den gleichen Charakter. Sie reinigt am Morgen die Welt und überschreitet im Wagen den Ozean (s. Cumont, Mysterien des Mithra S. 88. 101).

beiden Orten heißt der Tempel E-babbara,,,das weiße Haus". In Sippar wird neben ihm A-a (Ai) genannt als seine „Braut" 1, und Kettu und Mešaru als seine Kinder. 2

Neben dem reinen Sonnenkultus, von dem wir zurzeit noch nicht viel wissen, betont der babylonische Kult die von der Sonne abhängigen Begleiterscheinungen der vier (bez. zwei) Jahreszeiten (gewissermaßen vier Sonnenphasen) und sicht dann in den vier Planeten der vier Hauptpunkte des Tierkreises Sonnenerscheinungen, d. h. (für die durch Marduk als Frühlingspunkt gekennzeichnete Epoche): Marduk = Frühlingssonne und Morgensonne, Nebo Herbstsonne, Ninib = Sommersonne, Nergal Wintersonne, s. oben S. 16.

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Šamaš und Ištar sind als Kinder des Sin Geschwister und Gatten zugleich. Dort wo die Sonne weiblich ist (z. B. arabisch, vgl. hebr. Semeš teilweise als Femininum) ist Ištar (Attar) männlich, Bruder und Gatte der Sonne (s. S. 26 u. vgl. 39).

Ištar.

Ištar ist je nach ihrer Stellung im System Anus Tochter, oder Bels Tochter, oder Sins Tochter (s. S. 26).,,Sie strebt, Himmelskönigin zu werden" IVR 5 (s. zu Ester).

Sie ist die Göttin, ihr Name bezeichnet den Begriff,,Göttin" ganz im allgemeinen. Die sämtlichen weiblichen Erscheinungen des babylonischen Pantheons sind im letzten Grunde in ihr verkörpert. Als solche ist sie die Muttergöttin; darum wird. sie in den Hymnen überschwenglich als ,,Helferin" angerufen; vgl. den von Zimmern in ,,Keilinschriften und Bibel" S. 35 ff. nach dem Vorgang von King übersetzten Ištar-Hymnus. Nach der Sintflut sitzen die Götter mit ihr auf dem ašru (Tierkreis?)3 und weinen über ihre Menschen", die wie Fischbrut das Meer füllen. Und in der von Bezold ZA IX, 121 (= Cun. Texts IX, 121) veröffentlichten Beschreibung der Göttertypen heißt es von ihr: ,,Ihre Brust ist offen, auf ihrer Linken trägt sie ein Kind, das an ihrer Brust sich nährt, während sie mit ihrer Rechten

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1) Hommel, zuletzt Grundriß S. 96 erklärt A-a als Mond („weiblich“ im Gegensatz zu einem „,chaldäischen“ bez. westsemitischen männlichen Mondgott Ai) und zieht daraus die weitgehendsten Schlüsse. Ich kann mich auch nach reiflichster Erwägung nicht von der Richtigkeit überzeugen. Selbst wenn es bei Sargon (BA II, 37) heißt,,Seit den Zeiten des Šamaš und der Ai“, und K 669, 11,,So lange Šamaš und Ai existieren“, so ist das nicht zwingend für die Deutung als Mond.

2) S. unten S. 40, Anm. 2 u. S. 64 Anm. 2.

3) S. Kap. IX zu Sintfl. Z. 126.

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