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wird angefleht oder ihr Fluch herab gerufen, der Eid wird auf ihren Namen geleistet. Die Art und Weise, wie die Tempel in das Verkehrsleben des alten Babyloniens verwebt sind, macht daher diese Täfelchen, deren Wert an erster Stelle darin liegt, dass sie uns einen bemerkenswerten Einblick in das tägliche Leben des Volkes ermöglichen, auch für die Aufhellung gewisser Phasen der religiösen Organisation des Landes wichtig. Ausserst bezeichnend für die Stellung, welche die Priester einnahmen, ist die Thatsache, dass sie beständig die Schreiber sind, welche die Urkunden aufnehmen.

Das antiquarische Material, welches die Ausgrabungen liefern, besteht aus den Tempeln der Götter und deren innerer Einrichtung nebst den Veranstaltungen für die verschiedenartigen religiösen Zeremonien; sodann aus den Statuen der Götter, Halbgötter und Dämonen, den Altären und Gefässen, sowie aus den aufgefundenen Särgen und Grabüberresten. Endlich aus den Abbildungen von religiösen Handlungen, wie der Verehrung einer Gottheit, dem Umhertragen der Götter in Prozessionen, dem Ausgiessen von Weihespenden, der Ausübung von Riten, der Darstellung gewisser religiöser Symbole, wie sie an den Palastmauern oder dem Grundsteine eines heiligen Gebäudes eingehauen oder auf den Siegelzylindern eingeschnitten sind, welche man schriften) sowie als Talismane verwendete.

zu Unter

Wenn schon also das Material sehr umfangreich ist, so ist es einerseits doch noch nicht erschöpft und reicht andererseits nicht aus, um alle Einzelheiten des religiösen Lebens klar zu legen. Das kann nicht überraschen, wenn man bedenkt, dass von den mehr als hundert Erdhügeln, die in der Gegend des Tigris und Euphrats Reste verschütteter Städte bedecken, bisher nur ein kleiner Bruchteil durchforscht ist, davon. kaum mehr als ein halbes Dutzend annähernd vollständig. Der Boden Mesopotamiens birgt fraglos noch grössere Schätze als er bisher schon gespendet hat. Die Verbindungsglieder zwischen der ältesten Periode gegenwärtig ca. 4500 v. Chr. und der endlichen Vernichtung des babylonischen Reiches durch Cyrus in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. sind noch längst nicht geschlossen. Für ganze Jahrhunderte tappen wir noch völlig im Dunkeln und für andere sind nur einige dürftige Thatsachen bekannt. So lange diese Lücken nicht ausgefüllt sind, muss unsere Kenntnis der Religion der Babylonier und Assyrer notwendigerweise unvollständig bleiben. Allerdings nicht so unvollständig wie ihre Geschichte; denn religiöse Bräuche sind nicht vielen Änderungen unterworfen, und der Fortschritt religiöser Ideen hält nicht mit dem beständigen Wechsel im politischen Kaleidoskop eines Landes gleichen Schritt. Doch ist es klar, dass eine erschöpfende Darstellung der Religion

1) Die beiden Parteien rollten ihre Zylinder über das Thontäfelchen hin, das für das betr. juristische oder kaufmännische Geschäft ausgestellt war.

nicht möglich ist, so lange uns, im Vergleiche mit dem Umfange des Gegenstandes, nur ein verhältnismässig spärliches Material zur Verfügung steht.

III.

Ehe wir zu einer näheren Betrachtung unseres Gegenstandes schreiten, ist es nötig, noch einiges über die Methode zu sagen, durch die das litterarische Material, welches die Ausgrabungen zu Tage gefördert haben, uns überhaupt verständlich geworden ist.

Die Schriftzeichen auf den Thontäfelchen und Zylindern, den Kalksteinplatten, Statuen, Altären oder Steinbildern bezeichnet man wegen ihres keilartigen Aussehens allgemein als Keilschrift. Es mag jedoch gleich hier bemerkt werden, dass die Zeichen in ihrer ältesten Gestalt viel mehr linien- als keilförmig sind und die mehr oder weniger deutlich ausgeführten Umrisse von Gegenständen darstellen, von denen sie hergenommen zu sein scheinen. Zu der Zeit, wo man die ersten dieser Keilinschriften in Mesopotamien entdeckte, war die damit ausgedrückte Sprache noch völlig unbekannt. Schon lange vor dem Beginn von Bottas Arbeiten hatten Reisende in Persepolis auf verschiedenen Denkmälern der dort noch vorhandenen Ruinen und Gräber Inschriften keilförmiger Art bemerkt, die erste Kunde von ihnen brachte aber erst ein berühmter italienischer Reisender, Pietro della Valle, zu Anfang des 17. Jahrhunderts nach Europa 1). Lange Zeit hat man dann gezweifelt, ob die Zeichen wirklich etwas anderes als blosse Ornamente bedeuten sollten, und erst gegen den Ausgang des 18. Jahrhunderts, als Carsten Niebuhr genauere Kopieen der persepolitanischen Schriftzeichen mitgebracht hatte 2), fingen die Gelehrten an, sich ihrer Entzifferung zu widmen. Vorzüglich durch die Bemühungen des Rostocker Professors Gerhard Tychsen3), des dänischen Gelehrten Frederick Münter) und des berühmten Silvestre de Sacy in Paris ward der Grund gelegt, der schliesslich 1802 Georg Friedrich Grotefend, Gymnasial-Lehrer in Frankfurt a. M., zur Entdeckung des Schlüssels der geheimnisvollen Schrift führte"). Vor Grotefend hatte man bereits die Beobachtung gemacht, dass die Inschriften von Persepolis durchgängig drei Schriftstile aufwiesen. Zwar waren die Zeichen aller drei Gattungen aus Keilen zusammengesetzt, aber die Kombination der Keile wie ihre Form unterschieden sich so stark von einander, dass es auch dem oberflächlichen Beobachter klar

1) Viaggi di Pietro della Valle, La Persia Tom. I, II (Roma 1658). 2) Reisebeschreibung nach Arabien etc. (Kopenhagen 1774/8), II 121 ff. 3) De cuneatis inscriptionibus Persepolitanis lucubratio (Rostochii 1798). 4) Versuch über die keilförmigen Inschriften zu Persepolis (Kopenhagen 1802). 5) Grotefends vollständige Abhandlung erschien jedoch erst im Jahre 1815 in der 3. Auflage von Heerens,,Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt" (Göttingen 1815, S. 563-603).

werden musste: hier lägen so weitgehende Abweichungen vor wie, sagen wir, zwischen englischer und deutscher Schrift. Man schloss daraus, dass die drei Stile drei Sprachen darstellten, und dieser Schluss fand eine schlagende Bestätigung, als man bei dem Eintreffen von Bottas Funden in Europa bemerkte, dass einer der drei Stile den in Khorsabad gefundenen Inschriften entsprach. Bei allen späteren Entdeckungen in Mesopotamien war dann das Gleiche der Fall. Eine der Sprachen auf den Denkmälern von Persepolis war also mutmasslich mit der des alten Mesopotamiens identisch. Grotefends Schlüssel zur Lesung jenes Keilschriftstils, der stets die erste Stelle einnahm, wenn alle drei einer unter dem andern angeordnet waren, oder doch den auffälligsten Platz inne hatte, wenn eine andere Anordnung gewählt war, fand allgemeine Zustimmung. Er bestimmte die Sprache dieses Stils, den wir der Bequemlichkeit halber mit Nummer 1 bezeichnen wollen, als altpersisch, die Sprache, welche die Herrscher sprachen, die, wie durch Überlieferung und Nachrichten bei den klassischen Schriftstellern bekannt war, die Gebäude zu Persepolis, einer der Hauptstädte des altpersischen oder achaemenidischen Reiches, erbaut hatten. Bis 1840 hatte dann die Entzifferung dieser achaemenidischen Inschriften in den Hauptsachen bedeutende Fortschritte gemacht, um 1850 war sie thatsächlich abgeschlossen: die Inschriften waren gelesen, das Alphabet endgültig festgestellt, die Grammatik bis auf einige untergeordnete Punkte bekannt). Neben den Inschriften zu Persepolis ward eine grosse dreisprachige bei Behistun, nahe der Stadt Kirmanschah in Persien gefunden, die einige 90 Eigennamen enthielt und so Sir Henry Rawlinson die Möglichkeit gab, eine endgültige Grundlage für die Entzifferung der mesopotamischen Inschriften zu schaffen. Es war nun möglich, an den mesopotamischen Stil der Keilzeichen, der, weil er den dritten Platz einnahm, als Nr. 3 bezeichnet werden mag, heranzugehen, indem man Nr. 1 zum Führer nahm, unter der durchaus berechtigten Vermutung, dass Nr. 2 und 3 Übersetzungen von Nr. 1 in zwei Sprachen darstellten, die neben dem Altpersischen von den Unterthanen der achaemenidischen Könige gesprochen wurden. Dass eines dieser Idiome die Umgangssprache Mesopotamiens gewesen sein müsse, liess sich mit Bestimmtheit erwarten, da Babylonien und Assyrien einen wesentlichen Teil des persischen Reiches bildeten.

Man begann mit Eigennamen, deren Klang notwendigerweise in beiden oder, unter den vorliegenden Verhältnissen, in allen drei Sprachen der persepolitanischen Inschriften der gleiche bezw. doch ein sehr ähnlicher sein musste. Auf diese Weise war es durch sorgfältige Vergleichungen zwischen den beiden Stilen Nr. 1 und 3 möglich, diejenigen Zeichen

1) Das abschliessende Werk über die Entzifferung der persischen Keilschrift erschien aber erst 1862: Friedrich Spiegel, Die Altpersischen Keilinschriften im Grundtexte mit Übersetzung, Grammatik u. Glossar (Leipzig 1862; 2. Aufl. 1881).

in Nr. 3 ausfindig zu machen, welche denen in Nr. 1 entsprachen, und da dasselbe Zeichen in verschiedenen Namen vorkam, so konnte man weiterhin, wenigstens versuchsweise, den in Frage kommenden Zeichen gewisse Werte beilegen. Mit Hülfe der so bestimmten Zeichen versuchte man andere Worte des Stils Nr. 3, in denen diese gleichfalls vorkamen, zu lesen, es verging aber doch noch geraume Zeit, ehe man zu befriedigenden Ergebnissen gelangte. Ein wichtiger Schritt vorwärts war es, als man dann erkannte, dass die Schrift ein Gemisch von Zeichen sei, die zugleich als Worte wie als Silben gebraucht wurden, und dass die Sprache der assyrischen Denkmäler zu der als semitisch bekannten Gruppe gehöre. Die verwandten Sprachen, besonders Hebräisch und Arabisch, halfen nun zur Bestimmung der Bedeutung der gelesenen Worte und zur Erklärung ihres morphologischen Charakters. Trotz alledem war die Aufgabe eine ganz erstaunlich langwierige, und die Hindernisse zahlreich, die überwunden werden mussten, ehe die Grundsätze der Keilschrift bestimmt und die Entzifferung auf einen festen und wissenschaftlichen Grund gestellt war. Es ist hier nicht der Ort, in eine ins einzelne führende Darlegung der Methode einzugehen, welche geistvolle Gelehrte, besonders Edward Hincks, Edwin Norris, Henry Rawlinson, Jules Oppert, deren vereinigten Kräften die Lösung der grossen in Frage kommenden Probleme zu danken ist, anwandten1). Die Gewähr für die Richtigkeit der Schlüsse, zu denen die Gelehrten gelangten, liegt in der Erwägung, dass die Entzifferung von kleinen und höchst bescheidenen Anfängen ausgegangen ist. Schritt für Schritt nur ward das Problem durch unverdrossene Arbeit, deren Wert man gar nicht hoch genug anschlagen kann, gefördert, so dass heute die Grammatik der babylonisch-assyrischen Sprache in allen wesentlichen Einzelheiten klar vor uns liegt. Die Schwierigkeiten, welche das völlige Verständnis von Textstellen noch hindern, liegen zum Teil in dem verstümmelten Zustande, in dem leider so zahlreiche Täfelchen und Urkunden aufgefunden sind, zum Teil in unserer noch unvollständigen Kenntnis des Wortschatzes der Sprache. Bei dem Eifer jedoch, mit welchem das Studium der Sprache und der Altertümer Mesopotamiens von Gelehrten in allen Ländern betrieben wird, und bei dem fortwährenden Zuflusse von Material durch Ausgrabungen und Veröffentlichungen liegt kein Grund vor, an der schliesslichen Aufhellung der Dunkelheiten zu zweifeln, die bisher noch in den Texten geblieben sind, welche ein glückliches Geschick uns erhalten hat.

IV.

Der Ursprung der iranischen Keilschrift ist zur Zeit noch nicht. endgültig ermittelt, wenn es auch wahrscheinlich ist, dass der Stil,

1) Die ausführlichste Darstellung findet man in Rogers „History of Babylonia and Assyria" (New-York 1900), S. 1-253. Sodann bei Hommel, Geschichte Babyloniens und Assyriens (Berlin 1885), Kaulen, „Assyrien und Babylonien" (5. Aufl. Freiburg i. B. 1899) und Hilprecht, Explorations in Bible Lands (Phila. 1902).

der zum Ausgange gewählt wurde, ein im nördlichen Zagrosgebiete verbreiteter war, der dann behufs Anpassung an die iranischen Laute und Lautverbindungen einer Umgestaltung unterworfen wurde. Man nimmt jetzt an, dass die Iranier gegen Ausgang des 8. Jahrhunderts die Keilschrift übernommen haben und bis zur Zeit der Achaemeniden-Könige, deren Inschriften unsere Quelle für diese iranische Keilschrift darstellen, endgültig ausbildeten. Wenn auch die Zahl der angewandten Zeichen der babylonisch-assyrischen Keilschrift gegenüber eine bedeutend geringere ist und sich auf 36 Zeichen und vier Ideogramme beschränkt, so kann doch nicht, wie man früher annahm, von einer Lautschrift die Rede sein. Wir haben es auch hier mit Silbenzeichen zu tun, aber Annäherung an eine wirkliche Lautschrift bekundet sich darin, dass dem auf einem Vokal endigenden Silbenzeichen gewöhnlich, aber nicht immer, noch ein Vokalzeichen hinzugefügt wurde, sowie in der Tendenz, bei promiscue für a i und u gebrauchten Silbenzeichen das a als das normale zu fassen, wie wir entsprechendes in der indischen Schrift wahrnehmen. Auch die Form der Zeichen ist in der iranischen Keilschrift einfacher, indem die Zahl der Keile bei jedem stets unter fünf bleibt. Ideogramme gibt es nur wenige, und ihr Ge

brauch ist beschränkt.

Die zweite Gattung in den dreisprachigen Inschriften der Achaemeniden-Könige2) enthält die Sprache der von den Iraniern in den nachmals persischen Provinzen vorgefundenen Bevölkerung der „Hallapirtip" oder „Hapirtip". Dieser Name bezeichnet die Bewohner des von den Hallap beherrschten und nach ihnen benannten Landes Elam, des Königreiches von Antschan-Schuschunka. Die Sprache ist nicht, wie man früher anzunehmen geneigt war, altaisch, gehört vielmehr, nach der Ansicht Heinrich Winklers) und Georg Hüsings1) zu den kaukasischen Sprachen, soll aber auch von drawidischen Nachbarvölkern beeinflusst

1) Das Nähere bei Weissbach und Bang, Die Altpersischen Keilinschriften (Leipzig 1893. Delitzsch und Haupt, Assyriologische Bibliotek, Bd. X). Vergl. auch F. H. Weissbach, Die altpersischen Keilinschriften im Grundriss der Iranischen Philologie, Bd. II, S. 54-74 und Bartholomae ib. I, 1 S. 159–161 und ferner Hüsings Dissertation,,Die Iranischen Eigennamen in den Achaemeniden inschriften" (Norden 1897) und desselben Artikel,,Die Iranische Keilschrift“ in der Orientalistischen Literaturzeitung 1900, Sp. 401-403.

2) Weissbach, Die Ächaemenideninschriften zweiter Art (Leipzig 1890. Delitzsch und Haupt's Assyriologische Bibliothek, Bd. IX).

3) Heinrich Winkler, Die Sprache der zweiten Columne der dreisprachigen Inschriften und das Altaische (Breslau 1896).

4) Georg Hüsing, Elamische Studien I (Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft, Jahrgang 3 [1898]) nebst zahlreichen Artikeln besonders in der Orientalistischen Literaturzeitung. Durch Hüsings Arbeiten, anknüpfend an Weissbach und Winkler, sind nicht nur die früheren Entzifferungsversuche von Edwin Norris, Memoir on the Scythian Version of the Behistun Inscription (Journal of the Royal Asiatic Society 1855, Bd. XV, S. 1–213) und Jules Oppert, Le Peuple et la Langue des Medes (Paris 1879) überholt, sondern es ist auch mit Beseitigung einiger irrtümlicher Aufstellungen Weissbachs die weitere Forschung in neue Bahnen gelenkt und das Verhältnis des alt- zum neu-Elamischen zum ersten Male ins rechte Licht gestellt worden. Auch Scheils grosse Verdienste durch die Veröffentlichung und Entzifferung der zu Susa gefundenen Elamischen Texte (Mémoires de la Délégation en Perse, Tomes III u. V (Paris 1901 bis 1904) dürfen nicht unerwähnt bleiben. Ferner haben Foy u. Bork wertvolle Beiträge zur Kenntnis des Elamischen geliefert.

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