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das Leben zurückzuführen. Dieses Glück war ihm jeht in Körner unerwartet und im höchsten Maß zutheilgeworden. Auf die wunderlichste Weise hatte sich diese Freundschaft geschlossen. Im Anfang des Juni 1784 hatte Körner, damals ein junger Mann von siebenundzwanzig Jahren, im Verein mit seiner Braut und seiner Schwägerin und deren Bräutigam Huber, ohne Nennung der Namen, an Schiller Briefe und kleine Liebeszeichen gesendet, ihm dankende Bewunderung auszudrücken. Schiller war von dieser Ueberraschung auf's tiefste ergriffen. Am 7. Juni (vgl. Schiller's Beziehungen zu Eltern und Geschwistern 1859. S. 447) schreibt er an seine mütterliche Freundin Frau von Wolzogen: »Ein solches Geschenk ist mir eine größere Belohnung als der laute Zuruf der Welt; und wenn ich das nun weiter verfolge, wenn ich mir denke, daß in der Welt vielleicht mehr solche Zirkel sind, die mich unbekannt lieben, und daß vielleicht in hundert und mehr Jahren, wenn mein Staub schon lange verweht ist, man mein Andenken segnet und mir noch im Grabe Thränen und Bewunderung zollt, dann, meine Theuerste, freue ich mich meines Dichterberufes und versöhne mich mit Gott und meinem oft harten Verhångniß.« Gleichwohl hatte Schiller in unbegreiflicher Fahrlässigkeit sieben Monate nicht geantwortet; nur in seinem Herzen das füße Bewußtsein tragend: »Diese Menschen gehören Dir, diesen Menschen gehörst Du!« Nachdem im December 1784 endlich die Antwort Schiller's erfolgt war, hatte der herzlichste Briefwechsel begonnen. Schiller wußte, wohin er sich zu wenden habe, als ihm die unglückliche Liebe zu Charlotte den Entschluß aufdrångte, Mannheim zu verlassen. »Ich muß zu Ihnen«, hatte er am 10. Februar 1785 an die neuen Freunde geschrieben, muß in Ihrem Umgang, in der innigsten Verkettung mit Ihnen mein eigenes Herz wieder genießen lernen und mein ganzes Dasein wieder in lebendigeren Schwung bringen. Meine poetische Ader stockt, wie mein Herz für meine bisherigen Zirkel

vertrocknete. Bei Ihnen will ich, werde ich alles doppelt, dreifach wieder sein, was ich ehemals gewesen bin, und mehr als das Alles, o meine Besten, ich werde glücklich sein. Ich war's noch nie. Weinen Sie um mich, daß ich ein solches Geständniß thun muß. Ich war noch nicht glücklich, denn Ruhm und Bewunderung und die ganze übrige Begleitung der Schriftstellerei wågen auch nicht einen einzigen Moment auf, den Freundschaft und Liebe bereiten, das Herz darbt dabei.« Nun war der Entschluß ausgeführt. Schiller war nach Leipzig gekommen. Mit den überschwenglichsten Hoffnungen. Und doch wurden sie durch das Zusammenleben übertroffen. Ein Gefühl der Glückseligkeit erfüllte den Dichter, von dem er sich, nach seinem eigenen Ausdruck, bisher nicht einmal hatte ein Bild machen können. Eine Umwälzung bis in's tiefste Herz. Froher sah der junge Dichter in die Zukunft, liebend umfaßte er die ganze Welt. Am 3. Juli 1785 schreibt Schiller aus Gohlis an Körner: »>Mit weicher Beschåmung, die nicht niederdrückt, sondern månnlich emporrafft, sehe ich rückwärts in die Vergangenheit, die ich durch die unglücklichste Verschwendung mißbrauchte. Ich fühle die kühne Anlage meiner Kråfte, das mißlungene, vielleicht große Vorhaben der Natur mit mir. Eine Hälfte wurde durch die wahnsinnige Methode meiner Erziehung und die Mißlaune meines Schicksals, die zweite und größere aber durch mich selber zernichtet. Tief, bester Freund, habe ich das empfunden, und in der allgemeinen feurigen Gährung meiner Gefühle haben sich Kopf und Herz zu dem herkulischen Gelübde vereinigt, die Vergangenheit nachzuholen und den edlen Wettlauf zum höchsten Ziel von vorn anzufangen. mein Freund, nur unserer innigen Verkettung, unserer heiligen Freundschaft allein war es vorbehalten, uns groß und gut und glücklich zu machen. Die gütige Vorsehung, die meine leisesten Wünsche hörte, hat mich Dir in die Arme geführt, und ich hoffe, auch Dich mir«.

Der dithyrambische Ausdruck dieses tiefen schwellenden Glücksgefühls ist das hohe Lied an die Freude.

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken
Himmlische, Dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was der Mode Schwert getheilt;
Bettler werden Fürstenbrüder,
Wo Dein sanfter Flügel weilt.

Chor.

Seid umschlungen Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder überm Sternenzelt

Muß ein lieber Vater wohnen.

3.

Don Carlos. Der Geisterseher. Der Menschenfeind.

Um 11. September 1785 war Schiller seinem Freund Körner nach Dresden gefolgt. In Dresden und in der heiteren Einsamkeit des lieblichen, von Berg und Wald und Fluß umkränzten Körner'schen Landsites in Loschwih wurde Don Carlos umgearbeitet und vollendet.

In jeder Zeile das Glück und die stolze Begeisterung des neugewonnenen Lebens. Was die innerste Seele und der leitende Gedanke jener in Gohlis gedichteten Dithyrambe an die Freude gewesen war, das liebende Umfassen der ganzen Menschheit, der Ruf nach Menschlichkeit auf Königsthronen und nach Rettung von Tyrannenketten, das wurde jezt auch die innerste Seele und der leitende Gedanke seines Dramas.

Nicht mehr eine Satire gegen Pfaffenthum und Inqui sition, wie im ersten Entwurf zu Bauerbach, nicht mehr eine

Familientragödie eines fürstlichen Hauses, wie in der Mannheimer Bearbeitung, sondern das begeisterte Evangelium eines kommenden neuen Völkerfrühlings. Die früheren Motive und Ausführungen wurden nur beibehalten, insoweit sie dienten, der handlungslosen politischen Lyrik festen Halt und feste dramatische Spannung zu geben.

Mit dem veränderten Plan drångte sich auch ein anderer Held in den Vordergrund. Früher war Marquis Posa in so durchaus untergeordneter Stellung gedacht, daß in den Briefen Schiller's an Dalberg und Reinwald, in welchen er sich über die Personen seines Dramas ausspricht, derselbe gar nicht erwähnt wird; jest wächst Posa Allen und ganz besonders auch Don' Carlos selbst weit über den Kopf und wird der Hauptheld der lehten Akte.

Lediglich in Marquis Posa liegt die unsterbliche Größe und Hoheit dieser Dichtung. Marquis Posa ist die Poesie des politischen Idealismus. Sein Herz schlägt der ganzen Menschheit; seine Neigung ist die Welt mit allen kommenden Geschlechtern. Das Jahrhundert ist seinem Ideal nicht reif; er lebt ein Bürger Derer, die da kommen werden.

Dies ist die Form, in welcher wir Schiller's Don Carlos jezt lesen. Es ist der Abschluß der Schiller'schen Jugenddramen. Don Carlos verhält sich zu den Räubern, zu Fiesco, zu Kabale und Liebe, wie das Ziel zum Weg. Dort der Kampf gegen die bestehenden Zustånde und Wirklichkeiten; hier der Kampf für die Verwirklichung bestimmter Zukunftsideale. Dort wird die alte Welt zertrümmert; hier soll ein neues Gebäude des menschlichen Daseins gegründet und aufgeführt werden. Was er verneint und nicht will, hat der Dichter zuerst mit blutendem Herzen in mehreren Weisen auseinandergeseht; hier wird, was er bejaht und was er will, mit freier und begeisterter Seele in ein großes Gemålde zusammengefaßt. Dort das harte bittere Gefühl, das mit jedem aussichts

losen Kampf verbunden ist; hier sehen wir nicht blos Schiller's hohen Freiheitssinn, sondern auch seines Herzens schöne Menschlichkeit.

Schiller wollte einst einen zweiten Theil der Räuber schreiben, die Dissonanzen des ersten Theils harmonisch aufzulösen. Don Carlos ist dieser zweite Theil der Räuber. Nicht im Rückwärts zu einem wilden phantastischen Naturzustand, sondern im Vorwärts durchgeführter und voll verwirklichter Bildung, nicht in der Flucht aus der Gesellschaft, sondern in der ernsten und muthvollen Bethåtigung in derselben liegt das Ideal von Völkerglück und Welterneuerung.

An Marquis Posa vor Allem denken wir, wenn wir Schiller den Dichter der Freiheit nennen. Welcher deutsche Jüngling erlebt nicht eine Zeit, in welcher ihm Marquis Posa ein Höchstes ist?

Künstlerisch freilich ist Don Carlos eine der schwächsten Schöpfungen Schiller's. Der Dichter hat nicht vermocht, die zu verschiedenen Zeiten und aus sehr verschiedenen Absichten und Stimmungen entstandenen Bestandtheile zu fester und folgerichtiger Einheit ineinanderzuschmelzen. Daher das Zerfahrene und Verworrene in der Führung der dramatischen Handlung, namentlich in der Ableitung der Katastrophe, die nicht, wie es die Grundbedingung aller åchten Tragik ist, aus der unumgånglichen Nothwendigkeit der gegebenen Verhältnisse und Charaktere selbst entspringt, sondern nur durch die alleräußerlichsten und darum unkünstlerischsten Mittel, durch die handgreiflichsten Intriguen und Mißverständnisse herbeigeführt wird. Die gewaltsame und psychologisch völlig unmögliche Art, wie Marquis Posa mit dem Schicksal seines Freundes Carlos sein waghalsiges Spiel treibt und zuleht wie ein bankerotter Spieler selbst seinen Tod sucht, ist, soviel sich auch Schiller's Briefe über Don Carlos abmühen, sie zu erklåren und zu vertheidigen, nur das Armuthszeugniß eines Dichters, der seine Personen nicht von der Bühne

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