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Umarbeitung wurde (vgl. Plůmicke, S. 287) die Aufführung in Berlin verboten. Spåter nahm Wagner selbst eine solche Um= arbeitung vor, »um«, - so lauten seine Worte »>den in der Kindermörderin behandelten Stoff so zu modificiren, daß er auch in unseren delikaten tugendlallenden Seiten auf unserer soge= nannten gereinigten Bühne mit Ehren erscheinen dürfte«. Der Ausgang wurde in das Heitere gewendet; das Mädchen bebt zurück vor dem Kindermord. Das Stück erhielt jezt den Titel: Evchen Humbrecht oder Ihr Mütter merkt's Euch! Ein Schauspiel in fünf Aufzügen«; und in dieser Fassung wurde es im September 1778 von der Seyler'schen Gesellschaft in Frankfurt am Main aufgeführt.

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Selbständiger ist ein anderes Trauerspiel Wagner's, das noch vor der Kindesmörderin geschrieben ist, »Die Reue nach der That«, 1775. Eine rangstolze Justizråthin will nicht zugeben, daß ihr Sohn die Tochter eines Kutschers heirathet. Der Sohn wird darüber wahnsinnig. Das Mädchen vergiftet sich. Die Mutter geråth in Verzweiflung. Unter dem Titel »>Familienstolz«< wurde dies Stück auf Schröder's Bühne ein beliebtes Repertoirestück; der Kutscher Walz gehörte zu Schröder's eigenthümlichsten Rollen. Unwillkürlich denkt man auch hier wieder an Schiller's Kabale und Liebe.

Ueberall frischer Griff in das wirkliche Leben, scharf tragischer Conflict. Aber überall krassestes Natürlichkeitsstreben bis zum Cynismus, ohne den leisesten Anhauch wirklich poetischen Empfindens.

Ueberdies schrieb Wagner auf der Grundlage der Eschenburg'schen Uebersetzung eine Bearbeitung des Macbeth, und in vergröberter Sterne'scher Manier einen Roman »Leben und Tod Sebastian Sillig's«, der nicht über den ersten Band hinaus kam und jest völlig verschollen ist.

Auch kritisch suchte er in die Bewegungen der Sturm- und

Drangperiode einzugreifen. Wagner ist der Verfasser der dramaturgischen Briefe, die Seyler'sche Gesellschaft betreffend, 1777; und ebenso ist er, auf Goethe's Veranlassung, der Uebersetzer von Mercier's Neuem Versuch über die Schauspielkunst. (Mit einem Anhang aus Goethe's Brieftasche. Leipzig im Schwickert'schen Verlag, 1776.)

Wagner starb am 4. Mårz 1779. E. Schmidt erzählt in seiner trefflichen kleinen Schrift über H. L. Wagner (1875. S. 12), daß das Frankfurter Todtenbuch den 6. Mårz als den Begråbnißtag verzeichnet. Es kann nur auf einer falschen Datirung beruhen, wenn ein Brief von Goethe's Mutter an Großmann, der den Tod Wagner's als nahe bevorstehend meldet, in Schnorr's Archiv für Literaturgesch. (1873. Bd. 3. S. 114) das Datum vom 7. Mårz trågt.

Ein wunderlicher Zufall fügte es, daß um dieselbe Zeit noch ein anderer Schriftsteller lebte, welcher denselben Namen Heinrich Leopold Wagner führte. Er war Advocat in Mainz, und gab in den Jahren 1776-1781 im Frankfurter Verlag einen »>Frankfurter Musenalmanach « heraus. Von diesem Mainzer Namensbruder stammt jener Brief in Stöber's Buch über den Aktuar Salzmann vom 27. December 1783, welcher die richtige Bestimmung des Todesjahres des Goethe'schen Jugendgenossen einige Zeit zu einer Streitfrage machte.

Fünftes Kapitel.

Maler Müller.

Friedrich Müller, in der deutschen Literaturgeschichte gewöhnlich der Maler Müller genannt, ist unter den Dichtern der Sturmund Drangperiode einer der bedeutendsten.

An Poesie der Empfindung und an Kraft der Gestaltung überragt er Lenz und Klinger weit. Er war auf einen großen und åchten Dichter angelegt. Aber er kam nicht zur vollen Reife. Seine Jugenderziehung war nur sehr unzulänglich gewesen; die äußeren Umstånde hatten ihn zur Malerei geführt, seine Kräfte wurden zertheilt und zersplittert; in falscher Geniesucht glaubte er der ernsten Arbeit und Sammlung entbehren zu können; der dauernde Aufenthalt in Rom, wohin er sich frühzeitig gewendet hatte, entfremdete ihn allem lebendigen Literaturverkehr.

Ein

Johann Friedrich Müller wurde am 13. Januar 1749 zu Kreuznach geboren, als Sohn eines Båckers, der bei seinem frühen Tode seine zahlreiche Familie in Dürftigkeit zurückließ. tråumerischer Hang zur Natur und die Lust an den alten deutschen Volksbüchern machte sich früh in dem Knaben bemerkbar. Kaum der Schule entwachsen, wurde er im Jahr 1766 oder 1767 nach Zweibrücken gebracht, in den Unterricht des dortigen Hof= malers Conrad Manlich. In Zweibrücken sind seine Idyllen und seine Lieder und Balladen entstanden. Zu Anfang des Jahres 1775 ging Müller nach Mannheim. Als Maler wurde er hier besonders von den Niederländern angezogen; tiefer aber griff seine dichterische Entwicklung. Mit Dalberg, Gemmingen und dem Buchhändler Schwan stand er in nächster Verbindung, von Darmstadt aus wirkte die Anregung Merck's; und ebenso sind persôn

liche Berührungen mit Goethe, Lenz, Klinger, H. L. Wagner, Frit Jacobi und Kaufmann nachweisbar. Shakespeare und die Stimmungen und Ziele der Sturm- und Drangperiode traten in seine Seele; es erwachte der Muth und der Antrieb dramatischen Schaffens. Auch an Leffing, als dieser im Anfang des Jahres 1777 in Sachen des neu errichteten Nationaltheaters einige Wochen in Mannheim verweilte, schloß sich Müller auf's innigste. Müller erzählt in einem Briefe (Morgenblatt 1820. Nr. 48), Leffing habe mehrfach den Wunsch ausgesprochen, die lehte Epoche seines Lebens vercint mit ihm, am liebsten in Italien, beschließen zu können.

Die ersten Dichtungen, mit welchen Müller auftrat, die Idyllen, zerfallen in drei Gruppen; in biblische, mythologische, volksthümlich deutsche.

In den biblischen Idyllen sieht man noch die Schule Geßner's und Klopstock's; aber an farbiger Lebensfülle sind sie ihren Mustern weit überlegen. Besonders die Idylle »Udam's erstes Erwachen und erste felige Nächte« ergreift durch ihre schwellende Kraft und durch die Zartheit und Feierlichkeit ihres Naturgefühls, zumal die Schilderungen der Thierwelt sind mit åcht plastischem Auge gefühlt und gezeichnet.

Eigenthümlicher und in ihrer Art von hoher Vollendung sind die mythologischen Idyllen. Sie bewegen sich ausschließlich im mythischen Kreise der griechischen Satyrn, die schon der Komik der Alten den ergiebigsten Stoff boten; aber aus der alten Satyrmaske lugt zugleich überall das wohlbekannte Gesicht Fallstaff's. Der Held der ersten Idylle »Der Satyr Mopsus « ist der Polyphem Theokrits; aber in der naiven Darlegung seiner wechselnden Seelenstimmungen individueller, freilich auch Wielandisch lüsterner. Die zweite Idylle »Der Faun« ergöht durch das burleske Gemisch rein menschlicher gemüthsinniger Rührung und halb thierischer Rohheit. Und die dritte Idylle » Bacchidon und Milon«, obgleich etwas zu breit ausgeführt, ist eine der genialsten Humoresken, welche die deutsche Literatur aufzuweisen hat. Un seiner epheuumwachsenen Grotte saß der Knabe Milon Hettner, Literaturgeschichte. III. 3. 1.

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entzückt, ihm war ein treffliches Lied auf den Weingott Bacchus gelungen; das gefiel ihm selbst so wohl, daß er es, weil Niemand zugegen war, der es hören wollte, dreimal seinen Ziegen. vorsang. Eben kam der Satyr Bacchidon auf seine Höhle zu; fröhlich nöthigt ihn der Hirt herbei; doch der Satyr will nicht weilen. Der junge Hirt muß sich entschließen, einen mit frischem Most weidlich gefüllten Schlauch zu öffnen. Und nun beginnt der drolligste Kampf zwischen der unersåttlichen Trinklust des Satyrs, der in weinseliger Geschwäßigkeit immer neue Gründe zum Trinken vorbringt, und zwischen der unwiderstehlichen Singlust des lobbegierigen Hirten, der mit seinem Lied nicht zu Wort kommen kann. Nur durch angedrohte Stockschläge ist der Satyr zum Schweigen zu bewegen. Aber auch jeht noch unterbricht er den Gesang unablässig durch Schwaßen und Trinken, bis endlich der Gesang beendet ist und der Satyr mit einer parodischen Elegie auf den leeren Schlauch von dannen wankt, um am Ufer seinen Rausch auszuschlafen.

Geschichtlich am wichtigsten ist die dritte Gruppe der Idyllen, die volksthümlich deutsche. In ihr kommen am offensten die dichterischen Stimmungen und Richtungen der Sturm- und Drangperiode zum Ausdruck. Die eine dieser Idyllen »Die Schaafschur« hat sogar den ganz bestimmten Zweck, das Recht und die Nothwendigkeit der Rückkehr zu åchter Volksthümlichkeit in der Dichtung gegen die Regeln und Herkömmlichkeiten der sogenannten Gelehrtendichtung in scharfen Gegensah zu stellen. Die Dichtung soll hübsch natürlich sein; sie soll sagen, wie sich der Mensch um's Herz fühlt. Daher einerseits in diesen deutschen Idyllen, in der »Schaaffchur« und im »Nußkernen« das volle Hineingreifen in die unmittelbarste Gegenwart und Lebenswirklichkeit, das im bewußten Gegensaß zu Geßner steht und sich daher oft um so genialer dünkt, je hausbacken naturalistischer es ist. Und daher andererseits in »Ulrich von Coßheim« die bes

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