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Die altorientalische Lehre ist astral.

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Konstellation der Planeten kann der Wille und die Tätigkeit der Götter erkannt werden. Und da sich die Umlaufszeiten der Gestirne den Menschen im Verhältnis von Zahlen darstellen, so findet man in den Zahlen die Gesetze des Weltalls, und es ist Sache der,,Wissenschaft" (= Religion), nachzuweisen, wie nach dem System der Zahlen alle Verhältnisse bis ins kleinste geordnet sind. Diodor II., 31: „Auf die Geburt der Menschen sind die Planeten von größtem Einfluß im guten und im bösen Sinne. Aus deren Beschaffenheit und Aussehen erkennen sie hauptsächlich, was dem Menschen widerfahren muß. Sie (die Chaldäer) sollen vielen Königen Voraussagungen gemachthaben, so Alexander, als er Darius besiegte, und nach ihm Antigonos und Seleukos Nikator. In allem aber scheinen sie das Richtige getroffen zu haben."1

,,Die Sterne lügen nicht" (Seni bei Schiller). Ps 19, dessen erster Teil jedenfalls den Anfang eines Liedes darstellt, das Sonne, Mond und Planeten verherrlichte (für den Mond ist dann der Hymnus auf „das Gesetz“ angefügt, s. Duhm z. St.), spricht einen tief religiösen Gedanken in der Form dieser altorientalischen Weltvorstellung aus: die Himmel erzählen die Ehre Gottes und (zwar) der raķïa (d. i. der Tierkreis als Buch der Offenbarung, s. Kap. IV) verkündigt seiner Hände Werk. In den folgenden Versen verbirgt sich die altorientalische Vorstellung vom Tönen der Planeten, von der Harmonie der Sphären, s. zu Hi 38, 7.

1) Noch heute werden in Persien und in der Türkei, in Indien und China die Astrologen bei wichtigen Ereignissen befragt. Ptolemäus verrät uns in seinem Werke,,Über den Einfluß und Charakter der Gestirne" III, 3 näher das Geheimnis: „Was sich aus der Natur der Dinge begreifen läßt, kommt aus der Beobachtung der Konfiguration der verwandten Örter. Zuerst beobachte man den Ort des Zodiakus, der dem vorgelegten Gegenstand verwandt oder angehörig ist. Dann betrachte man die Gestirne, welche an seiner Stelle eine Macht oder Herrschaft besitzen. Ferner achte man auf das Wesen jener Gestirne, auf ihre Stellung gegen den Horizont und den Tierkreis. Endlich schließe man auf die Zeit im allgemeinen aus ihrer Morgenund Abendstellung gegen die Sonne und gegen den Horizont." Im Mittelalter haben Kaiser und Papst den Astrologen befragt. Am Hofe Rudolf II. lebte Tycho de Brahe, der in seinem Calendarium naturale magicum die Sterndeuterei wissenschaftlich verteidigte. Der Philosoph Baco nennt die Astrologie die vornehmste der Wissenschaften. Philipp Melanchthon schrieb 1545 ein empfehlendes Vorwort zu der Schrift des Astrologen Schoner über das dem Kaiser Maximilian gestellte Heroskop. Keppler bekämpft abergläubischen Mißbrauch, aber die Lehre von der Einheit der Sterne mit dem Erd- und Menschengeist steht ihm fest. Im 19. Jahrhundert hat der Astronom Pfaff in Erlangen den Zusammenhang der Gestirne,,mit dem Leben der Erde und dem Tun und Leiden ihrer Geschöpfe" verteidigt und der Leipziger Philosoph und Physiker Fechner hat in seiner Psychophysik die alte Anschauung in neuer Form gelehrt.

Aber das Wirken der Gottheit zeigt sich des weiteren auch im gesamten Weltall, sowie in den einzelnen Bestandteilen, Erscheinungen und Erzeugnissen der Natur, also in den Jahreserscheinungen (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) und den dadurch bedingten Naturerscheinungen: Samen und Ernte, Frost und Hitze, Tag und Nacht, Pflanzen- und Tierwelt usw. Dabei zeigen sich in den einzelnen Teilen die gleichen Grundsätze der göttlichen Ordnung. Prägnant kann man die Erscheinung in den Satz zusammenfassen: das Himmelsbild ist gleich dem Weltenbild; denn alles, was auf der Erde sich zeigt und geschieht, geschieht auch am Himmel, wie es ja im Umlauf der Gestirne als Wille und Wirksamkeit der Götter vorgezeichnet ist.1

Die Welt teilt sich in ein himmlisches und in ein irdisches All. Die himmlische Welt und die irdische Welt (die im Mangel eines besonderen Ausdruckes ki d. i. Erde genannt wird) sind in je drei Regionen geteilt: Luft, Erde, Wasser2:

1. Das himmlische All:

Nordhimmel

Tierkreis, das himmlische Erdreich, šupuk šamê
Südhimmel, Himmelsozean

2. das irdische All:

Lufthimmel

Erde

Ozean, der die Erde umgibt und auf den man stößt, wenn man in die Erde bohrt 3

Jensen bestreitet noch immer gegen H. Winckler, daß der šupuk (wörtlich,,Aufschüttung“) šamê der Tierkreis ist, und H. Zimmern schließt sich dem Zweifel an. Das erscheint unbegreiflich angesichts der Tatsache, daß wir hier geradezu eine inschriftliche Definition haben. Es heißt IV R 5, Bel habe Šamaš, Sin, Ištar eingesetzt, den šupuk šamê zu regieren. Und Sm 954, Rev. 1 f. heißt es: „Ištar, die am šupuk šamê aufleuchtet". Was regieren Sonne, Mond, Venus? Den Tierkreis, er stellt die Bahn dar,

1) Vgl. H. Winckler, AO III, 3,4 2. Wer tiefer in die Geheimnisse eindringen will, der studiere H. Wincklers Aufsatz ,, AstronomischMythologisches" F. III, 185 ff.; über das Nachwirken dieser Anschauung im Koran, Sure 45, 1-4, MVAG 1901, 360.

2) Vgl. Ex. 20, 4:,,im Himmel, auf Erden, im Wasser unter der Erde". Bilderverbot mit Bezug auf die heidnisch-orientalische Vorstellung, wobei die beiden All ineinander übergehen, s. Kap. IV, „Das biblische Weltbild“. 3) Wie das irdische All im himmlischen hängend gedacht ist, bleibt mir noch unklar.

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Abb. 3.

Tierkreisbilder aus III R 45 aus dem Jahre 1117 v. Chr. (10. Jahr des Marduk - nadin - achi).

über der sie mit den andern Planeten wandeln. Und wo leuchtet die Venus auf? Am Tierkreis.

Diese drei Reiche sind oben und unten die besonderen Offenbarungsstätten des

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Anu ist der šarru oder abu ilâni, der „,Götterkönig“ oder ,,Göttervater". Er bewohnt den,,obersten Himmel", in den man gelangt, wenn man die 7 Stufen (Sphären) des Tierkreises (s. S. 11) hinaufgestiegen ist. Bel ist der bel matâti, „Herr der Länder“ sowohl als Herr des Tierkreises (himmlisches Erdreich) wie als Herr des irdischen Erdreiches. Eine andere wichtige Spekulation teilt den Tierkreis in drei Zonen: Reich Anus (der nördliche Teil), Reich Bels, Reich Eas (die Wasserregion).

Man vergleiche hierzu den Schluß der IV. Tafel des Epos Enuma eliš: „Anu, Bel und Ea ließ er ihre Wohnstätten einnehmen"; ferner die Rolle, die Anu, Bel, Ea in den Anfängen der Götteraufzählungen spielen, z. B. im Beginn des Kodex Hammurabi.

Neben dieser Trias steht eine entsprechende zweite:

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Sin, der Mond, ist wie Anu Göttervater; Šamaš regiert wie Bel den Tierkreis und ist das Gestirn,,,nach dem die Menschenwelt blickt". Ištar, der Morgen- und Abendstern (später ersetzt durch Adad-Ramman, s. S. 40), zeigt ihre Entsprechung mit Ea darin, daß nach der volkstümlichen Anschauung die Unterwelt mit dem apsû, dem Ozean, zusammenfällt.1

Die Unterwelt ist keine Weltabteilung im systematischen Weltbild der Babylonier, sondern ein „Ort“; Nergal, der Unterweltsgott, gehört deshalb nicht zu den großen Göttern, die die Weltteile repräsentieren. Aber das Volk kennt auch eine natürliche Teilung: Himmel, Erde, Unterwelt (ebenso wie beim biblischen Weltbild, s. Kap. IV). So im AdadHymnus IV R 28, Nr. 2:

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steigen die Götter des Himmels zum Himmel hinauf,

gehn die Götter der Unterwelt in die Unterwelt hinein.

Sin, Šamaš, Ištar sind die Hauptregenten des Tierkreises; sie heißen deshalb IV R 5 die „Kinder Bels“. Zu ihnen treten die vier übrigen, dem Altertum bekannten Planeten Jupiter, Mars, Merkur, Saturn: Marduk, Ninib, Nebo, Nergal sind die Götter, die in ihnen ihre besonderen Offenbarungsstätten haben.

1) Wenn man zum Ozean hinausfährt, kommt man schließlich hinunter in die Unterwelt.

Der Tierkreis. Die Planeten.

II

Da nun die sieben Planeten (Sonne, Mond, Venus und die vier)1 in verschiedenen Entfernungen und Umlaufszeiten über den

Abb. 5: Die babylonischen Planeten - Götter auf den Felsen von Maltaja.

šupuk šamê, den Tierkreis,

wandeln, so erscheint dieser Tierkreis wie eine Auftürmung von sieben übereinander liegenden, sich verjüngenden Stufenkreisen 3, wie eine kreisförmige Treppe, ein riesiger Stufenturm. Diese sieben Stufenkreise sind die sieben UB = tubukâti, denen dann die sieben Parallelzonen auf dem als Berg vorgestellten irdi

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1) S. Abb. 5.

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Abb. 6: Babyl. Weltkarte. Brit. Mus. 82-7-14,509.

2) Während des Druckes kommt mir die Tierkreis- Studie,,Der Drache zu Babel" von Rich. Redlich im Globus 1903, Nr. 23 f. zu Gesicht, der das hohe Alter einer exakten Himmelskunde in Babylon verteidigt, aber den Nachweis zu führen sucht, daß man den Weg der Sonne, des Mondes und der Wandelsterne ursprünglich nicht auf die Ekliptik bezog, sondern daß man alle diese Bewegungen in der Himmelsmitte an dem größten Kreise der täglichen Himmelsdrehung maß, daß also auch die vermeintlichen Tierkreisbilder auf den sog. Grenzsteinen (s. Abb. 1-4) sich auf den Himmels-Äquator beziehen.

3) So erledigen sich die von Delitzsch, Handwörterbuch unter šubuk aufgeworfenen Fragen.

*) Die Ausführungen von Zimmern KAT3 615 sind hiernach zu modifizieren. Winckler, Gesch. Israels II, S. 108, Anm. 6 ist auf der richtigen Fährte. Die tubukâti entsprechen den sieben tabakât des Korans, wie schon Jensen, Kosmologie S. 175, Anm. 3, dessen Ausführungen aber in anderen Punkten Verwirrung angerichtet haben, erkannte, obwohl er die Vorstellung des Bildes nicht hatte.

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