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wurden und die bei Sargon und Sanherib nirgallu heißen (erste Silbe allerdings unsicher). Aus der sog. Dibarra-Legende, in der sich der Pestgott, d. i. Nergal, in einen Löwen verwandelt, sieht man, daß der Löwe Nergals Tier ist.

Ninib.

Daß Ninib-Mars der Mondplanet ist, dem der Nordpunkt der Ekliptik, der Nibiru gehört, wurde oben S. 15 gezeigt. Da er im heißen Bereich der Ekliptik steht, so ist er nach seinem solaren Charakter der eigentliche Vertreter der Glut- und Sommersonne. Sein Reich ist das Feuerreich, durch das man hindurch muß (Fegefeuer!), wenn man in den Himmel Anus steigt. Die Erscheinung der Sternschnuppen2 mag hier der Phantasie zu Hilfe gekommen sein. Wenn die Sonne in Ninibs Bereich kommt (jetzt August, ehemals Sommersonnenwende), ist Sternschnuppenfall. K 128 heißt er ,,angezündetes Feuer, das die [. . . ] verbrennt“.

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Als kurad ilâni, ,,Held der Götter“, ist Ninib Gott des Krieges und der Jagd. Wie aber Nergal mit Ninib wechselt, so umgekehrt Ninib mit Nergal. Wenn es einmal heißt:,,Von dem Arallû sprichst du“, so kann das der Gipfel des Weltbergs und auch die Unterwelt heißen.

Bei der Sintflut (Z. 15 ff.) treten als Verderbenbringer neben Anu und Bel,,ihr Herold Ninib, ihr Führer Ennugi" auf, also die beiden Unglücks-Planetengötter; Ennugi ist hier doch wohl (gegen Jensen) Nergal trotz Šurpu IV 82.

Wie in den Religionen aller Völker, so hat auch in der babylonischen Astralreligion unter erleuchteteren Geistern ein gewissermaßen latenter Monotheismus geherrscht, d. h. es hat Vertreter der höheren Erkenntnis gegeben, die in den Erscheinungen der Gestirne und des Naturlaufs die Machtoffenbarungen einer großen göttlichen Gewalt erkannt hat.* Insbesondere wird mit der Verehrung der obersten Gottheit, des

1) Vgl. zum Beweis die Berosus-Stelle, die den Sommersonnenwendepunkt als den Punkt der Feuerflut charakterisiert, Kap. X gegen Ende. 2) II R 49 Nr. 3 und 51, Nr. 2 heißt kakkab DIR = mikit išati „Feuerfall“. Es könnte Ideogramm für Sternschnuppe sein. Es scheint aber doch, daß hier Z. 41 ff. von Kaimanu-Saturn die Rede ist und daß vorher Nergal-Mars, der rotfunkelnde Planet, gemeint ist.

3) Der Jäger ist ja in der Regel der Mond (vgl. Wotan, Diana).
4) Zu dem vielbesprochenen Marduk-Text s. S. 41.

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Vaters" und Königs" der Götter, dergleichen Spekulation verbunden gewesen sein, vor allem mit dem Kult des Anu, der zuweilen einfach ilu heißt (= hebr. el,,Gott") oder mit dem Kult des Sin, des erhabenen, barmherzigen „Vaters“. Hingegen dürfte sich der Gebrauch des Wortes ilu in den religiösen Texten auf eine bestimmte Gottheit beziehen1, und auch der Ausdruck,,unbekannter Gott“ darf nicht im Sinne eines esoterischen Monotheismus gedeutet werden. Man mag immerhin von einer Neigung der babylonischen Religion zum Monotheismus sprechen. Kirchenväter, wie Augustinus, haben das ganz unbefangen von diesem heidnischen Monotheismus getan.3 Aber man vergesse nicht, daß solcher Monotheismus an sich religiös wenig wertvoll ist. Nicht auf die Quantität des Gottesbegriffes, sondern auf die Qualität kommt es an. Unser Herz ist unWir begehren das

ruhig in uns, bis daß es ruhet in ihm." Herz der Gottheit zu schauen. Und das ist nur dann möglich, wenn Gott selbst dem tiefsten Sehnen entgegenkommt, wenn er den Menschen ,,seine Wege und sein Tun wissen läßt“. Das konnte aber einzig und allein geschehen durch die Offenbarung, die auf Persönlichkeiten gewirkt hat und in Persönlichkeiten lebendig geworden ist, bis sie in Christus ihr Ziel und ihren vollen Ausdruck fand.

1) Es steht immer daneben „,Göttin"; der heidnische Gottesbegriff ist mann-weiblich, worauf immer wieder hingewiesen werden muß, s. mein Im Kampfe um Babel und Bibel S. 18f., Anm. 2; S. 46, Anm. I.

2) Auch nicht AG 17. Die Athener hatten in der Pestzeit einen Altar dem,,unbekannten Gotte" gebaut, in der Furcht, sie möchten einen Gewaltigen übergangen und beleidigt haben. Viel hilft viel." Man vergleiche die Geschichte Jon 1, 6.

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3) Beispiele Im Kampfe um Babel und Bibel S. 18.

Kap. III: Die altorient. außerbibl. Kosmogonien. 1. Babylonisch.

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Drittes Kapitel.

Die altorientalischen außerbiblischen Kosmogonien.

I. Babylonisch.

Längst vor Entzifferung der Keilschrift hat man sich um den Nachweis bemüht, daß die biblische Schöpfungsgeschichte ,,in den Hauptzügen chaldäisch ist" (Bunsen, Bibelwerk V, 21 ff.), und zwar auf Grund der Fragmente des Berosus1, der in der zweiten Hälfte des 3. vorchristlichen Jahrhunderts Priester des Bel-, d. i. Merodach-Tempels in Babylon war. Die Keilschriftfunde haben in allen bisher kontrollierbaren Punkten die Zuverlässigkeit der Berosus-Fragmente bestätigt. Insbesondere hat sich gezeigt, daß die Erzählungen des Berosus zu dem offenbar in Babylon von Merodach-Priestern verfaßten Epos stimmen, das auf sieben Keilschrifttafeln den Kampf des Merodach mit dem Drachen Tiamat und den darauf folgenden Bau der Welt durch Marduk berichtet, und das man nach den Anfangsworten des Epos, mit denen die auf uns überkommene Abschrift der Bibliothek Asurbanipals die Tafeln benennt, als das Schöpfungsepos Enuma eliš bezeichnet. In den wissenschaftlichen Verhandlungen über die babylonischen und biblischen Urgeschichten hat man bis auf den heutigen Tag ausschließlich das Siebentafel-Epos und die griechischen Fragmente (außer Berosus noch ein Fragment des Damascius, s. unten S. 53) herangezogen, und man ist schließlich dabei mehrfach

1) Im Originaltext und Übersetzung wiedergegeben von H. Zimmern in KAT 3, S. 488 f., Winckler KT S. 100 f.

2) Der König Asurbanipal (668-626) ließ durch seine Tafelschreiber die babylonischen und assyrischen Literaturdenkmäler abschreiben und legte eine großartige Bibliothek an, die in einem der Paläste von Niniveh-Kujundschik entdeckt wurde. Tausende von Fragmenten, die aber nur einen Bruchteil der Bibliothek darstellen, wurden in das Britische Museum gebracht. Leider mußten seinerzeit die Ausgrabungen unterbrochen und die Ausgrabungsschächte zugeschüttet werden, doch sind, wie man hört, die Grabungen durch das Britische Museum gegenwärtig wieder aufgenommen worden. Die Fragmente der Bibliothek, von Bezold katalogisiert, sind im folgenden durch K (= Kujundschik) bezeichnet (Catalogue of the Cuneiform Tablets in the Koujoundik Collection, London 5 Bände).

Jeremias, A. Test.

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zu dem Resultat gekommen, daß sich nur wenige direkte Berührungspunkte zwischen 1 Mos I und dem babylonischen Gedichte finden. Ein für die Vergleichung viel wichtigerer Text, der einen wirklichen babylonischen Schöpfungsbericht enthält, ist bei der theologischen Vergleichung bisher stark vernachlässigt und in den wichtigsten Punkten mißverstanden worden.1

a) Ein babylonischer Weltschöpfungsbericht.2

2

Ein heiliges Haus, ein Götterhaus, war an reinem (d. H. für den Kultus geeignetem) Ort (ašri ellim) noch nicht geschaffen, ein Rohr nicht hervorgesprossen, ein Baum nicht geschaffen, Ziegel nicht gelegt, ein Unterbau nicht gebaut, ein Haus nicht gemacht, eine Ansiedlung nicht erbaut, eine Ansiedlung nicht gemacht, Gewimmel noch nicht vorhanden, "Nippur nicht gemacht, (E)kur nicht gebaut (d. i. Bels Heiligtum), Uruk nicht gemacht, (E-)ana nicht gebaut (d. i. Anus Heilig= tum!), der apsû („der Ozean“, Eas Sit) nicht gemacht, Eridu (Gas Heilig= tum) nicht gebaut; für heilige Häuser, für Götterhäuser war die Stätte noch nicht gemacht; 1odie Länder allesamt waren noch tâmtu (Meer, das Urchaos) 3, "das Feste der Insel war (noch) Wasserfluß (d. H. es gab noch keine Inseln): 12da wurde Eridu geschaffen, (E-)sagila erbaut (Eas Reich), 13(E-)sagila, welches inmitten des Ozeans der Gott Ungal-dul-azag bewohnt (d. i. nach dem folgenden und vorhergehenden Marduk von Eridu); 1+[Babel wurde gemacht, (E-)sagil vollendet]*, 1die Anunnaki (das muß hier eine

1) Zimmern KAT S. 498 unter b) spricht von einem,,Hymnus" auf die Weltschöpfung. Daß Winckler die Bedeutung des Textes erkannt hat, zeigt KT S. 98 f., wo er als Schöpfungsbericht der mythologischen Schöpfungs legende Enuma eliš (S. 102 ff.), die z. B. Hehn in doppeltem Irrtum die erste babylonische Schöpfungserzählung nennt, vorangestellt ist.

2) Brit. Museum 82-5-22, 1048, eine Beschwörung, die durch den Bericht eingeleitet ist. Der Text, den Pinches im Journal of the Royal Asiatic Soc. 1891, S. 393 ff. veröffentlichte und erstmalig übersetzte, ist ein sog.,,zweisprachiger"; neu veröffentlicht Cun. Texts XIII, 35 ff. Er stammt sicher aus alter Zeit, wenn wir auch nur eine neubabylonische Abschrift besitzen. Sie ist in der vorliegenden Rezension zur Verherrlichung des Marduk von Babylon überarbeitet.

3) Das Weltchaos wird geschildert: es war noch kein Himmel (Z. 1, s. S. 51), noch keine Erde vorhanden (Z. 2 ff.), alles, selbst das spätere Inselland (Z. 11), war noch Wasser. Insbesondere gab es noch keine Tempel. Zum folgenden s. S. 51.

*) Das ist eine Glosse, die der Textschreiber vielleicht schon in relativ alter Zeit eingefügt hat, um die Weltschöpfung dem Marduk von Babylon auf den Leib zu schreiben, wie im Epos Enuma eliš. Gemeint ist ursprünglich Marduk, der Sohn Eas von Eridu. Vgl. S. 30 f. Die Glosse hat bisher das Verständnis nach verschiedenen Richtungen erschwert und Verwirrung angerichtet. [Während des Druckes werde ich darauf aufmerksam gemacht, daß bereits Jastrow, Rel. of Bab. 447 die Stelle als Glosse erkannt hat.]

1. Babylonisch.

51 allgemeine Bezeichnung für die Götter als Anu-Kinder sein) werden insgesamt gemacht, "die heilige Stadt, den Wohnsitz, der ihnen wohltut, benannten (d. h. erschufen) sie hehr. 17 Marduk fügte ein Rohrgeflecht auf der Fläche des Wassers zusammen; 18 Erdmasse machte er, schüttete sie mit dem Rohrgeflecht (epiri išpuk) zusammen.1 Damit die Götter in Wohlbehagen darauf wohnen sollten, schuf er Menschen2; 21 Aruru schuf mit ihm Menschengeschlecht3, 22 Tiere des Feldes und Lebewesen im Freien schuf er, 23 den Tigris und Euphrat schuf er, machte sie auf der Erde (ašru).* 24 Ihre Namen nannte er wohl (tâbiš). 25 Gras (2) Halme der Wiese, Rohr und Schlingpflanzen machte er, 26 das Grün des Feldes machte er, 27 die Länder, Wiesen und das Schilf. 28 Die Wildkuh, ihr Junges, das Kalb, das Schaf, sein Junges, das Lamm der Hürde, 2o die Haine und die Wälder, 3° Ziegenbock und Gazellenbock (?)....ten es. 31 Der Herr Marduk füllte auf der Fläche des Meeres eine Plattform auf, 32 indem er . . . . . von Rohr und Erdmasse machte, "eine .... ließ er entstehen. [Rohr] schuf er, Holz schuf er, 35 . . . . . auf der Erde (ašru) schuf er. 36 [Ziegel strich er], einen Unterbau führte er aus, 37 [ein Haus erbaute er, eine Ansiedlung baute er], [Nippur schuf er; schuf (E-)kur, Uruk schuf er], schuf (E-)ana (der Text ist abgebrochen; die folgende Zeile hat sicher die Erschaffung des irdischen Eridu mit Esagila aufgezählt).

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Für das Verständnis des Textes ist die Erkenntnis wichtig, daß Z. 6-8 die Heiligtümer der obersten Göttertrias (Bel, Anu, Ea) genannt sind. Es ist nicht ohne weiteres richtig, wenn Winckler KT S. 98, Anm. I annimmt, daß Z. 6 ff. die kosmischen Begriffe gemeint sind. Denn was Z. 6 ff. noch nicht da ist (Nippur, Erech), wird Z. 39ff. geschaffen und hier ist offenbar irdisches Gebiet gemeint. Aber dem Erzähler schweben die kosmischen Weltteile vor, er weiß, daß die Tempel irdische Verkörperung der kosmischen Götterreiche sind. Das zeigt

Z. 8 der Name apsû für die Stätte des Ea-Heiligtums Eridu, vgl. Z. 13, wo dieser kosmische Ort ausdrücklich genannt wird: Esagila im apsû als Wohnsitz des Demiurgen. Z. I ff. ist also allgemein zu fassen: es gab noch keine Götterwohnungen und noch keine menschlichen Ansiedlungen. Am Anfang war alles ,,Meer" (Z. 10 tâmtu, vgl. tiâmat, ). In diesem Tehom wird dann zunächst die himmlische Welt geschaffen: 1. Eridu mit Esagila, das himmlische Wasserreich, Z. 12 f. 2. Das himmlische Reich des Anu, die,,heilige Stadt" und,,Wohnsitz" der ,,Anunnaki“, d. h. hier wohl der Anu-Kinder allgemein Z. 15 f. 3. Das himmlische Reich des Bel, das himmlische Erdreich, der

1) Vgl. die Schilderung Herodots vom Mauerbau in Babylon Kap. XI. Das Festland entsteht wie die Tiberinsel in der römischen Sage.

2) Also die Menschen sind der Götter wegen geschaffen; genau so im Epos Enuma eliš.

3) Zu Aruru s. S. 71.

*) Zu ašru,,himmlisches Erdreich" (hier,,irdisches Erdreich") s. S. 70 und Kap. IX zu Sintfl. 126.

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