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kraft: Moses habe seinen Landsleuten beim Pharao in Ägypten einen Ruhetag ausgemacht. Und welchen Tag würdest du hierzu am geeignetsten halten?", fragte der König. „Den dem Planeten Saturn geweihten siebenten; Arbeiten, an diesem Tage verrichtet, pflegen ohnehin nicht zu gedeihen"!

Fünftes Kapitel.

Das Paradies.

1 Mos 2, 8:,,Und es pflanzte Gott einen Garten in Eden im Osten und setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte."

Eden ist ursprünglich das Land, in dem der Garten lag. Erst später (z. B. Ez 28, 13) wurde Eden selbst als der Gottesgarten gedeutet und in dem Namen durch Volksetymologie das Wort 'êden,,Wonne" gehört. An unsrer Stelle kann der Sinn zugrunde liegen: In der Steppe wurde ein Gottesgarten angepflanzt. Dann ist zu beachten, daß êdinu in einem der sog. Syllabare der Keilschriftliteratur (S) als Synonym von şêru ,,Wüste" erscheint. Auch einen geographischen Begriff,,Eden" scheint die Keilschriftliteratur in dem Namen Gu-edin-na zu bezeugen. Wenn sich Hommels weittragende Hypothese, daß Gu-edin-na der alte Name für Chaldäer sei, nicht halten läßt, bleibt doch der Hinweis für die Frage, wo der biblische Erzähler sich das Paradies denkt, wichtig. Er sagt ausdrücklich, daß es ,,im Osten" liegt. Der Name des Euphrat weist bestimmt nach ,,Sinear". II R 53, 4 wird Gu-edin-na zwischen Nippur und Erech genannt. IV R 21*, No. 2, Rev. 19 ist die westländische Göttin Gu-bar-ra (= Ašrat) die Herrin von Gu-edin-na (II R 59, Rev. 43 Nin-gu-edin-na die Gemahlin des Martu). In den Listen der Könige von Ur begegnet ein Fluß nâr-edin-na und in den Inschriften von Telloh ein Fluß kiš-edin-na (das gesamte Material bei Hommel, Grundriß).

Das dem hebräischen Worte Gan „Garten“ entsprechende babylonische Wort kommt im Plural gannâti in der Unterschrift einer „Gartentafel“ vor, die 62 Gartengewächse (und 6 Gerätnamen) aufzählt und die Unterschrift trägt: Gärten des (babylonischen) Königs Merodach - baladan, Delitzsch, Handwörterbuch S. 202.

S.

Der biblische Garten ist als Wohnsitz Jahves gedacht, wie 3, 8 zeigt:,,Jahve wandelte in der Abendkühle im Garten."

I Mos 2,

8

Das Paradies.

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Babylonische Vorstellungen von einem Paradies, in dem die Gottheit wohnt und in dem Menschen wohnen, die in näherem Umgang mit der Gottheit stehen, werden uns mehrfach weiter unten begegnen, wo von den Lebensbäumen und vom Lebenskraut die Rede ist.

Als Paradies erscheint der Kultort Eridu in Südbabylonien, der westlich vom Euphrat lag, südlich von Ur, dort, wo einst „die Mündung der Ströme“ war (s. oben S. 29), s. Karte zu 1 Mos 10. wobei freilich einigemal schwer zu entscheiden ist, ob der Kultort,,an der Mündung der Ströme", also am irdischen Euphrat, oder das kosmische Heiligtum gemeint ist. ,,An der Mündung der beiden Ströme" (also in Eridu) wird auf Befehl Eas das Wasser bei Beschwörungen geholt. Dort wird Adapa geschaffen, der ,,Sproß der Menschheit" (s. oben S. 72 f. und vgl. zu der ganzen Materie mein,,Hölle und Paradies bei den Babyloniern" 2, S. 38 ff.); dort waltet er als göttlicher Bäcker und Mundschenk und als Fischer für Eridu. Von dort steigt er zum Himmel des Anu empor, wo er Lebenstrank und Lebensspeise bekommen soll. In (dem kosmischen?) Eridu ist wohl auch der Göttergarten, der den Edelsteine tragenden Wunderbaum birgt, (S. 98 f.) zu suchen. Dort wohnt auch der Fährmann, namens Arad-Ea (,,Knecht des Ea“), der über die Gewässer des Todes zum Aufenthaltsort des babylonischen Noah fahren kann, der ,,an der Mündung der Ströme" wohnt.

Als eine Art Paradies in mythischer Zeit scheint auch Babylon gegolten zu haben. Sein alter Name TIN.TER (ki), d. h. ,,Wohnung des Lebens", deutet darauf hin, wie auch die volksetymologische Deutung des Namens als Bab-ilu „Pforte Gottes". Der heilige Zedernberg und Zedernwald mit dem Wohnsitz der Götter, dem Allerheiligsten der Irnini", wo der elamitische Heros Humbaba auf,,wohlgepflegten Pfaden erhabenen Trittes wandelt", ist vielleicht nach der Meinung des Epos an der Stelle des alten Babylon zu suchen, das einst unter elamitischer Herrschaft stand."

Von diesen Paradies - Vorstellungen zu trennen ist der Mythus von der „,Insel der Seligen“, zu der Gilgameš reist, und

1) Bei Eridu flossen einst die Ströme Euphrat und Tigris getrennt ins Meer. Es handelt sich bei den kultischen Befehlen um einen erreichbaren Ort.

2) S. mein Izdubar - Nimrod S. 23. Noch Alexander der Große soll nach Arrian und Strabo Zypressen in den Götterhainen Babylons zum Schiffsbau geschlagen haben.

auf der sein Ahn Ut-napištim mit seinem Weibe wohnt, der nach der Sintflut,,in die Versammlung der Götter hineingetreten ist“ und nun ,,in der Ferne an der Mündung der Ströme“ wohnt. Jedenfalls ist der Ort gleich dem Elysium der Griechen als eine Insel zu denken. Hier ist der,,Waschort", an dem der aussätzige (?) Held ,,rein wie Schnee" wird, nachdem ihm die beiden Bewohner durch magische Akte,,Leben“ verschafft haben. Hier ist die Pflanze, die den Greis wieder jung macht, zu finden (s. unten S. 98).1 Von weiteren Bewohnern hören wir nichts. Aber man wird annehmen dürfen, daß der Babylonier sich dieses Elysium auch anderweit bevölkert denkt. Von Enmeduranki (= Henoch Ut-napištim?) heißt es ebenso, er sei,,in die Gemeinschaft der Götter" berufen worden.

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Eine überraschende Parallele bieten die pseudepigraphischen HenochSagen. Henoch kommt wie Gilgameš über das erythräische Meer ins Paradies. Henoch 65, 2 erzählt, wie der Held bis zum Ende der Erde gegangen ist und seinem Großvater Henoch entgegenschreit: er wolle nicht mit untergehen (wie ja auch Gilgameš dem Ahnen sein Leid klagt und sich gegen den Tod sträubt). 65, 9 heißt es: Danach faßte mich mein Großvater Henoch mit seiner Hand, hob mich auf und sagte zu mir usw."

Die Bäume im Paradies.

I Mos 2, 9.

Im Garten stehen zwei besondere Bäume. Der ,,Baum des Lebens" mitten im Garten 2, 9 und der „Baum des Erkennens“ (Gutes und Böses) nach 3, 3 ebenfalls mitten im Garten. Von beiden gehen wohl nach der ursprünglichen Vorstellung übernatürliche Kräfte aus: vom Baum des Lebens sagt es 3, 22: ,,wer davon ißt, wird ewiglich leben", vom Baum des Erkennens ist es 3, 5 vorausgesetzt: „,wer davon ißt, wird wie Gott". Daß einer der beiden Bäume nachträglich eingefügt ist, möchte ich nicht annehmen.2 Auch die babylonische Urgeschichte kennt

1) Jensen KB VI hat sich um das bessere Verständnis der Erzählung bemüht. Aber ich darf wohl auch auf meine bereits im Jahre 1886 erschienene Interpretation Assyrisch - babylonische Vorstellungen vom Leben nach dem Tode" verweisen, in der ich zum ersten Male die Fortsetzung der Sintflutgeschichte erklärt habe, später 1892 verbessert in Izdubar-Nimrod. Insbesondere habe ich hier das Wunderkraut zum ersten Male erklärt. Der Erklärung Jensens kann ich grade bei diesem Passus nur teilweise folgen. Auch Zimmern KAT 577 ff. kehrt in wesentlichen Punkten zur alten, von mir vertretenen Deutung zurück.

2) Wenn harmonistische Eingriffe vorliegen, die einen Baum nachträglich eingefügt haben, so ist dies keinesfalls der originale „Baum des

I Mos 2, 9

Die Bäume im Paradies.

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die beiden Vorstellungen von der Gabe der höheren Weisheit und des ewigen Lebens nebeneinander. Bei der Erschaffung des Adapa in Eridu, dem Heiligtum Eas, das mit einem Baumheiligtum verbunden ist, heißt es:

Weisheit gab er ihm, ewiges Leben gab er ihm nicht.

(Die Pointe ist dann, daß er sich um die Gabe des ewigen Lebens, die ihm der Himmelsgott hinzugeben will, täuschen läßt, s. S. 72 f.). Als Theologumenon erscheint uns

der Zusatz:,,Gutes und Böses" und die entsprechende Erweiterung 3, 5: (daß ihr werdet wie Gott),,,erkennend Gutes und Böses". Aber grade mit diesem Zusatz verbindet sich der tiefe sittliche Gedanke, der die Geschichte Mos 3 unendlich weit über die dichtende Sage der Völker hinaushebt. Theologumenon ist ferner der Gedanke von 3, 22, der die Vertreibung damit motiviert: daß er nun. nicht etwa die Hand ausstreckt und von dem Baum des Lebens nimmt und ißt und ewiglich lebt (nämlich in seinem sündigen Zustande). Daß das zum ursprünglichen Tenor der Geschichte nicht stimmt, liegt auf der Hand. Die Menschen hätten ja unverboten von dem Baume des Lebens vorher essen können.

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Abb. 32: Sabäische Opfertafel zum Dank für glückliche Ernte.

Der Baum des Lebens" gehört zum Gemeinbesitz der Menschheit. Bei den Hebräern ist er besonders volkstümlich, vgl. Spr 3, 18; 11, 30; 13, 12; 15, 4.1 Wie vorsichtig man bei

Lebens", wie auch ich früher (bei Roscher, Lexikon der Mythologie III, 583) angenommen hatte.

1) Auf dem tönernen Räucheraltar, den Sellin in Ta'annek in der Ebene Jesreel fand, findet sich als Reliefdarstellung der Lebensbaum mit zwei Steinböcken und ein eine Schlange würgender Knabe, s. Anz. der phil. - hist. Kl. der Wiener K. Akad. der W. 1903, Nr. XVI. Wenn der Altar auch aus späterer Zeit stammen sollte (8. Jahrh.), so ist doch die Vorlage sicher alt (Sellin). Vgl. Kap. XIV. Auch eine sabäische Opfertafel von Amran (Brit. Museum) zeigt den Lebensbaum mit den Tieren, s. Abb. 32.

Annahme von Entlehnungen sein muß, zeigt grade das Beispiel des,,Lebensbaums". Wir Deutschen haben eine Koniferenart mit stilisierten Zweigen als ,,Lebensbaum" auf unsere Kirchhöfe gepflanzt, lange ehe wir etwas vom babylonischen Lebensbaum wußten.1

Für den babylonischen ,,Lebensbaum" 2 kommt folgendes Material in Betracht:

1. Der stilisierte heilige Baum auf den babylonischen Siegelzylindern und auf den assyrischen Palastreliefs, der eine Art Dattelpalme mit einer Koniferenart verquickt. S. Abb. 33 und

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Abb. 33: Assyrischer Siegelzylinder mit dem heiligen Baume. Brit. Museum.

vgl. Eb. Schrader, Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissensch. 1881, S. 413 ff. Er trägt eine ananasartige Frucht, nach der häufig die adler- oder menschenköpfigen Genien greifen. Auch der sog. „,Sündenfall"-Zylinder zeigt am Baume die Früchte (s. Abb. 36 u. vgl. Abb. 33 f. 42). Dieselbe Frucht tragen dann auf anderen Darstellungen die Genien in der einen Hand (also wohl, um sie den Menschen zu bringen), während die andere ein korbartiges Gefäß hält, auf dessen Vorderseite die gesamte Dar

1) Ed. Stucken machte mich gelegentlich darauf aufmerksam. Auch unser Christbaum ist im letzten Grunde der Lebensbaum. Ähnliches gilt vom,,Lebens wasser" (Aquavit, Eau de vie).

2) Hommel, Die altor. Denkmäler und das AT. (Nachtrag) S. 62 findet in der 6. Zeile der I. Tafel Enuma eliš in dem Worte gipara einen Dual und eine Parallele zu den 2 Bäumen. Dieser Schluß ist hinfällig nach der oben S. 52 gegebenen Deutung.

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